Ladengast, Walter

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Walter Ladengast (1899–1980)

Walter Ladengast (Lebensrune.png 4. Juli 1899 in Wien; Todesrune.png 3. Juli 1980 in München) war ein deutscher Schauspieler, Maler und Schriftsteller aus Österreich

Leben

Walter Ladengast, Sohn eines Kaufmanns und einer sehr musikalischen Mutter, in Wien geboren und dort aufgewachsen, schon als Kind temperamentvoll und dem Außergewöhnlichen zugeneigt, der Schönheit der Farbe und dem Rhythmus der Sprache geöffnet, schrieb als Junge kleine Gedichte, machte Verse, dachte sich Märchen aus, vergrub sich in Bücher, rannte ins Theater, wann immer das Taschengeld es erlaubte, wurde mitgerissen vom gewaltigen Erlebnis des Ersten Weltkriegs, trat von der Schulbank weg in das österreichische Heer ein und kämpft an der galizischen und italienischen Front.

Er kam nach Kriegsende nach Wien zurück, holte sein Abiturientenexamen nach und versuchte nun, sich eine Existenz aufzubauen. Er spürte eine Sehnsucht nach dem Theater, er wollte zur Bühne und erhoffte sich von dort einen guten Anfang. Er wanderte von Vermittlungsbüro zu Vermittlungsbüro. Aber es wurde nichts daraus. Niemand wollte Herrn Ladengast haben. Er verlor den Mut nicht.

Mit der Unbekümmertheit einer immer wohlgemuten Seele ging er sogleich an eine neue, ihm aber nicht unbekannte Tätigkeit und begann wieder zu schreiben, hielt Vorträge im wissenschaftlichen Klub und in der Urania. Auf die Dauer aber konnte diese Tätigkeit den Unruhigen und Tatendurstigen nicht befriedigen. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dennoch zur Bühne zu kommen, und er begann wiederum, von Agentur zu Agentur zu laufen. Diesmal schien das Glück ihm günstiger zu sein. Er hörte dort von einem Direktor, der eine ganz neuartige Bühne erfunden haben wollte: die Bühne im Dreifarbensystem. Dieser Gedanke machte Ladengast, der auch ein wenig in der Malerei zu Hause war und aus Liebhaberei ein bißchen gezeichnet hatte, neugierig. Er bekam ein Engagement an die Bühne dieses Direktors. Das Theater befand sich in Judenburg a. d. Mur, vorher war Ladengast an einer Schmiere in Laa an der Thaya engagiert gewesen.

Er kam in Laa an. Der Zug hielt am Bahnhof. Von einer Ortschaft war weit und breit nichts zu sehen. Eine gute Wegstunde durch tiefen Schlamm – es hatte gerade geregnet, und die Straße war völlig aufgeweicht, und der frischgebackene Schauspieler kam an einem Wirtshaus an. In einem kleinen Saal waren Fässer auf den Boden gestellt und darüber Bretter gelegt. Das waren die Bretter, von denen es heißt, daß sie die Welt bedeuten. Walter Ladengast war nicht geheuer zumute. Er hatte ihn sich ganz anders vorgestellt. Aber nun war er einmal da, und ganz so schlimm war es wohl auch nicht, einmal mußte man doch anfangen, also blieb er und spielte, so gut es ging. Diesem Engagement folgte die Dreifarbenbühne in Judenburg.

Dort trat er im ganzen dreimal auf. Denn am vierten Spieltag war der Herr Direktor spurlos verschwunden. Den Vorhang hatte er mitgenommen, denn das war das Kostbarste, was das Unternehmen besaß. Die zurückgebliebenen Schauspieler spielten weiter, weil sie kein Geld hatten, um in ihre Heimat zurückzufahren. Auch dieses zweite Engagement konnte den jungen Künstler nicht sonderlich ermutigen. Aber er verlor den Glauben an seinen Beruf und an sich nicht. Wieder kam eine Verpflichtung zustande, diesmal im Jahre 1920 nach Warensdod in Deutsch-Böhmen. Am dortigen Stadttheater herrschten geordnete Zustände, der junge Schauspieler konnte sich in einigen kleinen Rollen bewähren. An diesem Theater kam er auch mit dem Spielleiter Erich Dahl zusammen, der einige der kleinen Liebhabermalereien Ladengasts gesehen hatte. Dahl riet dem jungen Künstler ernsthaft, sich der Malerei zuzuwenden und bestätigte ihm sein außergewöhnliches Talent. Gesagt, getan. Ladengast blieb als Schauspieler an dieser Bühne, machte aber auch Dekorationen und stattete ein Theaterfest aus. Nun sollte er nach Berlin, um sich dem Malstudium intensiv zu widmen. Ladengast ging nach Berlin. Man erkannte auch hier seine Begabung. Er bekam eine Freistelle an der Kunstgewerbeschule. Nebenbei blieb er seiner schriftstellerischen Tätigkeit treu, schrieb Märchen und Grotesken, bis ihn im Jahre 1923 die Wanderlust von Berlin wegtrieb. Er zog mit seiner ersten Frau nach Italien, durchzog zu Fuß das halbe Königreich und kam bis nach Rom. Geld hatte das junge Ehepaar nicht, aber er konnte malen und Bilder verkaufen, und sie konnte allerliebste Puppen anfertigen, aus allem nur möglichen Material, und auch diese Puppen wurden sie los.

Zu essen gab es freilich nicht allzu reichlich. Ein Kellner in einem Restaurant in Rom, der ein Deutscher war und von sich glaubte, ein Schauspieler zu sein, steckte ihnen ab und zu etwas zu und half ihnen weiter. Da das Geld manchmal für ein Nachtquartier für zwei nicht reichte, übernachtete Ladengast öfter in den Ruinen des Kolosseums. Da das verboten war, nahm ihn die Polizei einmal mit, und er mußte auf der Quästur bleiben. Dort traf er Angehörige der verschiedensten Nationen an, und da er von verschiedenen Sprachen ein paar Brocken kannte, versuchte er sich mit seinen Leidensgenossen kümmerlich zu unterhalten. Den Beamten fielen die Sprachkenntnisse des Künstlers auf, die in Wirklichkeit nicht so erschütternd waren. Aber sie hielten ihn für einen ganz besonders intelligenten Menschen und waren ihm sehr zugetan. Da er kein Geld und keine geregelte Arbeit nachweisen konnte, wurde er nach Österreich abgeschoben.

Zwei Zivilbeamte begleiteten ihn bis zur Grenze. Die braven Beamten waren noch nie in ihrem Leben aus Rom herausgekommen, und so zeigte der „intelligente Gefangene“ ihnen – so unwahrscheinlich das auch erscheinen mag – auf seiner Reise nach der Grenze Florenz und Bologna. An der österreichischen Grenze nahmen ihn die Beamten sofort in Gewahrsam und steckten ihn ins Gefängnis. Sehr zur Empörung der italienischen Beamten, die es nicht verstehen konnten, wie man einen Menschen, der nicht genug Geld hatte – was ja vorkommen kann –, der aber immerhin „mehrere Sprachen fließend sprach“, so unfreundlich behandeln konnte. Es sollte noch gut ausgehen. Ladengast bekam die Erlaubnis, an Bekannte in Wien zu schreiben, die sich für seine Ehrenhaftigkeit verbürgten, und so wurde er nach Wien gebracht und kam mit dem Schrecken davon. Lange blieb er nicht dort. Er kam wieder nach Berlin, lernte und arbeitete weiter, entwarf Stoffmuster und verdiente gut.

Er arbeitete die Nächte hindurch, zeichnete und malte weiter bis in den frühen Morgen hinein und raste nach beendeter Arbeit sogleich zur Akademie, wo der Käufer der Entwürfe wartete. Auf der Akademie in Berlin lernte Walter Ladengast auch seine zweite Frau kennen, die Goldschmiedin Else Staeve. Er arbeitete weiter, sein Ehrgeiz ließ ihm keine Ruhe, und er bemühte sich um Ausstellungen. Er stellte auch in Berlin aus, ein Bild hatte die Stadt Berlin von ihm gekauft.

Die Filmschauspielerin Martha Ziegler, die bei dem Ehepaar Ladengast im Hause verkehrte, wollte den Maler-Schauspieler mit dem Regisseur Erich Waschneck zusammenbringen, denn sie glaubte, daß dieses Talent sich auch beim Film bewähren müsse. Es kam auch zu einer Zusammenkunft, und Waschneck wollte den Künstler unbedingt für einen seiner Filme haben. Aber aus dem Vorsatz wurde nichts. Walter Ladengast dauerten die Verhandlungen zu lange. Als er endlich nach Tempelhof zu Aufnahmen kommen sollte, konnte er das Engagement nicht annehmen, weil er zu einer Ausstellung seiner Bilder nach Kassel mußte. Mit dem Film war es also nichts. Er ging deshalb nach Paris, um dort als Maler zu arbeiten. Während er in der französischen Hauptstadt weilte, rief Waschneck bei seiner Frau in Berlin an. Ladengast sollte in dem Film „Musik im Blut“ eine Rolle übernehmen. Er sagte von Paris aus zu und tat nun den entscheidenden Schritt zum Film, der ihn wie alle, die einmal als Künstler mit ihm zusammenkamen, nicht mehr losließ. Bald darauf erhielt er auch sein zweites Filmengagement in dem UFA-Tonfilm „Die törichte Jungfrau“.[1]

Er war viele Jahre auf unscheinbare, bedeutungslose Randfiguren festgelegt wie Arbeiter, kleine Gauner oder Leidtragende der Verbrechen anderer wie 1951 in dem amerikanischen Propagandafilm „Entscheidung vor Morgengrauen“.

Ladengast spielte nach 1945 am Wiener Volkstheater und arbeitete für den Rundfunk.

Erst die Regisseure des Neuen Deutschen Films gaben dem inzwischen über Siebzigjährigen Hauptrollen. In Werner Herzogs „Jeder für sich und Gott gegen alle“ verkörperte er den Professor Georg Friedrich Daumer, der sich unerschütterlich um den Findling Kaspar Hauser kümmert, um aus ihm einen zivilisierten Menschen zu machen. In seiner letzten Rolle mimte er in Herzogs „Nosferatu – Phantom der Nacht“ den Vampirjäger Dr. van Helsing.

Filmographie

Fußnoten