Kertz, Wolfram
Wolfram Kertz ( 29. Juli 1916 in Porta Westfalica; 5. Mai 2009 in Lohmar) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Reserve[1] und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg sowie Oberst der Reserve der Bundeswehr.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Militär
Wolfram Kertz trat 1937 dem Infanterie-Regiment 77 in Köln bei.
Zweiter Weltkrieg
Beim Polenfeldzug war er Feldwebel und beim Westfeldzug 1940 Leutnant. Er nahm am Unternehmen „Weserübung“ in Norwegen teil, kämpfte in Finnland und an der Ostfront. Nach einer Verwundung kam er zum Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 361 nach Wuppertal unter Hauptmann Hans Bruhn✠.
Operation Market Garden
Als der Feind nicht nur in der Normandie einfiel, sondern während der Operation Market Garden die Brücken zum Deutschen Reich erobern wollte, erhielt Bruhn am 17. September den Befehl, eine Kampfgruppe (Stab, 4 Kompanien, knapp 350 Mann) aufzustellen,[2] und nach Arnheim vorzurücken. Am Morgen des 19. Septembers 1944 erreichten sie das Einsatzgebiet und kämpften unter dem Befehl der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ (II. SS-Panzerkorps) an der Seite der SS-Kampfgruppe „Spindler“ im Norden Oosterbeeks gegen die vorrückende britische 4. Fallschirm-Brigade (4st Parachute Brigade), die schon bei der Landung von dem Polizei-Freiwilligen-Bataillon „Niederlande“ heftig angegriffen wurde. Bis Mittag hatte man den Vormarsch der Briten aufgehalten. Unterstützung erhielten die Deutschen auch von Marine-Infanterie und Flak-Artillerie aus dem Süden. Nun begannen die Verteidiger, die 1. britische Luftlande-Division einzukesseln, die sich Richtung Süden zurückzogen. Am 20. September wurde die Kampfgruppe „Bruhn“ für die Verfolgung des Feindes vorgesehen, Nachzügler wurden schnell besiegt, aber eine Verteidigungslinie der Briten am Waldesrand südwestlich von Oosterbeek an der Falkenburg-Allee (Valkenburglaan) wirkte verheerend auf die vorrückenden Deutschen mit kaum Deckung. Alleine die 5. Kompanie der Kampfgruppe verlor 15 Mann einschließlich eines Zugführers, während vier bis fünf weitere in einem Lazarett später den Soldatentod fanden. Auch der Kommandeur der Kampfgruppe, Hans Bruhn, wurde verwundet, und somit übernahm mit Wirkung vom 21. September Oberleutnant d. R. Kertz den Befehl über die Kampfgruppe. Die Verluste in den Kämpfen im Joubertweg, Oranjeweg, Utrechtseweg und Valkenburglaan nahmen zwischen dem 22. und 26. September stark ab, der Feind war auf der Flucht und Widerstand nur sporadisch, dennoch mußte die Kampfgruppe auch an diesen Tagen Feldbestattungen vornehmen.
Nachdem die Briten über den Rhein gejagt worden waren, mußte Kertz mit seinen knapp 300 Männern die Brücke in Arnheim überqueren und nach Betuwe verlegen, um unter dem Befehl der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ (und später der 9. Panzer-Division) Elst (Elst liegt genau zwischen Arnheim und Nimwegen) einzunehmen. Hierfür erhielt er zusätzlich drei Kompanien, zwei von der Kampfgruppe „Knaust“ und eine von der Luftwaffe (insgesamt 218 Mann). Der Angriff am 30. September schlug fehl, die Briten hatten sich gut eingegraben. Die Kampfgruppe wurde zurückgezogen, und eine Panzer-Division erledigte den Rest in Elst.
Endkampf
Am 1. Dezember 1944 wurde Hauptmann (später Major) Kertz Kommandeur des I. Bataillons/Feld-Wach-Regimentes „Großdeutschland“. Ab Februar 1945 stand der Endkampf bevor und ab April 1945 der Kampf um Berlin, der Infanterie-Division des Generalmajors Voigtsberger unterstellt. Zuletzt befand sich Kertz im Tiergarten am großen Zoobunker „Gustav“, wo er mit seinen Männern Tausende Zivilisten verteidigte, die in dem Bunker unter dem Flakturm Schutz suchten. In diesem Turm war auch der Stab der 1. Flakdivision unter zuletzt Generalmajor Otto Sydow✠ und der Flakscheinwerfergruppe Berlin unter Oberst Paul Hasenfuß untergebracht. Hans-Ulrich Rudels Bein wurde hier im Februar 1945 amputiert.
Im April 1945 hielt sich Reichsmarschall Hermann Göring kurze Zeit im Lazarett des großen Bunkers auf, bevor er sich nach Bayern in die Alpenfestung absetzte. Ebenfalls befanden sich im Bunker unersetzliche deutsche Kunstgegenstände, u. a. der einzigartige Pergamonaltar. Infanterie, Flak-Artillerie und Raketenwerfer hatten Erfolg, „Gustav“ konnten die Bolschewisten nie einnehmen, und Generalmajor Sydow sowie Oberst Haller organisierten zur Mitternacht des 30. Aprils 1945 einen erfolgreichen Ausbruch für die Zivilisten. Major d. R. Wolfram Kertz bekam dies nicht mehr mit, er wurde am 21. April 1945 im Häuserkampf um den Bunker verwundet und gefangengenommen.
Nachkriegszeit
Nach seiner Kriegsgefangenschaft in Moskau und Sibirien kehrte Kertz 1949 zurück in die Heimat.
Reserveoffizier (BW)
Nach der Neugründung der Bundeswehr trat er dieser bei und wurde 1967 als Oberst der Reserve aus dem Dienst verabschiedet.
Beruf
Anschließend war er u. a. Titulardirektor der „Dynamit Nobel AG“ und zuletzt des „Nobel Teppichwerks“.
OdR
Oberst d. R. a. D. Kertz war bis zuletzt aktiv in Traditions- und Veteranenverbänden tätig, u. a. von 1978 bis 1986 als 5. Landesgruppenleiter NRW der OdR, 2. Vorsitzender der OdR (unter Martin Steglich), von 1986 bis 1992 im Duumvirat mit Major der Wehrmacht Walther-Peer Fellgiebel und anschließend bis 2000 als alleiniger Vorsitzender der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger sowie ab 2001 als Ehrenvorsitzender.
Tod
Oberst der Reserve a. D. Wolfram Kertz verstarb 2009.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 8. Mai 1940
- 1. Klasse am 15. November 1940
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Nahkampfspange in Bronze
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer in Schwarz/Silber
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Oktober 1944 als Oberleutnant der Reserve und Führer der 8. Kompanie/Kampfgruppe „Bruhn“/II. SS-Panzerkorps in Arnheim
- Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold (1. Fassung von 1980 bis 1982)
Literatur
- Ralph Tegethoff: Die Ritterkreuzträger des Panzerkorps Großdeutschland und seiner Schwesterverbände (Geleitwort von Oberst a. D. (BW) Wolfram Kertz)