Kreuzburg (Oberschlesien)
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Schlesien |
Landkreis: | Kreuzburg |
Provinz: | Oberschlesien |
Einwohner (1939): | 11.693 |
Koordinaten: | 50° 58′ N, 18° 13′ O |
Kreuzburg O.S. befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Kreuzburg O.S. ist eine deutsche Stadt in Oberschlesien und Sitz des gleichnamigen Landkreises. Bei der letzten deutschen Volkszählung im Jahr 1939 wurden 11.693 Einwohner gezählt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage
Kreuzburg O.S. liegt ca. 50 Kilometer nördlich von Oppeln am rechten Oderzufluß Stober im Gebiet des Schlesischen Landrückens, einer eiszeitlich geformten, flachwelligen Hügellandschaft, zwischen dem Breslau-Magdeburger und Glogau-Baruther Urstromtal.
Kreuzburg O.S. ist der wichtigste Knotenpunkt der Reichsbahn im Norden Oberschlesiens. Hier verzweigen sich die Hauptstrecken Posen - Beuthen und Breslau - Beuthen, zudem beginnen hier die Strecken Kreuzburg - Oppeln sowie Kreuzburg - Cosel.[2] Im Kraftverkehr liegt Kreuzburg O.S. an der Reichsstraße 117, einer innerschlesischen Verbindung von Trebnitz nach Peiskretscham.[3]
Geschichte
Die ersten Siedlungen an der Stelle des heutigen Kreuzburg gab es bereits 1000 bis 800 v. Chr. Dies wird durch Funde aus der Steinzeit und der jüngeren Bronzezeit belegt. Die Skiren und Bastarnen siedelten Ende des 6. Jahrhunderts in der Gegend des Stadtgebietes. Später folgten die Kelten und die Wandalen waren etwa 100 v. Chr. hier. Im 13. Jahrhundert erfolgt die Gründung von Kreuzburg. Das so erworbene Gebiet erhielt um 1252 ein Zentrum. Einer Gründungsurkunde zufolge wurde die Siedlung am 2. November 1252 gegründet.
Am 26. Februar 1253 wurde der Siedlung das Stadtrecht nach Magdeburger Recht verliehen. Dieses Datum wird heute als Gründungsdatum von Kreuzburg angesehen. Bis 1274 oblag den Kreuzherren die Rechtsprechung. Danach ging sie an einen herzoglich bestellten Vogt über, welcher zusammen mit Schöffen Recht sprach. Herzog Heinrich III. von Glogau erhielt nach dem Tod des Fürsten Heinrich IV. von Breslau die Stadt in seinen Besitz. Nach dem Tod Heinrichs III. von Glogau gelangte Kreuzburg 1309 an dessen Sohn Konrad I. von Oels.
1335 kam der Ort durch Verzicht von Kasimir I. unter die Herrschaft Böhmens. 1588 wurde die Stadt der Schlacht bei Pitschen von den Polen geplündert und in Brand gesteckt.
1741 fiel der Ort an Preußen und wurde 1820 dem Regierungsbezirk Oppeln zugeordnet. Auch wenn der Kreuzburger Kreis ursprünglich zum niederschlesischen Fürstentum Brieg gehört hatte, galt er spätestens seitdem als Teil Oberschlesiens. 1871 wurde die Stadt mit Preußen Teil des Deutschen Kaiserreiches.
Die Volksabstimmung in Oberschlesien umfaßte auch den Landkreis Kreuzburg, bei der 95,6 % der Wähler (37.957 Stimmen von 39.703) dafür stimmten, weiterhin zu Deutschland gehören zu wollen. 1939 wurde die Stadt Kreuzburg Sitz des "Landkreises Kreuzburg O.S." mit etwa 50.000 Einwohnern. Kreisleiter der NSDAP war Alfred Rieger.
Bekannte, in Kreuzburg geborene Personen
- Wolfgang April (geb. 1959), Fußballspieler
- Eduard Georg von Bethusy-Huc (1829–1893), Politiker (geboren im Ortsteil Bankau)
- Kurt Daluege (1897–1946), nationalsozialistischer Funktionär
- Gustav Freytag (1816–1895), Schriftsteller
- Horst Fuhrmann (geb. 1926), Historiker
- Joanna Gleich (geb. 1959), Malerin
- Wolf-Dietrich Großer (geb. 1927), Politiker (FDP)
- Dieter Hägermann (1939–2006), Historiker
- Alfred Kuhnert (1898–1977), Generalmajor und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Peter Kupke (geb. 1932), Regisseur, Schauspieldirektor a. D.
- Ulrich Minkus (geb. 1940), Architekt und Künstler
- Heinz Piontek (1925–2003), Schriftsteller
- Reinhart Reche (1915–1993), Kapitänleutnant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Herbert Scholtissek (1900–1979), von 1951 bis 1967 Richter des Bundesverfassungsgerichtes
- Alfred Thielmann (1892–1988), General der Pioniere im Zweiten Weltkrieg
- Walter Wicclair, eigentlich Walter Weinlaub, Pseudonym Walter Wielau, (1901–1998), Regisseur, Schauspieler, Theaterproduzent
Sonstiges
Gustav Freytag widmete den sechsten Band Aus einer kleinen Stadt (1880) seines historischen Romanzyklus Die Ahnen seinem Geburtsort Kreuzburg. Im 15. Kapitel findet der Sohn des Haupthelden eine industriell veränderte Stadt vor: Eisenbahnen und Dampfschornsteine durchdringen den ländlichen Charakter: „Unsere Stadt ist jetzt durch Eisenbande dem Weltverkehr angeschlossen, fast jede Stunde fliegt Neues heran, mit der Einsamkeit schwindet auch das kleinstädtische Wesen; die gute alte Stadt fühlt zu ihrem Heil und zu unserem Schaden jeden Pulsschlag unseres großen Staates und jede Bewegung fremder Nationen“.
Kreuzburg ist auch Schauplatz des autobiographischen Romans Zeit meines Lebens des Schriftstellers und Georg-Büchner-Preisträgers 1976 Heinz Piontek, der in der Stadt seine Kindheit und Jugend vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Dritten Reichs verbrachte. Im vorletzten Kapitel dieses Romans porträtiert er den schlesischen Barockdichter Johann Christian Günther, der 1720 versucht sich im oberschlesischen Grenzgebiet um Kreuzburg durch seine Niederlassung als Arzt und durch die Verlobung mit der Pfarrerstochter Johanna Barbara Littmann eine bürgerliche Existenz aufzubauen und an den geforderten Bedingungen, sich mit dem Vater zu versöhnen und den Doktortitel zu erwerben, scheitert. Pionteks Geburtsort ist auch lebendig in seinem letzten Roman Goethe unterwegs in Schlesien (1983), wenn er den Dichter auf seiner Rückreise aus dem oberschlesischen Industriegebiet und Tarnowitz nach Breslau in Kreuzberg am Ring logieren läßt. Das plastisch geschilderte Marktleben und die Landschaften an der Oder sind auch in dem umfangreichen Erinnerungsprotokollen des lyrischen Werks von Heinz Piontek präsent.
Literatur
Bruno Salomon: Die Niederschlesische Ostmark und der Kreis Kreuzburg O/S, Deutscher Kommunal-Verlag, Berlin-Friedenau 1927
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- ↑ Deutsches Reich: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich auf Grund der Volkszählung von 1939, Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, 2. Auflage, Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, Berlin, 1941, S. 93.
- ↑ Kartenstelle des Reichsverkehrsministeriums, Eisenbahnabteilungen: Übersichtskarte des amtlichen Kursbuchs der Deutschen Reichsbahn, 17. Mai 1943.
- ↑ Der Große Conti-Atlas für Kraftfahrer. Deutsches Reich und Nachbargebiete. - 18. Auflage 1938.