Generalarzt
Generalarzt ist sowohl ein Dienstgrad als auch eine Dienststellung oder Amtsbezeichnung für Sanitätsoffiziere in der Dienstgradgruppe der Generäle im Heeressanitätswesen u. a. in den Streitkräften des Kaiserlichen Heeres, der kaiserlichen und königlichen Armee, der Reichswehr, der Wehrmacht, der Bundeswehr und des Bundesheeres. Im englischen Sprachraum wird der Generaloberstabsarzt Surgeon general genannt.
Inhaltsverzeichnis
Entsprechung Heer (Marine)
- Generaloberstabsarzt (Admiraloberstabsarzt) = General der Waffengattung sowie dem Obergruppenführer und General der Waffen-SS
- Das Äquivalent zum Heeres-Sanitätsinspekteur und Sanitätschef der Kriegsmarine waren im Zuständigkeitsbereich der Luftwaffe der Sanitätsinspekteur der Luftwaffe.
- Letzter Generaloberstabsarzt der Wehrmacht war Siegfried Handloser
- Generalstabsarzt (Admiralstabsarzt) = Generalleutnant (OF-7) in Heer und Luftwaffe, aber auch dem Gruppenführer und General derWaffen-SS
- Generalarzt (Admiralarzt) = Generalmajor
Geschichte
Deutsches Reich
Im Deutschen Reich war der Generalarzt der Leiter des Sanitätsdienstes im Bereich eines Armeekorps (Korpsarzt), seltener einer Division (Divisionsarzt).
Preußen
In der Preußischen Armee hatte der Generalarzt als Oberer Militärbeamter mit bestimmten militärischen Rang zunächst den Rang eines Majors, seit 1865 dann den eines Oberstleutnants oder Obersten. Den dienstälteren Generalärzten wurde oft der Rang eines Generalmajors verliehen. Unmittelbar vorgesetzt war der Generalstabsarzt der Armee als Chef des gesamten Sanitätsdienstes.
In Preußen war zudem noch ein Generalarzt bei der „Medizinalabteilung“ des Kriegsministeriums angesiedelt, ein weiterer diente etatmäßig als „Subdirektor“ bei der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen. Im Kriegsfalle wurde der Sanitätsdienst einer Armee durch einen Armeegeneralarzt als Zwischeninstanz zwischen den Korpsärzten und dem Chef des Feldsanitätswesens geleitet, bei jeder Etappeninspektion durch einen Etappengeneralarzt.
Kaiserliche Marine
Die Generalärzte (Admiralärzte) der Kaiserlichen Marine standen an der Spitze der Sanitätsämter der Marinestationen der Ostsee und der Nordsee, Kiel und Wilhelmshaven. Sie besaßen den Rang eines Kapitäns zur See und unterstanden dem Kommando der jeweiligen Marinestation sowie dem Generalstabsarzt der Marine.
Ab 1898 (aufsteigend):
- Marineassistenzarzt
- Marineoberassistenzarzt
- Marinestabsarzt
- Marineoberstabsarzt
- Marineoberstabsarzt II. Klasse (bis 1901)
- Marineoberstabsarzt I. Klasse (bis 1901)
- Marineoberstabsarzt (ab 1901) Korvettenkapitän
- Marinegeneraloberarzt Fregattenkapitän
- Marinegeneralarzt Kapitän zur See
- Marinegeneralstabsarzt Konteradmiral
Deutschland bis 1945
Bis zur Einführung der Rangfolge Generaloberstabsarzt (Admiraloberstabsarzt), Generalstabsarzt (Admiralstabsarzt) und Generalarzt (Admiralarzt) war der Generalarzt unabhängig von aktuellen Dienstgraden der ranghöchste Offizier im Sanitätswesen der deutschen Streitkräfte.
Bei der Neugliederung der Sanitätsoffizierslaufbahn zum 1. April 1934 wurde der Reichswehr-Dienstgrad Generalarzt in Oberstarzt umbenannt. Ebenso wurde Generaloberstabsarzt in Generalstabsarzt usw. umbenannt.
In der Wehrmacht gab es den Generalarzt, den Generalapotheker und den Generalveterinär. Zum Generalapotheker wurde bis Kriegsende nur ein Offizier ernannt. Dabei handelte es sich um Werner Knoll, dem dieser Dienstgrad am 1. Oktober 1944 verliehen wurde. Knoll trug als Ministerialdirigent die Wehrmachtsbeamtenuniform im Generalsrang in der Nebenfarbe Karmin. Nach seiner Ernennung zum Generalapotheker war die Nebenfarbe hellgrün. Auf den Schulterstücken war ein silbernes Emblem mit den Buchstaben HV (für Heeresverwaltung) aufgebracht sowie eine schmale dunkelgrüne Schnur zwischen den goldenen Schnüren.
Kriegsmarine
Der Rang Generalarzt entsprach auch dem Admiralarzt der Kriegsmarine.
Sanitätsdienstgrade im Vergleich
Bis zur Gründung des Deutschen Reichs waren die Dienstgradbezeichnungen der Sanitätsoffiziere Sache der deutschen Einzelstaaten. Zu einer einheitlichen Regelung kam es erstmals 1873. In den Sanitätsdienst der Streitkräfte wurden Medizinstudenten vor Examensabschluß, teilweise auch Biologiestudenten etc., als Unterärzte verwendet. Nach Abschluß des Studiums erfolgte die Beförderung zum Assistenzarzt. Die weiteren Sanitätsdienstgrade sind der Tabelle unten zu entnehmen. Für Veterinäre und Apotheker gab es entsprechende Dienstgrade. Die Dienstgrade beim Heer wurden meist mit der Vorsilbe Feld- und bei der Kriegsmarine mit dem Zusatz Marine- ergänzt.
Sanitätsdienstgrade 1873–1934 | Sanitätsdienstgrade 1. April 1934–1945 | |
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Generale | ||
Generaloberstabsarzt (Einführungsdatum unklar)[1] | Generaloberstabsarzt | |
Generalstabsarzt (seit 1891/92, wie bei Alwin von Coler nachweisbar, in Preußen im Generalleutnantsrang (in Einzelfällen auch mit dem Rang als General der Infanterie; siehe: Otto von Schjerning), in anderen deutschen Staaten Generalmajor)[2] | Generalstabsarzt | |
Generalstabsarzt/Obergeneralarzt (ab ca. 1910/11)[3] /Generalarzt I. Klasse (zeitweise obere Dienstaltershälfte der Generalärzte; in Preußen vormals Korpsarzt, Beibehalt als Postenbezeichnung) |
Generalarzt | |
Stabsoffiziere | ||
Generalarzt II. Klasse (untere Dienstaltershälfte der Generalärzte) | Oberstarzt | |
Generaloberarzt (bis 1896/97 Divisionsarzt) | Oberfeldarzt | |
Oberstabsarzt (bis 1896/97 in zwei Klassen)[4] | Oberstabsarzt | |
Hauptleute und Leutnante | ||
Stabsarzt (bis 1896 in zwei Klassen, vormals Regimentsarzt) | Stabsarzt | |
Oberarzt (bis 1896 Assistenzarzt I. Klasse) | Oberarzt | |
Assistenzarzt (bis 1896/97 Assistenzarzt II. Klasse) | Assistenzarzt |
Verwirrend erscheint die Nachrangstellung des Generaloberarztes (Bezeichnung 1934 abgeschafft) gegenüber dem Generalarzt. Dieser ist zudem nicht zu verwechseln mit dem um 1910/11 eingeführten Dienstgrad Obergeneralarzt.
Personen (Auswahl)
Admiral- und Generaloberstabsärzte der Wehrmacht
Heer:
- Generaloberstabsarzt Carl Franz
- Generaloberstabsarzt Siegfried Handloser
- Generaloberstabsarzt (Charakter) Johannes Käfer
- Generaloberstabsarzt (Charakter) Berthold von Kern (Tannenberg-General)
- Generaloberstabsarzt Anton Waldmann
- Generaloberstabsveterinär (Charakter) Otto Budnowski
- Generaloberstabsveterinär Curt Schulze
Luftwaffe:
- Generaloberstabsarzt Erich Hippke
- Generaloberstabsarzt Oskar Schröder
Kriegsmarine:
- Admiraloberstabsarzt Alfred Fikentscher
- Admiraloberstabsarzt Sigmund Moosauer
Generalärzte der Reserve des Zweiten Weltkrieges
Heer:
- Generalarzt der Reserve Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med. Max Borst
- Generalarzt der Reserve, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Prof. Dr. med. Karl Brandt
- Generalkommissar des Führers (später Reichskommissar) für das Sanitäts- und Gesundheitswesen
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Carl von Eicken
- Generalarzt der Reserve z. V. Prof. Dr. phil .Dr. med. Ferdinand Flury
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Kurt Gutzeit
- Generalarzt der Reserve z. V. Hofrat Prof. Dr. med. Johann Baptist Martin Theodor Wilhelm Anton Haberer von Kremshohenstein
- Generalarzt der Reserve SS-Standartenführer Prof. Dr. med. Lothar Kreuz
- Generalarzt der Reserve SS-Standartenführer Dr. med. Richard Krueger
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Arthur Läwen
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Heinrich Löhe
- Generalarzt der Reserve z. V. Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med. Dr. med. vet. h. c. Erwin Payr
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Ernst Rodenwaldt
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Paul Rostock
- Geheimer (Königlich Bayerischer) Hofrat Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Ferdinand Sauerbruch
- Generalarzt der Reserve z. V. Victor Schmieden
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Heinrich Zeiß
Luftwaffe:
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Heinz Bürkle de la Camp
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Erwin Gohrbandt
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Gerhard Rose
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Heinrich Tammann
- Generalarzt der Reserve Prof. Dr. med. Wilhelm Tönnis
Siehe auch
- Tannenberg-Generäle
- Kaiser-Wilhelm-Akademie
- Sanitäts- und Veterinäroffiziere der Wehrmacht
- Dienstgrade der Sanitätsoffiziere der deutschen Marinen
Literatur
- Albert Koehler: Die Kriegschirurgen und Feldärzte: Preussens und anderer deutscher Staaten in Zeit- und Lebensbildern, Verlag August Hirschwald, Berlin 1899; Nachdruck Februar 2013, ISBN 978-5872862307