Allgeier, Sepp

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Sepp Allgeier in den 1960er Jahren am Schauinsland, ein Mann von ungeheurem Können, der vor 1933 zum Helden und Pionier der Filmwelt wurde; In seinem Buch „Die Jagd nach dem Bild“ schilderte er das Leben eines 18Jährigen, der sein Glück kaum fassen konnte. Für Bernhard Gotthard[1] (1871–1950) reiste Allgeier durch das Land. Er filmte Staatsempfänge, Heißluftballonflüge am Tempelhofer Feld in Berlin, Schwarzwälder Bauern in Tracht. Nebenbei wurde er Schwarzwaldmeister im Skisprung. Als „Schwarzwald-Adler“ zählte er viele Jahre zur Weltspitze. Sein Chef erkannte schnell, zu was einer mit diesen Talenten imstande ist. Er schickte ihn 1913 in die Schweiz, wo Allgeier einen der ersten Hochgebirgsfilme drehen sollte: „Besteigung des Monte Rosa“. 20 Kilo wog das Stativ, zehn die Kamera, die Allgeier bis auf 4000 Meter schleppte, um befreundete Skiläufer zu filmen. Er versuchte die abenteuerlichsten Perspektiven, flickte das gerissene Zelluloid, entwickelte den Film auf dem Lokus, weil es dort dunkel ist. Szenen wie diese hatte nie zuvor ein Kameramann gedreht, der Film wurde zum Erfolg, bejubelt in Kinos in ganz Deutschland. Als ein paar Monate später eine deutsche Expedition in die Arktis aufbrechen sollte, fragten die Forscher folgerichtig Allgeier, ob er mitreisen und filmen möchte. Vier Monate lang drehte er im ewigen Eis. Sein Apparat fing ein, wie Schollen das Schiff zerquetschen. Er vertrieb einen Eisbär und darf zum Lohn nach geglückter Rückkehr in der „Frankfurter Zeitung“ lesen: „Mehr als alle Lobsprüche verrät die vorzügliche Filmaufnahme, daß der 18jährige Allgeier mit aller Überlegung und mit all seiner großen Kunst bei der Sache war. Vor dem scharf beobachtenden unerbittlichen Objektiv spannte sich der Mut in der Brust eines jeden.“

Josef „Sepp“ Allgeier (Lebensrune.png 6. Februar 1895 in Freiburg im Breisgau; Todesrune.png 11. März 1968 in Ebnet) war ein deutscher Kameramann, Fotograph, Regisseur, Schauspieler und Kriegsberichter. 1911 war er als Operateur(Kameramann) bei der Freiburger Express-Film-Gesellschaft tätig und unternahm erste Film- und Fotoreisen ins Ausland, darunter 1913 auf den Balkan, wo er den zweiten serbisch-türkischen Krieg fotografisch und filmisch dokumentierte. 1936 wurde er zum Reichskultursenator ernannt. 1939/40 dokumentierte er als Mitglied der Filmgruppe „Leni Riefenstahl“ den Polenfeldzug und war zwischen 1940 und 1945 Filmberichter bei der Wehrmacht wie auch Kameramann bei Spielfilmen.

Leben

Leni Riefenstahl und Sepp Allgeier (links) beim Reichsparteitag 1934 in Nürnberg
Sepp Allgeier mit seinem Töchterchen Maria
Kameramann Sepp Allgeier (Zweiter von links) beobachtet Regisseurin Leni Riefenstahl bei der Prüfung einer Kameraeinstellung für den Film „Triumph des Willens“ im Jahr 1934 auf dem Zeppelinfeld des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg
Sepp Allgeier (links) mit dem Schauspieler Valery Inkijinoff bei einem Ausflug mit der Reichsbahn in die Lüneburger Heide
Kriegsberichter Walter Frentz (links) und Kameramann Josef „Sepp“ Allgeier (Sonderfilmtrupp Riefenstahl) im Polenfeldzug.jpg
Grabstätte von Sepp Allgeier und seiner Gemahlin Berta, geb. Ebenho (1910–1998) im Jahre 2018
Freiburg OT Günterstal, Friedhof a.d. Liebfrauenkirche
Grabstein

Sepp Allgeier wurde am 6. Februar 1895 als Josef Allgeier in Freiburg, im Breisgau geboren. Sein Vater war Baumeister. In seiner frühester Jugend erwachte in ihm die große Liebe zur Natur. Sein Vater nahm ihn schon als Fünfjährigen mit hinaus in den Schwarzwald. Die schönen Berge und Wälder seiner Heimat erweckten in ihn große Freude am Bergsteigen, Zeichnen und Malen, und es dauerte viele Jahre, bis er sich zum Fotographieren entschließen konnte, da er glaubte, der Natur mit den Farben näherzukommen. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule beginnt er eine zweijährige Ausbildung als Textilzeichner bei der Firma August Gotthart.

1911 wird er von der Freiburger Filmgesellschaft Welt–Kinematograph als Operateur engagiert. Erste Aufnahmen macht er für Wochenschauen, er dreht die Kamera in Zeppelins, unternimmt ausgedehnte Filmreisen in die Schweiz, auf den Balkan und nach Südtirol, filmt in Albanien, Griechenland und Mazedonien oder wirft einen Blick auf Fußball–Länderspiele. Seit seiner Jugend ist Sepp Allgeier ein passionierter Skiläufer und Kletterer. Seinen ersten Film zu seinem Hobby drehte er 1912, der zugleich der wahrscheinlich erste Lehrfilm zum Thema Klettern ist. Es wurde sein bevorzugtes Spezialgebiet: Kameraführung in den Bergen, vorbei an Gletschern, Eisspalten und Steilwänden, unter erschwerten Bedingungen. Er war unter anderem 1913 an einer Hilfsexpedition in den Spitzbergen beteiligt, die er filmisch in dem Film „Die Tragödie der Schröder––Strantz–Expedition“ (1913) dokumentiert.

Im selben Jahr lernt er den junge Filmenthusiasten Arnold Fanck bei der Besteigung des Monte Rosa kennen. Zwischen beiden entstand eine langjährige und kontinuierliche Zusammenarbeit, die allerdings durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges aufgeschoben wurde. Sepp Allgeier meldete sich freiwillig und wurde als Soldat des Deutschen Heeres und Frontfotograf (Kriegsberichterstatter bei der 5. Armee) eingezogen.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Ende des Krieges war der junge Kameramann zunächst arbeits– und mittellos. Er verdingte sich als Zeichner in einem Architekturbüro in seiner Heimatstadt. 1919 traf er Arnold Fanck wieder, der ein Jahr später die Freiburger Berg– und Sportfilm GmbH gründete. Die Firma wurde eine der wichtigsten Produktionsfirmen im Bereich des Berg- und Sportfilmes. Die Kameramänner, darunter Richard Angst, Hans Schneeberger und Albert Benitz, experimentieren mit Kameras, Winkeln und Objektiven, fanden immer neue Herausforderungen. Die Freiburger Schule wured zu einer der wichtigsten Ideengeber für innovative Kameraarbeit in Deutschland. Die Arbeiten von Sepp Allgeier waren maßgeblich für die herausragende bildliche Qualität der Filme von Arnold Fanck. Viele Filme, die sie drehten, waren zugleich Expeditionen in bis dahin filmisch nicht erschlossene Gebiete.

In den Walliser Alpen entstand „Im Kampf mit dem Berge“ (1921), der berühmte „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929) wurde unter schwierigsten Bedingungen gedreht. Filmreisen führte das Team nach Patagonien und ins Feuerland. Dabei fand das Kamerateam berauschende Bilder, die den poetischen Reiz der Winterlandschaft mit der Faszination des Skisports, die Unberührtheit der Natur mit dem Geschwindigkeitsrausch verbinden.

Sepp Allgeier arbeitet auch mit anderen Regisseuren zusammen, unter anderem stand er hinter der Kamera für Mario Bonnard und Luis Trenker. Unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst führte er die Kamera in „Tagebuch einer Verlorenen“ (1929). Selten stand er allerdings im Atelier, vielmehr galt der Kameramann als Spezialist für Außenaufnahmen und Expeditionsfilme. Er arbeitete auch im Ausland, stand in Großbritannien hinter der Kamera. Nach dem Wahlsieg der NSDAP war Sepp Allgeier bei den Reichstagsfilmen von Leni Riefenstahl beteiligt. Er wurde einer ihrer wichtigsten Kameramänner. Seine Arbeit setzte auch hier Maßstäbe, da er die Choreographie der Massen gekonnt in Szene setzen konnte.

Zweiter Weltkrieg

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, nahm er als Kriegsberichterstatter an den Feldzügen der Wehrmacht teil. Aufnahmen von ihm fanden sich unter anderem in den militaristischen Filmen Der Westwall (1939) sowie Der Feldzug in Polen (1940), beide unter der Regie von Fritz Hippler. Er arbeitet während dieser Zeit auch an Spielfilmen mit, unter anderem unter der Regie von Werner Klinger.

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitet Sepp Allgeier zunächst frei, drehte in eigener Produktion Kulturfilme. Außerdem war er 1952 an dem offiziellen Olympia––Film in Helsinki beteiligt. Von 1953 bis 1955 war er Chefkameramann beim Südwestfunk in Baden-Baden und darüber hinaus für die Ausbildung des Film- und Fernsehnachwuchses zuständig. 1955 scheidet er auf eigenen Wunsch aus, blieb aber bis 1963 freier Mitarbeiter des Südwestfunk.

Tod

Sepp Allgeier starb am 11. März 1968 in seiner Heimatstadt Freiburg, im Breisgau. Sein Sohn Hans-Jörg Allgeier wurde ebenfalls ein Kameramann. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Freiburg-Günterstal.

Filmographie

Kamera

Regie

  • 1912: Alpine Technik des Kletterns im Fels
  • 1913:4628 Meter hoch auf Skiern. Besteigung des Monte Rosa
  • 1924/25: Die weiße Kunst
  • 1926: Wintersport im Schwarzwald
  • 1935/36: Freiburg im Breisgau, das Tor zum Hochschwarzwald
  • 1937: Schwarzwald-Melodie
  • 1941: Schwarzwaldzauber
  • 1949 Waldbauern
  • 1949/50: Wintersonne über dem Schwarzwald
  • 1949/50: Heimat, die uns blieb
  • 1950: Helden der Landstraße
  • 1950/51: Ritter der Pedale
  • 1951–54: Winterlicher Schwarzwald
  • 1954: In der Fremde zu Haus

Darsteller

  • 1919/20: Das Wunder des Schneeschuhs, 1. Teil
  • 1921/1922: Das Wunder des Schneeschuhs. 2. Teil
  • 1926/27: Milak, der Grönlandjäger

Drehbuch

  • 1949/50: Heimat, die uns blieb
  • 1950: Helden der Landstraße
  • 1951–54: Winterlicher Schwarzwald

Schriften

  • 1931: Die Jagd nach dem Bilde

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Ehrenkreuz des Weltkrieges
  • 1966: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1997: in Freiburg-Haslach wurde im Beisein von Sohn Hans-Jörg Allgeier eine von der Basler Straße abzweigende Straße als „Sepp-Allgeier-Straße“ benannt
  • 1999: im Schwarzwälder Skimuseum in Hinterzarten fand eine Sepp-Allgeier-Ausstellung statt, an der noch lebende Mitarbeiter Allgeiers teilnahmen.

Fußnoten

  1. Gotthart, Bernhard, Landeskunde entdecken online (Baden-Württemberg)