Bauernstand

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Bauerntum, Leben, Mutterschaft, Irminsul

Der Bauernstand (auch die Bauernschaft, das Bauerntum) besteht aus Eigentümern oder Pächtern, die als Hauptberuf selbständig einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb betreiben. Im geschichtlichen Kontext unterscheidet sich unfreies und freies Bauerntum.

Erläuterung

„Gleichklang“ (Gang zur Scholle) von Alfred Bernert (1933) wurde u.  a. auch im N.S. Frauenbuch abgebildet (1934) als ästhetische Huldigung an die Gesinnung von „Blut und Boden“. Das Gemälde hing viele Jahre in der Bauernschule Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge.
Bäuerin“ von Adolf Wissel (1938)
„Ernte“ von Oskar Martin-Amorbach
„Vesper“ von Karl Schlageter, Ausschnitt aus einem Wandbild für einen Standort der Luftwaffe, ausgeführt im Auftrage des Reichsluftfahrtministeriums (1938–1939)

Kulturträger deutschen Volkstums

Der deutsche Bauernstand war und ist teilweise noch Kulturträger deutschen Volkstums. Es war ein stolzer Stand, welcher heute leider in der Öffentlichkeit, unter Anderem dank RTLs Bauer sucht Frau, der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Bäuerliches Leben prägte Europa bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend mit, doch heute hat es nur noch Unterhaltungswert. Der Bauer ist Ernährer des Volkes und Bewahrer des Bodens und heute wird er zu einer Witzfigur gemacht.
Thomas Müntzer, die ostelbischen Großgrundbesitzer, die freien Tiroler Bauern, die unzähligen Volkslieder, Trachten und Bräuche wie zum Beispiel der Almabtrieb, die vielen regionalen Eigenarten wie zum Beispiel die der kulinarischen Art, die Vielfalt des bäuerlichen Lebens, die Flurnamen, die sich bildeten, all´ dies macht den kulturellen Wert des Bauernstandes aus.
Stirbt die bäuerliche Landwirtschaft ganz, so stirbt auch ein Teil der nationalen Identität Deutschlands. Man stelle sich den Schwarzwald, das Allgäu oder die Schwäbische Alb ohne Landwirtschaft vor. Auch ist die bäuerliche Landwirtschaft die Hüterin unserer schönen Kulturlandschaften, an denen sich im Sommer die Augen der Menschen erlaben, wenn zum Beispiel der Wind durch ein Kornfeld rauscht.[1]

Artikel aus dem staatspolitischen Handbuch


Quelle Folgender Text stammt aus dem Staatspolitischen Handbuch, Band 1: Begriffe.

Bauer bezeichnet jeden, der durch das Bebauen des Bodens wirtschaftet. Nach der „Neolithischen Revolution“ (Vere Gordon Childe), zwischen 20000 und 12000 vor Christus, konnte sich diese Lebensweise praktisch universal durchsetzen, da sie half, die Ernährung einer wachsenden Zahl von Menschen sicherzustellen. Das Bauerntum bildet insofern die Grundlage aller entwickelten Kulturen.

Das Bauerntum löste die ältere Existenz der Jäger und Sammler weitgehend ab und schuf eine Gesellschaftsordnung, die wesentlich stärker durch Organisation und Hierarchisierung (Hierarchie) bestimmt war, und einen Typus hervorbrachte, der sein Verhalten an Verantwortlichkeit und Zukunftsvorsorge ausrichtete. Für die Nomaden war das immer mit einem inakzeptablen Verlust an Freiheit verbunden; Mohammed wird der Satz zugeschrieben: „Mit dem Pflug kam die Knechtschaft ins Haus.“

Man hat deshalb dem Bauerntum eine ausgeprägt konservative Haltung nachgesagt. Die tiefste Ursache dafür liegt in der Gebundenheit des B. an seinen Boden einerseits, im Bewußtsein von der Abhängigkeit gegenüber der Natur andererseits. Beides bedingt eine Geisteshaltung, die auf Erfahrung gründet, skeptisch ist und zur Bewahrung neigt.

Obwohl es seit der Antike immer wieder Bauernaufstände gegeben hat, die revolutionsartige Züge annehmen konnten, stützt das Bauerntum im allgemeinen die bestehenden Verhältnisse. Anteilnahme an deren aktiver Gestaltung nahm es nur selten. Es gab zwar im Mittelalter bäuerliche Ständevertretungen und einige Beispiele für „Bauernrepubliken“, etwa der Stedinger, der Ostfriesen, in einem gewissen Sinn auch der ländlichen schweizerischen Kantone sowie der Isländer, aber das waren historisch und geographisch begründete Ausnahmen.

Die Neigung, sich auf den eigenen Bereich im engeren Sinn zu beschränken, blieb immer ausgeprägt. Das wird man auch im Hinblick auf die Bauernparteien und „Landvolkbewegungen“ des 19. und 20. Jahrhunderts feststellen können, die zwar fallweise eine erhebliche Stärke gewannen, auch den Gegensatz von Stadt und Land mobilisierten, aber insgesamt keinen nachhaltigen Einfluß auf die politische Entwicklung ihrer Länder nehmen konnten.

Ein Grund dafür waren auch die großen sozialen Unterschiede innerhalb des Bauerntums, dessen Spektrum alles – vom Kleinbauern bis zum Großgrundbesitzer – umfaßte und dessen einzelne Gruppen sich in gesellschaftlichen Konflikten je nachdem mit Bürgertum oder Adel verbündeten oder verfeindeten.

Arnold Gehlen hat die Neolithische Revolution als erste, die Industrielle Revolution als zweite „absolute Kulturschwelle“ bezeichnet, das heißt, im einen wie im anderen Fall sah sich die Menschheit gezwungen, ihre Existenz auf eine neue Basis zu stellen: von der Lebensweise als Jäger und Sammler zu der des seßhaften B. und Viehzüchters, dann von dieser zu der des Arbeiters, Angestellten, Dienstleisters, Unternehmers etc. der modernen technischen Zivilisation. Die Bedeutung des Bauerntums ist bei diesem Prozeß dramatisch zurückgegangen, begleitet von Verstädterung, Industrialisierung der landwirtschaftlichen Produktion, Auflösung der dörflichen Sozialgefüge und der bäuerlichen Sitte.

Versuche, das durch bewußte Kulturpflege zu verhindern, sind praktisch immer erfolglos geblieben. Trotzdem konnte das Bauerntum Teile seiner Funktion als „Urstand“ (Oswald Spengler) bewahren. Das hängt nicht nur mit dem ökologischen Bewußtsein (Umwelt) zusammen, sondern auch mit Erwägungen über die Rolle nachwachsender Rohstoffe für die Energiewirtschaft oder die Bedeutung eines gewissen Maßes an Grundversorgung mit Lebensmitteln, das im eigenen Land sichergestellt werden soll.

Zerstörung des Bauernstandes

Quelle
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Bauernlegen

In Deutschland war, verstärkt durch die Erfahrung im Ersten Weltkrieg, die Bedeutung der Landwirtschaft für die Ernährung wie für die Gesundheit des Volkes hochgeachtet worden. Da der Bauernstand im Dritten Reich besonders hervorgehoben und gefördert gewesen war, wurde der Bauer nach dem Ende der im Anschluß an den Zweiten Weltkrieg den Deutschen von den Siegern auferlegten Hungerzeit zum Stiefkind der Nation gemacht.

Im Zuge der Einigung Europas, der Vereinheitlichung des Welthandels und der Sozialisierung der Gesellschaft wurde versucht, den Bauernstand in Westdeutschland systematisch zu zerschlagen. Allein von 1949 bis 1975 mußten von 1,6 Millionen Landwirten 0,7 Millionen aufgeben, und die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen fiel in dieser Zeit in Westdeutschland von 4,7 auf nur noch 1,2 Millionen. Nur noch weniger als 400.000 Vollerwerbsbetriebe waren um 1985 vorhanden. Seitdem sank die Zahl weiter. 1997 gab es nur noch 0,5 Millionen Betriebe.

Das Bauernlegen, insbesondere nach dem Plan des holländischen Sozialisten MANSHOLT seit den siebziger Jahren, von der CDU zu verantworten und von allen Bonner Parteien unterstützt, wurde nicht nur zu einer Tragödie für diesen Stand, sondern durch die Abnahme der Zahl der Selbständigen und Unabhängigen auch zu einer Gefahr sowohl für die freie Volkswirtschaft als auch für die Belastbarkeit und die Unabhängigkeit der ganzen Gesellschaft.

Landwirtschaft als wirksamer Puffer gegen Mißwirtschaft

Zu allen Zeiten war gerade die Landwirtschaft ein wirksamer Puffer zum Abfangen wirtschaftlich schlechter Entwicklung gewesen und hatte dann die Folgen auftretender Arbeitslosigkeit dämpfen können. Aus kurzsichtigem Gewinndenken und ideologischem Haß gegen den freien Bauern wurde eine einschneidende, ungesunde Umformung („Umstrukturierung“ genannt) der Landwirtschaft unter dem Vorwand einer modernen Anpassung vollzogen, auf die der einzelne Bauer dann nur durch vermehrte und teilweise übertriebene Technisierung, Massentierhaltung und verstärkte Anwendung von chemischen Mitteln antworten konnte. Die umweltfreundlichere mechanische Bodenbearbeitung wurde immer mehr durch eine gefährliche chemische ersetzt.

Vielfach wurden aus den vorher vielseitigen Bauernhöfen nun einseitige landwirtschaftliche Fabriken gemacht: Aus dem mit Boden und Vieh verbundenen Bauern wurde der meist viehlose Fruchterzeuger, der Farmer nach US-Vorbild, oder der Massentierhalter ohne Feldanbau.

Die erzwungene Spezialisierung machte krisenanfälliger, marktabhängiger, verlangte ungesundere Bearbeitungsmethoden, raubte die innere Befriedigung an der Arbeit, erzwang weitere Landflucht, vermehrte dadurch die Naturferne größerer Bevölkerungskreise und verschärfte gleichzeitig die Umweltprobleme. Die für ein angeblich vorteilhaftes Wirtschaftswachstum benötigten Arbeitskräfte wurden vom Land in die großen Städte abgesaugt, wo höhere Löhne und mehr Freizeit lockten.

Aus dem früheren Bauern als dem idealen Umweltschützer, der mit seinem Hof und Feld eine auf Dauer lebensfähige biologische Umwelt (Biozönose) geschaffen hatte und ein beinahe geschlossenes ökologisches System ohne Anhäufung von Schadstoffen bildete, wurde der mit großen Mengen von Schadstoffen in die Natur eingreifende Großfabrikant. Grenzertragsböden wurden aufgegeben oder aufgeforstet zu einer Zeit, in der anderenorts mit großen öffentlichen Mitteln Land dem Meer abgerungen wurde. Nach der – auch mit öffentlichen Geldern finanzierten – Abschaffung des Milchviehs mußten in manchen Gegenden, etwa in den von Touristen bevorzugten Tälern des Schwarzwaldes, aus dem Landesetat – sinnvollerweise aus den Mitteln des Kultusministeriums – die Gelder zum Mähen der Wiesen und Verbrennen des Heus zur Verfügung gestellt werden.

Zerstörung ökologischer Gleichgewichte

Heute werden Landflucht, Zentralisierung, Vergrößerung der Betriebsflächen, Spezialisierung auf Monokulturen, Massentierhaltung, übertriebene Mineraldüngung und intensive chemische Schädlingsbekämpfung bereits als Nachteile und folgenschwere Fehlentwicklungen erkannt, nachdem jahrelang die Warner vor dieser „Modernisierung“ von den durch Wachstums- und Fortschrittsideologien berauschten maßgeblichen Kreisen nicht beachtet worden sind. Daraus erwuchs in Teilen der Bevölkerung ein neues Verständnis für den Boden, und der damals amtierende Bauernpräsident Freiherr VON HEEREMAN erklärte am 29. Juni 1983 (ZDF), daß in Zukunft in völliger Umkehr der bisherigen Maßnahmen kleine und mittlere Bauernhöfe wieder stärker gefördert werden sollten. Aber die anderen Zwänge waren größer, und es erfolgte keine Trendwende.

Es sollte zunehmend wieder erkannt werden, daß der Bauer vor allem ein Pfleger des Lebens ist und daß mit der Abnahme der bäuerlichen Wirtschaftsform neben der bäuerlichen Denkungsart auch die vom Bauern gepflegte Kulturlandschaft, die im biologischen Gleichgewicht steht, schwindet. Denn dem nicht in erster Linie an einer Gewinnmaximierung gelegenen Bauern geht es vor allem darum, das ihm anvertraute Leben zu hüten, zu vermehren und es als Erbe seinen Kindern weiterzugeben.

„Der Bauer weiß nämlich etwas, was die gesamte zivilisierte Menschheit vergessen zu haben scheint, nämlich, daß die Lebensgrundlagen des ganzen Planeten nicht unerschöpflich sind.“ (LORENZ 1971, S. 290)

Zudem sorgte auch lange die Bauernfamilie mit ihrer verhältnismäßig großen Kinderzahl für den notwendigen Zuzug in die Städte sowie für die Erhaltung der Bevölkerungszahl – bei dem heutigen Geburtendefizit ein besonderes wichtiger gesellschaftspolitischer Gesichtspunkt.

Gerade diese bäuerliche Haltung der Treuhänderschaft für das auf Lebenszeit anvertraute Gut der Natur wird zur Eindämmung des lebensfeindlichen materialistischen Kapitalismus wie Kommunismus in der Zukunft erheblich an Bedeutung gewinnen müssen, wenn der gegenwärtigen Umweltzerstörung und Ausbeutung der Natur Schranken gesetzt werden sollen.

Quelle: Rolf Kosiek: Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden AuswirkungenGrabert/Hohenrain-Verlag 2001 ISBN 978-3891800614


Zitate

  • „Der Bauernstand, ja das ist der alte große Adelsstand. Zuerst der Gottschöpfer und gleich unterhalb sein Handlanger, der Bauer.“Peter Rosegger, in: „Erdsegen“ (1900)
  • „Die objektiven, stationären und übergreifenden Gefüge der Ernährung des Menschen und der Fortpflanzung der Tiere und Pflanzen miteinander zu kombinieren, den Zweck der Natur im Dasein und Gedeihen des Belebten zum eignen Zweck zu machen – das waren großartige Entwicklungen.“Arnold Gehlen
  • „Das Bauerntum ist deshalb die gesündeste Basis eines Volkskörpers, weil es der riskanteste Beruf ist, den es gibt. Lassen Sie einmal die Arbeit eines städtischen Arbeiters oder Beamten vom Zufall abhängen!“Adolf Hitler[2]

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Vom Bauernsterben und dem Spielen mit dem Essen
  2. In: Monologe im Führerhauptquartier – die Aufzeichnungen Heinrich Heims, herausgegeben von Werner Jochmann, Wilhelm Heyne Verlag, München 1980, ISBN 3-453-01600-9 (Aufzeichnung vom 6. August 1942, Seite 332 unten)