Schlachtruf
Der Schlachtruf, altertümlich auch Feldgeschrei, ist ein lauter Ruf als Erkennungszeichen in der Schlacht, eine verabredete Parole, ein kriegerischer Wahlspruch, den die in den Kampf ziehenden Krieger zur gegenseitigen Anfeuerung und als Beschwörung ihrer Schicksals- bzw. Kampfgemeinschaft riefen.
Heutzutage werden auch Parolen oder Ähnliches, die – zum Beispiel beim Sport, insbesondere beim Fußball – der gegenseitigen Motivierung oder der Unterstützung der eigenen Mannschaft gelten, ebenfalls „Schlachtrufe“ genannt.[1] Auch bei politischen Kundgebungen (z. B. bei Demonstrationen) verwendete Parolen, insbesondere militante, aber auch demagogische und agitatorische Losungen, die den Gegner einschüchtern oder diskreditieren sollen, werden heutzutage gelegentlich als „Schlachtrufe“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Sinn und Funktion
Der Schlachtruf war vor der Einführung der Uniform das wichtigste Erkennungszeichen im Schlachtgetümmel. Sinn des Schlachtrufes war auch, den gemeinsamen Kampf- und Korpsgeist zu heben, aber auch Drohgebärde an den Gegner, um ihn einzuschüchtern. Er wurde seit der Antike von angreifenden Heerhaufen erhoben. Zumeist beruhte der Wortlaut des Rufs auf einer Tradition; er konnte aber vor einer Schlacht auch eigens ausgegeben werden. Daher kann der Schlachtruf als Teil der frühen psychologischen Kriegführung betrachtet werden.
Im 19. Jahrhundert faßte man den Begriff Feldgeschrei ähnlich der Losung und der Parole auf, als Kennwort, unter dem die eigenen Soldaten sich erkennen. Der Unterschied zum ersten besteht darin, daß jene ein Doppelwort ist, an dem sich beide Beteiligten erkennen, und zum zweiten, daß jene nur dem Befehlshaber bekannt ist. Um das Feldgeschrei wird jeder Soldat gefragt, um die Parole nur der Kommandeur. Mit dem Feldgeschrei kann sich eine Truppe gemeinsam auch ohne ihren Kommandeur noch ausweisen. Die Losung kennt jeder der eigenen Truppe, sie wird nicht vom Posten, sondern beliebigen Truppenteilen aneinander gestellt, das Feldgeschrei ebenfalls, ist aber nicht vertraulich oder geheim, sondern auch dem Gegner allgemein bekannt, und kann auch mitten im Gefecht als Erkennungsmerkmal verwendet werden, ähnelt also in der Funktion den Feldzeichen und den Uniformen.
Die Schlachtrufe des Mittelalters fanden auch als Kriegsgeschrei (Panier) Eingang in das Wappen.
Außerhalb des Militärwesens werden heute festgefügte Narrenrufe in Karneval, Fastnacht und Fasching (z. B. „Kölle alaaf“ = Köln voran) sowie gerufene Mottos bei Demonstrationen und Fangesänge von „Schlachtenbummlern“ umgangssprachlich als Schlachtrufe bezeichnet.
Schlachtrufe (Auszug)
- Gott – mit uns!: seit dem römisch-deutschem Reich
- Gott – und die Jungfrau!: Schlachtruf der Truppen Johanna von Orléans'
- Allahu – Akbar! – muselmanische Truppen (zur Zeit der Kreuzzüge über die Osmanische Armee bis heute)
- Banzai! – Schlachtruf japanischer Samurai, im Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen
Deutsches Militär
- Entweder siegen – oder sterben!: Belling’sche Husaren
- Dran! Drauf! Drüber!: Panzergrenadiere
- Glück – Ab!: Luftschiffahrt und Fallschirmjäger
- Horrido – Joho!: Jagd, Jugendbewegung, Militär (Jagdflieger, Jägertruppen), Karneval und Schützenvereine
- Hurra – Hurra!: Bajonettangriffe der Infanterie (z. B. Befreiungskriege), Reiterei und Marine
- Hurra!: Panzertruppe
- Hurra!: k. k. Armee, Gemeinsame Armee,k. u. k. Armee
- Semper – talis („stets gleich“): 1. Garde-Regiment zu Fuß und Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung
- Sieg – oder Tod!: Totenkopfhusaren und Schwarze Schar
- Zu – Gleich!: Artillerietruppe
Sport
- Super – Deutschland!: Schlachtenbummler
Antideutsche Parolen bzw. Schlachtrufe
- Ehe, Küche, Vaterland – unsre Antwort Widerstand!
- Say hey, say ho, sexism has to go!
- Kondome, Spirale – Linksradikale!
- Lecktücher, Kondome – Linksautonome!
- Kein Volk, kein Staat, kein Patriarchat!
- Nie, nie, nie wieder Keuschheit!
- Nie, nie, nie wieder Deutschland!
- Wir sind die Perversen, wir sind euch auf den Fersen!
- Eure Kinder werden alle so wie wir – Eure Kinder werden alle queer!
- Gegen Sexismus und Transphobie – Für den Feminismus und die Anarchie!
- Laßt es glitzern, laßt es knallen – Sexismus in den Rücken fallen!
- Was kotzt uns so richtig an? Einteilung in „Frau“ und „Mann“!
- Alerta, alerta, antisexista!
- Alerta, alerta, antifaschista!
- Inter, Lesben, Trans und Frauen, können auf die Fresse hauen!
- Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen!
- Feuer und Flamme dem Patriarchat! Kampf dem Sexismus in Alltag und im Staat!
- Gegen Macker und Rassisten, fight the power, fight the system!
- Die Deutschen sterben aus, da klatschen wir Applaus!
- Smash the state, masturbate!
- Your body, your choice – raise your voice!
- Gegen jeden Heterosexismus, nieder mit der Ehe und für den Feminismus!
- However I dress, wherever I go – yes means yes and no means no!
- Highkick, Lowkick, Fantifa – Feminismus schalala!
- We’re here, we’re queer, we’re fabulous/feminists – don’t mess with us!
- Staat. Nation. Religion. Scheiße!
Siehe auch
- Ewiges Reich: Schlachtruf der Neuen Rechten
- Wir sind das Volk!: Schlagwort der Montagsdemonstrationen 1989/1990 in der DDR
- Meine Ehre heißt Treue: der Wahlspruch der Waffen-SS