Hellmuth, Otto

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Gauleiter Dr. med. dent. Otto Hellmuth
Unterschrift Hellmuth, Otto.png

Otto Hellmuth (Lebensrune.png 22. Juli 1896 in Markt Einersheim; Todesrune.png 20. April 1968 in Reutlingen) war ein deutscher Zahnarzt, Politiker Mitglied des Reichstages sowie Gauleiter der NSDAP und Regierungspräsident von Mainfranken im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Er war auch SA-Standartenführer, seit dem 5. September 1938 NSKK-Gruppenführer (Stab NSKK-Motorobergruppe Mitte) und seit dem 9. November 1939 NSKK-Obergruppenführer.

Leben

Dr. Otto Helmuth (1896-1968)
Dr. Otto Helmuth (1896-1968)
Dr. Otto Helmuth (1896-1968)
Otto Hellmuth.jpg

Jugend

Otto Hellmuth, Gauleiter Mainfranken II.jpg
Die Kinder Otto Hellmuths.jpg

Otto Helmuths Wiege stand im Frankenlande. Otto Helmuth wurde am 22. Juli 1896 in Markt-Einersheim in der nähe von Würzburg als Sohn eines Oberbahnmeisters geboren.

Er besuchte die Volksschule in seinem Heimatorte und in Iphofen, später die Oberrealschule in Kitzingen, Passau und Marktbreit. Er lernte auf seinen Wanderung seine schöne Heimat kennen und inbrünstig lieben. Das schöne Frankenland, wohl eine der lieblichsten deutschen Landschaften blieb nicht ohne Wirkung auf sein empfängliches Gemüt und so war schon der Schüler erfüllt von einer überschwemmenden Heimatliebe.

Erster Weltkrieg

1914 meldete sich der gerade 18 Jahre alt gewordenen Primaner Otto Helmuth sofort kriegsfreiwillig am Ersten Weltkrieg. Er kam zum Königlich Bayerischen 9. Infanterie-Regiment „Wrede“, später zum 4. Reserve-Infanterie-Regiment und schließlich als Unteroffizier zum Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 8. Er erlebte die verschiedensten Kriegsschauplätze und wurde als tapferer Draufgänger viermal verwundet. Das silberne Verwundetenabzeichen und weitere Auszeichnungen künden von seinen Taten.

Kurzchronologie

  • 15.9.1914 Rekrutendepot des 9. Infanterie-Regiments „Wrede“
  • 10.12.1914 mit der 10. Kompanie/9. Infanterie-Regiment „Wrede“ ins Feld
  • 27.1.1915 nach Verwundung ins Feldlazarett 12 Caumes
  • 1.3.1915 in der Genesenden-Kompanie des Ersatz-Bataillons/9. Infanterie-Regiment „Wrede“
  • 27.4.1915 7. Kompanie/Königlich Bayerisches Reserve-Infanterie Regiment Nr. 4
  • 22.9.1915 überzähliger Gefreiter
  • 3.3.1916 Unteroffizier
  • 30.3.1916 krank ins Kriegslazarett 3, XIV. Armee-Korps
  • 30.4.1916 Lazarett Schweinfurt
  • 30.9.1916 Reserve-Lazarett Würzburg
  • 1.11.1916 in der Genesenden-Kompanie des Ersatz-Bataillons/Königlich Bayerisches Reserve-Infanterie Regiment Nr. 4
  • 23.5.1917 in der 2. Kompanie des Ersatz-Bataillons/Königlich Bayerisches Reserve-Infanterie Regiment Nr. 4
  • 30.5.1917 3. Kompanie/Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 8
  • 5.11.1917 zur bayrischen Kriegslazarett-Abteilung Nr. 43 versetzt
  • 19.12.1917 mit der 3. Kompanie des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 8 ins Feld
  • 30.7.1918 2. Kompanie/Ersatz-Bataillon/Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 8
  • 14.9.1918 Freistellung zur Ablegung des Abiturexamens nach Freiburg, danach nach Marktbreit entlassen

Weimarer Republik

Zu Beginn der Jahres 1919 meldete er sich am Realgymnasium in Freiburg (Breisgau) zum Abitur. Er geriet in eine marxistische Versammlung, war empört über die Verhöhnung alles dessen, was ihm heilig war und er gab seine Ansicht laut und deutlich zum Ausdruck. Eine heftige Tracht Prügel war die Quittung und diese Gewalt gegen Andersdenkende brachte den Abiturenten und Frontsoldaten zum politischen Nachdenken. Als er sich im April 1919 an der Universität Würzburg immatrikulieren läßt, um Zahnheilkunde zu studieren, trat er sofort dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund bei, um in dessen Reihen einem der Hauptübel an die Gurgel zu gehen, dem immer mehr sich ausbreitenden Judentum, das gerade in den kleinen Städten Frankens Handel und Wandel beherrscht sich politisch den Verhältnissen anpasst und die Politik zum Geschäft macht. Er nahm im Volksregiment Würzburg an dem Feldzug gegen die Münchener Räterepublik Eisners teil und 1920 gründete er den Bund Frankenland in Würzburg, einen völkischen Wehrverband, der zwei Jahre später in der von Adolf Hitler für die NSDAP geschaffene SA aufgegangen war, nachdem auch Otto Helmuth sich der NSDAP angeschlossen hat.

1921 promovierte er zum Dr. med. dent., läßt sich dann als praktischer Zahnarzt in seiner Heimatstadt Marktbreit nieder. 1922 nahm er an dem denkwürdigen Tag in Koburg teil, an dem der rote Terror durch die NSDAP gebrochen und Koburg als erste bayerische Stadt für den Nationalsozialismus erobert werden konnte. Während des Verbots der Partei trat er weiter für den nationalsozialistischen Gedanken ein, und bei der Wiedergründung war er erneut Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 22.815). Schon 1926 war er Stadtrat von Marktbreit und 1928 war er Mitglied des bayerischen Landtages, nachdem ihn Adolf Hitler 1927 zum Gauleiter von Mainfranken gemacht.[1]

Im Jahre darauf wurde er Mitglied des Bayerischen Landtags. Am 19. November 1930 initiierte Helmuth eine Protestkundgebung gegen die im Würzburger Stadttheater vorgesehene Aufführung des Stückes von An-Ski „Dybuk“ durch das jüdische Moskauer Staatstheater „Habima“. Nur durch massiven Polizeieinsatz konnten die Störungen durch Sprechchöre von mehreren Hundert Protestierern und das gewaltsame Eindringen ins Theater unterbunden und die Abendaufführung sichergestellt werden.

Drittes Reich

Kurz nach dem Wahlsieg der NSDAP zog Hellmuth als Abgeordneter in den Reichstag ein. Am 11. März 1933, nach der Besetzung des Echterhauses und der antideutschen Redaktion des Fränkischen Volksblatts durch SA und SS

„Ich habe schon lange auf diesen Tag gewartet, an dem unsere Hakenkreuzfahne von dem Haus in Würzburg wehen wird, von dem aus so viel Gift ins Frankenvolk gespritzt wurde!“

Am 1. Juli 1934 wurde er Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg bzw. (nach Umbenennung des Regierungsbezirks am 1. Juli 1937) Mainfranken. Der Begriff „Mainfranken“ stammt aus den 20er Jahren. Der politische Gau wurde bereits 1934 so benannt. Überregionale Bedeutung vor allem durch die damalige Fachpresse erlangte der so genannte „Dr.-Hellmuth-Plan zur Neuordnung des Gaues Mainfranken“. Dieser seit 1935 von der Landesplanungsgemeinschaft Bayern – Bezirksstelle Würzburg – ausgearbeitete und seit etwa 1938 durchgeführte Plan, sollte zu einer strukturellen Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten in den ländlichen Regionen Mainfrankens führen, die vor allem durch die fränkische Realteilung wirtschaftlich teilweise sehr schwach waren.

Am Ende des zweiten Weltkrieges flüchtete er mit seiner Familie und der Gauleitung sowie dem Würzburger Oberbürgermeister Memmel am 2. April 1945 zunächst nach Untermerzbach bei Ebern und dann über Haßfurt am 9. April 1945 nach Eggolsheim bei Forchheim in der Fränkischen Schweiz. Seine Frau und Kinder fanden schließlich in Oberbayern Schutz, während sich Hellmuths Spur in Tirol verlor. In Bayern in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten, blieb er unerkannt. Zusammen mit seinem ehemaligen Adjutanten flüchtete er nach Norddeutschland.

Nachkriegszeit

Nach zwei Jahren im Verborgenen, in denen er als Landarbeiter im Raum Kassel lebte und später unter dem Namen Hans Oster in einer Zahnarztpraxis in Bussum tätig war, wurde er von der britischen Militärpolizei in der zwischen Bremen und Osnabrück gelegenen kleinen Ortschaft festgenommen. In Dachau wurde er vor einem US-Militärgericht in einem der Fliegerprozesse angeklagt, für die angebliche Erschießung von notgelandeten Terrorflieger des Feindes im September 1944 mitverantwortlich zu sein. Während seiner Gefängniszeit in Landsberg am Lech unternahm Hellmuth 1947 einen gescheiterten Suizidversuch. Zuvor hatte er mit seinem eigenen Blut „Heil Hitler“ an die Wand seiner Zelle geschrieben.

Auf Bitten von Hellmuths Schwester Hedwig, die der Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried als „wahre gute katholische Dame“ kannte, verwendete dieser sich mit einem Gnadengesuch vom 23. Oktober 1947 für den am 10. Oktober 1947 durch den General Military Court in Dachau zum Tod durch den Strang verurteilten Hellmuth.

In einem Revisionsverfahren 1951 wurde das Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt; die Haftzeit wurde schließlich auf 20 Jahre ermäßigt. Hellmuth blieb jedoch nur bis Juni 1955 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg, da auch er von der damaligen Begnadigungswelle erfaßt wurde. Er ging nach seiner Entlassung nach Kassel, wo er 1956 eine Heimkehrentschädigung in Höhe von 5.160,-- DM zu beantragen. Nach fünf Jahren Klage durch alle Instanzen wurde Hellmuth dieser Betrag zugesprochen. Vom Entrüstungssturm in seinem ehemaligen Gau und den Protesten des „Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschland“ blieb er unbeeindruckt.

Gegen den Protest der Kassenärztlichen Vereinigung Unterfrankens und des Deutschen Gewerkschaftsbundes erhielt Hellmuth den Vorzug vor 21 Mitbewerbern bei der Zulassung für alle Krankenkassen durch die AOK Reutlingen, wo er sich 1958 als Zahnarzt niederließ.

Tod

Am 20. April 1968, dem Jahrestag von Adolf Hitlers Geburtstag, starb der schwerkranke Hellmuth von eigener Hand im Alter von 71 Jahren in Reutlingen. Er war bis zu letztem Atemzug der nationalsozialistischen Idee treu geblieben. Beigesetzt wurde seine Urne im Familiengrab in Marktbreit.

Gegen Hellmuth wurde zwar ein Entnazifizierungsverfahren während seiner Landsberger Haftzeit eingeleitet, jedoch nicht zu Ende geführt. „Verbohrt bis zuletzt“, das ist die rückblickende Einschätzung seiner ältesten, treulosen Tochter Gailana, die im Alter von 21 Jahren ihren Namen ändern ließ und jahrelang in psychotherapeutischer Behandlung war.

Familie

Am 13. Juni 1936 heiratete Hellmuth im Wenzelsaal des Würzburger Rathauses seine aus Kassel stammende Verlobte, die promovierte Zahnärztin Erna-Maria Stamm. Im „Fränkischen Volksblatt“ war schon am 12. Juni 1936 vom geplanten Ablauf:

„[…] Anschließend an die standesamtliche Trauung im Wenzel-Saal im Rathaus begibt sich der Gauleiter mit seiner Braut im Wagen durch die Straßen der Stadt zum Residenzplatz. Dort wird die Ankunft des Hochzeitspaares durch 40 Fanfarenbläser der HJ, die um den Frankonia-Brunnen aufgestellt sind, angekündigt. Damit beginnt die deutsche Hochzeitsfeier, die von der Stadt Würzburg und vom Gau Mainfranken der NSDAP veranstaltet wird. Die Feier umfaßt fünf Abschnitte: Der Gauleiter begibt sich mit seiner Braut, gefolgt von seinen Hochzeitsgästen, vom Wagen in den Ehrenhof und wird dort von den politischen Leitern und Abordnungen der NS-Organisationen begrüßt. Dem Volk ist dabei der Zutritt zum Ehrenhof ebenfalls möglich. Der Hochzeitszug beschreitet unter den Klängen der Reichsheerkapelle das Vestibül der Residenz, wo die Vertreter aller Stände in vier Gruppen aufgestellt sind. Der Dichter Nikolaus Fey begrüßt in Mundart das Hochzeitspaar namens der Bauern, Winzer, Holzarbeiter, Fischer und Trachtenträger. Der Dichter Adalbert Jakob […] BDM-Mädchen mit Eichengirlanden […] weisen dem Brautpaar den Weg zum Weißen Saal, bei dessen Betreten die vom Dirigenten der Liedertafel, Oberlehrer Zeller, eigens verfaßte Hymne ‚Aufjauchze mein Herz‘ von der Liedertafel gesungen wird […] Nach der Festrede begibt sich der Hochzeitszug durch den Gartensaal in den Hofgarten […] Das Volk hat Gelegenheit, den Darbietungen im Hofgarten von dessen höher gelegenen Teilen aus anzuwohnen […].“

Kinder

Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen, die alle in Würzburg geboren wurden:

  • Gailana (Lebensrune.png 2. August 1937[2]), benannt nach der fränkischen Herzogstochter „Gailana“
  • Geyer (Lebensrune.png 8. November 1938), benannt nach dem Bauernführer Florian Geyer
  • Gero (Lebensrune.png 13. April 1944), später, wie der Vater, promovierter Zahnarzt und Kieferorthopäde

Auszeichnungen (Auszug)

Gauleiter Hellmuth (mit verschränkten Händen), hier mit Bayerns Ministerpräsident Siebert zur Einweihung von NSV-Anlagen, 1938

Bildergalerie

Ankunft der Saarurlauber in Aschaffenburg 1934:

Fußnoten

  1. Männer im Dritten Reich, Orientalische Cigaretten-Compagnie „Rosma“ GmbH, 1934
  2. Geburtsanzeige für Gailana Hellmuth in „Das Schwarze Korps“ vom 12. August 1937