Boineburg-Lengsfeld, Hans von

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Hans Reichsfreiherr von Boineburg-Lengsfeld

Wilhelm Georg Gustav Botho Rudolf Hans Reichsfreiherr von Boineburg und Lengsfeld (Lebensrune.png 9. Juni 1889 in Eisenach; Todesrune.png 20. November 1980 in Altenburg, Nordhessen) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg. Am 8. Mai 1945 kam er in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er schon am 30. Mai 1946 entlassen wurde. Er widmete sich anschließend der Land- und Forstwirtschaft auf seinem Gut in Altenburg im heutigen Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen, das seit dem 16. Jahrhundert in Familienbesitz war.

Werdegang

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Boineburg-Lengsfeld, Hans von (Unterschrift).jpg

Hans von Boineburg-Lengsfeld ging in Kassel und in Weimar zur Schule, die er mit dem Abitur abschloß. Am 1. Oktober 1910 trat er als Fahnenjunker in das an diesem Tage aufgestellte Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 6 der Preußischen Armee in Erfurt ein. Er wurde am 22. Mai 1912 mit Patent vom 18. Mai 1910 zum Leutnant ernannt.

Nachdem er sich im Ersten Weltkrieg an der Kriegsfront ausgezeichnet hatte, kämpfte er ab Dezember 1918 im Rahmen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division gegen die Weihnachtsunruhen der meuternden Volksmarinedivision, gegen den Spartakusaufstand im Januar 1919 und während der Berliner Märzkämpfe. Am 1. Januar 1920 wurde er als Oberleutnant und Eskadron-Offizier in das Reichswehr-Kavallerie-Regiment 103 der Vorläufigen Reichswehr übernommen.

Zweiter Weltkrieg

Vom 1. Mai 1943 bis zum 7. August 1944 war er Stadtkommandant von Groß-Paris. Im Zweiten Weltkrieg wurde er mehrfach für vorgeschlagene Auszeichnungen, die über sein Ritterkreuz hinausgingen, abgelehnt. Dies lag am Vorwurf des fahrlässigen Verrats von „Fall Blau“ 1942 als Kommandeur der 23. Panzer-Division, das Reichskriegsgericht sprach ihn jedoch frei.

„Nachdem der Generalstabsoffizier der 23. PD Major Reichel mit seinem Flugzeug von sowjetischen Truppen abgeschossen wurde, und die Angriffspläne für den Angriff auf Stalingrad dem Gegner in die Hände fielen, mußten von Boineburg-Lengsfeld, Oberstleutnant Gerhard Franz und General Georg Stumme vor ein Kriegsgericht. Von allen drei Angeklagten wurde von Boineburg-Lengsfeld freigesprochen und wurde danach wieder als Divisionskommandeur der 23. PD eingesetzt.“

1943 soll Reichsfreiherr von Boineburg-Lengsfeld zur Verrätergruppe des Militärbefehlshabers Frankreich gehört haben und in die Umsturzpläne Graf von Stauffenbergs eingeweiht gewesen sein. Hierfür gibt es keine Beweise, aber zumindest befolgte er die rechtswidrigen Befehle von General der Infanterie Carl-Heinrich von Stülpnagel (Militärbefehlshaber Frankreich) und verhaftete während des Unternehmens „Walküre“ führende Gestapo- und SS-Offiziere, einschließlich des Höheren SS- und Polizeiführers in Frankreich, dem SS-Gruppenführer Carl Oberg. Seine anschließende Erklärung, er habe nur die Befehle einer „Übung“ befolgt, wurde hingenommen, insbesondere Carl Oberg hat es dabei belassen, was wohl sein Leben rettete.

Er wurde am 7. August 1944 durch General der Infanterie Dietrich von Choltitz abgelöst und wiederum in die Führerreserve des OKH versetzt. Am 23. September 1944 wurde er als Leiter des Abwehrstabs zum Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, und am 18. Oktober 1944 zum Oberkommando des Festungsbereichs West abkommandiert. Vom 1. November bis zum 15. Dezember 1944 war er Befehlshaber der Rhein-Befestigungen im Raum Freiburg im Breisgau. Nach erneuter Wartezeit in der Führerreserve des OKH wurde er am 20. Februar 1945 Kommandeur des Truppenübungsplatzes Bergen in der Lüneburger Heide.

Lexikon der Wehrmacht

Hans von Boineburg-Lengsfeld trat am 1. Oktober 1910 als Fahnenjunker in die Kaiserliche Armee ein. Er kam dabei zum Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 6. Am 22. Mai 1912 wurde er bei diesem zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 18. Mai 1910 datiert. Zu Beginn vom 1. Weltkrieg diente er in diesem Regiment. Im Juli 1915 wurde er als Ordonanzoffizier zum Stab der 8. Kavallerie-Division kommandiert, zu dem er dann Anfang 1916 auch versetzt wurde. Am 18. Oktober 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Frühjahr 1918 kam er dann wieder zum Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 6 zurück. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm auch beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er als Oberleutnant in das Reichsheer übernommen, dabei gehörte er anfangs zum Reichswehr-Kavallerie-Regiment 103. Beim Übergangsheer der Reichswehr gehörte er im Frühjahr 1920 zum 3. (Preuß.) Reiter-Regiment. Auch bei der Übernahme in das 100.000 Mann-Heer der Reichswehr blieb er als Eskadronoffizier weiter beim 3. (Preuß.) Reiter-Regiment. Am 28. September 1921 wurde er zum Rittmeister befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. September 1921 festgelegt. Am 1. Oktober 1923 wurde er zum Chef der 2. Eskadron vom 3. (Preuß.) Reiter-Regiment in Rathenow ernannt. Am 1. Oktober 1925 wurde er dann als Chef der 4. (Preuß.) Eskadron vom 16. Reiter-Regiment nach Langensalza versetzt. Diese Funktion übte er dann die nächsten fünfeinhalb Jahre aus. Am 1. April 1931 wurde er dann zum Chef der 2. (Preuß.) Eskadron vom 16. Reiter-Regiment in Hofgeismar ernannt. Dort wurde er damit auch Standortältester. Im Herbst 1931 wurde er dann zum Chef der 6. (Hess.) Eskadron vom 16. Reiter-Regiment in Langensalza ernannt. Dort wurde er dann ebenfalls zum Standortältesten. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1932 zum Major befördert. Am 1. April 1934 wurde er zum Adjutant vom Kavallerie-Kommando Dresden ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1934 durch die Umbenennung des Stabes zum Adjutant der 4. Reiter-Brigade ernannt. Im Frühjahr 1935 wurde er zum Reiter-Regiment Gera kommandiert. Am 1. Juni 1935 wurde er dort zum Oberstleutnant befördert. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur des II. Bataillons vom Schützen-Regiment 1 in Weimar ernannt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1937 zum Oberst befördert. Am 10. November 1938 gab er sein Kommando ab. Dafür wurde er jetzt zum Kommandeur vom Schützen-Regiment 1 in Weimar ernannt. Zum Beginn des 2. Weltkrieges führte er sein Regiment dann im Sommer 1939 in den Polenfeldzug. Dabei wurden ihm bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Ende Oktober 1939 gab er sein Kommando ab und wurde dafür zum Kommandeur der 4. Schützen-Brigade ernannt. In dieser Funktion kam er dann beim Westfeldzug zum Einsatz. Während des Feldzuges wurde er Mitte Mai 1940 für einige Tage mit der stellvertretenden Führung der 4. Panzer-Division beauftragt. Am 19. Juli 1940 wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Ende Juli 1940 wurde er dann erneut mit der stellvertretenden Führung der 4. Panzer-Division beauftragt. Anfang September 1940 gab er die Führung ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Anfang Oktober 1940 wurde er dann zum Kommandeur der 7. Schützen-Brigade ernannt. Im Sommer 1941 führte er die Brigade dann im Ostfeldzug beim Angriff auf Mittelrussland. Anfang September 1941 gab er sein Kommando ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Ende September 1941 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der neuen 23. Panzer-Division ernannt. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Oktober 1941 festgelegt. Im Frühjahr 1942 verlegte er mit seiner Division an den Südabschnitt der Ostfront. Mitte Juli 1942 er musste er sein Kommando an Generalmajor Erwin Mack abgeben. In seinem Abschnitt waren dem Gegner beim Abschuss seines 1. Generalstabsoffiziers, Major i. G. Reichel, Pläne für den Angriff nach Stalingrad in die Hände gefallen. Er musste sich vor dem Reichskriegsgericht gemeinsam mit General der Panzertruppe Georg Stumme und Oberstleutnant i. G. Gerhard Franz verantworten. Er wurde dann am Ende der Verhandlung als einziger freigesprochen und konnte sich sein Kommando wieder aussuchen. Ende August 1942 wurde er dann wieder zum Kommandeur der 23. Panzer-Division ernannt. Mitte November 1942 wurde er zum Generalleutnant befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Dezember 1942 festgelegt. Ende Dezember 1942 gab er sein Kommando erneut ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Am 1. April 1943 wurde er zum Militärbefehlshaber Frankreich kommandiert. Dort wurde er dann am 1. Mai 1943 zum Kommandant von Groß-Paris ernannt. Damit wurde er gleichzeitig zum Kommandeur der 325. Sicherungs-Division ernannt. Am 20. Juli 1944 spielte er damit eine wichtige Rolle beim Putsch gegen Adolf Hitler. Ihm gelang es alle wichtigen Führer in Paris festzusetzen. Erst am Morgen des 21. Juli 1944 musste er diese wieder freilassen. Anfang August 1944 gab er dann sein Kommando ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Am 23. September 1944 wurde er als Leiter des Abwehrstabes zum Oberbefehlshaber West kommandiert. Mitte Oktober 1944 wurde er dann zum Oberkommando der Festungen Bereich West kommandiert und dort zur Verfügung des OB West eingesetzt. Am 1. November 1944 wurde er für etwa 6 Wochen zum Kommandant der Rheinbefestigungen im Abschnitt Freiburg ernannt. Mitte Dezember 1944 gab er dieses Kommando wieder ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Mitte Februar 1945 wurde er dann zum Kommandant vom Truppenübungsplatz Bergen ernannt. Bei der Kapitulation geriet er dann Anfang Mai 1945 in Gefangenschaft. Aus dieser wurde er 1946 wieder entlassen.[1]

Tod

Hans Reichsfreiherr von Boineburg-Lengsfeld, Traueranzeige.jpg

Generalleutnant a. D. Hans Reichsfreiherr von Boineburg-Lengsfeld, der letzte männliche Sproß des Stammes „Boyneburg-Lengsfeld“ in Deutschland, verstarb 1980 in Felsberg-Altenburg (Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen), seine Urne wurde hinter dem Herrenhaus des Familiengutes beigesetzt.

Familie

Von Boineburg-Lengsfeld vermählte sich 1920 mit der finnischen Reederstochter Gunnel Töttermann. Der Ehe entstammten zwei Töchter, die beide unverheiratet blieben und nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Familiengut in Altenburg lebten:

  • Beatrix Wilhelmine Sigrid Gunnel Freiin von Boineburg-Lengsfeld (1921–2012), Forstwirtin
  • Brita Hildegard Helene Freiin von Boineburg-Lengsfeld (Lebensrune.png 1927), Ärztin

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Verweise

Fußnoten

  1. Reichsfreiherr von Boineburg-Lengsfeld, Wilhelm Georg Gustav Botho Rudolf Hans, Lexikon der Wehrmacht
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1924, S. 157
  3. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 232
  4. Seine Brigade zeichnete sich beim Westfeldzug 1940 in den Kämpfen an der Dyle-Stellung und beim Forêt de Mormal und insbesondere am 27. Mai 1940 beim Durchbruch durch die gegnerischen Stellungen am La Bassée-Kanal nördlich von Béthune aus.