Fernau, Rudolf

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Rudolf Fernau.jpg
Unterschrift-Fernau,Rudolf.png
Rudolf Fernaus Grab in Haidhausen
Inschrift des Grabsteins

Rudolf Fernau, eigentlich Andreas Rolf Neuberger (Lebensrune.png 7. Januar 1898 in München; Todesrune.png 4. November 1985 ebenda), war ein deutscher Bühnen- und Filmschauspieler.

Leben

Jugend

Rudolf Fernau wurde am 7. Januar 1898 als Andreas Rudolf Neuberger in München geboren. Seine Eltern stammten aus der Gegend von Passau.

Fernau wuchs in einfachen Verhältnissen – sein Vater war Bauer – in der Münchener Vorstadt Haidhausen auf. Schon in der Volksschule nahm er Geigenunterricht, da er Konzertmeister werden wollte. Mit sechzehn Jahren gründete er eine Schrammelkapelle und wollte nach Amerika auf Tournee gehen, als ihm ein schönes Mädel über den Weg lief. Er verzichtete auf Schrammeln und Amerika und blieb dem Mädel auf der Spur. Weil das Mädel am Staatstheater beschäftigt war, ging auch Fernau zum Theater, als Statist. So wurde er Schauspieler, nicht aus Liebe zur Kunst, sondern aus Eifersucht.

Auf einer „[Faust (Goethe)|[Faust]]“-Probe verwechselte der große Albert Steinrück Fernau mit einem Schauspielschüler und besetzte den vierten Handwerksburschen mit ihm. Drei Sätze hatte er zu sprechen, aber sie blieben ihm im Halse stecken. Um bei dem Mädel bleiben zu können, lernte er wie ein Verzweifelter und ging schließlich mit dem Mädel zu einem bayrischen Wandertheater. Vor der Vorstellung betätigte er sich als Platzanweiser, und dann stand er auf der Bühne als Liebhaber. Eines Tages wurde seine Augebetene nach Regensburg verpflichtet. Fernau sprach heimlich bei dem Regensburger Theaterleiter vor und wurde ebenfalls engagiert.

Weimarer Republik

Seine Freundin verhandelte mit dem Direktor der Hamburger Kammerspiele. Er kam, sah sie und engagierte 1920 Fernau. Es folgten drei Jahre Hamburg. Dann kam Leipzig, und er fiel mit Pauken und Trompeten durch – als Tasso, an einem 30. Dezember. Einen „verfrühten Silvesterulk“ nannte eine Zeitung seine Leistung. In Berlin spielte er am Staatstheater und am Deutschen Theater von Max Reinhardt sowie am Staatstheater u. a. mit Heinrich George, Werner Krauß, Elisabeth Bergner und Paula Wessely. In Berlin spielte er zwanzig Jahre lang am Theater und wurde dort 1957 zum Staatsschauspieler ernannt; diese Auszeichnung hatte er auch schon 1929 bzw. 1936 in Stuttgart erhalten. In Stuttgart konnte er wachsen und zu sich selber kommen. Seine Geige, die er in all den Situationen seiner Lehr- und Wanderjahre nicht vergessen hatte, half ihm dabei. Wo es nur ging, wurde ein Geigensolo von ihm eingebaut, Raimund usw., aber wenn das nicht ausreichte, dann spielte er außer der Geige noch Cello und Harmonika.[1]

Während seiner Theaterkarriere spielte Fernau so große Rollen wie Shakespeares „Hamlet“, Schillers Franz Moor in „Die Räuber“ oder Goethes „Tasso“. 1928/29 trat er auch am Düsseldorfer Schauspielhaus bei Louise Dumont auf, außerdem war er von 1926 bis 1929 Gast am Theater in der Josefstadt in Wien.
Ab 1930 spielte Fernau über zehn Jahre lang am Staatstheater in Stuttgart, dessen Ensemblemitglied er dann wieder von 1947 bis 1949 war.

Drittes Reich

Zum Film kam Fernau Mitte der 30er Jahre und war erstmals 1936 als Fritz Brockau in „Verräter“ auf der Leinwand zu sehen. Berühmt wurde er dann drei Jahre später als brutaler Verbrecher Alfred Hübner in Erich Engels „Im Namen des Volkes“. In der Folge sollte der versierte Bühnendarsteller vom Rollentyp des negativen oder zwielichtigen Helden bzw. Außenseiters nicht mehr loskommen und wurde im Film der 30er und 40er Jahre zum profiliertesten Interpreten asozialer, dämonischer und krimineller Charaktere.
Man sah Fernau 1942 als mysteriösen Ehegattenmörder in „Dr. Crippen an Bord“ – diese Titelrolle war ihm so auf den Leib geschrieben, daß sich der Schauspieler danach vor Heiratsangeboten nicht retten konnte. In dem Kriminalfilm „Der stumme Gast“ nach Theodor Fontanes Novelle „Unterm Birnbaum“ verkörpert er 1945 den vulgären Geschäftsmann und Frauenjäger Kampmann, der auf mysteriöse Weise verschwindet.

Nachkriegszeit

Verräter, Gequälte, Gehetzte und Mörder waren sein Metier und er zählte zu den intelligenten Zynikern und den Finsterlingen – Typen, denen er mit seinem asketischen Körperbau, dem von Falten durchfurchten Charakterkopf und seinen stechenden Augen Leben einhauchte. Der Film nach 1945 vernachlässigte diese interessante Schattenseite seines darstellerischen Wesens und besetzte ihn meist als Rittergutsbesitzer, Staatskanzler, Pfarrer, Arzt oder Psychiater, Rollen, mit denen Fernau jedoch seine Vielseitigkei beweisen konnte.
Er war 1949 der aufgrund von Indizien verurteilte tragische Tropenarzt Dr. Jordan in Engels „Mordprozeß Dr. Jordan“.
Nach dem Staatstheater in Stuttgart konte man den Schauspieler bis 1953 am Staatstheater in München erleben, die folgenden 20 Jahre begeisterte er vor allem am Schloßpark- und Schillertheater in Berlin. In diese Zeit fielen einige seiner weiteren großen Leistungen: So glänzte er beispielsweise als König Philipp in Schillers „Don Carlos“, als Kapitän Queeg in Wouks „Die Caine war ihr Schicksal“ oder als reaktionärer Graf in Sternheims „Der Kandidat“. Man bediente sich Fernaus schillernder Darstellungskunst in verschiedensten Wallace-Filmen, so war er 1961 der Dr. Tappatt in „Die Seltsame Gräfin“, 1962 der Professor Erasmus in „Die Unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse“ oder 1963 der Jerome in „Der Henker von London“. Zuletzt sah man ihn 1976 in der Simmel-Verfilmung „Bis zur bitteren Neige“.
Parallel zu seiner Film- und Theaterarbeit war Fernau als Synchronsprecher tätig und ab den 60er Jahren sah man ihn auch vermehrt auf dem Fernsehbildschirm: Er spielte beispielsweise 1962 an der Seite von Hildegard Knef und Carl Raddatz den Dr. Toll in der TV-Fassung des Simmel-Romans „Jeder stirbt für sich allein“, zuletzt sah man ihn 1982 in „Qualverwandtschaften“; man sah ihn unter anderem in Asmodis „Du Land der Liebe“, „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ und „Die Fastnachtsbeichte“; er schrieb auch das Fernsehspiel „Was in dem Traum für Träume kommen mögen?“.

Rudolf Fernau, der mit der Schauspielerin Olga von Mahr verheiratet war, verstarb am 4. November 1985 im Alter von 87 Jahren in München; er wurde auf dem Friedhof Haidhausen bei München beigesetzt.

Auszeichnungen

Filmographie

  • 1936: Verräter
  • 1939: Im Namen des Volkes
  • 1939: Der Vorhang fällt
  • 1939: Brand im Ozean
  • 1939: Der Weg zu Isabel
  • 1940: Falschmünzer
  • 1941: Auf Wiedersehen, Franziska!
  • 1941: Kameraden
  • 1942: Vom Schicksal verweht
  • 1942: Dr. Crippen an Bord
  • 1944: Der Verteidiger hat das Wort
  • 1944: Die Affäre Roedern
  • 1944: Freitag der 13. (Uraufführung 1950)
  • 1945: Der stumme Gast
  • 1945: Die Nacht der 12 (Uraufführung 1949)
  • 1949: Mordprozeß Dr. Jordan
  • 1951: Maria Theresia
  • 1952: Mönche, Mädchen und Panduren
  • 1952: Der große Zapfenstreich
  • 1953: Königliche Hoheit
  • 1953: Käpt'n Bay-Bay
  • 1954: Hochstaplerin der Liebe
  • 1954: Die Hexe
  • 1954: Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs
  • 1954: Weg in die Vergangenheit
  • 1955: Kinder, Mütter und ein General
  • 1955: Oberwachtmeister Borck
  • 1956: San Salvatore
  • 1956: Anastasia, die letzte Zarentochter
  • 1956: Skandal um Dr. Vlimmen
  • 1958: Gestehen Sie, Dr. Corda!
  • 1959: Die Caine war ihr Schicksal (Fernsehfilm)
  • 1959: Buddenbrooks (2 Teile)
  • 1961: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
  • 1961: Im Stahlnetz des Dr. Mabuse
  • 1961: Die seltsame Gräfin
  • 1962: Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse
  • 1962: Jeder stirbt für sich allein (Fernsehfilm)
  • 1963: Dumala (Fernsehfilm)
  • 1963: Der Würger von Schloß Blackmoor
  • 1963: Der Henker von London
  • 1963: Piccadilly null Uhr zwölf
  • 1967: Der Findling
  • 1969: Todesschüsse am Broadway
  • 1969: Demetrius (Fernsehspiel)
  • 1974: Karl May
  • 1974: Das Land der Liebe (Fernsehfilm)
  • 1975: Jeder stirbt für sich allein
  • 1975: Bis zur bitteren Neige / Begegnung im Nebel
  • 1976: Die Elixiere des Teufels
  • 1976: Die Fastnachtsbeichte (Fernsehfilm)
  • 1977: Offene Rechnung (Fernsehserie Derrick)
  • 1981: Die Stunde der Mörder (Fernsehserie Derrick)
  • 1982: Qualverwandtschaften (Fernsehfilm)

Fußnoten