Schwede, Franz
Franz Reinhold Schwede, ab 1934 Schwede-Coburg ( 5. März 1888 in Drawöhnen im Kreis Memel, Ostpreußen; 19. Oktober 1960 in Coburg), war ein deutscher NSDAP-Gauleiter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kurzchronologie
- 1894 bis 1902 Volksschule, dann zunächst in der Forstwirtschaft des Vaters tätig, zudem Besuch einer Fortbildungsschule, danach Lehrling in einem Anwaltsbüro
- 9. September 1903 bis 31. Januar 1907 Ausbildung als Maschinenschlosser in der Schiffs- und Maschinenbauanstalt von Schneider & Co. in Memel
- Militärdienstzeit 1907 bis 1921[1]
- 1. Februar 1907 Eintritt in die Kaiserliche Marine als vierjährig-freiwilliger Maschinist-Anwärter, zunächst bei der 1. Kompanie der II. Werft-Division (Wilhelmshaven)
- 1918 bis 1. Februar 1920 in englischer Kriegsgefangenschaft
- 21. Juni 1919 bei der Selbstversenkung der deutschen Flotte bei Scapa Flow auf dem Kreuzer „Dresden“
- 1. Februar 1920 Eintritt in die Reichsmarine
- Lehrer an der Militäranwärterschule in Wilhelmshaven
- 31. März 1921 Abschied aus dem aktiven Dienst als Maschinist (Feldwebel)
- Betriebsinspektor bei Städtischen Elektrizitätswerk Coburg
- NSDAP-Mitglied seit Gründung, Mitglieds-Nr. 1581
- 1925 Mitglied des Stadtrats Coburg
- 25. August 1930 ehrenamtlicher Bürgermeister
- 12. Mai 1933 Oberbürgermeister der Stadt Coburg bis 30. Juni 1934
- Vom 1. Oktober 1930 bis Auflösung Mitglied des Bayerischen Landtags
- 31. Mai 1932 1. Vizepräsident des Bayerischen Landtags
- 1. Juli 1934 Regierungspräsident von Niederbayern und Oberpfalz, Regensburg
- 21. Juli 1934 Gauleiter von Pommern
- 30. Juli 1934 Oberpräsident von Pommern
- 1. September 1934 Preußischer Staatsrat
- Dezember 1935 bis September 1938 Stellvertretender Bundesführer des Soldatenbundes
- Präsident des Reichtreubundes ehemaliger Berufssoldaten
- Ehrenamtlicher Richter im Obersten Ehren- und Disziplinarhof der Deutschen Arbeitsfront
- Vorsitzender des Verbandes öffentlicher Lebensversicherungsanstalten und des Verbandes öffentlicher Unfall- und Haftpflichtversicherungensanstalten in Deutschland
- Stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Zentraleuropäischen Versicherungsbank A.-G. Berlin
- Territorialdelegierter der freiwilligen Krankenpflege in Pommern
- Vorsitzender des Provinzial-Männervereins des Deutschen Roten Kreuzes
- Mitglied des Reichstags seit der 9. Wahlperiode 1933
- 16. November 1942 bis 1945 Reichsverteidigungskommissar für den Gau Pommern
- 25. September 1944 bis 1945 Führer des Deutschen Volkssturms im Gau Pommern
- 13. Mai 1945 auf Rügen von den Briten gefangengenommen
- 21. Juni 1945 bis September 1946 im Internierungslager Neumünster
- September 1946 bis 27. Dezember 1947 im Internierungslager Eselsheide
Weitere Mitgliedschaften (Auswahl)
- Mitglied der Akademie für Deutsches Recht
- Mitglied des Ausschusses für Kommunalrecht und Kommunalverfassung bei der Akademie für Deutsches Recht
- Vorstandsmitglied des Deutschen Gemeindetages
- Mitglied des Ausschusses für gemeindliche Wirtschaft im Deutschen Gemeindetag
- Vorstandsmitglied des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes
- Vorsitzender im Verwaltungsrat der Bayerische Öffentliche Anstalt für Volks und Lebensversicherung
- Mitglied des Aufsichtsrates der Überlandwerke A.-G. Oberfranken, Sitz Bamberg
- Mitglied der Nationalsynode der Deutsch-Evangelischen Kirche
Berufliche Laufbahn
Franz Schwede wurde am 5. März 1888 in Drawöhnen im Kreis Memel geboren. Nach dem Besuch der Volksschule war er zunächst in der Forstwirtschaft seines Vaters tätig und lernte dann auf einer Schiffs- und Maschinenbauanstalt in Memel Maschinenbau. Nach weiterer Berufstätigkeit als Maschinenschlosser trat er 1907 als freiwilliger Maschinistenanwärter in die 1. Kompanie der II. Werftdivision der Kaiserlichen Marine ein, wurde bald zum Maschinistenmaat und 1912 zum Obermaschinistenmaat befördert.
Er besuchte die Divisionsschule und die Deckoffiziersschule in Kiel-Wik und belegte einen Spezialkursus für Elektrotechnik. Während seiner Dienstzeit im Krieg und Frieden stand er auf den Schiffen „Wettin“, „Kaiser Wilhelm II.“, „Emden“ und „Schlesien“. An der Skagerrakschlacht nahm er an Bord des Kreuzers „Dresden“ teil.
Auf diesem Schiff blieb er bis zur Selbstversenkung der deutschen Flotte in Scapa Flow und geriet dann in englische Gefangenschaft, aus der er 1920 zurückkehrte. Schwede, Ritter des Eisernen Kreuzes II. und I. Klasse, wurde nun in Coburg Maschineninspekteur der städtischen Elektrizitätswerke.
Weimarer Republik
1920 trat Schwede in die Reichswehr ein, wurde aber nach der Festlegung der Höchststärke mit 100.000 Mann 1921 entlassen. Danach war er für ungefähr ein Jahr technischer Betriebsleiter eines Sägewerkes in Sankt Andreasberg, ehe er im März 1922 als Maschinenmeister bei den Städtischen Werken Coburg eingestellt wurde.
Im Oktober 1922 wurde er Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe Coburg, deren Vorsitz mit ungefähr 800 Mitgliedern er ein Jahr später übernahm; vorher war Schwede als Gast im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund aktiv gewesen. Nach der Stadtratswahl vom Dezember 1924 war die NS-Freiheitsbewegung, als Nachfolgeorganisation der verbotenen NSDAP, mit 14,3 % bzw. drei Stadtratssitzen erstmals im Coburger Stadtparlament vertreten und Schwede ein gewählter Stadtrat.
Die am 23. Juni durchgeführte Stadtratswahl brachte – nach einem Wahlkampf unter anderem mit Adolf Hitler als Redner – in Coburg mit 43,1 % Stimmen und 13 von 25 Stadträten zum ersten Mal die absolute Mehrheit für die NSDAP in einer Stadt.
Bei der Eröffnungssitzung des neu gewählten Stadtrates wurde umgehend Schwedes Wiedereinstellung mit Beamtenstatus bei den Städtischen Werken beschlossen. Im folgenden Jahr schaffte Schwede am 28. August 1930 im fünften Versuch die Wahl zum 3. Bürgermeister. Er war damit der erste Bürgermeister in Deutschland, den die NSDAP stellte. Anfang 1931 wurde er dann zum 2. Bürgermeister gewählt, ehe er schließlich am 16. November 1931 zum 1. Bürgermeister und 1933 zum Oberbürgermeister Coburgs ernannt wurde.
Franz Schwede bekleidete auch das Amt eines Präsidenten des Reichstreuebundes ehemaliger Berufssoldaten. Er war ferner Vorsitzender des Verbandes öffentlicher Lebens-, Unfall- und Haftpflichtversicherungsanstalten in Deutschland. Außerdem war er stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages und Vorstandsmitglied des Deutschen Gemeindetages.
Drittes Reich
Schwede war seit Oktober 1930 als Nachrücker Abgeordneter der NSDAP im bayerischen Landtag und ab November 1933 Mitglied des Reichstages. Die politische Karriere setzte er am 1. Juli 1934 mit dem Amt des Regierungspräsidenten von Niederbayern/Oberpfalz in Regensburg fort. Am 21. Juli 1934 wurde Franz Schwede aufgrund seiner großen Verdienste um die nationalsozialistische Bewegung zum Gauleiter und Oberpräsidenten von Pommern ernannt.
Daneben wurde Schwede aufgrund seiner Verdienste der Namenszusatz Coburg und 1939 die Ehrenbürgerschaft Coburgs verliehen. Im Jahr 1937 wurde er zum SA-Gruppenführer und 1938 zum SA-Obergruppenführer befördert. Im selben Jahr wurde er Bundesführer des Reichstreubundes ehemaliger Berufssoldaten sowie 1939 Reichsverteidigungskommissar des Wehrkreises II. Am Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sich am 4. Mai mit einem Schiff von Saßnitz in Richtung Schleswig-Holstein ab, wo er am 13. Mai 1945 in englische Kriegsgefangenschaft kam und bis 1947 interniert wurde.
Nachkriegszeit
Nach einer ersten Verurteilung durch eine Spruchkammer wegen Zugehörigkeit zum NS-Führerkorps zu zehn Jahren Gefängnis 1948 in Bielefeld wurde er durch ein Urteil vom 7. April 1951 in Coburg zur Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Am 24. Januar 1956 wurde die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt, 1960 starb Franz Schwede-Coburg in Coburg im Alter von 72 Jahren.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Koburger Ehrenzeichen
- SA-Ehrendolch
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Blutorden
- Goldenes Parteiabzeichen
- Treudienst-Ehrenzeichen
- Dienstauszeichnung der NSDAP
- Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes I. Klasse (Halsorden)
Schriften
- Olympia der Arbeit – Arbeiterjugend im Reichsberufswettkampf, Junker und Dünnhaupt Verlag, Berlin 1937
- Der Reichsberufswettkampf, Junker und Dünnhaupt Verlag, Berlin 1938
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934
- Männer im Dritten Reich, Orientalische Cigaretten-Compagnie „Rosma“ GmbH, 1934
Fußnoten
- Geboren 1888
- Gestorben 1960
- Ostpreuße
- Deutscher Politiker
- Angehöriger der Reichswehr
- SA-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Gauleiter
- Bürgermeister (Coburg)
- Mitglied des Bayerischen Landtags in der Weimarer Republik
- Militärperson (Kaiserliche Marine)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Kriegsgefangener