Linde, Otto von der

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Leutnant Otto von der Linde.jpg

Otto Hans-Jurgen von der Linde (Lebensrune.png 13. Januar 1892 in Regenwalde, Hinterpommern; Todesrune.png 23. Mai 1984 in Wienhausen bei Celle) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr (sowie Reserve-Offizier der Reichswehr) und der Wehrmacht, zuletzt Oberst der Reserve des Heeres im Zweiten Weltkrieg.

Der Landwirt und Jagdschriftsteller von der Linde, der als junger Offizier im Handstreich das Fort de Malonne bei Namur nahm, gehörte bis zu seinem Tode mit Ernst Jünger zu den letzten beiden Rittern des Ordens „Pour le Mérite“.

Werdegang

Otto von der Linde, Hilfsmarke fürs Fliegerheim 5 Pf.jpg

Otto Hans(-)Jurgen von der Linde wurde am 1892 in Regenwalde als Sohn des dortigen Amtsrichters Rudolf von der Linde (1853–1930) geboren. 1893 zog die Familie nach Nauen, wo der Vater „Aufsichtsführender Richter“ wurde, 1898 dann Amtsgerichtsrat. 1908 zog die Familie dann nach Potsdam.

Otto trat nach dem Abitur 1910 als Fahnenjunker in das 5. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps in Spandau ein, wo er am 18. August 1913 sein Patent als Leutnant erhielt.

Erster Weltkrieg

Otto Hans-Jurgen von der Linde als Offizier der Wehrmacht.jpg

Kurz nach Kriegsausbruch, am 24. August 1914, nahm der schneidige Leutnant und Zugführer der 8. Kompanie (Kompaniechef war Hauptmann Freiherr von Crailsheim) des 5. Garde-Regiments zu Fuß mit nur fünf Mann (zwei sprachen sehr gut Französisch) das schwerbewaffnete belgische Fort Malonne (am 25. August fiel Namür) bei Lüttich.

Es war eine Kriegslist der besonderen Art. Von der Linde hatte den Auftrag bekommen, die Festung Mallone zu erkunden. Er wählte aus seinem Zug (viele hatten sich freiwillig gemeldet) die Gefreiten der Reserve Schröder, Rosenberger und die Grenadiere Hörenberg, Blaise und Könen (nach Gustav Horn waren es vier Soldaten: Hohmann, Müller, Behrens und Lotmann[1]) zum Spähtrupp aus. Es gelang trotz schwieriger Geländebedingungen, das Fort zu erreichen. Doch die letzten Meter mußten sich die Soldaten auf freier Straße vorwärts bewegen. Da sie von der Fortbesetzung entdeckt und angerufen wurden, blieb ihnen nur, sich zu ergeben oder mit einer List aufzuwarten.

Nach kurzer Besprechung über den Wassergraben hinweg – von der Linde erklärte dem Kommandanten dabei, das Fort wäre von einem ganzen Regiment umstellt und Haubitzen wären in Stellung gebracht worden – ergaben sich fünf Minuten später 5 Offiziere und 20 Mann, die übrigen 400 Mann waren schon geflohen. Der Kommandant, der die Brücke herunter und das Tor für den kleinen deutschen Trupp öffnen ließ, überreichte von der Linde seinen Degen (nach anderer Quelle Säbel), den er später seinen Eltern gemeinsam mit der belgischen Flagge des Forts als Andenken schickte.[2]

Da die deutschen keine Reichsflagge zum hissen hatten, bastelten sie sich eine solche als Ersatz für die belgische Flagge – wenig später flatterte die schwarz-weiß-rote Flagge des Kaiserreiches über den Festungsbau, welche sie aus einer schwarzen belgischen Hose, einem weißen Hemd und einer roten französischen Bauch- bzw. Leibbinde notdürftig zusammengeflickt hatten. Als Kaiser Wilhelm II. den Bericht über von der Lindes Tapferkeitstat vor dem Feinde las, notierte er an den Rand: „Er kriegt den le Mérite! Wilhelm I. R.“.

Zur Verleihungszeremonie im September 1914 (als das Regiment sich schon an der Ostfront befand), vorgenommen von Generalleutnant Henning von Bonin (1856–1923), Kommandeur der 3. Garde-Infanterie-Division, wurde von der Linde von seinem Bataillonskommandeur Wilhelm Reinhard begleitet. Die übrigen Angehörige des Spähtrupps erhielten das Eiserne Kreuz, II. Klasse.

Im weiteren Kriegsverlauf wurde er an der Ostfront schwer verwundet.

Zwischenkriegszeit

Am 31. März 1920 wurde von der Linde aus dem aktiven Dienst der Vorläufigen Reichswehr verabschiedet. Seit 1922 verwaltete er das Gut Dorow[3] in Hinterpommern (Dorow gehörte seit 1939 dem Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern des Deutschen Reichs an).

Zweiter Weltkrieg

Oberst a. D. von der Linde (links) and OdR-Ehrenpräsident Generalmajor a. D. Horst Niemack (rechts), in: „Das Ritterkreuz“, Ausgabe Dezember 1978; welche Funktion der Besatzersoldat Sergeant Major Ramirez (Mitte) ausübte, ist unbekannt.
Die letzten beiden Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ Otto von der Linde und Ernst Jünger als Ehrengäste beim OdR-Treffen im Jahr 1982

Vor dem Zweiten Weltkrieg reaktivieret war er Kommandeur des I. Bataillons/Infanterie-Regiment 92 ab dem 1. August 1939, dann ab dem 29. Oktober 1939 Kommandeur des I. Bataillons/Infanterie-Regiment 5 (am 10. Januar 1941 in Schützen-Regiment 5 umbenannt), Kommandeur des Infanterie-Ersatz-Regimentes 258 und des Festungs-Grenadier-Regimentes 654 (nach anderen Quellen Festungs-Grenadier-Regiment 854[4] bzw. Grenadier-Regiment 354[5]).

Er nahm am Polenfeldzug teil, wurde im Westfeldzug 1940 am 19. Mai 1940 erneut verwundet und war Beobachter in Italien. Vom 24. Februar bis 30. April 1943 war er Kommandeur der Georgischen Legion, ausländische Freiwillige der Wehrmacht. Ab dem 7. Februar 1944 war er in der Führerreserve OKH, am 15. April 1944 wurde er zum Wehrmachtsbefehlshaber Dänemark kommandiert, wo er als Regimentskommandeur z. b. V. vorgesehen war, die Kommandierung ist gesundheitsbedingt nicht wirksam geworden.

1945 befand er sich zur Wiederherstellung der Gesundheit auf seinem Gut im Dorow. Im Februar rückte die mordende und vergewaltigende Rote Armee immer näher. Von der Linde entschied sich, nicht auf den Befehl des NSDAP-Kreisleiters zu warten und bereitete einen Treck gen Westen vor. 100 Vertriebene aus Ostpreußen, die in Dorow Unterkunft gefunden hatten, ließ er mit der Bahn in Sicherheit bringen, wobei ihm der geachtete Halsorden in solchen Zeiten einen großen Dienst erwies. Am 3. März 1945 war es so weit, der Treck marschierte los. Eiskaltes Wetter, sowjetische Tiefflieger, Deichselbruch, Abhandenkommen und Wieder-„Organisieren“ eines Treckers sollten sie nicht aufhalten, die Menschen unter dem Befehl des Obersten der Reserve, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, erreichten sicheres Gebiet in Schleswig-Holstein. Im niedersächsischen Alt-Wallmoden bei Goslar, wo sein Sohn nach einer Kriegsverwundung im Lazarett lag, fand die Familie dann eine neue Heimat.

„Auf dem Fluchtweg wurde der Treck immer wieder von Tieffliegern beschossen. Bei einem Tieffliegerangriff wurde die achtjährige Rita Guth an der Hand verletzt. Dora ging mit ihr zum Verbandsplatz. Auch hier wurden sie wieder beschossen. Man suchte Schutz in den Furchen des Feldes. Friedchen lag bei einem Beschuß auf dem Wagen. Ihr Vater befahl ihr, auf dem Wagen zu bleiben. Sie versteckte ihren Kopf in den Oberbetten. Später fand man Geschosse im Bett. Auf dem Wagen von Ziemann war ein etwa einjähriges Kind. Die Mutter konnte das Kind nicht schnell genug vom Wagen bekommen und deckte es daher mit Betten zu. Das Kind erstickte und wurde jenseits der Oder zusammen mit einem anderen Kind beerdigt.“ — Auszug eines Berichtes eines Vertriebenen aus Hinterpommern

Im Mai 1945 geriet Otto von der Linde in Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch schon am 1. Oktober 1945 entlassen wurde.

Tod

Nach seinem Tod 1984 wurde Otto von der Linde fand die Trauerfeier mit militärischen Ehren (ein Ehrenzug geleitete ihn und die Trauergemeinde) fand in der Kapelle in Wienhausen statt. Er war der vorletzte noch lebende Pour-le-Mérite-Träger des Ersten Weltkrieges. Unter denen, die ihm die letzte Ehre erwiesen, befand sich auch der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998), der letzte damals noch lebende Angehörige der Ritterschaft dieses Ordens. Beide waren zuvor, um 1980, vom damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens (1914-1992) durch eine Einladung zu einem Essen in der Villa Hammerschmidt in Bonn noch einmal geehrt worden. Offiziere der Bundeswehr vom Panzerbataillon 333 hielten am Sarg die Ehrenwache.

Er wurde anschließend seinem Wunsche nach eingeäschert und seine Urne auf dem Friedhof in Alt Wallmoden im Grab seiner Frau Gisela beigesetzt, wo die beiden vereint unter einer Linde ruhen.

Familie

1921 heiratete er Gisela von Oertzen (1898-1960) aus Dorow und hatte mit ihr vier Kinder: Volker (1922–2000), Imme (1927–1999), Jost-Tileman (Lebensrune.png 1928) und Meike (Lebensrune.png 1932). Nach dem Tod seiner Frau lebte er ein Jahr in Kanada, kehrte dann aber in die Heimat zurück. Später zog er mit der neuen Lebensgefährtin, Olga von Petersdorff-Campen, in das alte Forsthaus in Wienhausen.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

  • Auf dem Rückwechsel – 40 Jahre Waidwerk, Parey, 1958
  • Hirsche, Sauen, schwarze Bären, BLV-Verlagsgesellschaft, 1970

Fußnoten

  1. Das Eiserne Kreuz – Patriotische Aufführungen nach wahren Begebenheiten aus d. Kriege 1914-15, S. 48–59
  2. Ernst Boerschel: Unser Eisernes Kreuz - Ein deutsches Heldenbuch, S. 104–105
  3. 1826 verkauft Philipp Carl Ludwig von Borcke (1748–1826) das Gut Dorow (zusammen mit den Gütern Regenwalde, Flackenhagen, Labuhn, Höfchen, Grünhof, Lowin, Ornshagen und Patzig) an Ernst von Bülow-Cummerow (1775–1851). Weitere Besitzer waren von 1844 bis 1851 die Heydebrecks und im Jahre 1851 vorübergehend ein Gutsbesitzer Lange, von dem es 1852 Adolf von Oertzen (1825–1857) aus Brunn bei Neubrandenburg erwarb. Nach seinem frühzeitigen Tod verpachtete seine Witwe Anna, geb. Gräfin Reichenbach-Goschütz (1828–1904), das Gut an den Ökonomierat Hingst und zog zu ihren Eltern nach Weißstein im Kreis Waldenburg in Schlesien. 1892 nahm ihr Sohn Karl von Oertzen (1855–1907) den Betrieb aus der Pacht. Er war seit 1890 mit Elisabeth von Oertzen, geb. von Thadden (1860–1944) aus Trieglaff verheiratet, die als Schriftstellerin bekannt wurde und nach dem Tode ihres Mannes die Bewirtschaftung weiterführte – seit 1922 unterstützt von ihrem Schwiegersohn Otto von der Linde, der das Gut ab 1929 pachtete und bis zur Besetzung durch die Rote Armee bewirtschaftete. Kurz vor deren Einmarsch konnte er mit seiner Familie und den Gutsangehörigen mit einem Treck fliehen und sich nach Schleswig-Holstein in Sicherheit bringen.
  4. Entstanden am 10. November 1942 durch die Umbenennung des Festungs-Infanterie-Regiments 854 der 344. Infanterie-Division. Das Regiment wurde im November 1944 aufgelöst.
  5. Entstanden am 15. Oktober 1942 durch die Umbenennung des Infanterie-Regiments 354 und der 403. Sicherungs-Division unterstellt. Am 4. Mai 1943 wurde das Regiment der 62. Infanterie-Division unterstellt und am 2. November 1943 wurde das II. Bataillon aufgelöst und durch das III. Bataillon ersetzt. Das Regiment bildete am 13. März 1944 die Regiments-Gruppen 179 und 354.