Juli-Erhebung

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Das Haus der „Bundesregierung“ am Ballhausplatz in Wien, wo die Erhebung zur Befreiung der deutschen Ostmark in der Kampfzeit begann.

Die Juli-Erhebung (von politischen Gegnern auch als „Juliputsch“ bezeichnet) war ein gescheiterter nationalsozialistischer Aufstand in Österreich gegen den österreichischen Ständestaat unter Engelbert Dollfuß zwischen dem 25. und dem 27. Juli 1934 (28. Juli im Gau Murau) bzw. 30. Juli 1934 in Kärnten. Zentren der Befreiungsbewegung waren in Wien die RAVAG und das Haus der „Bundesregierung“ am Ballhausplatz sowie das Lavanttal in Kärnten. Zum Beweis angeblicher reichsdeutscher Steuerung der Erhebung diente Gegnern einer deutschen Wiedervereinigung das Kollerschlager Dokument.

Geschichte des Aufstands

Eingang zur Turnerbundhalle des Deutschen Turnerbundes im siebten Wiener Gemeindebezirk in der Siebensterngasse
Verhaftung nationalsozialistischer Freiheitskämpfer der Ostmark nach der gescheiterten Besetzung der RAVAG
Die Namen der hingerichteten Männer, die sich am Aufstand gegen die Diktatur beteiligt hatten
Berta Soldat (64 J.), Blutordensträgerin des Großdeutschen Reiches; Soldat wurde gemeinsam mit Maria Theresia von Metnitz am 9. Juli 1934 wegen „Sprengstoffverdachts“ verhaftet. Die damals 56jährige hatte als Oberkellnerin lediglich vom Reichsgedanken gesprochen und Flugblätter der inzwischen verbotenen NSDAP verteilt. Maria Theresia von Metnitz hatte schon im Juni 1933 ihre Wohnung der Parteiarbeit zur Verfügung gestellt. Sie war die rechte Hand des Gauleiters Odilo Globotschnigg, arbeitete eng mit Dr. Friedrich Rainer zusammen und war später Geschäftsleiterin der Gaufrauenschaft. Während der Juli-Erhebung kamen beide Frauen im Keller des Landgerichtes in Haft, alle Gefängnisse waren überfüllt. Stundenlange Verhöre sollten die Häftlinge zermürben. Am 10. Dezember 1934 kamen beide wegen eines überraschenden Freispruchs frei, allerdings wurden sie im Februar 1935 erneut verhaftet und zu fünf Jahren Kerkerhaft verurteilt. Im Oktober 1936 wurden die mutigen Deutschen frühzeitig entlassen, Soldat war schwer erkrankt, und von Metnitz mußte ins Altreich fliehen, um nicht erneut verhaftet zu werden. Nach dem Beitritt Österreichs zum Deutschen Reich erhielt Berta Soldat eine großzügige Führerspende.

Es war vorauszusehen, daß die Herrschaft der volksfremden Diktatur in Österreich eines Tages zu einer Katastrophe führen mußte, weil bekanntlich mit Gewalt kein Volk auf Dauer zu regieren ist. Trotzdem war man im Altreich über die Nachrichten erschüttert, die am 25. und 26. Juli aus Wien kamen und die besagten, daß sich in den Morgenstunden des 25. Juli 300 Männer, meistens Angehörige der Wiener SS-Standarte 89, in der Turnerbundhalle des Deutschen Turnerbundes in der Siebensterngasse 11 in Wien-Neubau gesammelt und sich dort mit Uniformen des Bundesheeres und der Polizei und mit Waffen versehen hatten.

Mit Lastwagen fuhr eine kleine Abteilung von 14 Mann zum Sendegebäude des Wiener Rundfunks, während eine Abteilung von 154 Mann zum Bundeskanzleramt fuhr. In der Zwischenzeit hatte die österreichische Polizei schon von diesen Ereignissen Kenntnis erhalten und verhaftete die noch in der Turnhalle verbliebene Mannschaft. Während dieser Zeit hatte eine Abteilung das Sendehaus besetzt und den Ansager gezwungen bekanntzugeben, daß die Regierung Dollfuß zurückgetreten sei und der österreichische Gesandte in Rom, Dr. Anton Rintelen, die Regierung übernommen habe. Erst durch diese überraschende Mitteilung durch den Rundfunk wurde die Bevölkerung auf die Ereignisse aufmerksam gemacht.

Die andere Abteilung drang in das Bundeskanzleramt ein und überwältigte die aus 18 Mann bestehende Wache. Sie besetzten dann die übrigen Räume des Bundeskanzleramtes, wo sie neben 15 Beamten, die sie bezeichnenderweise zum großen Teil sofort mit Heil-Hitler-Rufen empfingen, Generalstaatskommissar Emil Fey und Sicherheitskommissar Karminsky festnahmen. Bundeskanzler Dr. Dollfuß flüchtete und ließ sich durch einen Angestellten in den Kongreßsaal einschließen. Die Aufständischen sprengten jedoch die Türen dieses Saales und gaben auf den hektisch reagierenden und sich scheinbar wehrenden Dollfuß zwei ungezielte Schüsse ab. Viele Umstände, vor allem aber der spätere Suizid Feys, weisen darauf hin, daß der dritte und eigentlich tödliche Schuß auf Dollfuß jedoch von dem durch seinen skrupellosen Machthunger bekannten Minister Fey abgegeben wurde. Der Tod von Dollfuß wurde dennoch später Otto Planetta angelastet.

Während dieser Zeit waren mehrere Überfallautos der Sicherheitswache vor dem Bundeskanzlerpalais eingetroffen, und um 14 Uhr wurde auch ein Bataillon des Infantrie-Regiments Nr. 4 eingesetzt, das in Schwarmlinien gegen das Gebäude vorging. Minister Fey hielt dann von Balkon des Kanzleramtes eine kurze Ansprache an die bereitgestellten Truppenteile, in der er diese aufforderte, vorläufig alle Kampfhandlungen zu unterlassen. Nachdem sich die Aufständischen von überlegenen Kräften umzingelt sahen, forderten sie freies Geleit zur deutschen Grenze und drohten im anderen Falle, alle Gefangenen zu erschießen.

Minister Neustädter-Stürmer, der den Befehl außerhalb des Gebäudes führte, stellte dann ein kurzfristiges Ultimatum, nach dessen Ablauf der Angriff auf das Bundeskanzleramt erfolgen würde. Knapp vor Ablauf dieser Frist wurde der deutsche Gesandte in Wien, Dr. Rieth, von dem Befehlshaber der eingedrungenen Gruppe telefonisch angerufen, und es wurde ihm erklärt, daß eine Vereinbarung mit den Regierungsvertretern abgeschlossen worden sei, laut der sie unter militärischer Bedeckung aus Österreich an die deutsche Grenze gebracht würden.

Die Ausführung des Abkommens sei deshalb noch unmöglich, da seine Leute fürchteten, auf der Fahrt oder vorher niedergemacht zu werden, und er ersuchte den Gesandten, sich um die Zusage des freien Geleites bei dem zuständigen Minister zu bemühen. Dr. Rieth sagte diesem Ersuchen jedoch nicht zu und erklärte, daß er mit den gesamten Vorfällen nichts zu tun habe. Daraufhin bestätigte Minister Fey dem deutschen Gesandten nochmals telefonisch die ihm mitgeteilte Abmachung und ersuchte ihn ebenfalls, in dieser Angelegenheit zu vermitteln.

Da bis zum Ablauf des gestellten Ultimatums nur noch wenige Minuten für die friedliche Lösung übrigblieben, begab sich Dr. Rieth zu dem befehlshabenden Minister Neustädter-Stürmer und erklärte, daß er nicht als deutscher Gesandter zu ihm komme, sondern lediglich aus menschlichen Gründen, um ein weiteres schweres Blutvergießen zu vermeiden. Neustädter-Stürmer bestätigte dann die erwähnte Vereinbarung und sicherte freies Geleit für die gesamte sich im Haus befindliche bewaffnete Truppe zu.

Die daraufhin aus dem Gebäude abziehenden Aufständischen wurden jedoch nicht, wie zugesichert, an die Grenze befördert, sondern geschlossen in eine Polizeikaserne gebracht. Als Begründung wurde angegeben, daß diese Abmachung vor Kenntnis des Todes von Dr. Dollfuß getroffen worden war, obwohl einwandfrei feststeht, daß der Tod von Dollfuß zur Zeit der Verhandlungen schon bekannt war. Aber nicht nur in Wien, sondern auch in zahlreichen anderen Orten Österreichs waren blutige Aufstände ausgebrochen. In Innsbruck wurde von einer erbitterten Menschenmenge das Stadthaltereigebäude gestürmt und der verhaßte Stabspolizeihauptmann auf die Straße gezerrt und erschossen.

Besonders in der Steiermark kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. Die Stadt Judenburg war eine ganze Nacht lang in der Hand der Nationalsozialisten, ebenso die Gemeinden Ilz und Kindberg. In den Industriegebieten Leoben und Donawitz fanden blutige Gefechte statt. Gegen die Aufständischen wurden österreichische Bundestruppen eingesetzt. Heftige Kämpfe spielten sich auch in St. Veith, Wolfsberg und Greifenburg in Kärnten ab. Aus Oberösterreich und dem Salzkammergut wurden ebenfalls schwere Unruhen gemeldet. Die Kämpfe setzten sich auch in den nächsten Tagen fort. In Kärnten setzten sich die Aufständischen mit dem Mut der Verzweiflung an der jugoslawischen Grenze fest und hielten dort den Angriffen der Truppen so lange stand, bis sie durch den Hunger gezwungen waren, die Grenze zu überschreiten.

Eine amtliche Verlustliste vom 29. Juli besagt, daß bis zu diesem Zeitpunkt auf der Seite der Exekutive schon 78 Mann gefallen und 165 verwundet waren. Nach privaten Mitteilungen hatten die Aufständischen mehr als 200 Tote zu verzeichnen. In Wien hatte Vizekanzler Starhermberg die Geschäfte der österreichischen Regierung übernommen, und er erklärte in einer Rundfunkansprache u. a., daß die Bundesregierung niemals den geringsten Kompromiß mit den Nationalsozialisten eingehen werde. Am 30. Juli wurde in Wien eine neue österreichische Bundesregierung gebildet und Dr. Kurt Schuschnigg zum Bundeskanzler ernannt.

Folter und Mord an Nationalsozialisten

„Gestern wurde vor dem Schwurgerichte Leoben der Prozeß gegen zwei ehemalige Heimwehrführer aus dem Landkreis Murau zu Ende geführt, die in geradezu unmenschlicher Weise im Juli 1934 gefangen genommene Nationalsozialisten mißhandelt und schließlich auf scheußliche Weise ermordet haben. Angeklagt waren Georg Pezl aus Schönberg im Landkreis Murau wegen Mordes und der 50 Jahre alte Kaufmann Karl Brunner aus Murau wegen Anstiftung zum Mord und wegen schwerer Körperverletzung. Die Anklageschrift legte u. a. dar, daß sich am 25. Juli 1934 in Niederwölz die Nationalsozialisten im Gasthaus Raß versammelten. Die SA-Männer Johann Pucher und Wilhelm Marchl hatten die Aufgabe, Waffen von Pachern nach Niederwölz zu schaffen. In Niederwölz wurden die beiden von den Heimatschützern Johann Steuber, Stephan Presinger und Gottfried Reinmüller angehalten und verhaftet. Als die drei Heimatschützer von den anderen Nationalsozialisten beschossen wurden, konnten Pucher und Marchl flüchten, wobei es ihnen gelang, sich im Gasthof Raß zu verbergen.
Österreichische Heimatschützer unter dem Kommando des Gauführers Karl Brunner besetzten, ohne Widerstand zu finden, das Gasthaus Raß. Bei einer Durchsuchung des Gasthauses wurden Pucher und Marchl entdeckt und gefangengenommen. Bald darauf kamen Brunner und andere Heimatschützer in den Gasthof und fielen über die gefangenen Nationalsozialisten her, die mit Gewehrkolben mißhandelt wurden. Schließlich gab Brunner dem Erstangeklagten Pezl den Befehl, den niedergeschlagenen und am Boden liegenden Marchl zu erschießen. Pezl führte diesen Befehl nicht aus, und es bedurfte einer neuerlichen Aufforderung Brunners, Marchl zu erschießen, bis dieser den Befehl schließlich durchführte.
Pezl gab gegen Wilhelm Marchl einen Schuß ab, die Kugel traf Marchl über dem Beginn des rechten Augenbrauenbogens. Die Ausschußöffnung lag am oberen Hinterhaupt. Die Verletzung war absolut tödlich. Am folgenden Tag wurde Karl Brunner in Lind der verhaftete SA-Scharführer Blasius Feuchter vorgeführt. Brunner schlug auf diesen bereits entwaffneten Nationalsozialisten ohne Anlaß mit dem Gewehrkolben los. Feuchter, der die Hiebe mit dem Arm abwehrte, wurde an der linken Schulter und am linken Arm erheblich verletzt, sodaß er den Arm längere Zeit nicht gebrauchen konnte. Der Angeklagte Georg Pezl gab bei seiner Vernehmung bei der Gendarmerie und beim Amtsgericht Oberwölz zu, Marchl über ausdrücklichen Befehl Brunners erschossen zu haben. Karl Brunner dagegen stellte in Abrede, dem Pezl einen derartigen Befehl gegeben zu haben. Er gab nur zu, dem Blasius Feuchter mit dem Gewehrkolben einen Stoß versetzt zu haben.
Durch die Aussagen der zur Hauptverhandlung geladenen Zeugen und die Angaben des mitbeschuldigten Pezl wurde erwiesen, daß Karl Brunner sowohl dem Feuchter wie auch Marchl wuchtige Hiebe mit dem Gewehrkolben versetzt hatte und daß Pezl von ihm den ausdrücklichen Befehl erhalten hat, Marchl zu erschießen. Bezüglich des Blasius Feuchter wurde erwiesen, daß dieser schwer verletzt wurde. Die beiden Angeklagten wurden im Sinne der Anklage schuldig erkannt und zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt.“ — Zeitungsbericht über den Prozeß gegen Karl Brunner in Leoben, September 1939[1]

Standgericht

Das Standgericht in Wien verurteilte am 31. Juli die beiden an dem Aufstand beteiligten Nationalsozialisten Otto Planetta und Franz Holzweber zum Tode durch den Strang. Das Urteil wurde drei Stunden nach der Verkündung vollstreckt. Am darauffolgenden Tag wurde auch noch Friedrich Wurnick in Innsbruck hingerichtet. Insgesamt wurden 73 Angeklagte zum Tode verurteilt, von denen 13 durch den Strang hingerichtet wurden. Unter den Hingerichteten befanden sich sieben Angehörige der SS-Standarte 89, Wien.

Opferzahlen

Die Nationalsozialisten hatten bei dieser blutigen Erhebung mehr als 400 Tote und rund 800 Verletzte zu beklagen, darunter auch Frauen, die z. T. 1941/42 den Blutorden für ihre Aufopferung während der Kampfzeit erhielten. Nach „offiziellen Angaben“ (BRÖ) fielen 113 bis 153 Nationalsozialisten (mindestens 13 wurden hingerichtet, vier von der SA, neun von der SS), darunter einige Fememorde, bei denen Deutschgesinnte heimtückisch überfallen und massakriert wurden. Die Regierungsseite hatte 105 bis 107 Tote zu beklagen, des weiteren kamen 9 bis 11 Unbeiteiligte bei den Kämpfen ums Leben.[2]

Blutzeugen (Auswahl)

Beteiligt am Freiheitskampf waren unter anderem folgende und später deswegen hingerichtete Männer:

Bei den Kämpfen kam eine Reihe weiterer Männer ums Leben, von denen einige später als Blutzeugen der Bewegung geehrt wurden.

Ehrung

Zeitungsmeldungen aus dem Jahre 1938 zur Ehrung der Julihelden:

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Quelle: „Kleine Zeitung“, Graz, 20. September 1939, S. 9
  2. Kurt Bauer: Die Todesopfer des Juliputsches –ergänzendes Material zu „Hitlers zweiter Putsch“