Toleranz

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Im Geiste des jüdischen Soziologen Marcuse[1] ruft der Journalist Hans-Ulrich Jörges im Stern 34/2009 zur Sperrung von Netzseiten und zur Intoleranz gegenüber Andersdenkenden auf.

Das Wort „Toleranz“ geht wie „Duldung“ auf eine indogermanische Wurzel (lat. tolerare, ertragen) zurück, deren Grundbedeutung das Tragen einer Last ist. Toleranz ist somit die Hinnahme verschiedenster Unvollkommenheiten und kleinerer Mißstände sowie von Zuständen, Handlungen oder Überzeugungen, die außerhalb des (i. a. eigenen) Normenbereiches liegen. Toleranz wird im Deutschen im allgemeinen mit „Weitherzigkeit“ übersetzt.

Der Begriff Toleranz bezog sich ursprünglich auf die Religion und das geistige Leben und bezeichnete die Duldung von verschiedenen religiösen oder moralischen Vorstellungen.[2] Die religiöse Toleranz ist jedoch nur ein Sonderfall.

Auch die „politische Toleranz“ in der BRD ist ein Sonderfall und wird deshalb gesondert behandelt. Im Sinne des BRD-Neusprech bedeutet Toleranz jedoch nichts weiter als die völlige Selbstaufgabe und Unterwürfigkeit. Über die religiöse und politische Bedeutung hinaus hat der Begriff der Toleranz eine ganz allgemeine Bedeutung, da er die Grundlagen des biologischen und sozialen Lebens betrifft.

Biologie

Jedes Lebewesen kann nur unter bestimmten äußeren Bedingungen überleben. Der Mensch ist zum Überleben auf eine Körpertemperatur von etwa 37 Grad Celsius und ein bestimmtes Milieu angewiesen, zahlreiche Tiere und Pflanzen sind an einen engen Lebensraum gebunden, sie tolerieren keine wesentliche Abweichung. Jedes Lebewesen hat nur eine geringe Toleranz gegenüber der Änderung seiner Lebensbedingungen.

Das allgemeine Fazit lautet: Leben ist nur innerhalb eines gewissen Toleranzbereiches möglich.

Medizin

Jedes Lebewesen von der kleinsten Amöbe bis zum intelligentesten Menschen ist auf den Austausch mit der Außenwelt angewiesen. Der „Stoffwechsel“ beruht auf einer Unterscheidung (Diskriminierung) zwischen dem, was schädlich, und dem, was nützlich für einen Organismus ist. Das, was als Nahrung aufgenommen wird, muß anders behandelt werden als das, was giftig ist und was als Stoffwechselendprodukt auf natürliche Weise zur Ausscheidung bestimmt ist. Dabei gibt es einen Bereich von Substanzen, die weder giftig noch nahrhaft sind, deren Aufnahme also weder nützlich noch schädlich ist, die vom Körper „toleriert“ werden können. Insbesondere in der Pharmakologie spricht man von der Toleranz von bestimmten Organen gegenüber Arzneiwirkstoffen und Zellgiften.

Technik

In der Technik bezeichnet man als Toleranz die zulässige Abweichung von Normwerten. Für die Funktion eines technischen Gerätes ist die Abweichung von Werten innerhalb eines Toleranzbereiches zulässig. Beispiel: Ein Rad darf gering in seiner Größe abweichen, um auf eine Felge zu passen. Maßstab der Toleranz ist die Unschädlichkeit für das Funktionieren des Ganzen.

Soziobiologie

Die Soziobiologie ist eine Wissenschaft, die das Sozialverhalten von Lebewesen (Brutpflege, Bienenstaat, Vogelzug, Hackordnung, gemeinsame Abwehr von Feinden) durch seine biologischen Grundlagen zu erklären versucht.

In bezug auf den Menschen wird der Einfluß biologischer Gegebenheiten auf die soziale Organisation in Familien und Sippen und auf die Kulturäußerungen, Traditionen und Werte untersucht. Dabei zeigt sich, daß auch das menschliche Zusammenleben auf der Unterscheidung (Diskriminierung) von Verhaltensweisen beruht, die mit dem Leben entweder 1. verträglich oder mit dem Leben 2. unvereinbar sind.

Der Bereich des Verträglichen ist weit. Er umfaßt

  • A) das Unabdingbare, Notwendige,
  • B) das Förderliche, Nützliche,
  • C) das Nutzlose, Unschädliche und schließlich
  • D) das Schädliche, aber Noch-Verträgliche.

Innerhalb dieser Normenskala können also die nur verträglichen Verhaltensformen toleriert werden, während die unvereinbaren und ein Teil der schädlichen durch normative Festlegungen wie Gesetze ausgeschlossen werden.

Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Stufen ist schwierig und von der Weltanschauung abhängig.

Bürgerliche Toleranz

Für das Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft oder als Bürger in einem Staate ist es unabdingbar, daß sich die Bürger einerseits gegenseitig „in Ruhe lassen“, sich also in das Leben der anderen nicht einmischen und ihre bürgerliche Freiheit gegenseitig achten, sich aber andererseits doch „einmischen“, wenn es darum geht, daß die gemeinsame Ordnung aufrechterhalten bleibt und Bürgerruhe und bürgerliche Freiheiten nicht verletzt werden. Bürgerruhe und Bürgerpflicht stehen in einem Wechselverhältnis.

Während die Bürgerpflichten durch Gesetze geregelt werden, die das für den Staat Notwendige gebieten und das mit ihm Unvereinbare verbieten, besteht der Bereich der bürgerlichen Freiheit aus Verhaltensweisen, die als sozial gut angesehen werden („die guten Sitten“) und solchen, die als neutral oder schlecht angesehen werden, die aber nicht verboten sind. Zu diesem Toleranzbereich gehören Verhaltensweisen, die etwa der menschlichen Unvollkommenheit (Dummheit, Selbstsucht) oder Triebstruktur geschuldet sind und nicht verboten werden können.

Der Toleranzbereich entsteht aufgrund der Differenz zwischen den zwei Normensystemen des Rechts und der sittlichen Werte, die sich überlagern. Was das Recht rein rechtlich zuläßt, was aber das Wertesystem als falsch, schlecht oder minderwertig ausschließt, ist das Territorium der Toleranz.

Politische Toleranz

In einer Demokratie ist die politische Meinung des Bürgers von Bedeutung, und deshalb ist diese Meinung wie in keinen anderen System umkämpft. Soweit die Bürger an der Willensbildung im Staate teilnehmen und sich offen äußern, können auch politische Auffassungen dem Staate nützlich oder schädlich sein. Während die Gesetze gewisse Meinungen verbieten, wird auf dem Gebiet der freien Meinung zwischen solchen unterschieden, die staatskonform sind und solchen, die als mit der Grundordnung nicht vereinbar beurteilt werden.

Letztere unterliegen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) der Beobachtung durch einen Inlandsgeheimdienst und werden offiziell im Rahmen der Meinungsfreiheit als „Extremismus“ toleriert, in Wirklichkeit aber zum Teil mit harten Sanktionen belegt. Ob hier noch von Toleranz gesprochen werden kann und die rechtliche Gleichheit gewährleistet ist oder ob ein rechtlicher Sonderweg beschritten wird, ist umstritten. Vielmehr scheinen sich deutliche Widersprüche bei der Verwendung des Terminus aufzutun, wie es bei den Begrifflichkeiten „Für Toleranz – Gegen Rechts“ oder „Bunt statt Braun“ offenkundig wird. So hat „Gegen Rechts“ mit politischer Toleranz nichts gemein; „Bunt statt Braun“ ist ebenfalls widersprüchlich, weil ein „Bunt“ ohne „Braun“ insbesondere aus dem Blickwinkel der Malerei und Kunst kein richtiges „Bunt“ sein kann.

In bezug auf nationalgesinnte Deutsche ist die BRD ein repressives, politisch Andersdenkende ausgrenzendes, unterdrückendes und verfolgendes Regime. In zunehmendem Maße werden im bundesdeutschen Besatzungskonstrukt Angehörige des deutschen Volkes herabgewürdigt, geschädigt und ihrer völkischen Identität beraubt.

Toleranz als Kampfbegriff

Toleranz ist ein politischer Kampfbegriff (bzw. Schlagwort), der selektiv eingesetzt wird, um vom politischen Gegner etwas zu fordern. Gefordert wird das Tragen einer Last, ursprünglich einer physischen Last, wie sie in der Antike Eseln oder Sklaven aufgebürdet wurde, die dies eben zu „ertragen“ oder zu „erdulden“ hatten, wollten sie nicht geprügelt oder anderweitig bestraft werden.

Auch im übertragenen Sinn ist Toleranz mit Belastung verbunden, und es steht jeder Gemeinschaft eigentlich frei, die Grenzen ihrer Toleranz zu bestimmen und die Last auf sich zu nehmen.

Wenn man aber wider besseres Wissen und Gewissen toleriert, daß der eigenen Familie, der eigenen Glaubensgemeinschaft, dem eigenen Volk Lasten aufgebürdet werden, oder gar, wenn man anderen solche Lasten aufzwingt, ist das nicht Toleranz, sondern Tolerantismus.

Zitate

  • „Heute sind wir voll Entzücken, morgen beugen wir den Rücken. Heute sind wir tolerant, morgen fremd im eignen Land. Heute sind wir liberal, morgen hängen wir am Pfahl.“ — Helmut Zott
  • „Toleranz bedeutet heute die staatsbürgerliche Pflicht, den vermeintlich Intoleranten zu denunzieren, ihm mit der sozialen Vernichtung zu drohen und damit zum Schweigen zu bringen.“Thorsten Hinz
  • „... Die, welche die Neigung und Gewohnheit haben, das äußerliche Benehmen, überhaupt das Thun und Lassen der Andern im Stillen, bei sich selbst einer aufmerksamen und scharfen Kritik zu unterwerfen, arbeiten dadurch an Ihrer eigenen Besserung und Vervollkommnung: denn sie werden entweder Gerechtigkeit, oder doch Stolz und Eitelkeit genug besitzen, selbst zu vermeiden, was sie so oft strenge tadeln. Von den Toleranten gilt das Umgekehrte: nämlich hanc veniam damus petimusque vicissim[3].“ — Arthur Schopenhauer[4]
  • „Wer auf die Frage: wer ist der Jude? eine klare Antwort geben will, vergesse das Eine nie: daß der Jude, dank dem Hesekiel,[5] der Lehrmeister aller Intoleranz, alles Glaubensfanatismus, alles Mordens um der Religion willen ist, daß er an die Duldsamkeit immer nur dann appellierte, wenn er sich bedrückt fühlte, daß er sie selber jedoch niemals übte noch üben durfte, denn sein Gesetz verbot es ihm und verbietet es ihm auch heute – und morgen.“Houston Stewart Chamberlain[6]
  • „Toleranz wird den zerstörenden Mächten der großstädtischen Hefe gewährt, nicht von ihnen gefordert.“Oswald Spengler[7]
  • „Wo der Liberalismus seine äußersten Grenzen erreicht, schließt er den Mördern die Tür auf. Das ist Gesetz!“Ernst Jünger[8]

Siehe auch

Literatur

  • Siegfried Kohlhammer: Islam und Toleranz: Von angenehmen Märchen und unangenehmen Tatsachen. zu Klampen Verlag, 2011, ISBN 978-3866741454 [200 S.]
  • Werner Fuld: Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute. Galiani-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86971-043-3
  • Manfred Kleine-Hartlage:
    • Die Sprache der BRD. 145 Unwörter und ihre politische Bedeutung. Verlag Antaios, Schnellroda, 2. Aufl. 2019
    • Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems. Verlag Antaios, Schnellroda 2013, ISBN 978-3-944422-30-5
  • Otto Depenheuer / Christoph Grabenwarter (Hgg.): Der Staat in der Flüchtlingskrise. Zwischen gutem Willen und geltendem Recht, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78536-7 [270 S.]

Verweise

Englischsprachig
  • Axe of Perun: Russia’s New Generation, renegadetribune.com, 10. Juli 2016 – über das koordinierte propagandistische Vorantreiben der NWO-Agenda („Toleranzerziehung“) durch staatliche und jüdische Institutionen Rußlands (archiviert)

Fußnoten

  1. Herbert Marcuse: Repressive Tolerance (1965) in: 96-book.png HTML Herbert Marcuse / Robert Paul Wolff: A Critique of Pure Tolerance, Beacon Press, Boston 1969, S. 95-137:

    „The conclusion reached is that the realization of the objective of tolerance would call for intolerance toward prevailing policies, attitudes, opinions, and the extension of tolerance to policies, attitudes, and opinions which are outlawed or suppressed.“

  2. Vgl. hierzu: Meyers Konversationslexikon. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885–1892; oder auch: Brockhaus’ Konversationslexikon. F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896
  3. „Diese Freiheit gewähren wir uns und erbitten sie gleichfalls“Horaz, „de arte poetica“, 11
  4. A. Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit (Parega und Paralipomena I, Zweiter Teilband), S. 162 (Ausgabe Diogenes 1987, ISBN 3 257 21555 X)
  5. Nach jüdischen Erzählungen war Hesekiel (Ezechiel) ein israelitischer Künder, der 597 v. d. Z. nach Babylonien verbannt worden sein soll. Ein altes jüdisches Buch, das seinen Namen trägt (Bestandteil des Alten Testaments), enthält Wunschvorstellungen, die sich auf die Wiederherstellung Israels richteten, und Vorschriften zur Neuordnung der israelitischen Menschengruppe.
  6. Houston Stewart Chamberlain: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts. 1899. S. 428 (Randnummer 509)
  7. In: Jahre der Entscheidung, 45.-60. Tsd., C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München, Seite 86 oben
  8. Zitat aus dem Kleinen Staatslexikon (Institut für Staatspolitik)