Osterroht, Helmut von

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Helmut Theodor Gotthilf Wilhelm[1] von Osterroht (zuweilen auch Helmuth;[2] fälschlicherweise auch Osterroth; Lebensrune.png 19. Januar 1894 in Tilsit; Todesrune.png nach 1957) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst des Heeres und Kampfkommandant von Aachen im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Helmut von Osterroht wurde am 19. Januar 1894 in Tilsit geboren und trat am 20. Februar 1914 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin“ (4. Brandenburgisches) Nr. 24 in Neuruppin ein. Als Leutnant und Kompanieführer war er maßgeblich an die Erstürmung des Forts Douaumont bei Verdun im Februar 1916 beteiligt, das am 25. Februar 1916 wurde erobert wurde. Er wurde wegen Auszeichnung vor dem Feinde frühzeitig im April 1918 zum Oberleutnant befördert, vom Juli bis Dezember 1918 war er Ordonnanz-Offizier der 12. Infanterie-Brigade. Im Januar 1919 wurde er beurlaubt, am 10. Mai 1919 zu den Reserve-Offizieren seines Stammregiments übergeführt und schied schließlich am 31. Mai 1919 aus.

  • 19.1.1934 als Hauptmann im Infanterie-Regiment Gumbinnen wieder eingestellt und dem I. Bataillon zugeteilt
  • 15.12.1934 in das II. Bataillon versetzt
  • 13.3.1935 zum Chef der 7. Kompanie ernannt
  • 15.10.1935 Chef der 7. Kompanie des Infanterie-Regiments 22 (Umbenennung der Stellenbesetzung)
  • 4.11.1936 mit Wirkung vom 10.12.1936 in das Infanterie-Regiment 59 versetzt
  • 1.3.1937 Chef der 9. Kompanie/Infanterie-Regiment 73 (laut Nachtrag zur Stellenbesetzung) [durch Abgabe vom IR 59 aufgestellt]
  • 10.11.1938 Kommandeur des Ergänzungs-Bataillons des Infanterie-Regiments 73 (laut Stellenbesetzung)

Am 19. Januar 1934 als Hauptmann bei der Reichswehr wieder eingestellt, erlebte er die letzte Zeit vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Major und Kommandeur des Ergänzungs-Bataillons des Infanterie-Regiments 73 auf dem Truppenübungsplatz Bergen im Hannoverschen.

  • 26.8.1939 Kommandeur des II. Bataillons des Infanterie-Regiments 487 [durch Abgabe vom Ergänzungs-Bataillon/IR 73]
  • 31.1.1940 Kommandeur des II. Bataillons des Infanterie-Regiments 518 [durch Abgabe vom IR 487]
  • 17.1.1942 mit Wirkung vom 20.12.1941 Führerreserve OKH (seinen Dienst regelt der Befehlshaber im Wehrkreis XI)
  • 18.2.1942 mit Wirkung vom 2.2.1942 zum Kommandeur des Infanterie-Regiments 539 ernannt

Als Truppenoffizier mit Ostfront-Erfahrung wurde er Anfang 1942 Oberst und für einige Monate Kommandeur des Infanterie-Regiments 539, um dann am 27. Juni 1942 mit Wirkung vom 1. Juni 1942 als Wehrmachtkommandant von Ludwigsburg in der Heimat Verwendung zu finden. Anfang Dezember 1942, als der Stab der Landesschützen-Division 526 (Division Nr. 526), unter Generalleutnant Kühne aus Aachen verlegt und die Dienststelle des Standortältesten mit dem unterstellten Standortoffizier in eine Kommandantur umgewandelt wurde, kam der Ostpreuße als erster Wehrmachtkommandant an die äußerste Westgrenze des Reiches nach Aachen. Er wurde am 13. Januar 1943 mit Wirkung vom 11. November 1942 zum Wehrmacht-Kommandant von Aachen ernannt. Hier unterstand er unmittelbar dem Stellvertretenden Generalkommando des VI. Armee-Korps in Münster i. W., erfreute sich aber im allgemeinen großer Selbständigkeit, insbesondere bei den unmittelbar nach dem schweren Bombenterror gegen Aachen erfolgenden sehr verdienstlichen Einsätzen der Wehrmachthilfskommandos der ihm im ganzen Regierungsbezirk für die territoriale Verwendung unterstellten Ersatz-Einheiten.

Im August 1944 erlitt Oberst von Osterroht einen Reitunfall und hatte, bis zum 5. September an das Lazarett Blumenthal in Vaals gebunden, nur begrenzte Wirkungsmöglichkeit in Aachen. Als sich dann die deutschen Feldtruppen dem kaum noch ausgerüsteten Westwall näherten, erhielt er am 7. September vom Stellvertretenden Generalkommando in Münster die Mitteilung, es sei in Aussicht genommen, ihn zum Kampfkommandanten zu ernennen und ihm den Abschnitt der vorderen Bunkerlinie am Westrand der Stadt mit einem Ersatz-Bataillon zu unterstellen. Der Oberst hatte in den beiden letzten Jahren keine Fronterfahrung gehabt, auch nicht die erforderlichen Hilfskräfte, glaubte aber gleichwohl annehmen zu müssen:

„Damals widersprach es meinem soldatischen Empfinden, einen solchen Führungsauftrag abzulehnen.“

Am 10. September wurde der Kampfkommandant dem Kommandeur der 353. Infanterie-Division, Generalleutnant Mahlmann, drei Tage später dem Kommandeur der 116. Panzer-Division, Generalleutnant Graf von Schwerin, unterstellt. Am 17. September wurde er zur Führerreserve versetzt. Seine Nachfolger waren Maximilian Leyherr, dann

Oberst von Osterroht sah sich neben zahlreichen anderen Verpflichtungen vor die kaum lösbare Aufgabe gestellt, die schlecht armierte und von unzulänglichen Kräften verteidigte Bunkerlinie westlich und südwestlich der Stadt zu halten. Hier erfolgte schon am 12. September die Wegnahme des Pelzerturmes und nur zu bald ein größerer Einbruch in die Bunkerlinie, über die seine Studie mit großer Sachlichkeit berichtet. Sie gewinnt an Anschaulichkeit durch die hier veröffentlichte unter Aufsicht des städtischen Vermessungsrats Brehmke von Vermessungs-Techniker Joseph Dahmen gezeichnete erste allgemein zugängliche Skizze über die Bunkerlinien bei Aachen. Die Lage wurde dadurch zum Brechen gespannt, daß die Partei am gleichen 12. September die totale Evakuierung der Stadt befahl. Der unmittelbare und der nächsthöhere Vorgesetzte von Osterrohts haben den guten Willen und die soldatische Haltung des Kampfkommandanten anerkannt. Graf von Schwerin hält aber die Bemühungen, aus der Versprengtensammelstelle kampffähige Einheiten zu bilden, für illusorisch. Auch aus den Einheiten des Ersatz-Regiments konnten bei der mangelhaften Ausrüstung und Bewaffnung keine kampffähigen Verbände aufgestellt werden. Aufstellung und Einsatz all dieser Einheiten waren Verlegenheitsmaßnahmen der oberen Führung, die keinen praktischen Wert hatten. Ein Mann wie Oberst von Osterroht kann nur aufrichtig bedauert werden, mit derart aussichtslosen Aufgaben betraut worden zu sein. Es kann ihm keinerlei Vorwurf daraus gemacht werden, wenn seine Bemühungen vergeblich waren, Ordnung zu schaffen. Man kann ihn höchstens bedauern, diesen undankbaren Auftrag angenommen zu haben. Der Befehlshaber des LXXXI. Armeekorps, Ritterkreuzträger Generalleutnant Schack, hat in seinem späteren Bericht der Tätigkeit des Obersten von Osterroht seine Anerkennung nicht versagt, wenn er von ihm schreibt:

„Er hat mit Umsicht und Tatkraft getan, was er mit seinem Personal und Material tun konnte.“

Bericht zu Aachen aus den Jahren 1945 und 1957 (Galerie)

Familie

Helmuts Bruder Paul von Osterroht (rechts) im Gespräch mit Manfred Freiherr von Richthofen; Paul trat dem Deutsch Ordens-Infanterie-Regiment Nr. 152 im Mai 1906 bei und wurde am 18. August 1907 zum Leutnant befördert. Am 13. April 1912 wurde er nach Gotha kommandiert, um als Flugzeugführer ausgebildet zu werden. Seinen Deutschen Flugschein erhielt er am 9. Oktober 1912 und wurde somit zum „Alten Adler“ (Nr. 305). Als der Erste Weltkrieg begann, diente er bei der Feldflieger-Abteilung 18 (FFA 18) und erhielt als einer der ersten Angehörigen der Fliegertruppe am 7. Oktober 1914 das Eiserne Kreuz I. Klasse. Ende November 1914 wurde er in das Kampfgeschwader mit dem Tarnnamen „Brieftauben-Abteilung Ostende“ (BAO) unter Major Wilhelm Siegert versetzt, die später als Vorläufer des ersten Kampfgeschwaders der Obersten Heeresleitung (Kagohl) dienen sollte. Einer seiner Beobachter zu dieser Zeit war Manfred von Richthofen. Gemeinsam mit ihm konnte von Osterroht ein französisches Flugzeug abschießen, da dies jedoch weit hinter den feindlichen Linien geschah, konnte der Abschuß nicht überprüft werden und zählte somit nicht als Luftsieg. Am 30. Januar 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Mai 1916 wurde er in die Kampfstaffel 1 des Kampfgeschwaders 1 versetzt und alsbald zum Staffelführer ernannt. Am 6. Oktober 1916 wurde er dann zum ersten Führer der neuen Jagdstaffel 12 (Fokkerstaffel West) ernannt. Zuerst mit der Fokker D.I ausgerüstet, erhielt die Jasta 12 1917 die Albatros D.III, und nun wurde die Staffel im Luftkampf sehr erfolgreich. Von Osterroht, inzwischen Hauptmann, schoß am 19. März 1917 eine französische SPAD ab, im April 1917 folgten sechs weitere Luftsiege (fünf gegen das Royal Flying Corps) und der Ehrenbecher für den Sieger im Luftkampf. Trotz Müdigkeit und Luftsieg am Mittag um Punkt 12 Uhr mußte Staffelführer von Osterroht am Abend des 23. April 1917 erneut zum Feindflug aufsteigen. Er sollte sein letzter werden. Um 18 Uhr traf die kleine Gruppe auf die beinahe vollständige „No. 3 Squadron Royal Naval Air Service“. Die Staffel, ausgerüstet mit Sopwith Pup, griff um 18 Uhr an, und Hauptmann von Osterroht wurde getroffen, seine Maschine stürzte zur Erde. Er ruht vermutlich auf der Kriegsgräberstätte Cambrai.

Helmut war der Sohn des Oberstleutnants Ernst Theodor Gustav Osterroht, seit 2. Januar 1863 von Osterroht[3] (Lebensrune.png 18. Dezember 1843 auf Gut Strellentin; Todesrune.png 22. Juli 1928 in Stettin) und dessen Frau Martha Marie Karoline, geb. von Somnitz (Lebensrune.png 13. März 1850 auf Gut Goddentow bei Lauenburg in Pommern; Todesrune.png 5. Januar 1934). Er hatte zahlreiche Geschwister. Sein älterer Bruder war Hauptmann und Alter Adler Paul Henning Aldabert Theodor von Osterroht (Lebensrune.png 13. September 1887 in Lüneburg), der am 23. April 1917 als Jagdflieger und Flieger-As bei Kamerich im Luftkampf gefallen war. Der älteste Bruder, Hermann Theophil Ernst Siegfried von Osterroht (1. August 1877 in Flensburg), war zuletzt Rittmeister und Eskadronchef. Vetter Georg Wilhelm (Lebensrune.png 15. Oktober 1885 in Neuendorf bei Köslin) war am 17. Januar 1945 mit 60 Jahren als Wachtmeister bei der Reichsverteidigung an der Ostfront gefallen. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Cottbus.

Ehe

Oberleutnant von Osterroht heiratete am 9. Juli 1927 seine Verlobte Annemarie Schreiber (Lebensrune.png 22. März 1900).

Beförderungen

  • 20.2.1914 Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment Großherzog Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburgische) Nr. 24 eingetreten
  • 28.9.1914 Fähnrich
  • 5.12.1914 Leutnant, vorläufig ohne Patent
    • später Patent vom 29.6.1913 erhalten
  • 30.4.1918 Oberleutnant
  • 19.1.1934 Hauptmann mit Wirkung vom 21.10.1934
    • 6.11.1934 Rangdienstalter (RDA) vom 1.9.1933 erhalten (Ordnungsnummer vorbehalten)
    • 20.1.1935 Ordnungsnummer (Ord.Nr.) 45 zum RDA vom 1.9.1933 erhalten
    • 11.4.1935 anderweitiges RDA vom 1.7.1933 (38a) erhalten
  • 1.4.1937 Major
  • 1.9.1940 Oberstleutnant
  • 1.4.1942 Oberst

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

Fußnoten

  1. Schreibweise der Vornamen und Reihenfolge nach „Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser“ 1917 und 1919.
  2. Zuweilen wird der Offizier auch als Theodor Gottlieb Wilhelm Helmuth von Osterroht geführt.
  3. Ernst Theodor Gustav von Osterroht (archiviert)
  4. Dr. phil. Bernhard Poll (Lebensrune.png 26. Juli 1901 in Bielefeld; Todesrune.png 17. September 1981 in Aachen) war ein deutscher Historiker und langjähriger Archivar des Stadtarchivs Aachen.