Endkampf um Berlin
Schlacht um Berlin | |||||||
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Teil von: Zweiter Weltkrieg | |||||||
![]() Sowjetische Flugzeuge der Roten Luftwaffe über Berlin-Lankwitz | |||||||
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Konfliktparteien | |||||||
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Befehlshaber | |||||||
Gotthard Heinrici Helmuth Weidling Wilhelm Mohnke |
Georgi Schukow Iwan Konjew Konstantin Rokossowski | ||||||
Truppenstärke | |||||||
140.000 Soldaten 600 Panzer >100 Flugzeuge[1] |
2,5 Millionen Soldaten 6.250 Panzer 14.600 Geschütze 7.500 Flugzeuge | ||||||
Verluste | |||||||
92.000 Gefallene, 200.000 Verwundete, 479.000 Gefangene[2] (offizielle Zahlen, deutsche Verluste waren wahrscheinlich geringer), zehntausende getötete und geschändete Zivilisten | 81.149 Gefallene, 280.251 Verwundete[3] (offizielle Zahlen, sowjetische Verluste waren wahrscheinlich wesentlich höher) |
Die Schlacht um Berlin war eine der letzten Erhebungen der Deutschen Wehrmacht, Waffen-SS und Volkssturm gegen den Vormarsch der bolschewistischen Angreifer vom 16. April bis zum 2. Mai 1945. Es war die finale Schlacht des Zweiten Weltkriegs im Endkampf um Deutschland. Sie hatte die vollständige Besetzung der Reichshauptstadt durch die Rote Armee zur Folge.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Das Ziel der deutschen Verteidigungsbemühungen war es, Zivilisten vor der grausamen Behandlung durch die Bolschewisten (→ Verbrechen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg) zu schützen und Berlin als das Zentrum des freien, nationalsozialistischen Europas möglichst lange zu halten, um die Handlungsfähigkeit der Reichsregierung sicherzustellen. Zahlreiche europäische Freiwilligenverbände der Waffen-SS standen in Berlin, um gemeinsam mit ihren deutschen Kameraden die Reichshauptstadt, und damit Europa, vor dem Bolschewismus zu bewahren. Letten, Esten, Niederländer, Norweger, Dänen, Flamen, Wallonen, Finnen, Schweizer, Spanier und mehr kämpften bis zum bitteren Ende in der völlig zerstörten Stadt nicht primär für Deutschland, sondern für ihre jeweilige Heimat und das gemeinsame Europa.[4]
Geschichte

Ausgangslage
Josef Stalin befahl Anfang 1945 die Eroberung Berlins als finalen Schlag gegen das Großdeutsche Reich, da er unbedingt vor den Amerikanern die Reichshauptstadt einnehmen wollte. Die Sowjetunion sammelte dazu eine gigantische Armee, die ca. 2,5 Millionen Soldaten (inklusive nichtkämpfender Einheiten), 6.000 Panzer, 7.500 Flugzeuge und tausende Artilleriegeschütze umfaßte. Ihnen standen mit bereits schwer angeschlagenen deutschen Wehrmachtseinheiten sowie Volkssturm und Waffen-SS insgesamt 140.000 Mann mit nur ca. 600 Panzern und ohne nennenswerte Luftunterstützung entgegen. Außerdem war die Versorgungslage mit Treibstoff und Munition sehr schlecht.
Oderfront
Die Rote Armee entschloß sich zu einem Zangenangriff auf die Reichshauptstadt, um diese einzukesseln. Entlang der Oder, wo sich auch Otto Skorzenys SS-Jagdverbände (Division Schwedt; Kampfgruppe/Sperrverband Skorzeny) eingegraben hatten, standen die 2. Weißrussische Front unter Rokossowski im Abschnitt Ostseeküste bis Schwedt/Oder, ab dort bis Guben die 1. Weißrussische Front unter Schukow und die 1. Ukrainische Front unter Konew im südlichen Abschnitt bis Görlitz. Am 16. April eröffnete die Rote Armee die Offensive mit dem stärksten Artilleriefeuer des gesamten Krieges (statistisch ein Geschütz alle fünf Meter entlang der Oder), welches jedoch aufgrund von Umgruppierungen bei den Deutschen großteils ins Leere ging.
Neißefront und Seelower Höhen
Zum 20. April erreichten Granaten auch Berlin-Mitte. Sofort darauf eröffnete die Rote Armee die Offensive und im südlichen Abschnitt schaffte es die 1. Ukrainische Front unter dem Sowjetmarschall Iwan Konew schon bald, die deutsche Verteidigungslinie an der Lausitzer Neiße zu durchbrechen. Im nördlichen Abschnitt konnte die 1. Weißrussische Front unter dem Sowjetmarschall Georgij Schukow erst nach dreitägigen, brutalen Kämpfen in der Schlacht um die Seelower Höhen die tapferen deutschen Einheiten zurückdrängen.

Die Schlacht um die Hauptstadt

Die eigentliche Schlacht um Berlin begann am 21. April 1945, als sowjetische Einheiten bei Malchow die Stadtgrenze überschritten. Der deutsche Befehlshaber, Generalleutnant Hellmuth Reymann, hatte zuvor angeordnet, Berlin „bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone“ zu verteidigen.
- „An die Verteidiger Berlins richte ich in dieser Stunde namens der Frauen und Kinder, ja namens des ganzen Vaterlandes den dringenden Appell, wachsam zu sein und in dem uns aufgezwungenen Kampf um Dasein und Freiheit unseres Reiches, um das Leben unserer Mütter, Frauen und Kinder, den Feind nicht zu fürchten, sondern ihn schonungslos zu vernichten. Die Sowjets wollen in Deutschland ein für uns unvorstellbares Schreckensregiment errichten. Sie sind hemmungslos in ihrer Vernichtungswut gegenüber allem, was deutsch ist. Diesem neuen Mongolensturm gegenüber darf es keine Schwäche und keine Weichheit geben. Wir führen jetzt einen Krieg ohne Gnade gegen jene, die deutsche Frauen schänden oder in sowjetische Frontbordelle schicken wollen, die unsere Kinder quälen und morden, Millionen Männer durch Genickschuß liquidieren und den Rest als Arbeitssklaven in die Zwangsarbeitslager der Sowjetunion verschleppen wollen.“ — Joseph Goebbels in seiner letzten Rundfunkansprache an das deutsche Volk
Die deutschen Verteidiger kämpften um jeden Meter Boden, mußten aber Schritt für Schritt vor der Roten Armee zurückweichen. Die Panzer der Roten Armee waren im städtischen Gelände stets der Gefahr durch Panzervernichtungsmittel ausgesetzt. Bei den Kämpfen im Stadtgebiet verlor die Rote Armee etwa 800 Panzer durch die mit Panzerabwehrwaffen ausgerüsteten Einheiten der Wehrmacht und des Volkssturms. Für den Abschuß von acht Panzern an einem Tag wurde dem französischen SS-Scharführer Eugène Vaulot eines der letzten Ritterkreuze des Eisernen Kreuzes im Krieg verliehen.
Vor den sowjetischen Bombardement- und Artillerieschlägen flüchteten die Berliner in Bunker und U-Bahnschächte. Am 25. April 1945 gelang es den sowjetischen Truppen schließlich, Berlin vollständig einzukesseln, als sich die 1. Weißrussische Front und die 1. Ukrainische Front in Ketzin trafen und so den Ring um Berlin schlossen. Die deutschen Verteidiger setzten jedoch ihre verbissene Verteidigung fort. Im Süden drang die deutsche 12. Armee unter General Wenck bis nach Potsdam vor, den Befehl zum Durchbruch nach Berlin konnte und wollte Wenck jedoch nicht ausführen. Dem General gelang allerdings der Durchbruch zur im Kessel von Halbe eingeschlossenen deutschen 9. Armee, die so noch zahlreiche Verwundete und Zivilisten evakuieren konnte.
Vorstoß in die Stadtmitte
Im Häuserkampf stießen die Sowjets am 29. April ins Regierungsviertel vor. Hier befand sich auch der Kanzleibunker, in dem sich der Führer aufhielt. Es entwickelte sich auch ein heftiges Gefecht um den deutschen Reichstag, welcher vom SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke mit seiner SS-Kampfgruppe „Mohnke“ verteidigt wurde.
Schultheiss-Brauerei
Einer der letzten umkämpften Orte Berlins war die Schultheiss-Brauerei (die heutige Kulturbrauerei), die als Hauptgefechtsstand des Abschnitts „H“ des Verteidigungsbereichs Berlin diente. Verteidigungsabschnitt „H“ umfaßte neben Prenzlauer Berg das Gebiet, das heute den Großbezirk Pankow bildet.Der Volkssturm hatte sich dort verschanzt, nachdem das Heer den Ort verlassen hatte, um über die Schönhauser Allee nach Norden durchzubrechen, wie es einer der letzten Befehle Hitlers vorsah. Die Brauerei war Lazarett, Lebensmittellager und Wasserstelle. Die Russen stellten ein Ultimatum, Sprengladungen wurden gelegt und drei deutsche Kommunisten als Parlamentäre in die Brauerei geschickt, wo nach zähen Verhandlungen und Stunden nach dem offiziellen Waffenstillstand auch die Letzten kapitulierten.
Götterdämmerung
Am 30. April war auch dieser Kampf entschieden und um 14:25 Uhr hißten zwei Rotarmisten erstmals die sowjetische Flagge aus einem Fenster des deutschen Reichstags. Um 21 Uhr desselben Tages wehte die rote Fahne auf der Kuppel des Gebäudes.
Massenmord, Massenvergewaltigungen und Massensuizid
Als die Russen Ende April den Rand Berlins erreichten und die östlichen und nördlichen Vororte einnahmen, begann auch der Massenmord, die Massenvergewaltigungen und die Plünderungen. In Berlin-Buch wurden die fünf Heil-, Pflege- und Heimstätten, Anstalten für Lungenkranke, für Hospitaliten und leichte Sieche sowie für psychiatrisch Kranke, so z .B. das „Städtische Krankenhaus Berlin-Buch“, das 1943 wegen des Bombenterrors gegen Berlin einige Universitätskliniken der Charité aufnehmen mußte, von den Bolschewisten durchkämmt.
Kleine Kinder, Urgroßmütter, Frauen mit Amputationswunden durch Bomben und Granaten, keine von ihnen war sicher, nicht wenige wurden zu Tode vergewaltigt.
Es kam zu Massensuiziden. Dies belegen die Grabstätten Berlins, besonders exemplarisch der evangelische St. Marien- und St. Nikolai-Friedhof I in Berlin-Prenzlauer Berg, wo zahlreiche Grabsteine stehen, welche belegen, daß ganze Familien Anfang Mai 1945 den Freitod der Schändung vorzogen. Jedoch nicht nur Zivilisten, auch Soldaten wählten diesen Weg, so beispielsweise Erich Bärenfänger mit Gemahlin und Schwager. In Berliner Sterberegistern sind Suizide von Tausenden von Einzelpersonen verzeichnet.
Kapitulation
Am 1. Mai kämpften die Sowjets gegen noch zahlreiche deutsche Widerstandsnester und in den Morgenstunden des 2. Mai kapitulierte mit General der Artillerie Helmuth Weidling der letzte deutsche Kampfkommandant von Berlin. Bis 15:00 Uhr waren schließlich alle Kampfhandlungen eingestellt und die überlebenden deutschen Soldaten gingen in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Internationale Beteiligung auf deutscher Seite
- „Im Regierungsviertel sind es die Soldaten des Bataillons ‚Fenet‘ und des Panzerjagdkommandos der Nahkampfschule ‚Charlemagne‘ unter Obersturmführer Weber, die den Kern der Abwehr bilden und deren Hauptkampflinie sich immer mehr der Reichskanzlei nähert. Wilhelm Weber wird am 29. April nach Abschuß seines dreizehnten Sowjetpanzers an der Schulter schwer verwundet und in das Notlazarett in der Reichskanzlei eingeliefert. Standartenjunker Will Fey übernimmt seinen Platz und hält sein Jagdkommando zusammen bis zum bitteren Ende und Ausbruch.“
Die letzten Verteidiger der Reichshauptstadt waren nicht nur Deutsche: Am Spittelmarkt verhinderten Reste eines norwegischen Regiments jeden sowjetischen Durchbruch, Dänen hielten die Friedrichstraße, Franzosen den Belle-Alliance-Platz, Flamen und Niederländer kämpften am Zoo, Letten leisteten am Reichstag erbitterten Widerstand.
Es drängt sich die Frage auf: Warum entschieden sich Nichtdeutsche noch im Angesicht der totalen Niederlage für einen zähen Widerstand? Henri Fenet, Ritterkreuzträger und Offizier der SS-Division „Charlemagne“ äußerte sich nach dem Krieg folgendermaßen:
- „Von Ende 1942 an, ab Stalingrad, ist der Europa-Gedanke der Hauptgedanke gewesen. Der Wert ‚Vaterland’ konnte nur durch die Gründung eines einigen Europa gerettet werden. Die europäische Identität und damit die einzelnen nationalen Identitäten wären in Gefahr geraten, wenn Europa vom amerikanischen Kapitalismus oder vom sowjetischen Bolschewismus beherrscht worden wäre.“[5]
Kommandant des Verteidigungsbereiches Berlin
- Generalleutnant Hellmuth Reymann
- Generalleutnant Ernst Kaether
- Generalmajor Erich Bärenfänger
- General der Artillerie Helmuth Weidling
Bildergalerie
Nachladen von Stalin-Orgeln der sowjet-bolschewistischen Invasoren
Oberst i. G. Theoderich „Theodor“ Heinrich August Wilhelm von Dufving (1907–2001), Stabschef des Kampfkommandanten Weidling; er leitete als Parlamentär die Kapitulationsverhandlungen nahe dem Flughafen Tempelhof durch Vorgespräch mit Tschuikow ein.[6]
General der Artillerie Helmuth Weidling, Generalleutnant z. V. Kurt Woytasch (1878–1965), Oberst i. G. Hans Refior (Weidlings zweiter Stabschef sowie Adjutant) und ganz rechts vermutlich Generalleutnant Walter Schmid-Dankward (1887–1963) als Kriegsgefangene im Mai 1945
Deutscher Soldat vor dem zerstörten Reichstagsgebäude
Kriegskunst (Reichshauptstadt)
Siehe auch
- Flakhelfer
- RAD-Division
- Wachregiment „Großdeutschland“
- Der Panzerbär – Kampfblatt für die Verteidiger Groß-Berlins
Literatur
- Tony Le Tissier: Der Kampf um Berlin 1945, Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei (Klappentext)
- Jean Mabire: Berlin im Todeskampf 1945, französische Freiwillige der Waffen-SS als letzte Verteidiger der Reichskanzlei
- Klaus Grotjahn: Von der 8,8 cm-Flak zur SS-Division „Nordland“ – Im Endkampf um Berlin
Verweise
- Endkampf um Berlin: Reichskanzlei – Der Bericht eines Beteiligten, Rechtes Regensburg
- Dreizehn Tage lang von Rotarmisten vergewaltigt, Welt.de, 26.09.2019
- „Versprich mir, dass du dich erschießt, wenn die Russen kommen“, Welt.de, 18.04.2020
Fußnoten
Baranow-Brückenkopf •
Weichsel-Oder-Operation •
Festung Posen •
Massaker in der Zitadelle von Posen •
Festungsfront Oder-Warthe-Bogen •
Endkampf um Königsberg •
Plattenseeoffensive •
Vormarsch der Roten Armee in Ostbrandenburg •
Massaker von Wildenhagen •
Unternehmen „Samurai“ •
Oderbrücke (Frankfurt an der Oder) •
Oderfront •
Festung Küstrin •
Schlacht um die Seelower Höhen •
Rundfunkrede an die Verteidiger Berlins •
Endkampf um Berlin •
Wolfskind
Anglo-amerikanische Invasion Europas am 6. Juni 1944 •
Massaker von Tulle •
Schlacht um Carentan •
Schlacht um Paris •
Die Gefangennahme Kurt Meyers 1944 •
Operation Market Garden •
Brücke von Arnheim •
Angriff der Alliierten auf Goirle 1944 •
Deutsche Westfront 1944/1945 •
Ardennenoffensive •
Reichsverteidigung •
Unternehmen „Bodenplatte“ •
Endkampf um Aachen •
Abwehrschlacht im Hürtgenwald •
Ludendorff-Brücke •
Heeresgruppe H •
SS-Panzer-Brigade „Westfalen“ •
Rheinwiesenlager