Eisgrub

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Eisgrub

Wappen von Eisgrub
Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 2.441
Höhe: 172 m ü. NN
Koordinaten: 48° 47′ 57″ N, 16° 48′ 7″ O
Flucht.jpg
Eisgrub befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Rathaus von Eisgrub (Bild vor der Vertreibung).
Ansicht von Eisgrub (vor der Vertreibung)

Eisgrub ist eine |deutsche Gemeinde in Südmähren, Sudetenland, acht Kilometer nordwestlich von Lundenburg, nahe der österreichischen Landesgrenze am rechten Ufer des Flusses Thaya gelegen.

Geschichte

Eisgrub wurde das erste Mal 1222 als „Izguobi“ urkundlich erwähnt. Mit dem Ort als Teil der Herrschaft Nikolsburg wurde Heinrich von Liechtenstein im Jahr 1249 von Ottokar II. belehnt.

Im Jahr 1426 zerstörten die Hussiten die Kirche und um 1500 wurde erstmals ein Pfarrer genannt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts übernahmen Böhmische Brüder (Taboriten und Waldenser) die Pfarrei. Um 1570 kam es zur Ansiedlung von Kroaten, die vor den osmanischen Heeren geflohen waren, was die Entstehung von Bischofswarth förderte. Für 1577 ist eine „Veste Eisgrub“ mit „Lust- und Frauengarten“ verzeichnet. Seit 1567 wurde der Ort Eisgrub in den herrschaftlichen Grundbüchern, seit 1688 in den Kirchenbüchern geführt.

1601 wurde unter Karl von Liechtenstein der katholische Glaube wieder eingeführt.

Seit 1598 waren Eisgrub und Feldsberg Hauptmajorate der Hauptlinie des Hauses Liechtenstein. Die Herrschaft umfasste 5940 Hektar. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf zum Markt erhoben (1626), Eisgrub wurde jedoch selbst zum Kriegsschauplatz, als 1645/46 schwedische Truppen den Ort besetzten. Im 17. Jahrhundert wurden zudem viele Einwohner Opfer der Pestepidemien.

19. Jahrhundert

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand der politische Bezirk Nikolsburg, zu dem Eisgrub gehörte.

Im preußisch-österreichischen Krieg 1866 wurde Eisgrub von preußischen Truppen besetzt.

1840 ließ Fürst Johann I. ein Rathaus und eine Schule bauen und eine 7 km lange Wasserleitung legen. Auch gründete er eine Gartenbauschule, das Kloster (1900) und das Mendeleum (1913). Außerdem gab es eine Lokalbahn, die Eisgrub mit Lundenburg (Břeclav) verband.

20. Jahrhundert

Eisgruber Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
„Gruss aus Eisgrub“ (Postkarte, Anfang des 20. Jahrhunderts).

Das nach dem Ersten Weltkrieg installierte Regime des Kunststaates Tschecho-Slowakei konfiszierte zwei Drittel des fürstlichen Besitzes. Die Reaktion von „Fürst“ Johann II. bestand darin, zusätzlich noch in seinem Amtshaus zwei Räume für eine provisorische tschechische Schule auszubauen.

Nach der Angliederung an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Jahr 1938 war Eisgrub von 1939 bis 1945 zugehörig zum aus dem alten Bezirk Nikolsburg und Teilen der ehemaligen Bezirke Auspitz und Göding gebildeten Kreis Nikolsburg.

Zweiter Weltkrieg

Als im Frühjahr 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Front näher rückte, wurde Eisgrub zum Kriegsschauplatz. Die Bevölkerung hob Schützengräben und Panzerfallen aus. Anfang April zogen sich einzelne Wehrmachtstruppen von der nahen Front nach Nikolsburg zurück. Der örtliche Wehrmachtskommandant befahl am 8. April dem Bürgermeister, den Amtsbetrieb einzustellen und alle wichtigen Dokumente zu vernichten.

Am 14. April 1945 kam der Befehl zur Evakuierung. Bereits am nächsten Tag mussten 600 bis 700 Personen den Ort aufgrund dieses Befehls verlassen. Die Flüchtigen fanden Aufnahme im Schloss Dürnholz. Die Eisgruber wurden von dem nichtaufhörenden Strom von Flüchtlingen aus anderen Gemeinden mitgerissen und kamen so am 17. April nach Grusbach, wo sie Aufnahme auf dem Gutshof der Zuckerfabrik fanden. Der Wagenzug kam dann über Joslowitz, Zulb, Urbau, Schattau und Niederfladnitz bis nach Oberfladnitz (im heutigen Niederösterreich), wo die Eisgruber sich für eine gewisse Zeit ausruhen konnten. Zu dieser Zeit gab es in der Umgebung noch heftige Gefechte. Als der Zug einmal unter Beschuss kam, forderte dies einige Menschenleben.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Nachdem die ersten Truppen der Roten Armee den Flüchtlingszug überholt hatten, entschied man sich, zurück nach Eisgrub zu fahren. Die Sowjets beschlagnahmten die Zugpferde des Trecks und stellten im Gegenzug ihre ermüdeten Pferde zur Verfügung. Auf dem Rückweg wartete man in Voitelsbrunn ab, nachdem man erfahren hatte, daß alle leerstehenden Häuser von Tschechen besetzt worden waren. Einige Zeit später wurden die Eisgruber von ortsfremden schwerbewaffneten tschechischen „Revolutionsgardisten“ nach Eisgrub zurückgetrieben, auf dem Marktplatz versammelt und ihrer Habseligkeiten beraubt (einschließlich der Fuhrwerke). Da die ehemaligen Bewohner nicht mehr in ihre Häuser durften, mußten sie in Schuppen, Ställen, Scheunen und im örtlichen Gefängnis übernachten. Zu dieser Zeit kam es zu Vergewaltigungen und Mißhandlungen. Vier Menschen wurden ermordet. Am 15. Mai wurden 17 ehemalige deutsche Einwohner im ehemaligen Göding (tschechisch: Hodonín) interniert, vier Tage später 300 bis 400 Personen nach Feldsberg und über die Grenze nach Österreich vertrieben. Die restliche Bevölkerung folgte ihnen ein Jahr später. Nur drei Bewohner durften bleiben.

Zwei Drittel aller vertriebenen Eisgruber landeten in anderen Teilen Deutschlands (Bayern und Baden-Württemberg). Der Rest blieb in Niederösterreich und Wien. Zwei weitere Familien wanderten nach Kanada und je eine Familie nach Australien und die VSA aus.

Unter tschechischer bzw. ehemals „tschecho-slowakischer“ Verwaltung gehört die Ortschaft Neudek seit 1966 zum Gemeindegebiet von Eisgrub.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: um 1900 insgesamt 1.126 ha Ackerland, 34 ha Weingärten, Anbau von Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Feldgemüse (Gurken, Paradeiser, Zwiebeln, Erbsen), eher weniger Weinbau, dafür Weinhandel, Viehhaltung vor allem mit Rindern und Schweinen, um 1900 457 ha Wald.

Gewerbe: Sägewerk, Tonwarenfabrik, Konservenfabrik, Zementwarenerzeugung, Ziegelei, viel Kleingewerbe (darunter Friseure, Uhrmacher, Hutmacher, Fotograf, Töpfer, Seiler, Trafikanten, Fahrradhändler, Schreibwarenhändler und Taxiunternehmer).

Einrichtungen: Frauenspital und Kindergarten (1900 im Kloster der Barmherzigen Schwestern), Rathaus, Alter und Neuer Friedhof, jüdischer Friedhof (bis 1920 eigene jüdische Gemeinde), Postamt (1851), Bahnhof, Trinkwasserleitung (1892), Elektrifizierung 1924, Kanalisation 1931, Armenhaus (1904/05), Kino im Gemeindesaal, Gemeindebücherei, Ärzte, Zahnarzt, Tierarzt.

Schulen: Volksschule (1883 mit fünf Klassen, davor mehrere Um- und Neubauten), Bürgerschule (1922 im Volksschulgebäude, ab 1938 im Gebäude der ehem. tschechischen Volksschule), tschechische Schule (1936), Höhere Obst- und Gartenbauschule (1895 von der Wr. Gartenbaugesellschaft als erste Gartenbaumittelschule gegründet), Mendel-Institut (Mendeleum, Pflanzenzüchtungs-Institut 1913 von W. Lauche gegründet).

Kulturerbe

Schloß Eisgrub
Luftaufnahme des Schlosses Eisgrub.
  • Schloß Eisgrub: Urkundlich seit 1212 erwähnt. Das hufeisenförmige Renaissanceschloss wurde 1666 umgebaut, 1731 und 1815 durch Josef Kornhäusel vergrößert und umgestaltet. Unter teilweiser Verwendung der Bauteile 1846/58 Einbeziehung des Westflügels und Hinzufügung von vier Trakten im Norden erfolgte die vollständige Neugestaltung in englischer Gotik durch Georg Wingelmüller und wurde nach dessen Tod 1848 von Johann Heidrich vollendet. Es entstand eine in acht Trakten gegliederte weitläufige Anlage mit reichem neugotischem Schmuck des Innen- und Außenbaues. Besonders bemerkenswert sind der große Salon und kleinere Säle, die Bibliothek und der Speisesaal (mit gediegenee Holzvertäfelung von Josef Leistler in Wien), allesamt mit reicher Ausstattung versehen. In der Mitte des Südtraktes befindet sich die Pfarrkirche „des hl. Jakob des Älteren“, 1731 erbaut und später vergrößert, mit netzgewölbtem Langhaus und großem Fünfachtel-Chor und seitlichen Türmen.
  • Schloßpark und Umgebung:
    • Steinerne Kreuzwegstationen von Franz und Adolf Angeleer aus dem 18. Jahrhundert, nach A. Kraffts Reliefs in Nürnberg: Renaissancegrabplatten wurden 1548 und 1552 an der Außenseite errichtet. Zudem befindet sich dort ein Hochaltarbild von Johann Christian Brand.
    • Reitstallgebäude, erbaut 1688/1700 von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Um den quadratischen Hof sind drei zweigeschossige durch Kolossalpilaster gegliederte Flügel angeordnet, die vierte Seite ist mit Eckrisaliten eingefasst, gegen den Park zu offen. Die Mitte der Flügel wird durch monumentale, von Doppelsäulen flankierte Torbauten betont, mit Statuen, Vasen und Wappen von Giovanni Giuliani. Ein dreitoriges Haupttor befindet sich gegenüber der Parkseite zu der von vier Doppelsäulen getragenen Durchfahrthalle.
    • Orientalischer Turm in den Parkanlagen, 1797-1800 von Josef Hardtmuth erbaut: Quadratischer Unterbau (Moschee) mit Arkaden, im ersten Stock befinden sich acht Räume, davon vier mit Kuppeln. Darüber steht ein achteckiger, oben runder 68 m hoher Turm (Minarett) mit drei Galerien und Laterne.
    • Aquädukt: Künstliche Ruine nach dem Vorbild römischer Wasserleitungen.
    • Hansenburg, von Josef Hardtmuth 1807 erbaut: Neugotische Burgruine mit 4 Türmchen, gotisierenden Zinnen, Waffensaal und Rittersaal.
    • Jagdsalettl oder Jagdschlösschen: Klassizistisch mit viersäuliger Vorhalle 1805 erbaut; im 1. Stock befindet sich ein achteckiger Saal mit umlaufender Galerie.
    • Apollo-Tempel von Josef Kornhäusel 1817/18 erbaut: Von einer Halbkuppel bedeckter Rundbau mit einer von acht dorischen Säulen getragenen Vorhalle. Über dem Architrav ist ein Apollo mit Sonnenwagen, die Aurora mit Musen und Reliefs von Josef Klieber.
    • Dreigrazientempel: Klassizistischer Bau von Josef Engel aus dem Jahre 1825: Halbkreisförmige Säulenhalle, in den Nischen Statuen der Wissenschaften und Künste von Josef Klieber. Im Saal befindet sich eine Marmorstatue der badenden Venus (Nachbildung einer Statue im Vatikan). Im Mittelpunkt ist die Gruppe der drei Grazien von Johann Fischer.
    • Teichschlösschen: Klassizistisch und zweigeschossig, erbaut 1816.

Aufgrund der Einzigartigkeit dieser Bauten wurden 1996 das Schloß und der Schloßpark zum Weltkulturerbe erhoben. Das Schloss und der Park sind heute ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Nachbarn und eine der wichtigsten Touristenattraktionen in Mähren.

Nymphenbrunnen beim Grenzschloss.
  • Grenzschloß (zwischen Mähren und Niederösterreich), erbaut 1827: Ein 66 m langer klassizistischer Bau. Im 1. Stock liegt der Saalbau mit Arkaden auf ionischen Säulen. Im Eckflügel ist er von Giebeln nach Art antiker Sarkophage gekrönt. Zudem erhält er eine Statue der Psyche in Bleiguß von Leopold Kiesling und eine schöne klassizistische Marmorvase. Durch die Mitte des Gebäudes fließt der aus der Urne einer Nymphe entspringende Grenzbach.
  • Neuhof: Ein klassizistischer Meierhof aus dem Jahre 1809; viereckig mit Rundbau und tempelartigen Seitenflügeln; Kuhstall mit Marmorkrippen.
  • Dreifaltigkeitskapelle aus dem Jahre 1740 an der Nikolsburger Straße.
  • Archäologische Funde: Anläßlich der Grabungen um 1900 im Schloßpark wurden römische Münzen aus dem 2. Jahrhundert gefunden.

Wappen und Siegel

Seit dem 17. Jahrhundert sind drei Siegel bekannt. Das älteste und größte zeigt in einem dichten Blätterkranz einen geteilten Ovalschild, der in der oberen Hälfte drei Eichenzweige mit je einer Eichel und in der unteren Hälfte einen geschachteten Pfahl zeigt. Darüber ist der Schriftzug „EI-SGR-UB“ zu sehen. Die beiden anderen Siegel zeigen die gleichen Motive, unterscheiden sich aber in den Ausmaßen. Eine Wappenverleihung ist nicht eindeutig nachweisbar. In der heraldischen Literatur des 19. Jahrhunderts sind Wappen für Eisgrub mit den Motiven der Siegel im Detail und Farbgebung teilweise voneinander abweichend beschrieben.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 267 1648      
1836 306 1954      
1869 372 2061      
1880 351 2387 2182 158 47
1890 369 2280 2072 176 32
1900 386 2377 2246 99 32
1910 410 2395 2204 168 23
1921 439 2501 1828 522 134
1930 490 2441 1704 628 109
1939   2103      
2010   2318      
2013   2355      
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka

Bekannte, in Eisgrub geborene Personen

Literatur

  • Bayer, Hilde: Eisgrub. 1987
  • Kreuzer, Anton: Eisgrub und das Hochstift Regensburg. 1970
  • Recht, Hans: Eisgrub in graphischen Bilddarstellungen des 18. und 19. Jahrhunderts. 1979
  • Reichel, Eduard: Eisgrub. 1933
  • Rzehak, Anton: Prähistorische Funde aus Eisgrub und Umgebung. 1905
  • Witzany, Michael: Die Marktgemeinde Eisgrub. 1907