Bürgerschaftswahl 2015 in Bremen
Bei der Bürgerschaftswahl 2015 in Bremen wurden die Abgeordneten der 18. Legislaturperiode (2015–2019) gewählt. Sie fand am 10. Mai 2015 statt.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Das Wahlrecht zur Bremischen Bürgerschaft unterscheidet sich von dem Wahlrecht anderer BRD-Bundesländer grundlegend. Jeder Wahlberechtigte hat zehn Stimmen; fünf davon für die Wahl des Direktkandidaten (Erststimme) und fünf für die Wahl einer Partei (Zweitstimme). Dieses explizit für die Bürgerschaftswahl geltende Wahlrecht wird zum ersten Mal in der Hansestadt Bremen angewendet.
Die Einführung des sogenannten „Kumulierens“ und „Panaschierens“ der insgesamt zehn Stimmen, die der Wahlberechtigte hat, galt unter Politologen als „verbreiterte Demokratisierung“. In der Praxis jedoch folgt daraus eine erheblich – nämlich über zwei Tage – verlängerte Auszählzeit und die damit verbundene weitaus größere Gefahr von Wahlbetrug und Stimmenzerstörung (etwa durch Ungültigmachung der mehrseitigen Wahlzettel). Wie schon bei der letzten Wahl dürfen auch wieder die 16- und 17jährige wählen.
Da das BRD-Bundesland Bremen aus zwei Städten (Bremen und Bremerhaven) besteht, gibt es dementsprechend auch zwei Wahlbereiche. Schafft es eine Partei in nur einem Wahlbereich über die Fünf-Prozent-Hürde, ist sie in der Bremischen Bürgerschaft vertreten. So konnte die politische Vereinigung „Bürger in Wut“ (BIW) bei der Bürgerschaftswahl 2011 in Bremerhaven mit 7,1 % die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, jedoch nicht Bremen, wo sie 3,6 % erreichte. Dennoch konnte die Vereinigung BIW mit einem Abgeordneten in das Parlament einziehen.
Ausgangslage
Derzeit sind in der Bremer Bürgerschaft vier Fraktionen vertreten: die SPD mit 35 Abgeordneten, die Grünen mit 21 Abgeordneten, die CDU mit 20 Abgeordneten und die neobolschewistische Linkspartei mit fünf Abgeordneten. Die Vereinigung „Bürger in Wut“ erhielt nach dem Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2011 einen Sitz in der Bürgerschaft, den Jan Timke wahrnimmt. Durch den Übertritt von Martin Korol (ehemals SPD) erhöhte sich die Anzahl auf zwei Sitze. Die SPD koaliert derzeit mit den Grünen und stellt mit Jens Böhrnsen den Oberbürgermeister Bremens.
SPD | CDU | GRÜNE | LINKE | BIW | FDP | AfD | Piraten | NPD | Tierschutzpartei | Sonstige | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bürgerschaftswahl 2011 | 38,6 % | 20,4 % | 22,5 % | 5,6 % | 3,7 % | 2,4 % | n. a.[1] | 1,9 % | 1,6 % | n. a | 3,4 % |
Wahl zum BRD-Bundestag 2013 | 35,6 % | 29,3 % | 12,1 % | 10,1 % | n. a. | 3,4 % | 3,7 % | 2,6 % | 1,1 % | 1,5 % | 0,6 % |
Wahl zum EU-Parlament 2014 | 34,4 % | 22,4 % | 17,6 % | 9,6 % | n. a. | 3,3 % | 5,8 % | 2,0 % | 0,6 % | 1,5 % | 2,8 % |
Umfragen
Institut | Datum | SPD | Grüne | CDU | LINKE | BIW | FDP | AfD | PIRATEN | Sonstige |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) | 7.5.2015 | 36 % | 15 % | 23 % | 8,5 % | 3 % | 6,5 % | 5 % | – | 3 % |
Infratest dimap (ARD) | 30.4.2015 | 37 % | 16 % | 22 % | 8 % | 3 % | 6 % | 5 % | – | 3 % |
Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) | 30.4.2015 | 37 % | 15 % | 23 % | 9 % | 3 % | 5 % | 5 % | – | 3 % |
INSA (BILD) | 23.4.2015 | 37 % | 12 % | 25 % | 9 % | 3 % | 6 % | 5 % | – | 3 % |
Infratest dimap (ARD) | 18.4.2015 | 38 % | 16 % | 23 % | 6 % | 3 % | 5 % | 5 % | – | 4 % |
FGW Telefonfeld (CDU) | 26.6.2014 | 40 % | 16 % | 28 % | 8 % | – | – | 3 % | – | 5 % |
Emnid (Grüne) | 14.2.2014 | 37 % | 17 % | 21 % | 9 % | – | 3 % | 5 % | 3 % | 5 % |
Bürgerschaftswahl 2011 | 22.5.2011 | 38,6 % | 22,5 % | 20,4 % | 5,6 % | 3,7 % | 2,4 % | n.a. | 1,9 % | 4,9 % |
Antretende Parteien
Insgesamt treten folgende zwölf Parteien zur Wahl an:
- Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE)
- Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
- Die Linke (LINKE)
- Alternative für Deutschland (AfD)
- Freie Demokratische Partei (FDP)
- Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) – Nur im Wahlbereich Bremerhaven
- PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ (Tierschutzpartei)
- Piratenpartei (PIRATEN)
- Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI)
Außerdem folgende drei weitere politischen Vereinigungen:
- Bürger in Wut (BIW)
- Arme Leute Wählervereinigung (ALW) – Nur im Wahlbereich Bremerhaven
- Bündnis 21/RRP (Bündnis 21/RRP) – Nur im Wahlbereich Bremerhaven
Die beiden Parteien Neue Liberale (LIBERALE) sowie die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) reichten zwar Wahlvorschläge ein, zogen diese aber wieder zurück.
Spitzenkandidaten
Wahlkampf
Überfremdung
Kurz vor der Bürgerschaftswahl entbrannte in Bremen eine Debatte über kriminelle Asylbewerber. So fiel eine 20köpfige Gruppe junger Asylbewerber immer wieder mit Straftaten auf, beispielsweise mit gezielten Angriffen auf Polizisten.[3]
Siehe auch: Miri-Clan • Ausländerkriminalität • Flüchtling • Überfremdung
Auf den Landeslisten der Parteien befanden sich bei der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), den Bürgern in Wut (BIW) und der Piratenpartei ausschließlich Volksdeutsche. Am stärksten trat die Durchsetzung von Ausländern bei den linken Parteien in Erscheinung: Bei der SPD waren neun von 72 Kandidaten (entspricht 12,5 %) nichtdeutscher Herkunft, bei der Linkspartei zwei von 16 Kanidaten (entspricht 12,5 %) und bei den Grünen zehn von 45 Kandidaten (entspricht 22,2 %). Aber auch bei den bürgerlichen Parteien fanden sich Paßdeutsche auf den Landeslisten wieder: Bei der CDU waren zwei von 52 (3,8 %), bei der FDP zwei von 33 (6,1 %) und bei der AfD einer von 16 (6,3 %) nichtdeutscher Herkunft.
Überschuldung
Für das BRD-Bundesland Bremen zählt die Schuldenuhr über 20,5 Milliarden Euro. Damit hat der 658.000-Einwohner-Stadtstaat mit über 30.000 Euro die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller Bundesländer. Daher sind auch die maroden Finanzen der Stadt ein großes Wahlkampfthema. Die Arbeitslosigkeit beträgt in der Hansestadt Bremen 11,2 Prozent und liegt damit weit über dem BRD-Durchschnitt.[4]
Vorläufiges Endergebnis
Das vorläufige Endergebnis der Bürgerschaftswahl 2015 lautet:[5]
Wahlwerber | Anteil | Sitze | ||
---|---|---|---|---|
2015 | ± | 2015 | ± | |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 32,8 % | -5,8 % | 30 | -6 |
Christlich Demokratische Union (CDU) | 22,4 % | +2,0 % | 20 | ±0 |
Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE) | 15,1 % | -7,4 % | 14 | -7 |
Die Linke (LINKE) | 9,5 % | +3,9 % | 8 | +3 |
Freie Demokratische Partei (FDP) | 6,6 % | +4,2 % | 6 | +6 |
Alternative für Deutschland (AfD) | 5,5 % | +5,5 % | 4 | +4 |
Bürger in Wut (BIW) | 3,2 % | -0,5 % | 1 | –1 |
Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die Partei) | 1,9 % | +1,9 % | 0 | ±0 |
Piratenpartei (Piraten) | 1,5 % | -0,4 % | 0 | ±0 |
PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ (Tierschutzpartei) | 1,2 % | +1,2 % | 0 | ±0 |
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)[6] | 0,2 % | -1,4 % | 0 | ±0 |
Siehe auch
Verweise
Nach der Wahl
- Bremen: AfD verlangt Stimmen-Neuauszählung, Blu-News, 15. Mai 2015
- Weitere Mandate für AfD und BiW? Neuauszählung der Stimmen in Bremen in Reichweite, Zuerst, 17. Juli 2015
Vor der Wahl
- Frank Horns: „Zum Regieren nicht gebraucht“, Preußische Allgemeine Zeitung, 28. März 2015
- Torben Grombery: Bremen: Grenze der Meinungsfreiheit im Wahlkampf, Kopp-Verlag, 1. April 2015
- Stimmung schaffen durch Verschweigen, Blu-News, 3. April 2015
- Bremer Parteien beim Wahlkampf, blu-news.org, 8. Mai 2015, mit der Meldung: „Am Sonntag wird in Bremen gewählt. Die Altparteien treten dazu auch in einer Moschee auf, die von der Ahmadiyya Muslim Jamaat betrieben wird, welche von der Weltherrschaft des Islams träumt. Deren Wahlspruch ist vielsagend, bezieht er sich doch auf eine Schlacht, bei der Mohammed den Dschihadisten das Paradies versprochen hat. Der Auftritt der Altparteien wurde davon nicht tangiert. [...]“
Fußnoten