Raven, Eduard von

Eduard „Ede“ Gustav Ludwig von Raven ( 28. August 1807 in Neuhaus bei Paderborn;
gefallen 27. April 1864 in Nübel) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Generalmajor der Infanterie und, wie schon sein Vater, Ritter des Ordens „Pour le Mérite“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Zu seinem Leben heißt es:[1]
- „Seit Scharnhorst’s Verwundung in der Schlacht, welche nachher seinen Tod herbeiführte, war kein preußischer General vor dem Feinde gefallen, Raven war der erste nach Scharnhorst, der den Heldentod starb. [...] Am 28. August 1807 geboren, trat er mit dem 17. Jahre in das 2. Infanterieregiment zu Stettin [...]. Bald aber wurde er Adjutant, zuerst im Regiment, dann Divisionsadjutant, zuletzt persönlicher Adjutant des Prinzen Albrecht, welcher damals Divisionskommandeur war. [...] Gleich im ersten Jahre (1844) begleitete er den Prinzen auf einer weiten Reise durch Italien, die Schweiz, Frankreich: eine Zickzackreise, welche er auf 849 Meilen berechnet. [...] Raven hat über alle Reisen, welche er mit dem Prinzen gemacht hat, ein genaues Tagebuch geführt und darin die fremden Länder und Völker, die Fürsten-Höfe und deren Persönlichkeiten, welche er kennen lernte, geschildert. [...] Dafür erhalten wir aber aus dem Feldzuge von 1864 eine Reihe von Briefen, welche Raven an die Seinigen geschrieben hat, und wir erkennen darin sein tiefes, liebevolles Gemüth, wie seine Frömmigkeit. [...] Am 18. April, beim Vorgehen seiner Brigade, nach Erstürmung der ersten sechs Schanzen, gegen die andern traf ihn das Granatstück, das ihm den Fuß zerschmetterte; die Amputation konnte ihn nicht retten, er starb neun Tage später. [...] Wir bemerken dazu noch, daß sich der König vorbehalten hat, dem Gefallenen, der auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin begraben liegt, ein Denkmal zu setzen.“
Werdegang (Auszug)
Einführung in Leben und Werk:[2]
Heldentat und Soldatentod
Am 18. April stürmte die Brigade „Raven“, somit die umgestellte 10. Infanterie-Brigade (bestehend aus dem Leib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr.88 und dem Infanterie-Regiment „von Grolman“ (1. Posensches) Nr. 18 der 5. Division) die Schanzen III, VIII, und IX und in Gemeinschaft mit anderen Truppenteilen die Schanzen IV, VII und X. Von Raven war stets in Front (und somit an der Spitze) seiner Brigade, die schwerste Gefechte – an den Stadtmauern zum Teil mit Bajonett und Flaschen – ausgestanden hatte, bis ihm am Alsensund das Sprengstück einer Granate den Knöchel des rechten Fußes zerschmetterte.
Von seinem Adjutanten und abwechselnd andere Soldaten und Offizieren aus dem Feuer getragen, wurde er über fünf Stunden zuerst auf einer Trage und dann in einem Johanniter-Krankenwagen in ein Feld-Lazarett, das Kriegshospital des Johanniter-Ordens zu Nübel, gebracht. Dort wurde ihm der rechte Fuß amputiert, zuerst ein erfolgreicher Eingriff.
Über die letztlich tödliche Verwundung des Generals von Raven schrieb ein Offizier seiner Brigade:[3]
- „Der General v. Raven fiel verwundet, als seine Brigade sich quer vor dem Alsensund legend, die Besatzung der Schanze No. 10. abschnitt. Von seinem braven Adjutanten, Premier-Lieutenant v. d. Knesebeck vom 5. pommerschen Infamterie-Regiment No. 42. aus dem heftigsten Granatfeuer getragen, wurde er auf einer Bahre weiter nach dem Johanniterhospital bei Nübel gebracht. Hierbei passirte der General das Leibregiment; er richtete sich, auf seinen Adjutanten gestützt, auf, und redete die Leute an: ‚Ein General muß auch für seinen König bluten, nur vorwärts Kameraden!‘ Die Verwundung geschah um 1 Uhr; um 5 Uhr wurde der rechte Fuß in der Mitte des Unterschenkels amputirt.“
Am 21. April 1864 war der Zustand besorgniserregend, allerdings erhielt der General Besuch von seinem ältesten Sohn Wilhelm, Kadettenschüler in Berlin, der vom König Wilhelm I. mitgebracht wurde. Der König ließ sich unterrichten und betrat dann in Begleitung mehrerer Königlichen Hoheiten, Minister und Offizieren das Krankenzimmer. Der König umarmte den General, den er sogleich zum General à la suite unter Belassung aller seiner Kompetenzen ernannte (noch am selben Tag in einer Ordre dokumentiert). Mit einem „hier, mein lieber General“ überreichte Seine Majestät von Raven den höchsten preußischen Verdienstorden. Nachdem sich der König verabschiedet hatte, blieb sein Freund und Divisionskommandeur Generalleutnant Edwin von Manteuffel noch am Bett sitzen. Er küßte den Sterbenden zum Abschied. Am 22. April wurde nun endlich sein Sohn vorgelassen, sie lagen sich dann lange in den Armen. Am 24. April traf seine Gattin Ida ein und am 25. April ein würdigendes Schreiben des Herzogs Wilhelm von Württemberg.
Am 26. April war der Zustand hoffnungslos, nicht mehr fähig zu sprechen, empfing er Gattin und Sohn mit glücklichen Augen ein letztes mal. Am 27. April 1864 erlag er seiner Brandwunde.
Trauerparade und Beisetzung
Generalmajor von Raven wurde mit militärischen Ehren (u. a. einer Trauerparade des Garde-Korps) unter Anwesenheit der Familie, des Königs, der königlichen Prinzen, Generäle, Offiziere und einer Abordnung des rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 25 am 1. Mai 1864 auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Auch der greise Major von Raven, des Generals Onkel, nahm die Reise auf sich. Der kriegsversehrte Veteran der Befreiungskriege und seit 52 Jahren Ritter des Eisernen Kreuzes nahm Abschied und sollte acht Wochen später sterben, um ebenfalls auf dem Kirchhof der Invaliden seine letzte Ruhe zu finden.
Bildergalerie (Gedenken)
Familie
Eduard von Raven war der Sohn von Otto Wilhelm Ludwig von Raven (1770–1836), Ritter des (am 28. Mai 1794) Eisernen Kreuzes beider Klassen für die Völkerschlacht bei Leipzig und der Sommerschlacht von 1815 (II. Klasse am 8. Dezember 1813, I. Klasse am 2. Oktober 1815), zuletzt mit dem Charakter als Oberst. Seine Mutter Luise war die Tochter des Domänenrats Torwesten. Er hatte vier Geschwister (drei Brüder, eine Schwester), wobei zwei der Knaben in frühester Kindheit starben.
Ehe
Eduard heiratete am 9. Juli 1846 in Kolbatz seine Verlobte Ida Marie Krause (1825–1901), aus der Ehe sind drei, ggf. vier Kinder entsprossen:[4]
- Wilhelm „Willy“ Karl Eduard (1847–1870), preußischer Sekondeleutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß
- Karl Albert (1849–1877), preußischer Sekondeleutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß
- Marie „Richen“ Ida Luise (1853–1883)
- Wilhelm Ernst Otto (?)
Die Kinder wurden nach ihrem Tod, ebenso wie die Mutter, auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Roter Adler-Orden, IV. und III. Klasse
- IV. Klasse am 28. Juni 1843 als Premier-Lieutenant (seit dem 31. Mai 1841) und Adjutant der 3. Division unter Friedrich von Wrangel
- III. Klasse im Mai 1860
- Schwerter zum Roten Adler-Orden III. Klasse am 14. April 1864 vom König Preußens für seine Leistungen als Vorposten an den Düppeler Schanzen
- Russischer Orden der Heiligen Anna, III. Klasse am 17. Dezember 1845 von Alexander III. in Rom
- Erlöser-Orden, Ritterkreuz in Gold im November 1846 als Hauptmann (seit 24. Februar 1846) und persönlicher Adjutant des Prinzen Albrecht von Preußen in Athen durch König Otto
- Herzoglich Braunschweigischer Orden Heinrichs des Löwen, Ritterkreuz im März 1847
- Orden des Heiligen Wladimir, IV. Klasse am 13. Juli 1847 in Petersburg (gemeinsam mit Rittmeister Edwin von Manteuffel)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Ritterkreuz im Mai 1850
- à la suite des 2. Infanterie-Regimentes gen. Königs-Regiment als Major (seit 6. April 1852 mit gleichzeitiger Versetzung in das 32. Infanterie Regiment nach Erfurt) durch den König von Preußen
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse am 9. Juni 1851 in Lowitsch (Halsdekoration mit Bruststern) vom Kaiser Rußlands
- Orden der Württembergischen Krone, Komturkreuz am 27. Oktober 1861 als Oberst und Kommandeur des 1. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 25 durch Regimentschef Wilhelm I. von Württemberg
- Friedrichs-Orden, Komtur I. Klasse am 2. Juni 1863 durch Regimentschef Wilhelm I. von Württemberg
- à la suite des 1. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 25, gleichzeitig mit der Führung der 10. Infanterie-Brigade beauftragt
- Beförderung zum Generalmajor und Kommandeur der 10. Infanterie-Brigade am 22. September 1863 (im Februar 1864 laut Cabinets-Ordre mit den Befugnissen eines Divisionskommandeurs ausgestattet)
- Pour le Mérite am 21. April 1864
Literatur
- Alfred Graffunder: Eduard von Raven – Königlich Preußischer General-Major, General a la suite Seiner Majestät des Königs. Nachrichten zu seinen Gedächtnis; Verlag von Alexander Duncker, 1866 (1866) (PDF-Datei)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1807
- Gestorben 1864
- Deutscher Adliger
- Deutscher Generalmajor
- Generalmajor (Königreich Preußen)
- Person im Deutsch-Dänischen Krieg
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Roten Adlerordens 3. Klasse
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Komtur)
- Träger des Friedrichs-Ordens (Komtur)
- Gefallen für Deutschland