Hussein, Saddam
Saddam Hussein (arab. صدام حسين عبد المجيد التكريتي Saddām Husain ʿAbd al-Madschīd at-Tikrītī, DMG Ṣaddām Ḥusain ʿAbd al-Maǧīd at-Tikrītī, 28. April 1937 in al-Audscha bei Tikrit; hingerichtet am 30. Dezember 2006 in al-Kazimiyya bei Bagdad) war von 1979 bis 2003 Staatspräsident und von 1979 bis 1991 sowie 1994 bis 2003 Premierminister des Irak.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Saddam Hussein wuchs in einfachen Verhältnissen in einem Dorf bei Tikrit auf. 1957 schloß er sich der verbotenen Baath-Partei an und nahm 1958 an einem Putsch im Irak teil, der allerdings scheiterte. Darauf mußte Saddam über die Grenzen nach Syrien fliehen. Saddam Hussein studierte in Ägypten. 1968 nahm er erneut an einem erfolgreichen Putsch der Baath-Partei und der Armee teil. Saddam wurde Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit sowie für das Propagandaministerium. 1979 ernannte ihn der amtierende irakische Präsident Ahmad Hasan al-Bakr zu seinem Nachfolger und Generalvorsitzenden der Baath-Partei.
Politisches Wirken
Am 1. Juni 1972 wurden die US-amerikanisch-britischen Ölfirmen, die bis dahin das Ölmonopol im Lande hatten, verstaatlicht. Die enormen Staats-Einnahmen aus dem Ölverkauf sorgten für den Wohlstand breiterer Bevölkerungsschichten und Hussein entwickelte das Land zu einer regionalen Großmacht. Seine Regierung förderte insbesondere die Modernisierung der Wirtschaft und den Aufbau von Industrie und Verwaltung mit den öffentlichen Diensten und der Polizei. Sie leitete eine Bodenreform ein, darauf einen beschleunigten Aufbau des irakischen Landes durch Technisierung der Landwirtschaft. Ein weiteres Hauptaugenmerk war die Volksbildung. Es begann der Aufbau eines Bildungswesens, eine Alphabetisierungskampagne lief an, wozu erstmals die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Unter seiner Regierung förderte er ebenso die gesamte Neugestaltung der Energiewirtschaft und des Transportwesens.
Der erste Golfkrieg
Nach der islamischen Revolution im Iran sollte der Irak 1980 laut Verträgen weitere Grenzgebiete abtreten. Die hegemonialen Perser als Vorläufer und später die Iraner hatten in Übergriffen auf den Schatt al Arab, den Fluß, zu dem sich Euphrat und Tigris vereinen, ihre Grenze stets weiter nach Westen verschoben. In dieser trockenen Region, in der Wasserrechte sehr kostbar sind, hatte dies entscheidende Folgen für die Versorgung. Der Irak verweigerte diese Verträge.
Die US-Amerikaner verloren in der Revolution mit dem iranischen Schah Mohammed Reza Pahlawi Ihren Handlanger im Iran (wie schon sein Vater, der während des Zweiten Weltkriegs umfangreiches US-Militärmaterial über iranische Häfen in die Sowjetunion liefern ließ) und ließen ihn fallen. Die Meinung im Pentagon war: Besser „einen Religiösen“ als „die Kommunisten“ an der Regierung. Zur Überraschung beteten die Chomeini-Verehrer bald darauf im Freitagsgebet: „Tod den Amerikanern und Briten“. Alle Öllieferungen aus dem Iran wurden eingestellt, es folgte die Ölkrise. Deshalb unterstützte das Weiße Haus nun den Nachbarn Irak. Sie benutzten Hussein 1980 zum Einmarsch in den Iran, insbesondere um die ertragreichen Ölfelder zu erobern und wieder für US-amerikanisch/britische Unternehmen zur Ausbeutung freizugeben. Es folgte der knapp acht Jahre andauernde Erste Golfkrieg. Während des Ersten Golfkrieges wurden beide Konfliktparteien von westlichen Mächten unterstützt. Donald Rumsfeld schloß 1983 Verträge mit Saddam Hussein ab. 1988 soll Saddam Hussein einen Aufstand der kurdischen Volksgruppe unter Einsatz von Chemiewaffen in der Stadt Halabdscha bekämpft haben. Im selben Jahr galt der Erste Golfkrieg offiziell als beendet.
Von den 17 Millionen Einwohnern, die der Irak vor dem Krieg hatte, war etwa eine Million nicht mehr vom Krieg heimgekehrt. Der Irak hatte riesige Mengen an Kriegsbeute heimgebracht, die militärischen Gegenstände waren kilometerlang zur Besichtigung aufgestellt.
Bagdad als Großmacht
Nach dem Ende des Irankriegs erhob Saddam Hussein zunehmend Anspruch auf die Stellung der wichtigsten Macht im Nahen Osten. Zum israelisch-arabischen Friedensprozeß sandte er Signale, seine harte Linie in der Palästinafrage abzumildern. Das interessierte die jüdischen US-Amerikaner ganz besonders, weil sie eine ständige Bedrohung durch Yassir Arafat für Israel sahen. Saddam Hussein hatte nämlich erheblichen Einfluß auf Arafat (der sich häufig in Bagdad aufhielt) und vom Irak politisch und von Hussein finanziell unterstützt wurde.
Was die restliche Golfregion angeht, so bestand dort keinerlei Interesse, Saddam von weiterem Abenteuertum abzubringen, z. B. US-amerikanische Truppen vorsorglich in Saudi-Arabien zu stationieren. Die USA ließen dem Irak etwa eine Milliarde Dollar an Warenkrediten zukommen und unterstützten US-Unternehmen bei ihren Bewerbungen um große irakische Infrastrukturvorhaben z. B. dem Ausbau der 3-Mio-Einwohner zählenden Hauptstadt Bagdad.
Der zweite Golfkrieg
Am 8. August 1990 verkündete Saddam Hussein die Wiedervereinigung mit Kuwait und erklärte das Nachbarland wieder zur 19. Provinz des Irak. Es kam zum Kuwaitkrieg und die kuwaitische Königsfamilie al-Sabah wurde abgesetzt. Als Grund wurde genannt, daß Kuwait illegal irakische Erdölquellen anzapfe und, historisch gesehen, von den Engländern zwangsweise abgetrennter Bestandteil des Irak sei. Ursächlich war jedoch die hohe Verschuldung bei den Nachbarländern aus dem ersten Golfkrieg sowie die Ölpreissenkung durch die kuwaitischen Scheichs. Mit jedem sinkenden Dollar pro Barrel verlor der Irakische Staat zirka 1 Milliarde US-Dollar. Die Förderanlagen in Kuwait sind zu erheblichem Anteil im Besitz US-amerikanischer Familien. Die USA-Botschafterin April Glaspie hatte Hussein erklärt, ihr Land hätte kein Abkommen mit Kuwait, was dieser als Nichteinmischungserklärung auffaßte.
Zu diesem Zeitpunkt tauchten erste Lügen- und Propagandamärchen gegen den Irak auf. In einer Fernsehaufzeichnung berichtete ein junges Mädchen, daß Kleinkinder aus Brutkästen genommen werden und auf kalten Böden zum sterben liegengelassen wurden (Brutkastenlüge). Diese Lüge wurde immer wieder aufgegriffen, um den Überfall auf den Irak mit dem Zweiten Golfkrieg zu legitimieren. Die UN unter der Führung der USA bekämpfte die irakische Armee in Kuwait und fiel anschließend in den Irak ein. Am 18. Januar 1991 wurden vom Irak aus erstmals acht Scud-Raketen auf Israel abgefeuert. Im Verlauf des Krieges wurden 40 Scuds auf Israel und 46 auf Saudi-Arabien abgefeuert, denen zwei Israelis und 28 US-Soldaten in einer Kaserne in Saudi-Arabien zum Opfer fielen. Anfang 1991 wurde die irakische Armee besiegt.
Der Irakkrieg
In den nachfolgenden Jahren wurde der Irak durch ein Handelsembargo zunehmend unterdrückt. Durch das Handelsembargo entstanden Engpässe, wodurch schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen starben.
Nach dem 11. September 2001 wurde Saddam Hussein und der Irak für die Anschläge auf das Welthandelszentrum verantwortlich gemacht. Immer wieder wurden die Phrasen „War on Terror“ und „Weapons of Massdestruction“ durch die Journaille und US-amerikanische Politiker wiederholt und den Bürgern eingeimpft. Saddam Hussein wurde immer wieder die Unterstützung der Al-Kaida, Taliban und Osama bin Laden nachgesagt. Im Februar 2002 besuchte der Politiker Jörg Haider den Präsidenten Saddam Hussein. US-Präsident G. H. W. Bush erklärte:
- „Heute habe ich eine Botschaft an das tapfere und unterdrückte Volk des Irak: Euer Feind steht nicht an den Grenzen eures Landes, euer Feind regiert euer Land. Erst wenn er und sein Regime von der Macht enthoben werden, werdet ihr frei sein“.
Am 5. Februar 2003 sprach Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat und erklärte die US-amerikanischen unpräzisen Vorwürfe gegen Saddam, konnte dabei aber keine überzeugenden Argumente zum Punkt Massenvernichtungswaffen liefern. Am 20. März 2003 wurde der Irak, trotz Ablehnung der VN, von den USA mit Hilfe des Vereinigten Königreiches angegriffen. Präsident Gorbatschow hatte Jewgeny Primakow zwei mal als Sonderbeauftragten nach Bagdad gesandt, um Saddam zu überreden, Kuwait besser aufzugeben, als eine militärische Niederlage zu erleiden.
Für den Irakkrieg wurde die Blitzkrieg-Strategie verwendet, was zusammen mit der enormen Materialüberlegenheit den Überfall reüssieren ließ. Hauptaufgabe der vorrückenden Armee war, die umfangreichen Ölfelder von Basra unverzüglich zu erobern; in der Hauptstadt Bagdad wurden sämtliche Ministerien, außer dem Ölministerium, bombardiert. Das Ölministerium wurde auch sofort von USA-Truppen besetzt, während die Kunstschätze in den Museen ungestört geplündert werden konnten. Immer wieder machte die US-amerikanische Armee in der Folge negative Schlagzeilen, beispielsweise damit, daß Zivilisten ermordet werden (wie aus einem Video von Wikileaks hervorgeht) oder daß im Abu-Ghraib-Gefängnis gefoltert und mißhandelt wurde.
Am 1. Mai 2003 erklärte man offiziell das Ende größerer Kampfhandlungen.
Irak unter Besatzung
Trotz allem wurde ein Guerilla- oder Stadtguerillakrieg gegen die US-amerikanischen Invasoren geführt. Der irakische Widerstand führte sowohl Angriffe mittels ferngezündeter Sprengladungen als auch mit Scharfschützen durch. Saddam Hussein befand sich zu diesem Zeitpunkt im Lande, jedoch auf der Flucht, denn auf ihn und andere Angehörige der Regierung war ein Kopfgeld von 25.000.000 US-Dollar ausgesetzt.
Postulierte Festnahme von Saddam Hussein
Erst im Dezember 2003 wurde Saddam Hussein entdeckt, angeblich soll er sich in einem Erdloch vor einer Hütte auf einem Bauernhof südlich von Tikrit versteckt haben und wurde von der US-Propaganda propagandistisch-demütigend in einem Filmausschnitt präsentiert, worin er in diesem völlig verwahrlosten Zustand gezeigt wurde. Vermutlich sind diese Dokumente allerdings nur eine weitere Lüge der USA[1]. Ein an der Festnahme beteiligter US-Soldat sagte später aus, Saddam Hussein sei in einem Haus unverletzt nach einer Schießerei festgenommen worden. Nadim Abou Rabeh war, nach eigenen Angaben, Mitglied einer 20 Mann starken Suchtruppe, zusammengesetzt aus Arabern und Amerikanern.
Schau-Prozeß mit Todesurteil
Er wurde verhört, körperlich untersucht und neu eingekleidet. Präsident Saddam Hussein wurde von einem „Sondertribunal“, welches von den USA kontrolliert wurde, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Hussein erkannte das Gericht nicht an und sah sich weiterhin als rechtmäßigen Präsidenten. Die Prozesse wurden auch von vielen Menschenrechtsorganisationen angefochten.
Am 5. November 2006 wurde Hussein zum Tod durch den Strang verurteilt. Sein Wunsch, vom Militär erschossen und nicht wie ein gewöhnlicher Verbrecher erhängt zu werden, wurde abgelehnt.
Ermordung
Das Todesurteil wurde am 30. Dezember 2006 vollstreckt. Ob es sich dabei tatsächlich um die Person Saddam Husseins oder einen Doppelgänger handelte, ist umstritten.[2]
Beisetzung
Der moslemische Geistliche Jahja al-Atawi sagte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters aus Husseins Heimatort Tikrit, die Leiche sei an Bord eines US-Flugzeugs dorthin gebracht worden und werde in der nahe gelegenen Familiengruft in Audscha beigesetzt. In der Gruft sind bereits Saddams Söhne Udaj und Kusaj beigesetzt.
Saddam Husseins Familie teilte dagegen mit, sie bevorzuge, daß seine letzte Ruhestätte in der sunnitischen Hochburg Ramadi (westlich von Bagdad) liegen solle. Dies sei nach Rücksprache mit einem von Saddam Husseins Anwälten, Buschra al-Chalil beschlossen worden, der seinen Letzten Willen überreicht hatte.
Husseins Leiche wurde jedoch in einem Mausoleum in seinem Heimatdorf Audscha / Awjah bei Tikrit beerdigt. Der Ort entwickelte sich in den Jahren darauf zu einer Pilgerstätte. Im Sommer 2009 verbot die irakische Regierung alle Gruppenreisen zum Grab des früheren Präsidenten. Zuvor waren auch zahlreiche Schulklassen angereist. Das Grab wurde später zerstört, von Saddams Leiche fehlt jede Spur, was zu allerlei Gerüchten Anlass gibt.
Persönliches
Saddam pflegte, sich „al-Kaid al-Daruri“ (unersetzlicher Führer) nennen zu lassen. Er sah sich als tatsächlicher Nachfolger des Königs von Babylon und Begründers des neubabylonischen Reiches Nebukadnezars II. Er identifizierte sich mit seinem Volk. Er trug sowohl militärische Uniformen und westliche Anzüge, als auch tradionelle Kurden- und Beduinentracht. In seinem Privatbesitz „fanden“ US-amerikanische Soldaten eine vergoldete AK-47 und eine Dragunov. Sein Privatvermögen wurde auf ca. sieben Mrd. Dollar geschätzt.
Familie
Saddam Hussein war verheiratet mit der:
- Ehefrau Sadschida Talfah (Heirat 1963) mit den zwei Söhnen Udaj (*1964–2003), Qusaj (*1966–2003), und den drei Töchtern Raghad (* 1968), Rana Hussein (* 1969), Hala (* 1979)
- Ehefrau Samira (Heirat 1986) mit dem Sohn Ali
- Ehefrau Nidal al-Hamdani (Heirat 1990)
Das Verbleiben seines jüngsten Sohnes Ali ist ungeklärt; seine Söhne Udai und Kusai kamen am 22. Juli 2003 bei einem Angriff durch US-Amerikaner nach heftigen Kämpfen ums Leben.
Schriften
Saddam Hussein schrieb eigene Bücher, darunter: „Zabiba und der König“, welches auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Es ist eine Liebesgeschichte als Parabel auf ein anderes Verständnis der Welt: frei von Wucher, Zins und Zinseszins der imperialistischen Weltordnung. Das Buch ist nicht nur ein philosophisches Märchen, es ist auch ein politisches Warnbuch. Die Lektüre rückt die Persönlichkeit Saddam Husseins in ein gänzlich anderes Licht als die Haß-Propaganda der offiziellen Geschichtsschreibung.
- Zabiba und der König, ISBN 3-9808561-2-7 (Bestellmöglichkeit)
Weiterhin gibt es (nur in englischer Sprache) „Men and the city“, „Begone, Demone“ und „The Fortified Castle“.
Siehe auch
Filme
Verweise
- Saddams literarisches Vermächtnis
- Jacques Vergès, der voraussichtliche Verteidiger Saddam Husseins, im Exklusivinterview mit der JUNGEN FREIHEIT: Auch US-Verteidigungsminister Rumsfeld gehört auf Anklagebank!, Junge Freiheit, 20. Januar 2004
- „Am liebsten Saddams Kopf“, Der Spiegel, 25. Februar 1991
- Daniel-Dylan Böhmer/Clemens Wergin: Was wäre, wenn Saddam nicht gestürzt worden wäre?, Die Welt, 6. Dezember 2015
Abdallah I. (1920) • Faisal I. (1923–1933) • Ghazi I. (1933–1939) • Faisal II. (1939–1958) • Muhammad Nadschib ar-Rubai’i (1958–1973) • Abd as-Salam Arif (1958–1966) • Abd ar-Rahman al-Bazzaz (1966) • Abd ar-Rahman Arif (1966–1968) • Ahmad Hasan al-Bakr (1968–1979) • Saddam Hussein (1979–2003) • Ghazi al-Yawar (2004–2005) • Dschalal Talabani (2005–2014) • Fuad Masum (2014–2018) • Barham Salih (seit 2018)