Weddigen, Otto Eduard

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Otto Eduard Weddigen (1882-1915)

Otto Eduard Weddigen (Lebensrune.png 15. September 1882 in Herford; Todesrune.png gefallen 18. März 1915 auf See vor Schottland) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, zuletzt Kapitänleutnant, U-Boot-Kommandant und Ritter des Ordens „Pour le Merite“ im Ersten Weltkrieg. Er versenkte auf seinen Feindfahrten vier Schiffe mit 12.934 BRT, vier Kriegsschiffe mit 43.350 BRT und beschädigte zwei weitere Schiffe mit 4.317 BRT.

Leben

Die Besatzung von U 9 (v. l.): liegend Maschinistenmaat Mertz, Bootsmannsmaat Heer, Maschinistenmaat Reichardt. 1. Reihe: Matrose Stellmacher, Obersteuermann Traebert, Oberheizer Schuschke. Erster Offizier Spiess, Kapitänleutnant Otto Weddigen (Kommandant) Marineingenieur Schön, Bootsmannsmaat Schoppe, Obermaschinist Heinemann, Oberheizer Eisenblätter. 2. Reihe: Matrose Geist, Heizer Schober, Funkenheizer Sievers, Matrose Schenker, Obermaschinenanwärter Wollenberg, Heizer Vollstedt, Heizer Karbe, Matrose Rosemann, Obermaschinenmaat Hinrichs, Heizer Köster, Heizer Lied. 3. Reihe: Matrose Schulz, Obermaschinenmaat Marlow, Obermaschinistenanwärter von Koslowski.
Kapitänleutnant Otto Weddigen

Als elftes und jüngstes Kind des Leinenfabrikanten und Stadtrates Eduard Arnold Weddigen und seiner Gemahlin Thusneld, geb. Humfeld, erblickte Otto Weddigen am 15. September 1882 in Herford das Licht der Welt. Nach dem Besuch des Herforder Friedrichsgymnasiums und dem Abitur wurde Weddigen 1901 Seekadett auf der Schulfregatte Moltke. 1902 wurde er zum Fähnrich zur See befördert. Nach der Marineschule und weiterer Ausbildung auf verschiedenen Schulschiffen wurde er bereits im September 1904 zum Leutnant zur See befördert. Er war einem Matrosen, der bei Borkum von Bord einer Dampfpinasse gefallen war, hinterher gesprungen und hatte ihm so das Leben gerettet. Für seine Heldentat erhielt Weddigen die Rettungsmedaille am Bande.

Bei der Schlußbesichtigung der von ihm ausgebildeten Leichtmatrosen brach sich Weddigen beim Vorturnen einen Arm, doch er setzte die Übung noch eine halbe Stunde bis zum Ende fort. Die Admiralität war von dieser Leistung beeindruckt und kommandierte ihn im Juni 1906 als ersten Offizier auf das Fluß-Kanonenboot SMS „Vaterland“ der ostasiatischen Station in Tsingtau.

Von Kapitän-Leutnant Ludwig Fischer wurde Weddigen in den U-Boot-Dienst eingeschult. Ab Juli 1909 diente er als Wachoffizier auf SM U 4, im September 1910 erhielt er das Kommando dieses Bootes und hatte fortan an der Entwicklung der deutschen Tauchboot-Waffe erheblichen Anteil. Im Oktober des Jahres 1911 übernimmt er das Kommando von U 9 und wurde im Mai 1912 zum Kapitän-Leutnant befördert.

Erster Weltkrieg

Weddigen und die U 9, September 1914
1915: Otto Weddigen läuft mit SM U 29 zu seiner letzten Feindfahrt aus.

Im August 1914 begann der von Frankreich und Großbritannien ausgelösten Erste Weltkrieg. Wohlwissend, daß er nun in den Seekrieg ziehen muß, heiratete Otto Weddigen per Kriegstrauung am 14. August 1914 seine Verlobte Irma Preucke (ggf. Prencke). Am 22. September 1914 versenkte Weddingen innerhalb von 75 Minuten die drei englischen Panzerkreuzer „Cressy“, „Aboukir“ und „Hoguevor“ vor Hoek van Holland.

Das Versenken von drei gegnerischen Schiffen innerhalb kürzester Zeit etablierte U-Boote als Mittel der Kriegsführung. Für die deutsche U-Boot-Waffe war es ein bis dahin nicht für möglich gehaltener Erfolg. Otto Weddigen wurde von Kaiser Wilhelm II. mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet. Die übrigen 20 Besatzungsmitglieder erhielten das Eiserne Kreuz II. Klasse. Das Boot „U 9“ durfte fortan das Eiserne Kreuz am Turm führen. Außer „U 9“ wurde im Ersten Weltkrieg nur dem Kleinen Kreuzer SMS „Emden“ diese Ehrung zuteil.

Nach diesem Paukenschlag vor der holländischen Küste gelang es dem todesmutigen Weddigen und seinen Kameraden am 15. Oktober 1914, auch den britischen Kreuzer HMS „Hawke“ vor Aberdeen zu versenken. Der Kommandant von U 9 war daraufhin der erste Seeoffizier, dem der Kaiser den Pour le Merite, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung, verlieh. Weddigen wurde mit Auszeichnungen überschüttet, die Stadt Herford ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Sehr klein waren bei Beginn dieses Krieges die wenigen U-Boote, die Deutschland besaß: höchstens 50 m lang. Sie fuhren nur langsam und benötigten fast 5 Minuten, um unter den Wasserspiegel zu tauchen. Ein solches U-Boot — U 9 — führte der westfälische Seeoffizier Kapitänleutnant Otto Weddigen.
Bereits im Frieden galten sein Schiff und seine Mannschaft als besonders gut eingearbeitet. So konnte er sich an gefährliche Aufgaben heranwagen

Knapp acht Wochen nach Kriegsbeginn führte Weddigen einen ersten großen Schlag gegen die englische Kriegsflotte. Im Morgengrauen des 22. September fuhr er gegen England aus. Nur der Turm seines Tauchbootes ragte über dem Wasser empor. Plötzlich meldete der Offizier, der den Horizont mit dem Fernrohr absuchte: „Rauchwolken voraus!“ Näher heran fuhr das kleine Boot. Bald erkannte Weddigen deutlich die Umrisse von drei englischen Panzerkreuzern.

Tauchen!“ Sofort wurden die Luken geschlossen. Das Wasser flutete in die geöffneten Tanks und drückte das Boot in die Tiefe. Zehn Meter unter Wasser fuhr Weddigen auf die Gegner zu. Nach einer Weile ließ er vorsichtig das Sehrohr ausfahren, um zu prüfen, ob er den Kurs richtig berechnet hatte. Ein flüchtiger Blick genügte, und schnell wurde das Sehrohr wieder eingezogen.

Ruhig wartete Weddigen eine Weile, um den Feind noch 100 m näher herankommen zu lassen. Dann sauste das erste Torpedo hinaus. Ein lautes Krachen, eine dumpfe Erschütterung und ein heftiges Schwanken des Bootes sagten der Mannschaft, daß der Schuß sein Ziel erreicht hatte. In zehn Meter Tiefe kreuzte Weddigen unter dem Kurs der feindlichen Schiffe hindurch. Als er das U-Boot vorsichtig aufsteigen ließ und das Seerohr über den Wasserspiegel hob, ragte das Heck des mittleren Engländers hoch empor. Der Gegner hatte nichts von dem Rauschen des Torpedos gehört, er glaubte, er sei auf eine Mine gelaufen. So kam Weddigen nach 5 Minuten noch einmal zum Schuß. Auch der zweite englische Panzerkreuzer sank in die Tiefe. Nun glaubte der Gegner nicht mehr an Minen.

U9 mußte unter Wasser bleiben. Erst nach einer Stunde, als Weddigen die Luft rein glaubte, tauchte er wieder auf. Da lag nur 100 m vor ihm der dritte englische Kreuzer. Blitzschnell wurde das Sehrohr wieder eingezogen und das Boot in die Tiefe gedrückt. Hart hintereinander wurden zwei Torpedos hinausgejagt und trafen beinahe gleichzeitig. Volle Fahrt ging es etwa 500 m nordwärts. Als U9 abermals auftauchte, da trieb auch das dritte englische Kriegsschiff kieloben auf den Wellen.

Glockenläuten und Jubel durchtönte die Hafenstadt Kiel, als der Weddigen mit den 27 Mann seiner tapferen Besatzung, sämtlich mit dem Eisernen Kreuz auf der Brust, stolz durch die Straßen zog.

Im Februar 1915 übernahm Weddigen das Kommando des neuen U-Bootes SM U 29. Am 11./12. März 1915 erzielte er erneut einen spektakulären Erfolg: Er versenkte die britischen Dampfer „The Headlands“, „Indian City“, „Andalusian“ sowie den französischen Dampfer „Auguste Conseil“ und beschädigte den britischen Dampfer „Adenwen“ im Kanal schwer. Zwei Tage später, am 14. März 1915, stand SM U 29 westlich von Irland. Hier setzte Weddigen den bewaffneten britischen Dampfer „Atalanta“ außer Gefecht. Weddigen war stets bemüht, auch alle gegnerischen Seeleute zu retten. Er nahm die feindlichen Besatzungen stets an Bord, behandelte sie mit Achtung und brachte sie wohlbehalten an Land.

Auf See geblieben

Im März 1915 suchte Weddigen mit dem größeren U-Boot „U 29“ den Ankerplatz der englischen Gesamtflotte („Grand Fleet“) der Royal Navy hoch im Norden der britischen Insel auf. Hierbei wurde sein Boot jedoch entdeckt und am 18. März 1915 von dem englischen Schlachtschiff HMS „Dreadnought“ gerammt und versenkt. Die gesamte Besatzung fiel vor dem Feind.

„SM U 29 war ein diesel-elektrisches U-Boot der deutschen Kaiserlichen Marine, das im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam. Auf dem Rückmarsch um Schottland herum begegnete U 29 am 18. März 1915, östlich des Pentland Firth, der Grand Fleet. Diese war auf dem Heimweg zu ihrem Stützpunkt Scapa Flow. Nach einem Fehlschuss auf das Schlachtschiff HMS Neptune wurde das Periskop des U-Bootes auf dem Schlachtschiff HMS Dreadnought gesichtet. Es gelang Weddigen nicht mehr, rechtzeitig auf Tiefe zu gehen. Gegen 13.40 Uhr rammte die Dreadnought das deutsche Boot, das dabei für kurze Zeit mit dem Vorschiff an die Oberfläche schoss. Dabei wurde die Bootsnummer ausgemacht. Dann versank U 29. Otto Weddigen sowie seine gesamte Mannschaft fanden den Tod.“[1]

Beim Bekanntwerden des Soldatentodes Weddigens und der letzten Feindfahrt widmeten englische Blätter 1915 dem Ritter der Tiefe relativ faire Nachrufe. Die nordamerikanische Zeitung „New York World“ schrieb:

„Der jetzt von der deutschen Admiralität zugegebene Tod des Kapitänleutnants Weddigen wird in den VSA ein ebenso aufrichtiges Bedauern hervorrufen wie in Deutschland. Ein junger Mann von nur 32 Jahren, war er ein Beispiel aller der Eigenschaften, die ein Seeoffizier besitzen soll. In ihm vereinigten sich die Kühnheit und die wissenschaftliche Tüchtigkeit. Er war ein furchtbarer, aber ehrlicher Kämpfer. Verehrt und geliebt von seinen Landsleuten, geachtet von seinen Feinden, bewundert von geradedenkenden Männern und Frauen der ganzen Welt, gereicht seine Laufbahn und ihr Abschluß seinem Vaterland zum Ruhm.“

Nachwirkung

Otto Weddigen wurde in Deutschland infolge seiner als sensationell empfundenen militärischen Erfolge als Kriegsheld gefeiert. Übertroffen wurde die Verehrung des U-Boot-Kommandanten später nur von dem am 21. April 1918 abgeschossenen Jagdflieger Manfred von Richthofen. Auch in der Weimarer Republik und im Dritten Reich blieb die Erinnerung an den Marineoffizier lebendig; erst der BRD blieb vorbehalten, diesen deutschen Kriegshelden dem Vergessen zu überlassen. Heinz Paul drehte 1927 den Spielfilm „U 9 Weddigen“ mit Carl de Vogt in der Hauptrolle.

Gedicht „U 29“

Isolde Kurz widmete ihr Gedicht „U 29“ den gefallenen deutschen Seemännern in ihrem 1916 erschienen Buch Schwert aus der Scheide – Gedichte von Isolde Kurz (Seite 44):

Otto „Weddingen“ von Fritz Reusing, 1915; das Gemälde des Meistermalers Richard Friedrich „Fritz“ Reusing wurde von Otto Weddingen selbst als Geschenk an seine Frau in Auftrag gegeben, das fertige Kunststück hat er jedoch nie gesehen. Zu sehen sind der Orden „Pour le Mérite“ als Halsdekoration, das schwarz-weiße Band des Königlichen Hausorden von Hohenzollern und das Eiserne Kreuz I. Klasse.


Seedrachenbrut, aus altem Sagenhorte
Zur Welt gekehrt, so früh enteilst uns du?
Wo rastet jetzt dein Kiel? Welch‘ stillem Porte
Fuhrst du nach märchenhaften Siegen zu?


Viel edle Jugend sank, zu Riesengarben
Band sie der Tod. Wir neigten still das Haupt.
Daß Weddigen und seine Schar verdarben,
Das wehrte Gott, es lästert, wer es glaubt!


Sie leben, flüstert's leis wie Blätterwehen,
Sie leben – auf geheimnisvoller Fahrt
Tief untersee, von keinem Strahl gesehen,
Zu Taten ohnegleichen aufgespart.


O Volk, du treues Herz, du kannst nicht irren,
Dir lebt dein Held und Taten wird er tun,
Wenn die unnahbar‘n Hände längst im wirren
Geschling des Meers vom heißen Tagwerk ruh'n.


Wo Helden sich der Götterjugend freuen
Im Sehnen ihres Volks, das nie vergißt,
Dorthin ging Weddigen mit seinen Treuen,
Zu dem was schön wie sie und ewig ist.

Sonstiges

61 Jahre nach dem Tode Weddigens fand man vor dem Moray Firth ein Wrack: mit hoher Wahrscheinlichkeit die Reste von SM U 29.

Bildergalerie

Beförderungen

  • 10. April 1901 Eintritt in die Kaiserliche Marine als Seeoffizieranwärter bzw. Seekadett (Crew 01)
  • 22. April 1902 Fähnrich zur See
  • 29. September 1904 Leutnant zur See
  • 10. November 1906 Oberleutnant zur See
  • 25. April 1912 Kapitänleutnant

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Rettungsmedaille am Band, 1904
  • Roter Adler-Orden, IV. Klasse mit Krone am 3. Oktober 1912
  • Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse am 24. September 1914 (gleichzeitige Verleihung)
  • Militär-Max-Joseph-Orden, Ritterkreuz am 11. Oktober 1914 (erste Verleihung im Krieg an einen Soldaten außerhalb Bayerns)
  • Pour le Mérite am 24. Oktober 1914 (von Kaiser Wilhelm II. persönlich überreicht)
  • Ehrenbürger seiner Vaterstadt Herford, 1914
  • Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern (unüblicherweise, es gab nur drei Fälle, erst nach der Verleihung des Verdienstordens „Pour le Mérite“ verliehen)
  • Militär-St.-Heinrichs-Orden, Ritterkreuz am 15. Dezember 1915 als Kapitänleutnant und Kommandant des Unterseebootes „U 9“
  • Militärverdienstorden (Württemberg), Ritterkreuz
  • Die 1. Unterseebootflottille der Kriegsmarine erhielt 1935 den Ehrennamen „Weddigen“
    • „Wir Männer von der U-Boot-Flottille Weddigen haben das Vermächtnis zu wahren des heldenhaften Mannes, der bahnbrechend – ein Führer der neuen Waffe – durch Kühnheit und Können dem Gegner die ersten schweren Wunden schlug.“ — Flottillenchef Fregattenkapitän Karl Dönitz
  • Mehrere Straßen wurden nach Weddigen benannt
  • Eine Schwimmpier im Hafen Kiel heißt ebenfalls „Weddigen“

Medien

Literatur

Verfilmungen

Verweise

Fußnoten