Grolman, Karl Wilhelm Georg von
Karl Wilhelm Georg von Grolman ( 30. Juli 1777 in Berlin; 15. September 1843 in der Stadt Posen) war deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt General der Infanterie und Kommandierender General eines Armee-Korps sowie preußischer Heeresreformer. Er darf nicht mit dem Juristen Prof. Dr. Karl Ludwig Wilhelm von Grolman[1][2] (1775–1829) verwechselt werden.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bereits im Alter von 14 Jahren trat er dem Militär bei und machte als Stabskapitän den Feldzug von 1806 mit. Für seinen Anteil am Gefecht bei Soldau, in dem er eine schwere Verwundung erlitt, erhielt er den Orden Pour le Mérite. Nach der Schlacht bei Jena wurde er Adjutant des Fürsten von Hohenlohe, war dann beim Generalstab des Lestocqschen Korps angestellt und wurde nach dem Gefecht bei Heilsberg im Juni 1807 zum Major befördert.
Nach dem Schmachfrieden von Tilsit nahm er unter Scharnhorst als Mitglied der Untersuchungskommission und der Militärreorganisationskommission an den Arbeiten zur Reorganisation des Heeres teil. Man kann in diesem Zusammenhang geradezu von einem völligen Neuaufbau der Armee sprechen. Zur Milderung der vom Gegner verfügten Beschränkung der preußischen Heeresstärke auf 42.000 Mann wurde im Jahre 1807 als eine der ersten Maßnahmen zur Heeresreorganisation das sogenannte Krümpersystem eingeführt, ein bis 1813 praktiziertes System der Rekrutenausbildung, wonach die ausgebildeten Soldaten nach mehreren Monaten durch andere ersetzt wurden und schließlich mehr als 42.000 Mann für den Einsatz im Ernstfall zur Verfügung standen. Eine der bedeutendsten organisatorischen Neuerungen war die Anfang 1809 erfolgte Schaffung eines Kriegsministeriums, das grundsätzlich für alle militärischen Fragen zuständig war. 1809 trat er in österreichische Dienste ein, da die Widerstände gegen die Reform auch seitens des preußischen Königs zu groß wurden.
Nachdem das Kaisertum Österreich ebenfalls von Frankreich besiegt worden war, trat er 1810 als Major und Kommandeur eines Fremdenbataillons in spanische Dienste ein, wurde im Januar 1812 bei der Eroberung von Valencia von den Franzosen gefangengenommen und nach Frankreich gebracht. Er floh aber schon im Juni in die Schweiz, reiste von da unter fremdem Namen zu seinem Schwager in Franken und studierte dann unter dem Namen von Gerlach Geschichte an der Universität Jena. Auf die Nachricht vom Rückzug der Franzosen aus dem Russischen Kaiserreich kehrte er im Januar 1813 nach Berlin zurück und wurde wieder als Major in der Preußischen Armee angestellt. Er diente in den folgenden Feldzügen als Generalstabsoffizier in verschieden Korps und nahm an den wichtigsten Schlachten der Befreiungskriege bei Großgörschen, Bautzen und an dem Gefecht bei Haynau teil. Nach dem Waffenstillstand erhielt Grolman seine Beförderung zum Oberstleutnant und einen Posten als Generalstabsoffizier beim II. Armeekorps. In der Schlacht bei Kulm unter Friedrich von Kleist wurde er schwer verwundet, war aber bis zur Schlacht bei Leipzig wieder einsatzbereit, wo er als Oberst kämpfte. Im Jahre 1814 wurde er zum Wiener Kongreß entsandt.
- „An den Operationen von 1815 endlich hat Grolman, seit Ende Mai 1814 Generalmajor, als Generalstabsoffizier im Hauptquartier Blüchers teilgenommen, wo er ebenfalls mehr leistete als ein amanuensis, ein gefügiges Werkzeug der Feldherrneinheit Blücher-Gneisenau. Im Zusammenhang mit der Ernennung Boyens zum ersten preußischen Staats- und Kriegsminister im Juni 1814 hatte sich Grolman als Direktor des 2. Departements wieder dem Aufbau des Generalstabes zugewandt. Mit diesem ersten groß gedachten Versuch eines Neubaues war der Württemberger Freiherr von Massenbach an der geringen eigenen, überschätzten Kraft und dem Widerstand unbezwungener Wirklichkeiten gescheitert. Durch die bereits im Frieden beginnende Erziehung der Unterführer zur Selbständigkeit, die nach der vielseitigen Ausbildung in dem Gebrauch von Karten, der Auswertung von Nachrichten sowie in dem Entwerfen von Operationsplänen sogleich zur Truppe zurückzukehren hatten, hat Grolman den ‚Generalquartiermeisterstab‘ in den Generalstab verwandelt und damit das Problem der Heranbildung von Führergehilfen über die elementare Schulung des 18. Jahrhunderts auf eine höhere Ebene gehoben.“ — Deutsche Biographie
Ende März 1815 kam er als Generalquartiermeister in Blüchers Armee (hier hatte er mit von Gneisenau [Erster Generalquartiermeister bzw. Chef des Generalstabes] gemeinsam den hervorragendsten Anteil an den großen Erfolgen des Feldzuges), wo er im Sommerfeldzug von 1815 kämpfte. Nach dem Zweiten Pariser Frieden trat er wieder ins Kriegsministerium ein und reorganisierte den Generalstab, nahm aber 1819 wegen der Versuche, die Landwehr zu beschränken, zugleich mit dem Kriegsminister von Boyen seinen Abschied. Er lebte danach auf einem Gut in der Gegend von Cottbus, bis er 1825 als Generalleutnant und Kommandeur der 9. Division[3] in Glogau wieder in den aktiven Dienst trat. 1832 wurde er interimistisch und 1835 definitiv zum Kommandierenden General des in Posen stehenden V. Armee-Korps und am 30. März 1837 zum General der Infanterie ernannt.
Familie
Von Grolman war zweimal verheiratet. Seine erste Frau wurde 1804 in Berlin Sophie von Gerlach (1787–1807); sie war die Tochter des Berliner Oberbürgermeisters Carl Friedrich Leopold von Gerlach. Das Paar hatte eine Tochter:
- Louise Agnes ( 27. August 1806; 9. August 1878) ∞ 15. August 1829 Felix Heinrich Anton von Stosch ( 18. Juni 1795; 25. Juni 1871)[4]
- Seine zweite Frau wurde 1816 in Rentweinsdorf Hedwig von Rotenhan (1796–1864), die Tochter des Freiherrn Siegmund von Rotenhan und Antoinette von Lenthes. Das Paar hatte vier Söhne und fünf Töchter, darunter:[5][6]
- Antonie Maria ( 24. August 1818; 31. Dezember 1832)
- Bertha Hedwig ( 3. Februar 1820; 9. Februar 1836)
- Sophie Caroline/Karoline ( 4. Dezember 1821; 20. Juli 1901) ∞ Berlin 15. Mai 1848 Ulrich Karl Prätorius von Richthofen ( 5. September 1814; 3. November 1878)
- fünf Söhne, darunter General der Kavallerie Manfred von Richthofen
- Adelheid Mathilde ( 20. Juni 1823; 4. Juli 1823)
- Carl Heinrich Sigismund ( 23. Oktober 1824; 18. Mai 1895) Landgerichtspräsident in Neiße ∞ Bonn. 7. Mai 1847 Geraldine Luise Josephine von Steinäcker
- Adolf Wilhelm Hermann ( 20. Juni 1826; 23. September 1827)
- Wilhelm Hermann August ( 20. Juni 1829; 24. Januar 1893), preußischer General der Infanterie ∞ Berlin 12. Juli 1864 Elisabeth von Block
- Julius Heinrich Hermann ( 5. Januar 1831; 20. November 1835)
- Julie ( 5. Januar 1831; 5. Februar 1831)
Beförderungen
- 1791 Junker
- 1795 Fähnrich
- 1797 Secondelieutenant
- 1804 Premierlieutenant
- 1805 Stabscapitän
- 1807 Major
- 1813 Oberstleutnant
- 1813 Oberst
- Ende Mai 1814 Generalmajor
- Nach dem Sommerfeldzug 1815 diente von Grolman in der Topographischen Abteilung des preußischen Generalstabes. Er avancierte zum Generalmajor und Chef des Generalstabes (damals noch 2. Departement des Kriegsministeriums). Im Dezember 1819 zog er sich in den Ruhestand zurück. Erst 1821 wurde eine neuer Chef des Generalstabes ernannt: Karl von Müffling.
- 1825 Generalleutnant und Kommandeur der 9. Division
- 1837 General der Infanterie
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Wladimir-Orden, IV. Klasse (Schlacht bei Heilsberg)
- Pour le Mérite mit Eichenlaub
- Verdienstorden am 27. Februar 1807
- Eichenlaub am 8. Dezember 1813
- Sankt-Georgen-Orden, IV. Klasse (Schlacht bei Kulm)
- Roter Adler-Orden, III. Klasse (Völkerschlacht bei Leipzig)
- Eisernes Kreuz (1813) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 19. Mai 1813 (Schlacht bei Großgörschen)
- I. Klasse am 27. Juni 1813 (Gefecht bei Haynau)
- Erlaubnis zum Tragen des schwedischen Schwert-Ordens am 24. April 1814
- Roter Adler-Orden, II. Klasse am 11. Juli 1815
- Erlaubnis zum Tragen des österreichischen Militär-Maria-Theresien-Ordens am 2. August 1815
- Erlaubnis zum Tragen des russischen Sankt-Annen-Ordens, I. Klasse am 27. März 1817
- Dienstkreuz am 4. März 1826
- Roter Adler-Orden, I. Klasse mit Eichenlaub am 10. September 1828
- Kaiserlich-Königlicher Orden vom Weißen Adler, 1834
- Erlaubnis zum Tragen des russischen Alexander-Newski-Ordens am 30. September 1835
- Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler in Brillanten
- Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler am 18. Januar 1839 als Generalleutnant und Kommandierender General des V. Armee-Korps
- Brillanten zum Schwarzen Adler-Orden am 31. März 1842
Ehrungen
- Ab 1889 erhielt das 1813 gestiftete und zuletzt in Osterode/Ostpreußen stationiertes Infanterie-Regiment den Ehrennamen Infanterie-Regiment „von Grolman“ (l. Posensches) Nr. 18.
- In der Festung Posen bis 1918 gab es ein Fort, das den Namen „Grolman“ trug.
Werke
General von Grolman trug wesentlich zu zwei von Carl von Damitz veröffentlichten Werken bei:
- Geschichte des Feldzuges von 1815 in den Niederlanden und Frankreich (2 Bde., Berlin 1837-38). Band 1, Band 2
- Geschichte des Feldzuges von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich bis zur Einnahme von Paris (4 Bde., Berlin 1842-43) Band 1, Band 2, Band 3a Band 3b
Literatur
- Emil von Conrady (General der Infanterie z. D.): Leben und Wirken des Generals der Infanterie und kommandierenden Generals Carl von Grolman, Ernst Siegfried Mittler und Sohn (1894)
Verweise
- Grolman, Karl Wilhelm von, Biographie
- Grolman, Karl von, Alte Deutsche Biographie
- Grolman, Karl Wilhelm Georg, Neue Deutsche Biographie
- Er formte Preußens Generalstab (PAZ, 7. September 2013)