Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten

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Erste Satzung (Auszug)

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten e. V. (DGBG) wurde am 19. Oktober 1902 in Berlin konstituiert. Geschlechtskrankheiten hatten die Mediziner neben Tuberkulose und Alkohol als dritte Geißel der Menschheit erkannt. Schon nach einem halben Jahr hatte die DGBG über 1.600 Mitglieder und Ortsgruppen bzw. Zweigvereine in beinahe allen großen Städten Deutschlands. Der erste Kongreß der DGBG fand schon am 9. und 10. März 1903 in Frankfurt am Main statt.

1907 gründeten auch Österreich – „Österreichische Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ (ÖGBG) – und 1918 die Schweiz (Bruno Bloch in Zürich) – „Schweizerische Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ (SGBG) – derartige Gesellschaften, die eng mit der deutschen Vorbildorganisation zusammenarbeiteten. Ähnliche Gesellschaften wurden in den Jahren nach der zweiten und letzten internationalen Konferenz in Brüssel (1902) in Belgien und in Frankreich gegründet. Bis 1923 hatten sich nach dem deutschen Beispiel in 17 Ländern[1] Gesellschaften zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten gegründet, die sich am 27. Januar 1923 zur „Union Internationale contre le Péril Vénérien“ zusammenschlossen, wobei in der Tschechoslowakei neben der „Tschechischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ die „Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ für die dortigen Deutschen gleichberechtigt agierte.

Erläuterung

Erste Ortsgruppen
Erster Kongreß
Mobiles Feld-Freudenhaus in der Etappe beim Deutschen Heer

In dem gemeinnützigen Verein versammelten sich sozialreformerische Ärzte, die in konzeptueller Weise die Aufklärung des deutschen Volkes über Sexualität und die durch Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten im Sinne einer allgemeinen Höherentwicklung und zur Förderung der gesunden Elemente des Volkes in den Vordergrund stellten. Zu den großen Zielen gehörte insbesondere die Bekämpfung der todbringenden Verbreitung von Syphilis. Schon Anfang 1903 wurden die ersten Ortsgruppen gegründet, so z. B. in Hamburg am 3. März 1903.

Seit 1955 existiert der Verein auch in der Bundesrepublik Deutschland, seit Oktober 1994 als Deutsche STD-Gesellschaft – Deutschsprachige Gesellschaft zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten und seit September 2011 als Deutsche STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit (DSTIG).

Geschichte

Mitteilungen
„Die Prostitution in Europa

Um 1900 waren Geschlechtskrankheiten in ganz Europa zu einem der zentralen Themen der Sozial- und Gesundheitspolitik geworden. Nach Veröffentlichung erster statistischer Angaben über die Verbreitung von Syphilis und Gonorrhö im Deutschen Kaiserreich erregte das Thema über die Grenzen der Fachwelt hinaus das Interesse der staatlichen Gesundheitsverwaltungen und der allgemeinen Öffentlichkeit. Im Zweiten Reich wurde die Verbreitung der Geschlechtskrankheiten als ein Symptom für den sittlichen Verfall der wilhelminischen Gesellschaft bewertet. Geschlechtskrankheiten waren als ernste Gefahr für die Familie, für die Volksgesundheit, für die Nation und für die Rasse erkannt worden. In der venerischen Durchseuchung wurde zurecht ein Zeichen für den allgemeinen, aber auch moralischen Niedergang des Volkskörpers wahrgenommen.

Die einzige Strategie zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten war bis dahin die zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach französischem Vorbild eingeführte Reglementierung und sittenpolizeiliche Überwachung der Prostitution zur Vermeidung der Ansteckung der Freier gewesen. Im Zuge von Industrialisierung und Urbanisierung war in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts jedoch die Anzahl von Prostituierten in den deutschen Großstädten so erheblich angestiegen, daß es der Sittenpolizei nicht mehr gelang, die vorgeschriebenen Kontrollen durchzuführen, schon gar nicht bei der heimlichen, im Privaten stattfindenden Prostitution.

Während die Frauenbewegung die Abschaffung der staatlichen Reglementierung forderte, kritisierten Heilberufler nach der Jahrhundertwende in erster Linie die medizinische Ineffektivität der Überwachungspraxis und forderten Reformen. „Wissen ist der wirksamste Schutz“, so begründete der Dermatologe Joseph Jadassohn schon 1902 seine Forderung nach Aufklärung der Massen. Präventives Wissen aber beruht auf Vermittlung von Kenntnissen, wie sie bis dahin nicht vermittelt worden waren, auch aufgrund der weitgehenden Tabuisierung des Themas, insbesondere was die Ansteckung von Kindern anbelangte.

„Von den Geschlechtskrankheiten können eigentlich nur zwei für das Kindesalter in Betracht: Es ist dies die Gonorrhöe und die Syphilis. Der Ansteckung mit Gonorrhöe sind insbesondere die kleinen Mädchen ausgesetzt, weil sie infolge eines barbarischen Aberglaubens den Angriffen der an Gonorrhöe leidenden Männer ausgesetzt sind. [...] Die Syphilis übertragt sich ebenso wie die Gonorrhöe auf das Kind durch zufällige Berührung und Verkehr mit ansteckungsfähigen syphilitischen Personen. Die Ansteckung geschieht wohl am häufigsten durch erwachsene, infizierte Personen, die an nässenden Stellen oder Geschwüren des Mundes, der Nase usw. leiden, durch Küssen, Gebrauch gemeinsamer Trinkgeschirre, Eßbestecke usw. und betrifft naturgemäß mit Vorliebe die in demselben Haushalt lebenden Kinder. Freilich kommt hier noch eine besondere Ansteckungsquelle hinzu, das sind die mit Erbsyphilis behafteten Kinder selbst, die deswegen so gefährlich sind, weil ihre Erkrankung in vielen Fällen insbesondere bei Kostkindern nicht als ansteckend erkannt wird und weil die Art des Verkehres mit denselben, das Anfeuchten des Schnullers, das Kosten der Speisen usw. in ganz besonderem Maße die Übertragung begünstigt [...] Die Fürsorge durch Errichtung eines Heimes für an Erbsyphilis leidende Kinder ist nur eine geringe aber notwendige Abschlagzahlung für die Qualen und Einbuße an Lebenskraft und Gesundheit, welche die armen an Erbsyphilis leidenden Kinder durch die Fehltritte ihrer Erzeuger zu leiden haben.“ — Hofrat Prof. Dr. Theodor Escherich am 5. März 1908 bei einem Vortrag bei der Enquete (Arbeitstagung) der „Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ in Wien

In dieser nicht mehr zu leugnenden Erkenntnis griffen einige engagierte deutsche Ärzte Pfingsten 1901 auf dem „Breslauer Kongreß der Deutschen Dermatologen Gesellschaft“ die Anregung des ersten Brüsseler Syphiliskongresses (die erste weltweit beachtete internationale Konferenz zur Bekämpfung der Syphilis und der venerischen Krankheiten fand 1899 statt, die zweite dann 1902[2]) auf und riefen im Juni 1902 reichsweit zur Gründung einer „Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ auf. Der Aufruf erschien in Zeitungen und Wochenschriften.

Der Breslauer Venerologe Albert Neisser, der 1879 den Erreger der Gonorrhö entdeckte, wurde zum ersten Vorsitzenden der DGBG benannt, Edmund Lesser hatte die Stellung des stellvertretenden Vorsitzenden und Schatzmeisters. Ein weiteres prominentes und äußerst engagiertes Mitglied der Gesellschaft war der Venerologe Alfred Blaschko. Er wurde 1902 zum Generalsekretär ernannt und übernahm ab 1916 den Vorsitz der DGBG. Prof. Dr. Blaschko forderte ein Volksbewußtsein und stellte am 2. Februar 1919 schriftlich fest:

„Im Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten kann die Wissenschaft allein die Waffen nur schmieden – sie zu führen ist nur eine von breiten Volksschichten getragene mächtige Bewegung im Stande.“

Am 19. Oktober 1902 versammelten sich mehr als 400 Personen im völlig überfüllten Bürgersaal des Berliner Rathauses. Unter den Anwesenden befanden sich Ärzte, Sozial- und Gesundheitspolitiker, staatliche und kommunale Verwaltungsbeamte, Vertreter von Krankenkassen sowie eine Reihe von Mitgliedern der Frauenbewegung und der Sittlichkeitsvereine. Sie alle waren einem Aufruf einiger der führenden deutschen Venerologen gefolgt, eine Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zu gründen. Der oberste preußische Medizinalbeamte Martin Kirchner (1854–1925) rief auf der Gründungsversammlung dazu auf, dem Verein beizutreten mit den Worten:

„Das Vaterland ist in Gefahr, rettet das Vaterland!“

Die DGBG setzte sich in erster Linie für die Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren der Geschlechtskrankheiten ein. Innerhalb weniger Jahre wuchs die DGBG zu einem der zentralen sozialreformerischen Vereine heran. Die DGBG entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem breiten Sammelbecken unterschiedlichster politischer, weltanschaulicher und sozialer Gruppierungen, die sich mit dem Thema Geschlechtskrankheiten beschäftigten. Insbesondere in den Jahren der Weimarer Republik gelang es der DGBG, als Expertengremium in entscheidendem Maße die Grundgedanken des 1927 verabschiedeten Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten mitzubestimmen.

„In der Satzung hieß es über den Vereinszweck, die DGBG habe die Aufgabe übernommen, ‚der zunehmenden Verbreitung der Geschlechtskrankheiten im deutschen Volke entgegenzuarbeiten und die durch diese Krankheiten erwachsenden Gefahren zu bekämpfen‘. Als wichtigstes zu lösendes Problem bezeichnete das Gründungskomitee den völlig unzureichenden Wissensstand in der Bevölkerung über Geschlechtskrankheiten und ihre Verbreitung sowie den von ihnen ausgehenden gesundheitlichen Gefahren.“[3]

Der Erste Weltkrieg hatte das Problem verschärft. Während des Krieges waren die Ansteckungszahlen in den Armeen gestiegen, so daß die Dermatologen befürchteten, die heimkehrenden geschlechtskranken Soldaten könnten nach der Demobilisierung ihre Frauen und ihre Kinder anstecken. In einigen europäischen Ländern, vorab in Deutschland und Frankreich, aber auch in der Schweiz, warnten besorgte Ärzte vor einer epidemischen Durchseuchung. Diese Situation rückte die Familie als Ort der Infektion in den Blickpunkt.

„In ihrer Satzung legte die Gesellschaft ihre Ziele dar: Um der zunehmenden Verbreitung der Geschlechtskrankheiten entgegenzuwirken, forderte man vor allem eine verstärkte Aufklärung, wollte wissenschaftliche Arbeiten zum Thema unterstützen, Kongresse abhalten und generell alle Maßnahmen fördern, die die Erkrankungszahlen senken würden. Dies sollte durch Gründung von Zweigvereinen, Pressearbeit, eine eigene Zeitschrift und Tagungen erreicht werden. Die DGBG strebte jedoch nicht an, selbst Kliniken zu unterhalten, sondern wollte auf die Entscheidungsträger im Staat oder bei den Krankenkassen und anderen Organisationen Einfluß nehmen und sich auf Aufklärung und Propaganda beschränken. [...] Die Gesellschaft gründete schnell zahlreiche Ortsvereine und hatte 1912 5.000, 1930 bereits 10.000 Mitglieder. Obwohl Ärzte dominierten, waren ebenso Vertreter aus verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens, Mitglieder der bürgerlichen Frauenbewegung und später auch der Sittlichkeitsbewegung in der DGBG engagiert. [...] Einige Romane und Theaterstücke widmeten sich diesem Thema; die Ärzteschaft diskutierte das Problem unter dem Thema Heirat und Syphilis. Ihnen ging es vor allem darum, ob und wann syphiliskranke Männer heiraten sollten. Blaschko, der sich auch damit auseinandersetzte, plädierte zwar grundsätzlich für Ehegesundheitszeugnisse, hielt dies aber für gesellschaftlich nicht durchsetzbar. Zudem kritisierte er, daß Ärzte Männern halfen, ihre Geschlechtskrankheiten vor den Frauen zu vertuschen, anstatt sie zu zwingen, ihre Frauen aufzuklären.“[4]

Mit Hilfe von Flugblättern, Broschüren, Vorträgen, Gesundheitswochen und Theaterstücken wurden die Menschen über die Geschlechtskrankheiten informiert. Auch Aufklärungsfilme waren Teil dieser gesundheitspolitischen Maßnahmen, die vor allem in den 1920er Jahren den einzelnen Bürger zu einem überlegten Umgang mit dem eigenen Körper animieren sollten. Dazu zählten auch Putzanleitungen gegen den Staub, Hygieneregeln im Umgang mit Tuberkulosepatienten oder die Propagierung von Körper- und Bewegungskultur wie in dem Film „Wege zu Kraft und Schönheit“ von Wilhelm Prager (Deutschland 1925).

Aufklärungsfilme

Als einer der ersten zog der Filmemacher Richard Oswald den Dermatologen und damaligen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, Alfred Blaschko, als Berater für den ersten Teil von „Es werde Licht“ (Deutschland 1917) hinzu. Auch der Aufklärungs-Lehrfilm „Geschlechtskrankheiten und ihre Folgen“ der beiden Ärzte Nicholas Kaufmann und Curt Thomalla waren überaus erfolgreich.

Der bekannteste Schweizer Beitrag war die Kinoproduktion „Feind im Blut“ (mit der Regie wurde der deutsche Avantgarde-Filmer Walter Ruttmann betraut, dessen „Sinfonie einer Großstadt“ viel Aufsehen erregt hatte), ein von der „Züricher Praesens Film“ 1931 hergestellter Film. Die schweizerische Aufklärungstätigkeit orientierte sich vorwiegend an deutschen Konzepten und war bis 1931 stark beeinflußt von Produktionen wie beispielsweise „Falsche Scham“ (Rudolf Biebrach, Deutschland 1926) oder „Geißel der Menschheit“ (Curt Thomalla, Deutschland 1926). Letztere erwarb die „Schweizerische Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ (SGBG) von der deutschen Universum Film AG (UFA), ließ die Kopie auf schweizerische Verhältnisse zuschneiden und änderte den Titel in „Die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“.

Reichszentrale für Gesundheitsführung

1933 wurde die DGBG der Reichszentrale für Gesundheitsführung beim Reichsausschuß für Volksgesundheitsdienst als „Reichsarbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ eingegliedert und war somit nicht mehr autark. Im Dritten Reich wurden dann endlich Geschlechtskranke, die sich den Maßnahmen der Gesundheitsbehörden zu entziehen versuchten, verfolgt, um einer Ansteckung von Unschuldigen entgegenzuwirken.

Bei den Hebammenkursen ab 1936 und den Ärztinnenkursen ab 1939 waren auch Vortragsredner der DGBG (vornehmlich Dr. Floran Werr – seit 1940 Referent für Geschlechtskrankheiten der Abt. VI im Reichsministerium des Innern –, Prof. Dr. Franz Gerhard Maria Wir – Sachverständiger beim Hauptamt für Volksgesundheit – und Dr. Kurt Blome – Leiter des nationalsozialistischen ärztlichen Fortbildungswesens und späterer stellvertretender Reichsgesundheitsführer) an der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft. Reichsärzteführer Dr. Gerhard Wagner, Mitbegründer des NSDÄB und Leiter des Sachverständigenrats für Volksgesundheit und Generalbevollmächtigter der NSDAP für das Gesundheitswesen, war bekanntlich Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.

Nachkriegszeit

Nach mehreren Anläufen gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg, die DGBG 1955 nunmehr in erster Linie als Fachgesellschaft der Venerologen wieder zu begründen. In den 1980er Jahren mit dem Bewußtsein über die Gefahren von AIDS ist es der DGBG wieder gelungen, politischen Einfluß und öffentliches Gehör zu erlangen, seit 2011 unter dem neuen sperrigen Namen „Deutsche STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit“ (DSTIG).

Publikationen (Auswahl)

Vorsitzende bzw. Präsidenten der Gesellschaft

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Neben Deutschland waren die ersten Mitglieder (alphabetisch) Belgien, Brasilien, Chile, Dänemark, England, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Kanada, Paraguay, Polen, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei und Ungarn, wobei die meisten anderen Staaten bei der Union Internationale durch das Rote Kreuz vertreten waren.
  2. Beim zweiten internationalen Kongreß zur Bekämpfung der Syphilis und der venerischen Krankheiten in Brüssel 1902 kündigte sich ein Paradigmenwechsel an. Bis dahin hatten die Sittlichkeitsvereine mit ihren Moralvorstellungen und Werthaltungen die Präventionspolitik gegenüber Geschlechtskrankheiten dominiert; nun setzten sich vermehrt die Mediziner durch. Erstere sahen in der Prostitution die eigentliche Ursache der Geschlechtskrankheiten und in der Bekämpfung oder zumindest Reglementierung der Dirnen das geeignete Mittel, um die Krankheiten einzudämmen. Dagegen waren die Mediziner überzeugt, sie könnten die Geschlechtskrankheiten effektiv bekämpfen, wenn diese von ihren moralischen Konnotationen befreit und als Krankheiten wie jede andere dargestellt würden. Im Umfeld des Kongresses wurden in Frankreich und Deutschland nationale Gesellschaften zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten gegründet. Ihr Ziel war es, das Thema fern ab von jeder Moralkeule früherer Bekämpfungsmaßnahmen dem interessierten Laienpublikum auf rationale, will sagen wissenschaftlicher Ebene näherzubringen.
  3. Lutz Sauerteig: Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG), 1902–2002
  4. Geschlechtskrankheiten als medizinisches und soziales Phänomen, S. 291 ff.