Josten, Günther

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Günther Josten II.jpg

Günther Josten (Lebensrune.png 7. November 1921 in Rhynern; Todesrune.png 7. Juli 2004 in Aurich) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant der Luftwaffe, Jagdflieger und Eichenlaubträger des Zweiten Weltkrieges sowie zuletzt Oberst der neu geründeten Bundeswehr. Das Flieger-As errang 178 Luftsiege (darunter acht Douglas „Boston“ der Royal Air Force) bei 420 Feindflügen. Des weiteren erzielte er 25 Abschüsse, die kriegsbedingt nicht bestätigt werden konnten und wurde selbst im Luftkampf nie abgeschossen.

Werdegang

Günther Josten als Unteroffizier beim JG 51, 1942.jpg
„Günther Josten […] kam nach seiner Ausbildung zum Jagdflieger im November 1941 zur Jagdgruppe ‚Drontheim‘ und im September 1942 als Unteroffizier zur I. Gruppe des Jagdgeschwaders 51 an die Ostfront. Am 23. Februar 1943 errang er seinen ersten Luftsieg und wurde am 1. Juli 1943 zum Feldwebel befördert und zum Offiziersanwärter ernannt. Am 20. September 1943 wurde er mit dem Ehrenpokal der Luftwaffe ausgezeichnet, nach 84 Luftsiegen wurde er am 5. Februar 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Rückwirkend zum 1. Januar 1944 wurde er zudem zum Leutnant befördert. Am 6. März 1944 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und im Juli 1944 Kapitän der 3. Staffel des Geschwaders. Am 20. Juli 1944 errang er seinen 100. Luftsieg. Am 1. November 1944 zum Oberleutnant befördert, wurde ihm am 28. März 1945 nach 161 Luftsiegen das Eichenlaub verliehen. Am 12. April 1945 wurde er noch Kommandeur der IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 51. Bei Kriegsende hatte er auf 420 Einsätzen, darunter 80 Jabo-Einsätze, insgesamt 178 Luftsiege errungen. Dabei war er nie selbst abgeschossen worden. Später trat er in die Bundesluftwaffe ein und ging als Oberst i. G. in Pension.“[1]
Günther Josten IV.jpg

Chronologie

Günther Josten III.jpg
Günther Josten I.jpg
Günther Josten am Tag der Kriegstrauung mit Alice Schmidt, geborene Wehrsen.png
  • Geboren als zweiter Sohn, nach seinem Bruder Reinhard, des protestantischen Pfarrers (später in Kölleda) Johannes Josten und seiner Gemahlin Gertraud.
    • Flieger-As Reinhard Johannes Josten (Lebensrune.png 21. Mai 1918 in Rhynern) fiel nach sieben Luftsiegen als Oberleutnant und Jagdflieger des JG 51 am 21. April 1942 an der Ostfront bei Rjelbetzy.
  • Besuch der Landesschule Pforta, die seit 1935 Nationalpolitische Erziehungsanstalt war
  • 25. Mai 1938: Erster Gleitflug als Napola-Schüler beim Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) mit einer DFS 35 „Zögling“.
  • September 1939: Freiwillige Meldung zur Luftwaffe
  • Januar 1940: zur Fliegerausbildungsstelle nach Weimar-Nohra eingezogen
  • 11. April 1940: in das Fliegerausbildungs-Regiment 61 (Oschatz) versetzt
  • Frühsommer 1940: zur Luftwaffen-Flugzeugführerschule A/B 4 (Prag-Gbell) kommandiert
  • 31. August 1940: Sonderurlaub zwecks Landesschule Pforta, um das Kriegsabitur abzulegen (ab 19. September 1940)
  • 23. September 1940: Erhalt der Hochschulreife
  • 2. Oktober 1940: Rückkehr zur FFS A/B 4 nach Prag
  • 18. Oktober 1940: nach 63 Lehrflüge erster Alleinflug mit der Focke-Wulf Fw 44 „Stieglitz“
  • 31. Juli 1941: Erhalt des Flugzeugführerabzeichens und Beförderung zum Unteroffizier (als einziger seiner Flugklasse)
  • 1. August 1941: an die Jagdfliegervorschule 1 (Kamenz) kommandiert, wo er bei Hauptmann Hans-Günther von Kornatzki lernte.
  • 1. November 1941: zur Jagdgruppe „Drontheim“ (Fliegerhorst Grove) in Dänemark versetzt.
  • 9. Januar 1942: erster Flug mit der Messerschmitt Bf 109
  • 7. Juli 1942: zur Ergänzungs-Jagdgruppe Ost (EJGr Ost) versetzt; hier erhielt er seine Spezialausbildung für angehende Jagdflieger an der Ostfront.
  • Ende August 1942: in die 1. Staffel/Jagdgeschwader 51 an die Ostfront versetzt
  • 23. Februar 1943: erster Luftsieg; gegen eine schwer gepanzerte Ilyushin Il-2 der Roten Luftwaffe
  • 9. März 1943: die Staffel wird auf Focke-Wulf Fw 190 A-4 umgerüstet (40 Kilometer südöstlich von Smolensk)
  • 13. Juli 1943: fünf Luftsiege (As an einem Tag)
  • 7. September 1943: sieben Luftsiege (As an einem Tag)
  • 15. September 1943: acht Luftsiege (As an einem Tag)
  • Oktober bis Dezember 1943: Umrüstung der I. Gruppe/JG 51 von der Focke-Wulf Fw 190 A auf die Messerschmitt Bf 109 G
  • 2. Mai 1944: 90. Luftsieg
  • 20. Juli 1944: 100. Luftsieg als 85. Flugzeugführer der Luftwaffe
  • 18. September 1944: Nach Abschuß einer B-17 der USAAF um 13.45 Uhr im Raum Warschau zum Staffelkapitän der 3. Staffel/JG 51 ernannt.
  • 16. Februar 1945: fünf Luftsiege (As an einem Tag)
  • 17. Februar 1945: 150. bestätigter Luftsieg
  • 12. bis 29. April 1945: Führer der IV. Gruppe als Nachfolger von Heinz Lange (1917)
    • Er übernahm erst am 18. April 1945 das Kommando, da er vorerst für den am 12. April 1945 verwundeten Hauptmann Günther Schack die I. Gruppe übernehmen mußte.
  • 23. April 1945: General der Flieger Martin Fiebig besuchte die Geschwadergruppe auf dem Feldflugplatz Schmoldow und bat vergeblich um Freiwillige für die Leonidas-Staffel
  • 25. April 1945: neun Luftsiege mit der Focke-Wulf Fw 190 D-9 (As an einem Tag)
  • 26 April 1945: letzter bekannter Luftsieg nordwestlich von Berlin (→ Schlacht um Berlin); Abschuß einer Jakowlew Jak-3 der Roten Luftwaffe.
  • 6. Mai 1945: in Flensburg in britische Kriegsgefangenschaft geraten
  • 25. Juni 1945: Günther Josten und Heinz Lange flogen die Fw 190 D-13/R11 bei einem Übungsluftkampf (3.000 Meter Höhe) gegen die Hawker Tempest Mk. V im Auftrag der RAF. Die Hawker Tempest war nach Vorbild erbeuteter Fw 190 entworfen und gebaut worden, und nun wollten die Engländer sehen, ob sie dem Vergleich stand hielt. Die Tempest hatte sich als sehr gut herausgestellt, eine hervorragende Kopie und in Einzelbewertung teilweise besser, dennoch insgesamt von den Briten als der Fw 190 immer noch unterlegen bewertet.
  • 31. Oktober 1945: In Kiel-Holtenau (auf dem dortigen Flugplatz) aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.
  • Tischler in einer Möbelfabrik
  • Mai 1949: Übertritt zur Holzindustriebedarf GmbH (Köln); nach sechs Monaten zum Abteilungsleiter befördert.
  • 1. April 1951: Geschäftsführer bei einem Furniersperrholz-Lieferanten in Koblenz
  • 4. April 1956: Eintritt in die Bundeswehr als Oberleutnant
    • Zuerst Ausbildung in den VSA und Kanada (7351st und 7330th Flying Training Wing der United States Air Force sowie bei der Canadian 427 Special Operations Aviation Squadron). Er diente an der Waffenschule 10 in Oldenburg und später als Staffelkapitän im Jagdgeschwader 73 (JG 73). Er war vom 29. Mai 1962 bis zum 31. März 1967 Kommodore des Jagdgeschwaders 71 „Richthofen“ der Luftwaffe als direkter Nachfolger von Erich Hartmann. In seine Zeit als Kommodore fiel die Umrüstung des Geschwaders von der Canadair Sabre auf den Lockheed F-104G Starfighter und die folgende Starfighter-Affäre mit vielen tödlichen Unfällen, zu denen er auch von Politikern befragt wurde.
  • 31. März 1981: in den Ruhestand verabschiedet
  • Mitglied der „Gemeinschaft der Flieger deutscher Streitkräfte e. V.“

Major Josten und die F-104 „Starfighter“

Bundesminister der Verteidigung (1963 bis 1966) Kai-Uwe von Hassel informiert sich bei Major Josten (rechts) über die Probleme im Starfighter-Betrieb.
[…] Beschaffung der F-104 sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen, das Flugzeug sei unzuverlässig, seine elektronische Ausrüstung ungeeignet. Fakten und Halbwahrheiten, richtige und falsche Schlüsse blockierten aber eher die zielstrebige Bewältigung der Krise, denn sie verstärkten die bereits übermächtige Wagenburg-Mentalität in der politischen wie auch der militärischen Führung der Bundeswehr. Verteilt über die 21 Seiten fanden sich Bilder, die kurz zuvor in Günther Jostens Geschwader für den SPIEGEL aufgenommen worden waren, und zwar auf Anweisung des Pressestabes in Bonn. Josten ließ sich nicht beirren; er verweigerte sich jedem politischen Räsonnement. Stattdessen nahm er seine Rechte und Pflichten als soldatischer Führer wahr. Noch am 27. Januar 1966 – Sir Thomas Pike mußte gerade abgereist sein – ließ er der vorgesetzten 4. Luftwaffendivision in Aurich durch Kurier den Antrag überbringen, sein Geschwader ganz aus der NATO-Unterstellung herauszunehmen. Begründung: Das JG 71 kann die notwendigen und geforderten Flugstunden nicht erreichen. Es hat aus den bereits bekannten Flugsicherheitsgründen die Schießausbildung über See völlig eingestellt. Es mußte die Wetterminima für den Flugdienst heraufsetzen, da seine Flugzeugführer nicht genug Erfahrung erlangen konnten. Dabei ging es Günther Josten nicht um Konfrontation. Es kam ihm vielmehr darauf an, fliegerisch intensiver zu trainieren, als es möglich war, wenn das Geschwader ständig eine Alarmrotte zu stellen hatte. An der F-104 zweifelte er nicht, aber er sah deutlich: die Luftwaffe brauchte mehr Zeit und mehr Ruhe, um den Betrieb des Waffensystems in den Griff zu bekommen – technisch, logistisch, infrastrukturell. Nun reagierten seine Vorgesetzten. Für den übernächsten Vormittag wurde er zu Dietrich Hrabak befohlen. […] Selbst diese Mißstände wurden jedoch gegen Günther Josten verwandt. Sie seien, so steht offenbar in einem entsprechenden Bericht des Herstellers Telefunken vom November 1965, auf „… katastrophale Wartung und Unzuverlässigkeit“ zurückzuführen. Am 15. März 1966 wurde Josten durch Oberst i. G. Heinz Waldhecker davon unterrichtet, daß Hrabak seine Ablösung als Kommodore herbeiführen wolle. Günther Josten blieb unerschütterlich. Eine Anfrage Waldheckers bei der Luftwaffen-Personalabteilung ergab, daß er weder sofort noch zum 01. 10. 1966 versetzt werden würde. Er ging daraufhin mit seiner Familie in einen kurzen Urlaub. Ursula Josten steht dieses Jahr noch sehr lebhaft vor Augen: „Mein Mann kannte die Verluste im Krieg, aber da er ein ausgeprägtes Gewissen und Gemüt hatte, hat ihn das sehr belastet. Er erkannte diese Unvollkommenheit in jeder Beziehung und lief gegen Mauern. Derjenige, der sich vielleicht noch ein bißchen einfühlte oder Verständnis hatte, war [Anm.: Günther] Rall. Er sagte immer: Wenn ich den zu fassen kriege und Klartext mit ihm rede, habe ich wenigstens einen vor mir, der die Ohren aufmacht... (…) Er fühlte sich sehr von vielen Generalen verlassen ... Das war deprimierend für ihn. Ja das war eine schwere Zeit für ihn, und die hat ihn auch seinen Kopf gekostet. Ich will mich nicht hervorheben, aber ich war beinahe sein einziger Vertrauter. Jeden Abend hat er zuhause abgeladen, was ihm bis obenhin stank. Ich verstand nichts davon, aber angehört habe ich es mir, weil er todsicher sein konnte, daß ich den Mund hielt.“ Als Günther Josten Ende März 1966 zurückkehrte, fand er ein Schreiben des Generalleutnants Johannes Steinhoff vor, der zwar noch Stellvertreter des Oberbefehlshabers der Alliierten Luftstreitkräfte Europa-Mitte war, aber hinter den Kulissen bereits als Nachfolger des amtierenden Luftwaffen-Inspekteurs Werner Panitzki gehandelt wurde. Steinhoff zeigte sich von ihm und seiner Geschwaderführung überzeugt. Nun folgten spürbare Änderungen: Die technische Versorgungslage des JG 71 besserte sich, der Klarstand seiner Starfighter stieg in der Folge, die Zahl der Einsatzflüge nahm kontinuierlich zu.[2]

Familie

Erste Ehe

Am 15. April 1943 erhielt Josten Heimaturlaub. In dieser Zeit besuchte er Dresden, wo er die 21jährige Kriegswitwe Alice Schmidt, geborene Wehrsen, traf, die einen zweijährigen Sohn hatte (Jürgen) und früher mit Jostens gefallener Bruder Reinhard befreundet war. Die beiden verliebten sich, die Kriegstrauung fand am 13. Juni 1944 statt. Am 2. Juli 1946 wurde ihr gemeinsamer Sohn Meinhard Gero Josten geboren. Das Paar ließ sich allerdings am 15. November 1955 scheiden.

Zweite Ehe

Bei einer Silvesterfeier in Stolberg (Harz) am 31. Dezember 1955, nach Einladung durch seinen Freund Hans Tetzner, Chefarzt am dortigen Krankenhaus, traf er Ursula, eine Kinderärztin aus Erfurt. Das Paar verliebte sich, heiratete und bekamen zwei Söhne (Lebensrune.png 1959 und 1961).

Beförderungen

  • Januar 1940: Eintritt in die Luftwaffe
  • 31. Juli 1941: Unteroffizier
  • 1. Juli 1943: Feldwebel und Offizieranwärter
  • 1. August 1943: Oberfeldwebel (OA)
  • 5. Februar 1944: Leutnant mit Wirkung vom 1. Januar 1944
  • 1. November 1944: Oberleutnant

Bundeswehr

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Gefechtsbericht – Kriegstagebücher 1939–1945. Kommodore in der Starfighter-Krise. Hrsg.: Kurt Braatz und Wilhelm Göbel, NeunundzwanzigSechs Verlag, Moosburg 2011, ISBN 978-3-9811615-7-1

Fußnoten