Finnisches Freiheitskreuz
Das Finnische Freiheitskreuz (finnisch: Vapaudenristin ritarikunta[1]) ist die höchste zivile und militärische Auszeichnung Finnlands und wird vom finnischen Präsidenten als Großmeister des Ordens und Oberbefehlshaber des Heeres verliehen.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Auf Initiative von General Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim beschloß der finnische Senat in Helsinki am 4. März 1918 den Orden des Freiheitskreuzes zu stiften. Dieses Ehrenzeichen wurde zu Ehren der Befreiung Finnlands erteilt. Seine erste Austeilung endete im Januar 1919. Unzählige deutsche Soldaten der Finnland-Intervention erhielten das Kreuz oder die angeschlossene Tapferkeitsmedaille.
Am 8. Dezember 1939 wurde es für den anläßlich des Winterkrieges erneuert und am 16. Dezember 1940 in einen permanenten Orden für Kriegs- wie auch Friedenszeiten umgeändert Seine Ehrenzeichen können während der Kriegs- und Friedenszeiten den Angehörigen der finnischen Wehrmacht für militärische Verdienste und den Zivilpersonen für ihre Tätigkeit im Dienste der Wehrmacht erteilt werden. Auch im Zweiten Weltkrieg erhielten zahlreiche deutsche Soldaten diesen Orden.
Zu den gestifteten Klassen gibt es darüber hinaus einige Sonderehrenzeichen, das berühmteste unter ihnen ist das Mannerheim-Kreuz. Der Orden wurde im Jahre 1960 eingestellt, jedoch in den in 1990er Jahren des 20. Jahrhunderts als Folge des Falls des Eisernen Vorhanges erneut gestiftet.
Klassen
- Großkreuz
- Das Ordenskreuz der Großkreuze und der Komturklasse ist ein schmales, weiß emailliertes Tatzenkreuz, der auf seinen Armen ein gerades Hakenkreuz in Gold trägt. Im Mittenmedaillon des Avers befindet sich das weiß emaillierte Symbol der finnischen Weißen Rose. Der Revers ist glatt. Die Zeichnungen, die während eines Krieges verliehen worden sind, tragen im Mittenmedaillon das Beginnjahr des Krieges (1918, 1939 oder 1941). Während Friedenszeit erfolgt die Verleihung ohne Jahresangabe. Der Ordenstern der Großkreuze (zwei Größen) ist ein fünfarmiger silberner Stern. In seinem Mittenmedaillon liegt die heraldische Weiße Rose auf einem Hakenkreuz, die von einem roten Band mit der Inschrift „Isänmaan puolesta“ (Für das Vaterland) umgeben ist. Bei der Dekoration mit Schwertern liegen diese in gekreuzter Form unter dem Mittenmedaillon. Das Kleinod wurde für verdiente Kämpfer und Befehlshaber an der Kriegsfront an einer roten Schärpe, für Offiziere in der Etappe oder weiter zurück an einer gelben Schärpe verliehen. Für Himmler, z. B., war das gelbe Band vorgesehen, nach langer Diskussion der Finnen wurde ihm dann aufgrund seiner Stellung das rote Band gewährt.
- Im Ersten Weltkrieg erhielt nur Mannerheim das Großkreuz, im Zweiten Weltkrieg erhielten sieben Deutsche das Großkreuz mit Schwertern:
- Reichsmarschall Hermann Göring (25. März 1942),
- Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (25. März 1942),
- Großadmiral Dr. phil. h. c. Erich Raeder (25. März 1942),
- Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch (25. Juni 1942),
- Reichsführer-SS Heinrich Himmler (30. Juli 1942),
- Großadmiral Karl Dönitz (11. April 1944) und
- Generaloberst Eduard Dietl (24. Juni 1944).[2]
- I. Klasse (Halsorden)
- Kommandeurkreuz mit Stern
- 1918 erhielten nur zwei deutsche Offiziere die I. Klasse mit Schwertern, Stern und Brillanten:
- Ab 1941 erhielten drei deutsche Offiziere die I. Klasse mit Schwertern, Eichenlaub und Stern:
- Weitere erhielten die I. Klasse mit Schwertern und Stern: Wilhelm Canaris, Waldemar Erfurth, Kurt Fricke, Hans Jeschonnek, Alfred Jodl, Rudolf Ernst Otto Gercke, Ernst Busch, Georg Lindemann, Felix Steiner, Kurt Zeitzler und Günther Korten; aber auch mit Eichenlaub und Schwertern, jedoch ohne Stern: Karl Bodenschatz, Rolf Carls, Erich Fellgiebel, Bodewin Keitel, Herbert Osterkamp, Friedrich Paulus, Conrad Patzig, Bodo von Witzendorff, Ferdinand Schörner, Karl Weisenberger, Philipp Kleffel, Albert Wodrig, Hans-Georg von Seidel, Franz Böhme, Alfred Jacob, Julius Ferdinand Schulz und Ferdinand Jodl.
- Kommandeurkreuz
- Der Orden hängt an einem goldenen Eichenkranz, die militärische Abteilung hat zwei gebogene Arme mit Schwertern, die aus dem Eichenkranz emporwachsen, die zivile Abteilung hat nur den Eichenkranz, der nicht immer verliehen wird. Der Orden konnte in besonderen Fällen auch mit Brillanten verliehen worden. Das Ordensband der militärischen Abteilung ist während eines Krieges rot mit weißem Seitenstreifen, das der zivilen Abteilung gelb mit roten Seitenstreifen. Während Friedenszeit ist auch das Band der militärischen Abteilung gelb mit roten Seitenstreifen. Bei der 3. und 4. Klasse liegen diese Streifen in der Mitte des Bandes.
- ab 1941 erhielten 72 deutsche Offiziere die II. Klasse ohne Stern mit Schwertern, die erste bekannte Verleihung war am 21. September 1941 an Generalleutnant Erwin Engelbrecht, die letzte bekannte am 31. Juli 1944 an Generalmajor Hero Breusing.
- Kommandeurkreuz mit Stern
- II. Klasse
- 1918 erfolgten 271 Verleihungen der II. Klasse mit Schwertern, 102 davon an deutsche Soldaten des Heeres, der Kaiserlichen Marine und der Fliegertruppe
- III. Klasse
- IV. Klasse
- Bei der 3. (vergoldeten) und der 4. (versilberten) Klasse sind die Ordenskreuze blau emailliert. Für medizinische (Sanitätskorps) oder humanitäre Verdienste kann die Zeichnungen mit dem Roten Kreuz (auf der Rose des Mittenmedaillons) verliehen werden.
Freiheits- und Verdienstmedaille
Der Orden hat außerdem eine Freiheitsmedaille (2 Klassen, Silber und Bronze) und Verdienstmedaille (2 Klassen, Silber und Bronze). Die Freiheitsmedaillen können auch mit Rotem Kreuz verliehen werden. Der Freiheitsmedaille werden Soldaten, die Verdienstmedaille Zivilisten verliehen.
Trauerkreuz
Dem nächsten weiblichen Familienmitglied eines gefallenen Soldaten wird ein Trauerkreuz verliehen. Dieses ist ähnlich dem Freiheitskreuz IV. Klasse, hat aber ein schwarzes Ordensband mit weißen Streifen. Dem nächsten weiblichen Familienmitglied eines tödlich verunglückten Arbeiters der Rüstungsindustrie (darunter Erprobungsflieger) wird eine Trauermedaille verliehen. Sie ist ähnlich der Verdienstmedaille I. Klasse, hat aber ein schwarzes Ordensband mit weißen Streifen.
Mannerheim-Kreuz
Das Mannerheim-Kreuz wurde am 16. Dezember 1940 durch Verordnung des finnischen Staatspräsidenten Kyösti Kallio gestiftet und nach dem Oberbefehlshaber der finnischen Streitkräfte, Marschall Mannerheim, benannt. Das Mannerheim-Kreuz war eine Zusatzdekoration zum 1940 wieder gestifteten Orden des Freiheitskreuzes. Es kann einem finnischen Soldaten „in Kriegszeiten ungeachtet des militärischen Ranges für besondere Tapferkeit, für entscheidende Taten in der Schlacht und für ehrenhafte Truppenführung“ verliehen werden. Das Mannerheim-Kreuz hatte zwei Klassen: die I. war eine Halsdekoration und die II. ein Steckkreuz. Das Ordenszeichen der I. Klasse war ein schmales Tatzenkreuz, das schwarz emailliert war und dessen Arme ein goldenes gerades Hakenkreuz trugen; im Mittenmedaillon befand sich das Symbol der finnischen Weißen Rose. Der Orden hing an einem ovalen goldenen Eichenkranz, aus dem auf beiden Seiten zwei gebogene Arme mit Schwertern hervorgingen, und wurde an einem roten Band mit je einem weißen Streifen auf beiden Seiten getragen.
Das Steckkreuz der II. Klasse hatte den Eichenkranz als Umrahmung des Mittenmedaillons. Der einzige Unterschied zwischen dem Mannerheim-Kreuz und dem Orden des Freiheitskreuzes bestand in der Farbe der Emaillierung: das Freiheitskreuz war weiß oder blau emailliert, und in den Klassen: das Freiheitskreuz hatte vier Klassen und konnte ohne den Eichenkranz verliehen werden. Das Mannerheim-Kreuz I. Klasse wurde nur zweimal verliehen: an Mannerheim selbst (1941, gleichzeitig erhielt er die II. Klasse mit Marschallstäben als besondere Dekoration) und an den Infanteriegeneral Axel Erik Heinrichs (1944). Das Mannerheim-Kreuz II. Klasse wurde bis 1945 insgesamt 191mal vergeben; vier Soldaten wurden zweifach geehrt. Bei der zweiten Verleihung erhielt man gekreuzte Marschallstäbe als Zusatzdekoration. Mit der Verleihung des Ordens durfte sich der Ausgezeichnete als „Ritter des Mannerheim-Kreuzordens“ (Mannerheim-ristin ritari) bezeichnen und erhielt zudem 50.000 Finnmark.
- „Am 1. November 2020 ist der letzte Ritter des Ordens des Mannerheim-Kreuzes gestorben. Das dieser Orden einen sehr wichtige Funktion innerhalb der finnischen Ehrerweisung einnimmt, wird spätestens dann deutlich, als am 28. November 2020 alle finnischen Flaggen auf Halbmast wehen, um den verstorbenen Rittern des Mannerheim-Kreuzes zu gedenken. […] Ausgezeichnet wurde man als Soldat mit dem Mannerheim-Kreuz für großen Mut, wichtige Kampfentscheidungen oder verdiente Militäreinsätze im Krieg. Das heißt: das Kreuz kann auch nur während oder direkt nach einem Krieg verliehen werden. Finnland befand sich zuletzt bis 1947 im Krieg. “[3]
Bildergalerie
Finnisches Freiheitskreuz
III. Klasse (1918) mit Rotem Kreuz
Finnische Freiheitsmedaille
Die finnische Freiheitsmedaille wird zuweilen mit der Erinnerungsmedaille des Freiheitskrieges 1918 verwechselt. Die Freiheitsmedaille ist jedoch eine Tapferkeitsmedaille (I. Klasse in Silber, II. Klasse in Bronze), die dem Finnischen Orden des Freiheitskreuzes angeschlossen war und sowohl an Soldaten (am Kämpferband) als auch, als „Verdienstmedaille“, an Zivilisten verliehen werden konnte.