Simoneit, Max

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Max Simoneit)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ritterkreuzträger Major d. R. Dr. phil. habil. Max Simoneit

Johann Max Simoneit (Lebensrune.png 17. Oktober 1896 in Arys, Ostpreußen; Todesrune.png 2. Februar 1962 in Köln) war ein deutscher Reserveoffizier des Deutschen Heeres, der Reichswehr und Wehrmacht, zuletzt Major d. R. des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg sowie Lehrer, promovierter Psychologe und Oberregierungsrat, schließlich Ministerialrat. Er gehörte gemeinsam mit Dr. phil. Friedrich Altrichter zu den richtungsweisenden Wehrpsychologen des Dritten Reiches. In der Nachkriegszeit war er erneut Lehrer und zuletzt Leiter der „Psychologischen Forschungsstelle“ in Köln.

Werdegang

Max Simoneit, Zur Willensuntersuchung in wehrmachtspsychologischen Eignungsprüfungen.png
Max Simoneit im Berufsverband Deutscher Psychologen.png
Simoneit (2).png

Simoneit war 1930–1942 der wissenschaftliche Leiter der Wehrmachtpsychologie und vertrat die Meinung, daß für das Auswahlverfahren für Offiziere neben spezifischen Eignungsverfahren eine ganzheitliche Charakterprüfung notwendig sei. Nach Auflösung der Wehrmachtpsychologie 1942 kämpfte Dr. Simoneit an der Kriegsfront und wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Nach Kriegsende kam er in das Umerziehungslager (Re-Education Camp) Neuengamme bei Hamburg.

Kurzchronologie

  • 17. Oktober 1896: geboren zu Hause 8 Uhr morgens (Geburtsurkunde Nr. 48, 20. Oktober 1896) als Sohn des Briefträgers Carl Simonheit (der später das „h“ im Namen fallen ließ) und dessen Frau Martha, geborene Schnarewski.
    • sein Vater erlebte später einen Karriereaufstieg und wurde Oberpostschaffner in Lötzen/Kreis Lötzen in Ostpreußen.
  • Er absolvierte die Volksschule in Arys als bester Schüler.
    • „Lehrer beknieten die Eltern und andere einflußreiche Leute, damit Max Simoneit die Präparanden-Anstalt in Johannisburg besuchen konnte, damit der Junge auch Lehrer werde. Das gelang. Johannisburg war die Kreisstadt, zu der Arys gehörte, so daß Max Simoneit sich nicht weit vom Elternhaus entfernen mußte. Von der Präparanden-Anstalt ging Simoneit zu den Lehrerseminaren Ortelsburg und Waldau.“
  • 1914: Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges Eintritt in das Füsilier-Regiment „Graf Roon“ (Ostpreußisches) Nr. 33 der 2. Division (Insterburg) als Kriegsfreiwilliger.
    • an der Ostfront schwer verwundet; eine leichte Gehbehinderung blieb zurück. Schließlich als Leutnant (d. R.) aus dem Heer entlassen.
  • 21. Juni bis 24. Juni 1918: 1. Lehramtsprüfung am Königlichen Schullehrerseminar in Waldau; in allen wissenschaftlichen Fächern, Deutsch, Geschichte, Erdkunde, sehr gute Leistungen erbracht.
  • Anfang 1919: Volksschullehrer in Lötzen
  • 1920: gleichzeitig Beginn des Studiums der Psychologie (ggf. auch Geschichte und Erdkunde) an der Universität Königsberg
  • 27. und 28. Oktober 1921: Prüfung als Mittelschullehrer für Geschichte und Erdkunde
  • 23. August 1922: Simoneit heiratete seine Verlobte Gertrud Gorney, aus der Ehe sind zwei Töchter entsprossen: Irmgard und Hildegard.
  • 15. Dezember 1922: Abschluß des Studiums der Psychologie an der Albertus-Universität zu Königsberg mit der Würde und den Rechten eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) und Magisters der Freien Künste ab. Seine Dissertation „Willenshemmung und Assoziation. Ein experimenteller Beitrag zur Untersuchung des assoziativen Äquivalents der Determination“ wurde mit „sehr gut“ beurteilt.
  • 1. Oktober 1923: Dr. phil. Simoneit wurde Assistent der Psychologisch-Pädagogischen Abteilung des Philosophischen Seminars der Universität Königsberg unter der Leitung von Prof. Dr. med. et phil. Otto Schultze (Lebensrune.png 9. Oktober 1872 in Merseburg; Todesrune.png 11. Januar 1950 in Frankfurt am Main).[1]
    • „Simoneit hat die seiner Stellung obliegenden Arbeiten mit voller Einsetzung seiner Person und größtem Pflichtbewußtsein ausgeführt. Daneben hat er seine Zeit eifrig dazu benutzt, sich in verschiedenen Gebieten der Psychologie weiter auszubilden. Soll ich ihn im allgemeinen charakterisieren, so muß ich zunächst auf seine große Arbeitskraft, sein schnelles und ausdauerndes Arbeiten hinweisen. Sein Gedächtnis ist sehr gut. Er ist ausgesprochen sprachbegabt. Auf Heimat und Volk ist er bis zur vollen Hingabe eingestellt, er besitzt ein ausgesprochen volkserzieherisches Verantwortungsgefühl. Die Fragen der Gegenwart interessieren ihn im weiten Umfange.“ — Beurteilung von Prof. Schultze vom 1. September 1925
  • 1927 in Berlin als Heerespsychologe der Reichswehr angestellt
  • 1930 bis 17. Dezember 1942 Leiter der zentralen Prüfstelle für Offiziersanwärter sowie das Psychologische Labor beim RWM bzw. Reichskriegsministerium. Simoneit war der Nachfolger des ersten Leiters der deutschen Heerespsychologie Dr. phil. Johann Baptist Rieffert (1883–1956), der das Amt seit 1925 innehatte. Er war somit wissenschaftlicher Leiter der gesamten Wehrmachtspsychologie (die jedoch „von der Bewegung“ abgelehnt worden sein soll[2]), militärischer Leiter des „Psychotechnischen Laboratoriums des Reichswehrministers“ und Inspekteur des „Psychologisch-Psychotechnischen Prüfwesens in der Deutschen Wehrmacht“ war seit dem 1. April 1929 der spätere Generalleutnant Hans Alexander von Voß. Simoneit war pedantisch pünktlich, korrekt und absolut zuverlässig. Er hatte die Gabe, den Generälen das zu vermitteln, was sie verstehen sollten und konnten. In dieser Zeit spielte Dr. Simoneit auch eine dominante Rolle in der „Deutschen Gesellschaft für Psychologie“ und setzte sich gegen eine zu starke Akademisierung der Psychologen-Ausbildung ein. Oswald Kroh soll 1938 die Unterstützung einer Honorarprofessur für Wehnnachtspsychologie in Berlin für Dr. Simoneit verweigert haben.
  • Reserve- und Kriegsdienst bis 1942:
    • 1937: vier Wochen Reserveübung in Stendal in der Aufklärungs-Abteilung 13
    • 18. Juni bis 31. August 1940: als Hauptmann der Reserve in Frankreich im Stab des III. Bataillons/Schützen-Regiment 1/2. Panzer-Division
    • 12. April 1941 bis 12. Mai 1941: als Hauptmann der Reserve im Regimentsstab/Panzer-Regiment 3/2. Panzer-Division in Griechenland
    • Mai/Juni 1942: als Hauptmann der Reserve im Regimentsstab/Panzer-Regiment 3/2. Panzer-Division an der Ostfront
    • 1. März 1944: als Hauptmann der Reserve zur Stabskompanie des Infanterie-Regiments 919/709. Infanterie-Division
  • 1942: Eintritt in die NSDAP, Ortsgruppe Berlin-Frohnau; dies geschah angeblich, weil sich Simoneit in seiner Eigenschaft als „Wissenschaftlicher Leiter“ und als „hoher Heeresbeamter“ unter Druck geraten war.
    • Vor 1933 gehörte Simoneit zwei Parteien an: der Deutschen Nationalen Volkspartei und der Demokratischen Staatspartei.
  • 8. Mai 1942: Simoneit wurde durch die Philosophische Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen habilitiert. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Beiträge zur Charakterologie des Wollens“. Der Reichskriegsminister richtete selbst Ersuchen an den Reichsminister der Erziehung und Fortbildung, für Dr. Simoneit eine Professur an der Universität Berlin zu genehmigen. Reichsleiter Alfred Rosenberg stellte sich jedoch dagegen.
  • Januar 1943 bis 31. März 1943: Trotz freiwillige Meldung an die Kriegsfront wurde Simoneit im Heeresverwaltungsamt (OKH) ohne besondere Funktion beschäftigt.
  • 1. April 1943 bis 28.2.1944: psychologischer Hilfsarbeiter in der kriegsgeschichtlichen Abteilung des OKH
  • 1944/45: Major d. R. Simoneit, auf Krücken und noch voller Schmerzen, besuchte im SD-Gefängnis Lehrter Straße 41 als einziger den Oberkirchenrat Dr. Karl Boll, der einst von ihm als Heerespsychologe angestellt worden war, und setzte sich für ihn ein. Ebenfalls setze er sich für Alexander von Hase, dem Sohn von Paul von Hase, ein. Er übernahm die Vormundschaft über den Sohn Alexander und schaffte es, diesen aus dem Gefängnis herauszuholen. Anfang 1945 setzte er sich auch für die Tochter seines verhafteten Nachbars Albrecht Martius ein und konnte, wie Maritius am 21. Mai 1946 vor Gericht aussagte, die Verhaftung der Halbjüdin verhindern.

Tapferkeitstat zum Ritterkreuz

Als Chef der Stabskompanie/Grenadier-Regiment 919 (seit 1. März 1943) erhielt er am 7. Juli 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, nachdem es ihm gelungen war, US-Truppen wieder aus Montebourg hinauszudrängen. Die Verleihungsbegründung der Verleihungsurkunde faßt die Tat Simoneits an der Invasionsfront zusammen:

„Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für überragende Tapferkeit an der Kanalküste an Hauptmann der Reserve Max Simoneit, Kompaniechef, in einem hessisch-thüringischen Grenadierregiment. […] Schon nach den ersten Tagen der Landung versuchte der Feind aus seinem Landekopf heraus ihn Richtung Chabeau vorzustoßen. Der Schwerpunkt seiner Angriffe lag beiderseits der Straße Carentan-Valognes, wo der Feind auf starke deutsche Abwehr stieß. Schwerstes Feuer weittragender alliierter Schiffsgeschütze lag auf den deutschen Stellungen; pausenlos versuchte die feindliche Luftwaffe den Widerstand der Verteidiger zu brechen. Mit starken Kräften drangen US-Amerikaner schließlich in Montebourg ein. Schon glaubten sie, das Kernstück aus der deutschen Abwehrfront herausgebrochen zu haben, da warf der Hauptmann der Reserve Simoneit aus eigenem Entschluß alle verfügbaren Kräfte zusammen und warf den Feind wieder aus der Stadt. Aufgrund dieser Tat wurde der tapfere Hauptmann als Kampfkommandant von Montebourg eingesetzt. In den folgenden Tagen schlug er in heldenhaftem Kampf Angriff auf Angriff ab. So oft die Amerikaner auch gegen die deutschen Stellungen am Stadtrand anrannten, stets wurden sie mit blutigen Köpfen abgewiesen. Am 13. Juni wurde Hauptmann Simoneit in vorderster Linie kämpfend verwundet. Führerhauptquartier, 27. Juni 1944.“

Erneute Verwundung an der Kriegsfront (1944)

Die erlittenen Verwundungen ergeben sich aus einem Gutachten des Sanitätsoffiziers Dr. Gerlach, Stabsarzt der Reserve:

„Zustand nach Oberschenkelschußbruch rechts mit Verkürzung, Versteifung des rechten Kniegelenks, chronische Gelenkentzündung sowie Zustand nach Schußbruch des linken Fußgelenkes mit Teilversteifung dieses Gelenkes und Oedem-Neigung des Fußes.“

Vom 13. Juni 1944 an wurde Simoneit noch in Lazaretten in Frontnähe behandelt. Am 14. August 1944 wurde er in das Reservelazarett Eberswalde überführt, um am 28. Februar 1945 entlassen zu werden. Vom 1. März 1945 an ist er zum Heeresverwaltungsamt des Oberkommandos des Heeres in Berlin versetzt. Wo und wie Major der Reserve Simoneit das Kriegsende traf, ist unbekannt, aber er ist noch aus dem Kessel von Berlin entkommen.

Nachkriegszeit

Während Frau und Töchter in dem schönen Haus in Berlin-Frohnau blieben, zog Dr. Simoneit nach der Zeit im Internierungslager Neuengamme nach Hamburg. Er hatte, wie manche vermuten, Angst vor einer Entführung durch das NKWD. Von seiner Familie sprach er immer nur in grober Liebe und stellte ihre materielle Versorgung sicher.

„Zunächst aber schöpft Simoneit wieder Hoffnung, doch noch in die Hochschullaufbahn einzusteigen. Schon mit Schreiben vom 25.2.1946 bietet er dem Dekan der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrecht-Universität in Kiel seine Mitarbeit in der Lehre an. Der Dekan antwortet am 27.2.1946, daß weder die Philosophie- noch die Psychologie-Professur an der Kieler Universität besetzt sei, sodaß es nicht einmal einen zuständigen Fachvertreter gebe, der sich dazu äußern könne. Das Seminar für Erziehungswissenschaften der Universität Hamburg teilt Simoneit jedoch mit Schreiben vom 16.8.1946 mit, daß die Fakultät beschlossen habe, Simoneit für das Wintersemester einen Lehrauftrag für Psychologie zu erteilen. Thematisch werde eine Vorlesung über Entwicklungspsychologie oder Fragen der Schülerauslese, der Psychologie in Schulklassen oder ähnliche, auf pädagogischem Gebiet liegende Themen erwünscht. Mit Schreiben vom 21.8.1946 bietet Simoneit Vorlesungen und Übungen für Hörer aller Fakultäten dem Dekan an. Themen: Beiträge zur Psychologie der Schulklasse; Übungen in der charakterologischen Schülerdiagnostik und drei Einzelvorträge: Politische Menschen der jüngsten deutschen Vergangenheit, charakterologisch betrachtet. Ob diese Lehrveranstaltungen je gehalten worden sind, ist mir nicht bekannt. Am 4. Juni 1946 hatte ihm das Schulamt Schleswig mitgeteilt, daß er als Lehrkraft an der Schule in Silberstedt vorläufig vorgesehen sei. Mit Schreiben vom 24.8.1946 erhält Simoneit den Auftrag durch die Landesverwaltung Schleswig-Holstein, Amt für Volksbildung, vom 1.7.1946 an in Silberstedt eine planmäßige Schulstellevertretungsweise zu verwalten. Eine Verbeamtung kam noch nicht in Frage, da der Entnazifizierungsprozeß noch nicht durchstanden war. Der Fachausschuß Nr. 7 für die Ausschaltung von Nationalsozialisten in Hamburg 13 stellte erst am 6.3.1947 mit Zustimmung der Militärregierung fest, daß Simoneit kein Aktivist der NSDAP gewesen sei. Das Entlastungszeugnis erhielt er jedoch erst am 12. Juni 1948, durch das Dr. Simoneit aufgrund des Gesetzes zur Fortführung und zum Abschluß der Entnazifizierung als entlastet in die Gruppe V eingereiht wurde. […] Simoneit muß noch in Hamburg in die Sozialdemoraktische Partei Deutschlands eingetreten sein. Simoneit wurde sogar Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Silberstedt. Am 20.12.1948 wird Simoneit mitgeteilt, daß gegen ihn ein Ausschlußverfahren läuft. Am 6.2.1949 tritt Simoneit als Vorsitzender des Ortsvereins zurück. Die Betreiber des Ausschlußverfahrens stützen sich dabei im wesentlichen auf Publikationen Simoneits über Soldatentum. Die Mitgliedschaft in der SPD ruht dann bis zum 14.8.1951. Der Schulalltag, der Simoneit nach seinen eigenen Angaben sehr belastete, wurde 1948 vom 23. Juli bis 30. Oktober unterbrochen, weil die Historische Abteilung der US-Armee in Frankfurt Simoneit angefordert hatte als historischen Berater. Er verfügte in dieser Zeit über einen personellen und sächlichen Apparat, wodurch ihm auch das Gefühl der eigenen Bedeutung wiedergegeben wurde. Am 1.-Juli 1949 wurde Simoneit Beamter auf Widerruf und in eine freie Planstelle der Besoldungsgruppe A4 C2 eingestuft. Damit war zwar zunächst einmal eine größere Sicherheit gegeben, doch hatte Simoneit noch viele Auseinandersetzungen wegen zahlreicher Lehrgänge, die er veranstaltete, und weitere Aktivitäten. Dazu gehörte auch die Vorbereitung zur Gründung einer Psychologischen Forschungsstelle in Kiel, die er zusammen mit Oberregierungsrat Schröder plante. Dieser bereitete im August 1950 aus diesem Grunde auch die Übersiedlung Simoneits nach Kiel vor. Am 1. Oktober 1950 wird Simoneit von Silberstedt nach Kiel versetzt, am 31.3.1951 innerhalb Kiels zum Mittelschulzweig der Goethe-Schule. Mit Erlaß vom 12.6.1951 wird Simoneit unter Ernennung zum Mittelschullehrer mit Wirkung vom 1.4.1951 in eine freie Planstelle der Besoldungsgruppe A4 A2 eingewiesen.
Hatte Simoneit sich anfangs bei einzelnen Universitäten und Hochschulen beworben und Absagen erhalten, so veranlaßte er schließlich eine Rundfrage bei allen Pädagogischen Hochschulen Niedersachsens. Auch hier ergab sich, daß keine Verwendungsmöglichkeit bestand. Der gleiche Versuch am 29.12.1951 an den Pädagogischen Hochschulen des Landes Hessen scheiterte ebenfalls. Bis zum 28. Juni 1954 mußte Simoneit noch als Lehrer aushalten, bis die gesetzlichen Grundlagen geschaffen waren, daß er in den Ruhestand treten konnte und seine Pension als Ministerialrat a. D. erhielt. Zwar hatte schon 1953 Simoneit wieder als Heerespsychologe Stellung genommen, doch mit der Pensionierung entfaltet Simoneit intensivere Aktivitäten. Simoneit bemüht sich, mit anderen, um die Wiederherausgabe der wehrpsychologischen Zeitschrift ‚Soldatentum‘. Simoneit ist auch an Vorbesprechungen für die Gründung eines Wehrpsychologischen Instituts der Bundeswehr beteiligt, das insbesondere von Prof. Sander in Bonn betrieben wird. Simoneit geht auf die Suche nach einem geeigneten Leiter. Am 29.3.1956, Simoneit wohnt noch in Kiel, macht er dem Chef des Personalamtes der Streitkräfte vier Vorschläge. Im Jahre 1955/56 korrespondierte Simoneit fast unaufhör-lich, um Berater für die zu gründende Wehrpsychologie zufinden und Mitarbeiter für die Zeitschrift ‚Soldatentum‘. Es ist verwunderlich, daß er das durchhielt, denn die Absagen sind so groß, die Bereitschaft zur Mitarbeit sehr gering. Auch die zahlreichen amerikanischen Wehrpsychologen, die Simoneit anschreibt, lehnen eine Mitarbeit ab. Ein Kuriosium ist noch aus dem Jahre 1954/55 zu berichten. Die Kaiserlich Iranische Armee sucht einen Propagandapsychologen, der trotz dieses Etiketts die Funktion eines Wehrpsychologen ausüben sollte. Man wandte sich an den Deutschen Gesandten in Teheran, der schaltete das Auswärtige Amt ein, Simoneit wurde aufgefordert, es kam zu einer entsprechenden Korrespondenz über das Auswärtige Amt. Der Grund für das umwegige Verfahren lag darin, daß die Einstellung ausländischer Fachkräfte im Iran der Genehmigung des Parlaments bedurfte. Diese Genehmigung einzuholen, hatte man erhebliche Bedenken. Es wurde daher von iranischer Seite der Vorschlag gemacht, daß Simoneit ohne Vertrag nach Iran kommen möge, wo er dann „ohne größere Schwierigkeiten und ohne weiteres Aufsehen“ eingestellt werden könnte. Auswärtiges Amt und Botschaft in Teheran rieten von diesem Schritt ab und schlugen vor, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, bis von iranischer Seite ein nächster Schritt erfolge. Dieser ist dann jedoch offenbar nie erfolgt. […] Er wohnte in Rodenkirchen, einem Vorort von Köln, saß aber pünktlich jeden Morgen in seinem Forschungsinstitut in Köln, um sein Arbeitspensum zu beginnen. Es sind keineswegs alle Tätigkeiten damit umschrieben, denn Simoneit wirkte auch aktiv im Deutschen Kinderschutzbund mit, war bei den ersten Anfängen der ‚Lebenshilfe‘ mitbeteiligt, er beriet Menschen unentgeltlich, verfaßte forensische Gutachten.“[3]

Berufsverband Deutscher Psychologen

Der Berufsverband Deutscher Psychologen e. V. führte vom 29.8.–2.9.1947 in Bonn seine erste Nachkriegstagung durch. Bonn gehörte zu den wenig zerstörten Städten. Organisatoren waren die Professoren Siegfried Behn (1884-1970) und Max-Joseph Hillebrand (1896-1984). Die Teilnehmer wurden privat untergebracht und mussten Bettwäsche und Essenmarken mitbringen. Es gab ca. 300 Voranmeldungen, die Hörsäle waren teilweise überfüllt und es musste viel improvisiert werden. […] Max Simoneit (1896-1962), zweiter Vorsitzender des Vorstandes hielt schon am Eröffnungsabend eine Rede mit dem Titel „Erlebtes als Wegweisung für unser Fach“. […] Gemeinsam mit anderen Psychologinnen und Psychologen gründete er bereits im Juni 1946 in Hamburg den Berufsverband Deutscher Psychologen (heute: Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen) für die Britische Besatzungszone. In seinem Eröffnungsvortrag sprach Simoneit seine Zuhörer als ihm bekannte und vertraute Kollegen an. Tatsächlich war er ja bis vor wenigen Jahren der Vorgesetzte vieler anwesender Psychologen gewesen. Dabei erinnerte Simoneit mit pathetischen Worten an die frühere Zusammenarbeit. Für die anwesenden Psychologinnen und Psychologen war der Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen jetzt besonders wichtig. Es galt, die Zeit der materiellen Not, der Besatzung und Entnazifizierung zu meistern, neue Berufsfelder zu finden, das vorhandene Wissen zu nutzen und sich sachkundig zu machen, wie sich die Psychologie während der NS-Zeit in anderen Ländern entwickelt hatte. Die Tagung in Bonn war hierfür ein bescheidener Anfang der Neuorientierung.[4]

Tod

Hauptmann der Reserve a. D. Dr. phil. habil. Max Simoneit verstarb am 2. Februar 1962 im Wachsaal der Universitätsklinik in Köln.

Nachlaß

Der wissenschaftliche Nachlaß von Max Simoneit mit Dokumenten aus der Nachkriegszeit befindet sich im Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv der Fernuniversität Hagen.

Zitate

Max Simoneit II.jpg
Grundriß der charakterologischen Diagnostik – Auf Grund heerespsychologischer Erfahrungen, Max Simoneit.jpg
Max Simoneit III.jpg
Max Simoneit.jpg
  • „Die nationalsozialistische Staatsführung betreibt eine ausgepräg1 psychologische Politik. sie wird aus ihrem psychologischen Wesen heraus auch an den praktischen Erfolgen der deutschen Psychologie nicht vorübergehen.“ — Dr. Simoneit in einem von der Parteiführung kritisierten Aufsatz über Wehrpsychologie
  • „Der Krieg ist ein rauhes und meist auch grausames Geschehnis im Schicksal der Völker. [...] Ebenso darf aber nicht übersehen werden, daß das Rauhe, Grausame, Brutale nur zum Vordergrunde des Geschehens gehört. Hinter ihm steht das Erleben der menschlichen Seele, die sich mit der Hinwendung zur Innerlichkeit, zur Feinfühligkeit, zu ewigen Werten die Kraft holt, das Grausame des Krieges zu über-winden. Gelingt dieses, dann bringt der Krieg jene segensreiche Wirkung für das gesamte Leben der Nation hervor, zu der sich Moltke mit den Worten bekannte: ‚Ohne den Krieg, ohne die Gesinnung, die die Bereitschaft zum Kriege einschließt, würde die Menschheit im Materialismus versumpfen.’“ — Dr. Simoneit in seinem Artikel „Gedanken über Soldaten-Erziehung“ aus dem „Handbuch der Wehrbetreuung“ für die Luftwaffe (Führungsstab Ic/VIII), 15. März 1940.

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Der Weg der Kunst in die Schule, Verlag Okaffka, Lötzen 1919
  • Die psychologische Grundlage der Arbeitsschule. Verlag Taschenberger & Dembeck, Lötzen 1923
  • Psychologische Gedanken zum Heimatkundeunterricht, Verlag Taschenberger & Dembeck, Lötzen 1924
  • Ostverlag für Kultur und Pädagogik in Königsberg – Das schaffende Denken, in: „Archiv für die gesamte Psychologie“, Bd. 55, 1925. S. 138–218
  • Theater und Literatur, in: „Kultur und Pädagogik“, Heft 1/2, Jhrg. 1926
  • Die psychische Konstitution der Person. Eine Untersuchung zur wissenschaftlichen Vertiefung des Seelenverstehens für Psychologen und Erzieher, Julius Beltz-Verlag, Langensalza 1926
  • Die masurischen Seen und im Oberland – Ein Reiseführer, Kühnes-Verlag, Lötzen 1927
  • Die seelische Entwicklung des Menschen. Das 1., 2. und 3. Lebensjahr, Oehmigke-Verlag, Berlin 1928
    • Drehbuch zu einem Lehrfilm der seelischen Entwicklung des Menschen im ersten bis dritten Lebensjahr. Der Film erschien im Kulturfilm Puchstein, Königsberg, Preußen.
  • Erziehung aufgrund der seelischen Entwicklung des Menschen im ersten bis dritten Lebensjahr, Oehmigke-Verlag, Berlin 1928
  • Scharnhorst, in: „Charakterologische Arbeiten aufgrund Heerespsychologischer Praxis“, 1. Jhrg. Nr. 4, Okt. 1932. Interne Vierteljahreszeitschrift, hrsg. vom psychol. Laboratorium des Reichswehrministeriums
  • Wie Carl von Clausewitz aus der Sprechweise auf seelische Eigenarten schloß, in: „Charakterologische Arbeiten aufgrund Heerespsychologischer Praxis“. 1. Jhrg. Nr. 4, Oktober 1932. Interne Vierteljahresschrift, hrsg. vom psychologischen Laboratorium des Reichswehrministeriums
  • Das allmähliche Einleben des Kleinkindes in den Raum, in: „Gesundheit und Erziehung“ Nr. 46, Jhg. Nr. 1, 1933
  • Wehrpsychologie – Ein Abriß über Probleme und Aufgaben, Bernard & Graefe, Berlin 1933
    • bis 1943 13 Auflagen in drei Sprachen, auch unter dem Titel Wehrpsychologie – Ein Abriß ihrer Probleme und praktischen Folgerungen
  • Mensch und Technik in modernen Heeren, in: „Taktik und Technik“ Nr. 1, 1934
  • Kulturleistungen deutscher Offiziere, Bernard & Graefe, Berlin 1936
  • Zur Willensuntersuchung in wehrmachtspsychologischen Eignungsprüfungen, Vortrag beim XV. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Jena vom 5.-8. Juli 1936
  • Wehr-Ethik. Ein Abriß ihrer Probleme und Grundsätze, Bernard & Graefe, Berlin 1936
  • Leitgedanken über die psychologische Untersuchung des Offizier-Nachwuchses in der Wehrmacht, in: Psychologisches Laboratorium des Reichskriegsministeriums (Hrsg.), „Wehrpsychologische Arbeiten“, Nr. 6, Bernard & Graefe, Berlin 1938
  • Der Wehrmachtpsychologe. Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der Deutschen Arbeitsfront, Berlin 1939
  • Vom Werden der deutschen Wehrmachtspsychologie, in: „Psychologische Mitteilungen“, Heft 1, 2. Jahrg., Ergänzungsheft 2, Januar 1940
  • Gedanke und Tat bei großen Soldaten, in: „Das Reich“ Nr.2, 1940
  • Über eine rechte Psychologie, in: „Das Reich“ Nr. 11, 1941
  • Von der Erhabenheit des Sterbens, in: „Frauenkultur“ Nr. 3, 1941
  • Unsterbliche Soldaten. Von der Überwindung des Todes durch den Geist (= Soldat und Staatsmann. Schriftenreihe der Aktion, hrsg. von Franz Riedweg, Heft 3). Mit 17 Aufnahmen von Totenmasken. Nibelungen-Verlag, Berlin/Leipzig 1940; weiter 11 Auflagen bis 1943
  • Zufall und Schicksal im soldatischen Handeln, Bernard & Graefe, Berlin o. J. (Feldpostausgabe)
  • Deutsches Soldatentum 1914 und 1939, Junker & Dünnhaupt, Berlin 1940; sieben Auflagen
  • Grundriß der charakterologischen Diagnostik – Auf Grund heerespsychologischer Erfahrungen, 1943; drei Ausgaben
  • Ewiger deutscher Geist, in: „Frauenkultur“, 1943
  • Ostpreußisches Bekenntnis, in: „Deutsche Allgemeine Zeitung“, 22. Dezember 1944
  • Vom heiligen Egoismus der Völker, in: „Die Freiwache“, Februar 1945, hrsg. vom Oberkommando der Kriegsmarine
  • Menschenkenntnis in Leitgedanken, 1952; drei Auflagen
  • Einige Tatsachen zur ehemaligen deutschen Wehrpsychologie, die für Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe tätig war, in: „Wehrwissenschaftliche Rundschau“, 1954, S. 138-141
  • Charakterologische Symptomenlehre, 1953; fünf Auflagen
  • Die Seele stirbt...?, 1953
  • Zur Fragwürdigkeit der Schulzensur, in: „Pädagogische Arbeitsblätter“ 6, 1953, 217–219
  • Die Amis haben Schießangst, in: „Der Fortschritt“ Nr. 14, 1953
  • Ritter, Tod und Teufel, in: „Der Fortschritt“ Nr. 18, 1953
  • Führungsauslese, in: „Der Fortschritt“ Nr. 35, 1953
  • Berufssoldaten im Bürgerrock, in: „Der Fortschritt“ Nr. 35, 1953
  • Soldaten und Demokraten, in: „Der Fortschritt“ Nr. 34, 1953
  • Gegnerschaft und Partnerschaft, in: Aurin u. a. (Hrsg.), „Politische Psychologie als Aufgabe unserer Zeit“. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt a.M., 1963
  • Psychologische Gedanken zum „inneren Gefüge“ der zukünftigen deutschen Streitkräfte, 1953

Fußnoten

  1. Nach dem Schulbesuch in Merseburg studierte Schultze Medizin an den Universitäten Kiel, Heidelberg und München. Das Staatsexamen bestand er 1898 in Heidelberg. Danach war er Arzt in Merseburg und an der Universitätsklinik Jena, dort promovierte er 1899 zum Dr. med. mit einer Arbeit über den Wärmestich beim Kaninchen. Als Schiffsarzt reiste er mehrfach nach Nordamerika. Ab 1900 studierte er Psychologie in München, ab 1904 war er in Würzburg experimentell tätig. Bildungsreisen nach England und Schottland, Italien und Sizilien schlossen sich an. 1906 promovierte er an der Universität Würzburg zum Dr. phil. (Rigorosum in den Fächern Philosophie, Archäologie, Zoologie) mit einer Arbeit über einige Hauptgesichtspunkte der Beschreibung in der Elementarpsychologie. Von 1906 bis 1908 war er Assistent an der Universität Frankfurt am Main, wo er sich 1908 habilitierte. Von 1908 bis 1912 lehrte Schultze als Professor der Philosophie in Buenos Aires. 1915 wurde er außerordentlicher Professor in Frankfurt, 1922 zum ordentlichen Professor der Pädagogik, Philosophie und experimentellen Psychologie in Königsberg berufen. 1934/35 vertrat er den vakanten Lehrstuhl in Halle (1934 Eintritt in den NSLB), wurde aber 1935 zurück nach Königsberg versetzt und emeritiert. Nach 1945 nahm Schultze einen Lehrauftrag für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Frankfurt am Main wahr.
  2. Hein Retter: Oswald Kroh und der Nationalsozialismus. Rekonstruktion einer verdrängten Beziehung, Deutscher Studien Verlag, Weinheim 2001, S. 87
  3. Karl Heinz Bönner: Das Leben des Dr. phil. habil. Max Simoneit, 1986 (archiviert)
  4. Die erste psychologische Nachkriegstagung in Bonn, Fernuniversität Hagen