Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, Carl Eduard

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General der Infanterie Dr. jur. h. c. Carl Eduard
Unterschrift

Leopold Carl Eduard Georg Albert Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (auch Karl und Karl-Eduard; Lebensrune.png 19. Juli 1884 in Claremont House, Esher/Surrey (England); Todesrune.png 6. März 1954 in Coburg) war ein deutscher Adliger, Offizier und letzter regierender Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha sowie Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, SA-Obergruppenführer (SA-Ehrenführer der SA-Gruppe Thüringen), NSKK-Obergruppenführer, NSFK-Obergruppenführer, Mitglied des Reichstages sowie General der Infanterie des Deutschen Heeres und der Wehrmacht.

Leben

Offizier Carl Eduard um 1900
Eintrag in der preußischen Rangliste des Jahres 1905
20 Goldmark, 1905
Rechts die Achselstücke des Herzogs als General der Infanterie des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95

Abstammung

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha war über seinen Vater, der vor seiner Geburt an den Folgen eines Reitunfalles verstarb, ein Enkel Königin Viktorias von Großbritannien und Irland (1819–1901) und somit ein Vetter 1. Grades Kaiser Wilhelms II. (1859-1941), Kaiser Nikolaus II. von Rußland (1868–1918), König Georg V. von Großbritannien und Irland (1865–1936) und Großherzog Ernst Ludwigs von Hessen und bei Rhein (1868–1937).

Jugend

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha mit Familie, 1918
Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha in der Uniform des Stahlhelmbundes
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahre 1933
SA-Gruppebnführer Carl Eduard
Kikugoroi Onouye vom Tokioter Kabukiza-Theater, der berühmteste Mime im klassischen Schauspiel Japans, beim Zusammentreffen mit dem nationalsozialistischen Herzog von Sachsen-Coburg-Cotha (1934).

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha wurde 1884 in England geboren. Leopold Charles Edward George Albert, so der anglisierte Taufname, übersiedelte im Alter von 15 Jahren von England nach Deutschland, wo er sich Carl Eduard nannte und zuerst unter der Obhut seines Cousins Kaiser Wilhelm II. eine Ausbildung und Erziehung an der Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde erhielt und mit dem Abitur abschloß. Ab 1903 studierte er drei Semester Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, dort war er auch Korporierter in der Studentenverbindung Corps Borussia. An seinem 21. Geburtstag 1905 übernahm er die Herrschaft über das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, die bis dahin durch Ernst zu Hohenlohe-Langenburg als Regent erfolgt war.

Militär

Am 19. Juli 1900 ging er als Leutnant à la suite der Preußischen Armee zum 2. Rheinischen Husaren-Regiment Nr. 9. Schon am 19. Juli 1905 wurde er direkt vom Leutnant zum Oberst befördert. Am 17. September 1909 wurde er Generalmajor und am 22. April 1912 Generalleutnant.

Fliegerei

Der neue Herzog wandte sich frühzeitig dem Automobilwesen und der Luftfahrt zu, förderte in Gotha die in der Gothaer Waggonfabrik im Entstehen begriffene Luftfahrtindustrie und den Bau der Flugplätze in Gotha und Coburg.

Titel (bis 1917)

„Herzog von Sachsen Coburg und Gotha, Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland, auch Herzog zu Jülich, Kleve und Berg, zu Engern und Westfalen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark Ravensberg, Herr zu Ravenstein und Tonna usw., Herzog (Duke) von Albany, Graf von Clarence, Baron Arklow.“

Da Carl Eduard im Ersten Weltkrieg auf Seiten Deutschlands gekämpft hatte, erkannte ihm sein Vetter, der britische König Georg V., offiziell seine Titel sowie seine Ansprüche auf das Herzogtum Albany ab.

„Proklamation des neuen Namens ‚Windsor‘ für das britische Königshaus und die königliche Familie vom 17. Juli 1917. Verkündet wird auch, dass alle Titel und Würden etc. (Degrees, Styles, Dignities, Titles and Honours sowie Appellations) der Herzöge und Herzoginnen von Sachsen, Prinzen und Prinzessinnen von Sachsen-Coburg und Gotha sowie alle anderen deutschen Titel abgelegt werden. In Coburg-Gotha war Herzog Carl Eduard seinem Vetter in London schon zuvorgekommen. Bereits am 10. Juli 1917 ließ er aus dem Hausgesetz vom 1. März 1855 die auf Prinz Albert und seine Nachkommen bezogenen Nachfolgeregelungen kurzerhand per Nachtrag streichen (Art. 6 und 7). Die gesetzlich erfolgte Streichung wurde auch konkret von Hand nachvollzogen. Ab diesem Zeitpunkt führte Carl Eduard nur noch den Titel ‚Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha‘.“[1]

Erster Weltkrieg

Am Ersten Weltkrieg nahm er zuerst als sächsischer General der Kavallerie beim Stab der 38. Infanterie-Division teil. wurde dann am 24. Dezember 1914 zum General der Infanterie ernannt und nahm an der Ost- und Westfront teil, er hatte diesen Glauben an sein Volk und Vaterland nie verloren.

1915 schon zog er sich aus gesundheitlichen Gründen vom aktiven Dienst zurück, war jedoch noch oft bei seinem 6. Thüringischen Infanterie-Regiment 95 an der Front. 1917 wurden dem Herzog seine britischen Auszeichnungen sowie sein Titel „Duke of Albany“ und damit Sitz im englischen Oberhaus aberkannt. Seine Stellung als Prinz von Großbritannien und Irland und Königliche Hoheit blieb davon aber unberührt. Umgekehrt wurde in den Herzogtümern Coburg und Gotha das Thronfolgerecht dahin geändert, daß kein britischer Prinz mehr erbberechtigt war.

Weimarer Republik

Am 9. November 1918 erklärte der Gothaer Arbeiter- und Soldatenrat Herzog Carl Eduard für abgesetzt. Am 13. November 1918, später als die meisten Bundesfürsten, verkündete er seinen Rücktritt, der auch in Coburg wirksam wurde und den Thronverzicht auf beide Herzogtümer bedeutete. Damit zerbrach das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha in die beiden Freistaaten Coburg und Gotha. Diese gingen getrennte Wege, als sich Gotha 1920 dem neu geschaffenen Land Thüringen anschloß, während Coburg dem Freistaat Bayern beitrat.

Sofort nach der Revolution reihte er sich in die Reihen der Bayrischen Einwohnerwehr ein und kämpfte dann mit der Brigade „Ehrhardt“ und schloß sich dem Frontbann und schließlich dem Stahlhelm an, wo er von 1926 bis 1933 Reichsstaffelführer war. In Bayern lernte er auch die nationalsozialistische Bewegung kennen und lernte am 14. Oktober 1922 auf dem dritten Deutschen Tag in Coburg bzw. beim sogenannten „Zug nach Coburg“ Adolf Hitler kennen und trat von diesem Tage an für die Sammlung aller nationalen Kräfte ein.

1928 baute er in Berlin einen eigenen politischen Dienst auf, dem die grundsätzliche Bearbeitung aller von ihm geführten oder beeinflußten Organisationen, wie des Nationalen Klubs von 1919, der Gesellschaft zum Studium des Faschismus, des Kuratoriums zur Förderung des Zusammenwirkens der nationalen Front und andere oblag. Als Freund und Förderer des Kraftsports gelang es ihm 1929, den „Ring der nationalen Motorfahrt“, eine Einheitsfront zwischen SA, Stahlhelm und dem nationalen deutschen Automobil-Klub, zu schaffen, der bald in ein paar Jahren mehr als 100.000 Anhänger verfügte.

Dank seiner weitreichenden Verbindungen konnte er wesentliche Vorarbeiten für die Zusammenfassung aller nationalen Kräfte leisten. Auf dieses Ziel war die ganze Arbeit der von ihm geführten Organisationen gerichtet; immer wieder wußte der Herzog das Hauptziel in den Vordergrund zu rücken. Die gleichen Gedankengänge leiteten ihn auch auf dem Gebiet des Kraftfahrwesens, dem er von jeher ein besonderer Förderer war.

Auch hier galt ein großer Teil seiner Arbeit der Entwicklung der heimischen Erzeugung und es war auch sein Verdienst, wenn auf dem deutschen Markt die ausländischen Kraftfahrzeuge zu Gunsten dem deutschen Erzeugnisse in den Hintergrund treten mußte.

1932 unterstützte er bei der Reichspräsidentenwahl mit einem öffentlichen Aufruf Adolf Hitler gegen den konservativen Amtsinhaber Hindenburg.

Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden nach 1918

Bis Ende 1935 verlieh der Herzog den Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden nun inoffiziell weiter, so z. B. an Hermann Ehrhardt, Erhard Milch, aber auch an den Ozeanflieger Hermann Köhl..

Drittes Reich

Am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein (Nr. 2.560.843), im selben Jahr in die SA, zuerst als SA-Gruppenführer im Stabe des Obersten SA-Führers, 1936 dann von Hitler zum SA-Obergruppenführer befördert. Eduard war Ehrenführer und Obergruppenführer des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK), Fliegerkommodore, Ehrenführer der Deutschen Luftfahrt (vor 1933 Mitglied des Deutschen Luftfahrt-Verbandes) und NSFK-Obergruppenführer. All diese Stellungen in SA, NSKK und NSKF waren Ehrenstellungen ohne Führungsbefugnisse.

Weitere Ämter waren 1933 Reichsbeauftragter für das Kraftfahrwesen und Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, 1934 Reichskommissar für die Freiwillige Krankenpflege, 1936 Reichstagsabgeordneter der NSDAP, Präsident der Vereinigung des Deutschen Frontkämpferbundes, Leiter der deutschen Parallelorganisation zur Anglo-German-Fellowship sowie 1938 Präsident des Ständigen Internationalen Ausschusses ehemaliger Frontkämpfer.

Ferner war er in der Wirtschaft u. a. Aufsichtsratsvorsitzender der Europäischen Güter- und Reisegepäckversicherung AG und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank AG in Berlin. Er war auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hofbrauhaus Coburg AG in Coburg sowie Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten: Deutsche Centralbodenkredit AG in Berlin, Deutscher Ring Lebensversicherungs AG in Hamburg, Deutscher Ring Transport- u. Fahrzeug-Versicherungs AG Hamburg, Patronen-, Zündhütchen- und Metallwarenfabrik AG in Schönebeck, Rheinmetall Borsig AG in Berlin und Wanderer Werke AG in Siegmar-Schönau.

Zweiter Weltkrieg

Zwischen Februar und Juni 1940 unternahm der Herzog als Präsident des DRK und Sonderbotschafter der Reichsregierung eine zweite Weltreise, die über die Sowjetunion und Japan in die USA und zurück führte. Der fünfwöchige, inoffizielle Besuch der USA hatte den Deckmantel eines humanitären, karitativen Charakters und diente aber vor allem einer positiven Darstellung Deutschlands. Am 18. März 1940 wurde er auch von Präsident Franklin D. Roosevelt empfangen.

Auf der Rückreise über Japan wurde er von Heinrich Georg Stahmer begleitet, der im Auftrag des „Büros Ribbentrop“ die Beziehungen zu Japan vertiefen und ausbauen sollte. Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha am 30. April 1940 vom japanischen Kaiser Hirohito offiziell empfangen. Er überbrachte dabei die Glückwünsche des Deutschen Reiches, aber vor allem die persönliche Note Hitlers zum 2600jährigen Jubiläum des japanischen Kaiserhauses. Auf der Rückreise hatte er in Moskau am 31. Mai 1940 eine Unterredung mit Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow.

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er verhaftet und bis 1946 interniert. Anfangs wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, wurde Carl Eduard, dem mehrere Persilscheine ausgestellt worden waren und der sich keiner Schuld bewußt war, 1950 im Spruchkammerverfahren nach mehreren Berufungsverfahren als Mitläufer und Minderbelasteter zu einer Sühneleistung von 5.000 DM verurteilt.

Tod

An einer Krebserkrankung verstarb General der Infanterie a. D. Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha 1954 als vorletzter deutscher Bundesfürst im Alter von 70 Jahren. Bestattet wurde er im Forst von Schloss Callenberg.

Familie

Am 11. Oktober 1905 heiratete er in Schloß Glücksburg Prinzessin Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eine Verwandte der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria.

Nachfahren

  • Erster Sohn, Erbprinz Johann Leopold Wilhelm Albert Ferdinand Viktor (Lebensrune.png 2. August 1906 in Coburg; Todesrune.png 4. Mai 1972 in Grein, Österreich), heiratete in erster Ehe 1932 nicht standesgemäß die geschiedene Feodora Freiin von der Horst. Deshalb mußte er gemäß Hausgesetz für sich, seine Familie und seine Nachkommen auf seine erbprinzlichen Rechte und die Zugehörigkeit zum Gesamthaus Sachsen-Coburg und Gotha verzichten. Aus dieser Ehe sind drei Kinder entsprossen, unter ihnen Ernst Leopold, der anderenfalls Oberhaupt des Gesamthauses geworden wäre.
  • Zweiter Sohn Dietmar Hubertus Friedrich Wilhelm Philipp (Lebensrune.png 24. August 1909 in Gotha) war kinderlos, als er im Zweiten Weltkrieg als Oberleutnant der Luftwaffe und Staffelführer am 26. November 1943 gegen 14.15 Uhr bei Welyki Mosty im Generalgouvernement fiel.
  • Die jüngere Tochter Caroline Mathilde Helene Ludwiga Augusta Beatrice (1912–1983) heiratete am 14. Dezember 1931 Friedrich Wolfgang Otto Graf zu Castell-Rüdenhausen. Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen. Die Ehe wurde am 2. Mai 1938 in Berlin geschieden. Graf zu Castell-Rüdenhausen heiratete am 26. April 1939 in Rüdenhausen Elisabeth Clea Frieda Amalie Irmgard Emma Marie Hedwig zu Castell-Rüdenhausen (1914–2011), aber er war als Luftwaffenoffizier am 11. Juni (ggf. Juli) 1940 über Portland, Südengland gefallen, als das Flugzeug abgeschossen wurde. Keine zwei Monate nach ihrer Scheidung ehelichte Caroline im Juni 1938 Max Schnirring (1895–1944), einen Flugkapitän der Lufthansa und Erprobungsflieger der Arado Flugzeugwerke, der am 6. Juli 1944 auf einem Feld in der Nähe von Parow abstürzte und einen Tag später im Lazarett in Stralsund verstarb. Aus der Ehe gingen ebenfalls drei Kinder hervor (Calma Barbara, Dagmar Sibylla und Peter Michael). Caroline heiratete nach dem Kriege am 23. Dezember 1946 Karl Otto Andree (1912–1984), die Ehe wurde jedoch schon am 10. Oktober 1949 geschieden.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha spricht 1936 auf einer Großkundgebung des Reichsfrauenbundes in der Deutschlandhalle

Drittes Reich

Ehrenbürger

  • Ehrenbürger von Coburg seit 1933, aberkannt 20. Februar 1946

Militärische Ehren

  • Chef des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95 am 30. Juli 1901
  • Chef (Ehrenoberst) des Königlich Britischen Regiments „Seaforth Highlanders“ am 19. Juli 1905 (bis Kriegsausbruch 1914)
  • à la Suite des 1. Garde-Regiments zu Fuß des Garde-Korps
  • à la suite des 1. Königlich Sächsischen Husaren-Regiments „König Albert“ Nr. 18
  • Chef des 2. Rheinischen Husaren-Regiments Nr.9 am 15. September 1913
  • Chef des 22. Königlich Bulgarischen Trakischen Infanterie-Regiments

Literatur