Generalarzt

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Professor Dr. Rudolf Ferdinand von Leuthold (1832–1905), Generalstabsarzt der Armee, Chef des Sanitätsdienstes des Gardekorps, später Chef des Sanitäts-Korps und der Medicinal-Abtheilung im Preußischen Kriegsministerium, Direktor der Kaiser-Wilhelm-Akademie, Berlin sowie Leibarzt von Kaiser Wilhelm II.; hier mit der Komturkreuz des Hausordens von Hohenzollern, dem Eisernen Kreuz II. Klasse (1870) und dem Jerusalemkreuz 1898 am Überrock.

Generalarzt ist sowohl ein Dienstgrad als auch eine Dienststellung oder Amtsbezeichnung für Sanitätsoffiziere in der Dienstgradgruppe der Generäle im Heeressanitätswesen u. a. in den Streitkräften des Kaiserlichen Heeres, der kaiserlichen und königlichen Armee, der Reichswehr, der Wehrmacht, der Bundeswehr und des Bundesheeres. Im englischen Sprachraum wird der Generaloberstabsarzt Surgeon general genannt.

Entsprechung Heer (Marine)

Feldsanitätschef Ost des Deutschen Heeres a. D. Exzellenz Obergeneralarzt Prof. Dr. med. Dr. phil. h. c. Berthold von Kern, der schon 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg als Unter-Lazarettgehilfe an der Eroberung von Metz teilnahm, trug anläßlich seines 90. Geburtstages am 5. Dezember 1938 die Uniform des Kaiserreiches; u. a. Ritter des Eisernen Kreuzes beider Klassen, Inhaber des Roten Adlerordens II. Klasse (Halsorden) mit Eichenlaub, Schwertern und Stern sowie seit dem 5. Dezember 1938 der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft und ab dem Tannenbergtag mit dem Charakter als Generaloberstabsarzt der Wehrmacht.
Drei Generalärzte der Reserve am 6. Oktober 1943 in Dresden beim 65. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie; Geheimer Medizinalrat Prof. em. Dr. med. Dr. med. vet. h. c. Erwin Payr, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Prof. Dr. med. Karl Brandt und Geheimer Hofrat Prof. Dr. med. Ferdinand Sauerbruch.
Generalarzt der Reserve z. V. Hofrat Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Hans Haberer von Kremshohenstein
Generaloberstabsarzt (Lw) Prof. Dr. med. Oskar Schröder, Chef des Sanitätswesens der Luftwaffe
  • Generalstabsarzt (Admiralstabsarzt) = Generalleutnant (OF-7) in Heer und Luftwaffe, aber auch dem Gruppenführer und General derWaffen-SS
    • In Preußen und Bayern war Generalstabsarzt der Armee die Amtsbezeichnung bzw. Titel des Chefs des gesamten Militärmedizinalwesens.

Geschichte

Deutsches Reich

Im Deutschen Reich war der Generalarzt der Leiter des Sanitätsdienstes im Bereich eines Armeekorps (Korpsarzt), seltener einer Division (Divisionsarzt).

Preußen

In der Preußischen Armee hatte der Generalarzt als Oberer Militärbeamter mit bestimmten militärischen Rang zunächst den Rang eines Majors, seit 1865 dann den eines Oberstleutnants oder Obersten. Den dienstälteren Generalärzten wurde oft der Rang eines Generalmajors verliehen. Unmittelbar vorgesetzt war der Generalstabsarzt der Armee als Chef des gesamten Sanitätsdienstes.

In Preußen war zudem noch ein Generalarzt bei der „Medizinalabteilung“ des Kriegsministeriums angesiedelt, ein weiterer diente etatmäßig als „Subdirektor“ bei der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen. Im Kriegsfalle wurde der Sanitätsdienst einer Armee durch einen Armeegeneralarzt als Zwischeninstanz zwischen den Korpsärzten und dem Chef des Feldsanitätswesens geleitet, bei jeder Etappeninspektion durch einen Etappengeneralarzt.

Kaiserliche Marine

Die Generalärzte (Admiralärzte) der Kaiserlichen Marine standen an der Spitze der Sanitätsämter der Marinestationen der Ostsee und der Nordsee, Kiel und Wilhelmshaven. Sie besaßen den Rang eines Kapitäns zur See und unterstanden dem Kommando der jeweiligen Marinestation sowie dem Generalstabsarzt der Marine.

Ab 1898 (aufsteigend):

  • Marineassistenzarzt
  • Marineoberassistenzarzt
  • Marinestabsarzt
  • Marineoberstabsarzt
  • Marineoberstabsarzt II. Klasse (bis 1901)
  • Marineoberstabsarzt I. Klasse (bis 1901)
  • Marineoberstabsarzt (ab 1901) Korvettenkapitän
  • Marinegeneraloberarzt Fregattenkapitän
  • Marinegeneralarzt Kapitän zur See
  • Marinegeneralstabsarzt Konteradmiral

Deutschland bis 1945

Bis zur Einführung der Rangfolge Generaloberstabsarzt (Admiraloberstabsarzt), Generalstabsarzt (Admiralstabsarzt) und Generalarzt (Admiralarzt) war der Generalarzt unabhängig von aktuellen Dienstgraden der ranghöchste Offizier im Sanitätswesen der deutschen Streitkräfte.

Bei der Neugliederung der Sanitätsoffizierslaufbahn zum 1. April 1934 wurde der Reichswehr-Dienstgrad Generalarzt in Oberstarzt umbenannt. Ebenso wurde Generaloberstabsarzt in Generalstabsarzt usw. umbenannt.

In der Wehrmacht gab es den Generalarzt, den Generalapotheker und den Generalveterinär. Zum Generalapotheker wurde bis Kriegsende nur ein Offizier ernannt. Dabei handelte es sich um Werner Knoll, dem dieser Dienstgrad am 1. Oktober 1944 verliehen wurde. Knoll trug als Ministerialdirigent die Wehrmachtsbeamtenuniform im Generalsrang in der Nebenfarbe Karmin. Nach seiner Ernennung zum Generalapotheker war die Nebenfarbe hellgrün. Auf den Schulterstücken war ein silbernes Emblem mit den Buchstaben HV (für Heeresverwaltung) aufgebracht sowie eine schmale dunkelgrüne Schnur zwischen den goldenen Schnüren.

Kriegsmarine

Der Rang Generalarzt entsprach auch dem Admiralarzt der Kriegsmarine.

Sanitätsdienstgrade im Vergleich

Bis zur Gründung des Deutschen Reichs waren die Dienstgradbezeichnungen der Sanitätsoffiziere Sache der deutschen Einzelstaaten. Zu einer einheitlichen Regelung kam es erstmals 1873. In den Sanitätsdienst der Streitkräfte wurden Medizinstudenten vor Examensabschluß, teilweise auch Biologiestudenten etc., als Unterärzte verwendet. Nach Abschluß des Studiums erfolgte die Beförderung zum Assistenzarzt. Die weiteren Sanitätsdienstgrade sind der Tabelle unten zu entnehmen. Für Veterinäre und Apotheker gab es entsprechende Dienstgrade. Die Dienstgrade beim Heer wurden meist mit der Vorsilbe Feld- und bei der Kriegsmarine mit dem Zusatz Marine- ergänzt.

Sanitätsdienstgrade 1873–1934 Sanitätsdienstgrade 1. April 1934–1945
Generale
Generaloberstabsarzt (Einführungsdatum unklar)[1] Generaloberstabsarzt
Generalstabsarzt (seit 1891/92, wie bei Alwin von Coler nachweisbar, in Preußen im Generalleutnantsrang (in Einzelfällen auch mit dem Rang als General der Infanterie; siehe: Otto von Schjerning), in anderen deutschen Staaten Generalmajor)[2] Generalstabsarzt
Generalstabsarzt/Obergeneralarzt (ab ca. 1910/11)[3] /Generalarzt I. Klasse (zeitweise obere Dienstaltershälfte der Generalärzte;
in Preußen vormals Korpsarzt, Beibehalt als Postenbezeichnung)
Generalarzt
Stabsoffiziere
Generalarzt II. Klasse (untere Dienstaltershälfte der Generalärzte) Oberstarzt
Generaloberarzt (bis 1896/97 Divisionsarzt) Oberfeldarzt
Oberstabsarzt (bis 1896/97 in zwei Klassen)[4] Oberstabsarzt
Hauptleute und Leutnante
Stabsarzt (bis 1896 in zwei Klassen, vormals Regimentsarzt) Stabsarzt
Oberarzt (bis 1896 Assistenzarzt I. Klasse) Oberarzt
Assistenzarzt (bis 1896/97 Assistenzarzt II. Klasse) Assistenzarzt

Verwirrend erscheint die Nachrangstellung des Generaloberarztes (Bezeichnung 1934 abgeschafft) gegenüber dem Generalarzt. Dieser ist zudem nicht zu verwechseln mit dem um 1910/11 eingeführten Dienstgrad Obergeneralarzt.

Personen (Auswahl)

Heeres-Sanitäts-Inspekteur Generaloberstabsarzt Prof. Dr. med. Anton Waldmann

Admiral- und Generaloberstabsärzte der Wehrmacht

Heer:

Luftwaffe:

Kriegsmarine:

Generalärzte der Reserve des Zweiten Weltkrieges

Heer:

Luftwaffe:

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Das Einführungsdatum des Dienstgrades Generaloberstabsarzt ist unklar. In Deutschland wurde er eventuell erst in den 1920er Jahren eingeführt (vergl. Lebenslauf Dr. Martin Merkel), in Österreich(-Ungarn) vermutlich im Ersten Weltkrieg, dann dem Feldmarschallleutnant (Generalleutnant) entsprechend (vergl. Lebenslauf Alois Pick).
  2. http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Generalstabsarzt
  3. vergl. Lebensläufe Karl v. Wegelin (Württemberg), Georg Wilke (Sachsen), Otto Thiele, Berthold von Kern (Preußen), u.a. in ders. Die Grund-und Endprobleme der Erkenntnis, Verlag: Julius Springer, 1938
  4. vergl. Lebenslauf Berthold von Kern (Preußen), in ders. Die Grund-und Endprobleme der Erkenntnis, Verlag: Julius Springer, 1938