Fahrmbacher, Wilhelm
Wilhelm Fahrmbacher ( 19. September 1888 in Zweibrücken; 27. April 1970 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Offizier der Bayerischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkriegs.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Bayerische Armee
Wilhelm Fahrmbacher trat am 18. Juli 1907 als Fahnenjunker in die Königlich Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum 5. Feldartillerie-Regiment „König Alfons XIII. von Spanien“ nach Landau. Am 22. Januar 1909 wurde er zum Königlich Bayerischen 4. Feldartillerie-Regiment „König“ versetzt. Dort wurde er dann am 7. März 1910 mit Patent vom 26. Mai 1909 zum Leutnant befördert. Zur weiteren Ausbildung absolvierte Fahrmbacher von Oktober 1911 bis Ende Juni 1912 die Artillerie- und Ingenieur-Schule. Am 25. Januar 1914 folgte seine Ernennung zum Adjutant der I. Abteilung seines Regiments.
Erster Weltkrieg
Mit dem Regiment nahm Fahrmbacher nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunächst an den Grenzgefechten und der Schlacht in Lothringen teil. Während der folgenden Kämpfe bei Nanzig-Épinal wurde er am 24. August 1914 verwundet und musste kurzzeitig ins Lazarett. Nach seiner Gesundung kehrte er zu seinem Regiment zurück und wurde am 19. Mai 1915 zum Oberleutnant befördert. Von Dezember 1915 bis Ende April 1916 übertrug man ihm die Führung der 1. Gebirgs-Kanonenbatterie in der Gebirgs-Kanonen-Abteilung 213. Anschließend war Fahrmbacher Führer der 6. Batterie des 21. Feldartillerie-Regiments und wurde dann am 22. Februar 1917 als Regimentsadjutant in das 4. Feldartillerie-Regiment „König“ rückversetzt. Hier folgte am 22. März 1918 seine Beförderung zum Hauptmann. Erst im Dezember 1918 kam er wieder zu seinem Stammregiment zurück.
Zwischenkriegszeit
Freikorps
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er ab 28. Februar 1919 als Führer der 2. Volkswehr-Batterie beim Grenzschutz Ost eingesetzt. Ab dem 24. April 1919 war er Führer eines Panzerzuges der Gruppe „Hierl“ (Freikorps Wolf) und ab dem 20. Mai 1919 Panzerzugführer in der 43. Infantrie-Grenz-Brigade.
Reichswehr
Im 29. Oktober 1919 wurde er als Hauptmann in die Vorläufige Reichswehr übernommen. Er übernahm dabei als Chef die 4. (Gebirgs-)Batterie vom Reichswehr-Artillerie-Regiment 21. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres wurde er dann zum Chef der 4. (Gebirgs-)Kompanie der 7. (Bayer.) Fahr-Abteilung in Landsberg am Lech ernannt. Im Sommer 1926 wurde er dann in den Stab der II. Abteilung vom 7. (Bayer.) Artillerie-Regiment am gleichen Standort versetzt.
Im Frühjahr 1928 ist er dann als Chef der 4. Batterie vom 7. (Bayer.) Artillerie-Regiment verzeichnet. Ab Sommer 1928 wurde er vorübergehend in das Heeres-Waffen-Amt (WaA) im Reichswehrministerium kommandiert. Ab dem 1. April 1929 wurde er dorthin auch versetzt. Am 1. April 1931 wurde er dann zum Kommandeur der II. Abteilung/7. (Bayer.) Artillerie-Regiment ernannt (einschließlich vierwöchiger Lehrgang in Jüterbog an der Artillerie-Schießschule im Oktober 1931). Als solcher wurde er am 1. Februar 1932 zum Oberstleutnant befördert.
Wehrmacht
Am 1. April 1934 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst wieder in das Reichswehrministerium versetzt. Dort wurde er im Heereswaffenamt eingesetzt. Dabei übernahm er die Heeresabnahmeabteilung (WaAbn) als Abteilungschef. Als solcher gehörte er ab Mai 1935 zum Reichskriegsministerium.
Am 1. August 1937 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 1. März 1938 wurde er zum Artilleriekommandeur 35 (Arko 35) ernannt. Noch im August 1938 gab er dieses Kommando wieder ab und übernahm dafür für den verstorbenen Generalleutnant Eugen Hahn als Kommandeur die 5. Infanterie-Division.
Zweiter Weltkrieg
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 31. Mai 1939 zum Generalleutnant befördert, nahm er mit seiner Division ab September 1939 am Polenfeldzug und ab Mai 1940 am Westfeldzug teil. Gleichzeitig mit seiner Beförderung zum General der Artillerie am 20. Oktober 1940 erfolgte seine Ernennung zum Kommandierenden General des VII. Armeekorps, das im Bereich der Heeresgruppe Mitte ab Mitte 1941 am Unternehmen „Barbarossa“ teilnahm.
Von März bis Mai 1942 erfolgte Fahrmbachers Versetzung in die Führerreserve des Oberkommandos des Heeres. Anschließend wurde ihm das XXV. Armeekorps in Frankreich unterstellt. Kurz nach Beginn der alliierten Operation Overlord bekam er am 10. Juni 1944 das Kommando über die Armeegruppe Normandie, das er aber schon am 1. August wieder abgab, um Befehlshaber der deutschen Einheiten in der Bretagne zu werden. Nachdem die Alliierten die Schlacht um die Bretagne eröffnet hatten und in rasendem Tempo versuchten die Atlantikhäfen zu erreichen, mußte sich General Fahrmbacher mit seinen Truppen nach Lorient zurückziehen, dessen Umgebung am 9. August von der 4. VS-Panzerdivision erreicht wurde. Hitler hatte die Atlantikhäfen zur Festung erklärt, die bis zum letzten Mann verteidigt werden sollten.
Fahrmbacher, der nun keinerlei Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich der Verteidigung der Bretagne mehr hatte, da Lorient genau wie Brest und St. Nazaire von den VS-Amerikanern eingekesselt war, beschränkte sich als Festungskommandant auf Widerstand gegen die Einnahme der Stadt. Fahrmbacher kapitulierte am 10. Mai 1945, zwei Tage nach der Kapitulation der Wehrmacht, mit 10.000 Mann gegenüber den VS-Amerikanern. Anschließend kam er zunächst in VS-amerikanische, dann in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 10. August 1950 entlassen wurde.
Nachkriegszeit
Vom 15. März 1951 bis August 1958 war Fahrmbacher Militärberater des zentralen Planungsstabes der ägyptischen Armee.
- „Wilhelm Fahrmbacher, 63, General der Artillerie a. D., einer der letzten Verteidiger von Brest, ist seit einiger Zeit als militärischer Berater beim ägyptischen König Faruk. Zusammen mit einem Stab von ca. zehn deutschen Offizieren ist er maßgebend am Aufbau einer ägyptischen Armee beteiligt. An Kameraden in Deutschland schrieb er: ‚Ich fühle mich hier blendend.‘ Erst 1950 war er aus französischer Gefangenschaft gekommen.“ — DER SPIEGEL 7/1952
Er bemühte sich mit anderen Anfang der 1960er Jahre , deutsche Staatsbürger zu ermöglichen, an Rüstungsprojekten in Ägypten mitarbeiteten, um ein Gegengewicht zur weltfriedensbedrohenden Atommacht Israel aufzubauen.
Seine Erlebnisse während der Verteidigung von Lorient verarbeitete er 1956 in dem Buch Lorient.
Tod
General der Artillerie a. D. Wilhelm Fahrmbacher starb 1970 und ruht auf dem Stadtfriedhof von Garmisch-Partenkirchen in einem Gemeinschaftsgrab mit seiner Gattin Elisabeth (1892–1977), seiner Schwester Else und deren Ehemann Oberst Georg E. Coqui, der sich u. a. als Kommandeur des Sicherungs-Regimentes (mot) 1000 der Brigade „Jesser“ bei der Bandenbekämpfung im Zweiten Weltkrieg verdient machte.
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- Fahnenjunker 18. Juli 1907
- Fahnenjunker-Unteroffizier (31. Oktober 1907)
- Fähnrich (9. März 1908)
- Leutnant (7. März 1910)
- Oberleutnant (19. Mai 1915)
- Hauptmann/Rittmeister (22. März 1918)
- Major (1. Februar 1928)
- Oberstleutnant (1. Februar 1932)
- Oberst (1. April 1934)
- Generalmajor (1. August 1937)
- Generalleutnant (1. Juni 1939)
- General der Artillerie (20. Oktober 1940)
- Königlich Bayerische Prinz-Regent-Luitpold Jubiläums-Medaille am 12. März 1913
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse[1]
- II. Klasse am 2. Oktober 1914
- I. Klasse am 16. Juni 1917
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz[1]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern[1] am 15. November 1914
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration[1] am 6. April 1917
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 15.12.1934
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- I. Klasse am 2. Oktober 1936
- Heeresbergführer-Abzeichen
- Komturkreuz des Königlich Ungarischen Verdienstordens am 16. November 1937
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 am 21. November 1939
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II: 21. Mai 1940
- Spange zum EK I: 11. Juni 1940
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 24. Juni 1940[2] als Generalleutnant und Kommandeur der 5. Infanterie-Division
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 10. August 1942
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse (unbestätigt)
- Deutsches Kreuz in Silber am 30. Oktober 1943[2] als General der Artillerie und Kommandierender General des XXV. Armee-Korps
- Lorientschild (inoffiziell)
Werke (Auswahl)
- Lorient – Entstehung und Verteidigung des Marine-Stützpunktes 1940/1945. Prinz-Eugen-Verlag. Weissenburg 1956.
Literatur
- Dermot Bradley (Hrsg.), Karl-Friedrich Hildebrand, Markus Rövekamp: Die Generale des Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterninäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 3: Dahlmann–Fitzlaff. Biblio-Verlag. Osnabrück 1994. ISBN 3-7648-2443-3. S. 402–403.
Fußnoten
- Geboren 1888
- Gestorben 1970
- Deutscher General der Artillerie
- Hauptmann (Bayern)
- Hauptmann (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Freikorps-Mitglied
- Oberst (Reichswehr)
- General der Artillerie (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur der 5. Infanterie-Division (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des VII. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des XXV. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des LXXXIV. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Deutschen Kreuzes in Silber
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Kriegsgefangener