Ostern

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Rudolf von Gottschall: Das Gedicht „Ostern“
aus der Zeitschrift „Die Gartenlaube

Ostern bzw. das Ostara-Fest ist eines der vier Sonnenfeste im germanischen Jahreskreis und leitet sich von der germanischen Göttin der Morgenröte und des strahlenden Lichtes Ostara ab. Es wird im Frühjahr während der Tagundnachtgleiche am 21. März begangen und ist ein Fest der wieder aufkeimenden Fruchtbarkeit und Lebenskraft der Natur. Unsere naturgläubigen Vorfahren verehrten, wie viele andere vor- und nichtchristliche Religionen auch, die licht-, leben- und wärmespendende Sonne als göttliche Instanz anläßlich dieses alljährlich wiederkehrenden Frühlingsfestes.

Erläuterung

Treudeutsche Ostergrüße“,
Ansichtskarte der Wilhelminischen Zeit

Die Attribute der Ostara, die Birke und der Marienkäfer, vor allem aber das Ei und der Hase als Fruchtbarkeitssymbole, sind Bestandteil des Osterfestes. Das Feuer steht als Symbol für die Sonne als Grundvoraussetzung irdischen Lebens. Mit den Osterfeuern wurde im Frühjahr die Sonne begrüßt. Sie galten auch als Ritual zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte.

Die römisch-katholische Kirche entstellte das germanische Osterfest nicht nur sinngemäß, sondern auch in zeitlicher Hinsicht; denn im Zuge der Christianisierung wurde das Sonnenfest zu einem Mondfest umfunktioniert. So wurde Ostersonntag fortan an demjenigen Sonntag festgelegt, welcher jeweils auf den ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt. Statt wie in vorchristlicher Zeit die aufkeimende Fruchtbarkeit der Natur und Zunahme der Sonnenkraft zu verehren, mußte nun die „Überwindung des Todes Jesu Christi mit der Auferstehung seiner selbst“ gewürdigt werden.

Etymologie

Ostergrüße der Nationalallegorie „Germania“ (die Heimat symbolisierend) mit Weidenkätzchen-Zweig für einen Soldaten des Deutschen Heeres mit Pickelhaube an der Front im Ersten Weltkrieg, 1915

Die Herkunft des deutschen Wortes altgermanischen Ursprungs ist nicht genau bekannt. Eine Vermutung geht davon aus, daß das Fest seine Benennung von dem Fest der altsächsischen Frühlingsgöttin Ostara erhalten hat. Ēostra ist erstmals 738 bei Beda Venerabilis (de temporum ratione 15) belegt.

Das Wörterbuch der Gebrüder Grimm zitiert Venerabilis mit der Anmerkung, er könne diese Göttin – als deren späteren Namen sie Ostara vermuten – gar selbst erfunden haben. Das Herkunftswörterbuch des Duden Verlages leitet das Wort vom altgermanischen *Austrō > *Ausro für „Morgenröte“ ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete und sich im altenglischen zu *Ēostre, *Ēastre, jetzt: easter; im Althochdeutschen zu ôstarun fortbildete.

Honorius Augustodunensis (12. Jahrhundert) leitete Ostern von Osten ab, der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs.

Der Namensforscher Jürgen Udolph bestimmt mit Bezugnahme auf Ostern als wichtigsten Tauftermin das Wort aus der nordgermanischen Wortfamilie ausa („gießen“) und austr („begießen“), denn Ostern war in den ersten christlichen Jahrhunderten der einzig ordentliche Tauftermin; sehr viele neue Christen ließen sich damals „bei Sonnenaufgang“ am Ostermorgen – althochdeutsch zu den ôstarun – taufen.

Die Einführung und Verwendung des Begriffs Ostern in Deutschland hängt auch mit der Strukturierung der fränkisch-deutschen Kirchenprovinzen zusammen. Im Erzbistum Köln, das fränkisch geprägt war, herrschte der Begriff pāsche vor und wurde in den (heute noch erhaltenen) Dokumenten so auch geschrieben. Bonifatius mit Bischofssitz Mainz, und aus der angelsächsischen Tradition kommend, verwendete in den Dokumenten ôstarun in angelsächsischer Anlehnung und als typisches Missionswort.

Bedeutung für das Christentum

Das Christentum hat, ähnlich wie bei Weihnachten, auf dieses traditionell nichtchristliche Fest seine sakrale Gedächtnisfeier über den mutmaßlichen Wanderprediger Jesus Christus terminiert. Nach christlichem Glauben wird gemäß Neuem Testament geglaubt, daß Jesus Christus als Sohn Gottes zu jener Jahreszeit gestorben, jedoch am dritten Tage von den Toten wiederauferstanden sei. Eine andere Bezeichnung für diese wiederkehrende christliche Gedenkfeier heißt Pascha-Fest (lat.: pascha, von hebräisch: pessach). Unterdessen entstammen zahlreiche christliche Osterbräuche vorchristlicher, heidnischer Herkunft. Das christliche Osterfest gehört zu den beweglichen Festen, deren Kalenderdatum jedes Jahr variiert. Der Ort der wiederkehrenden, aufgehenden Sonne in der Himmelsrichtung Osten gilt bei Christen als Symbol des wiederkehrenden Jesus Christus, worauf auch die Herkunft der Bezeichnung „Ostern“ zurückgeführt wird.

Ostern im Neuen Testament

  • Lucas
  • Matthäus
  • Johannes

Die Karwoche

Seit dem Jahr 1091 beginnt der österliche Festkreis in den westlichen Kirchen mit dem Aschermittwoch, dem folgt eine 40tägige Fastenzeit, auch österliche Bußzeit genannt. Diese erinnert an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste fastete und betete. Die Fastenzeit endet am Karsamstag. Die Woche vor dem Ostersonntag, die Karwoche, beginnt mit dem Palmsonntag, an dem die Christen die Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem feiern. Am Gründonnerstag feiert das Christentum das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Am folgenden Karfreitag wird des Todes Jesu am Kreuz gedacht, am Karsamstag wird der Grabesruhe gedacht.

Österliche Freudenzeit

Am dritten Tag, dem Ostersonntag, wird die Auferweckung Jesu von den Toten gefeiert. Die Feier des Hochamts in den Kirchen bildet den Höhepunkt des Osterfestes. Mit diesem beginnt die österliche Freudenzeit, welche 50 Tage bis einschließlich Pfingsten dauert.

In Rom wird das Hochamt im Petersdom zelebriert. Der Papst verkündet das Osterevangelium und spendet als Bischof von Rom und Oberhaupt der christlichen weltweiten Kirche den Segen: „urbi et orbi“, der für alle Christen, die ihn hören oder sehen, den Sündenablaß beinhaltet.

In der Geburtskirche Jesu in Jerusalem findet ebenfalls eine Meßfeier statt, die jedoch durch restringtive Besucherpolitik des Staates Israel derzeit recht bescheiden ausfällt.

Geschichte

Die kleinasiatischen Gemeinden hielten sich an den 14. Nissan des jüdischen Kalenders, während die römische und andere an sie sich anschließende Gemeinden davon ausgingen, daß vor allem die Jahresfeier der Auferstehung an den unbewegten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond begangen werde, wobei sie zur Erinnerung an das Leiden und den Tod Jesu den vorhergehenden Freitag ausersahen.[1]

Seit dem 4. Jahrhundert wurde das höchste Fest im Kirchenjahr als Dreitagefeier (Triduum paschale) in historisierender Form entfaltet. Die christlichen Gottesdienste erstrecken sich von der Feier des Letzten Abendmahls am Gründonnerstagabend über den Karfreitag, den Todestag; Karsamstag, den Tag der Grabesruhe des Herrn, bis zum Anbruch der neuen Woche am Ostersonntag. Der Ostersonnabend war in der alten Kirche ein zur Vorbereitung auf die Taufe bestimmter Festtag, an dessen Abend sich die Gemeinde zu einem feierlichen, bis zum Ostermorgen dauernden Nachtgottesdienst (Ostervigilie) versammelte.

Datumsbestimmung

Damals fielen diese Heilsereignisse in eine Pessachwoche, somit bestimmte der Termin dieses beweglichen jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum. Als ebenso beweglicher Feiertag fällt es stets auf den Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Nachdem auf dem Ersten Konzil von Nicäa im Jahre 325 eine erste allgemeinverbindliche Datumsregelung beschlossen worden war, kam es durch die Einführung des Gregorianischen Kalenders erneut zu einem unterschiedlichen Osterdatum.

Der Ostersonntag hängt mit diesem weiterhin vom ersten Frühlingsvollmond ab, wobei der frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April festgelegt ist. Die Ostkirchen (mit Ausnahme der Finnisch-Orthodoxen Kirche und der Ostsyrischen Kirche) nahmen den Gregorianischen Kalender nicht an. Deshalb kann der Ostertermin der verschiedenen Christenheiten um bis zu fünf Wochen voneinander abweichen. Die Anhänger der abweichenden Osterfeiern bezeichnet man mit dem Ketzernamen „Quartodezimaner“. Alle übrigen beweglichen christlichen Feiertage werden vom Ostersonntag ausgehend berechnet.

Gesetzliche Feiertage

Ostern ist in der BRD, in der BRÖ und der Schweiz gesetzlich angeordneter Feiertag.

Brauchtum

Auch einige heutige Osterbräuche werden auf germanische und keltische Sonnenkulte zurückgeführt – beispielsweise die Osterfeuer und das Osterrad sowie Osterei und Osterhase, die als Symbole der Ostara gelten.

In der päpstlichen Kapelle in Rom werden das Feuer und die Osterkerze (cereus paschalis) gesegnet. Die Christen empfingen sich morgens mit dem Osterkuß und dem Zuruf: „Er ist auferstanden“, wie es heute noch in der griechischen Kirche üblich ist. Eine mittelalterliche Sitte war auch das „Ostergelächter“.

Nationale und regionale Osterbräuche

Von den heidnischen Gottheiten wurden früher die fruchtspendende Wanin Freyja und der Ase Donar (nordger. Thor) als der Sohn der Erde besonders gefeiert.

  • In katholischen Gemeinden schweigen die Kirchenglocken zwischen Karfreitag bis Ostersonntagmorgen.
  • In den Kirchen werden alle Kerzen gelöscht und erst am Ostersonntag wieder angezündet.
  • Das Kreuz wird zum Zeichen der Trauer mit einem schwarzen Tuch verhängt.
  • In vielen Gegenden ist die Segnung des Ostermals am Gründonnerstag oder am Karsamstag gebräuchlich, wobei traditionelle Osterspeisen (Osterschinken, Würste, Fladen, Eier) gesegnet werden.
  • Es gibt den Brauch, Zweige mit bunt bemalten Ostereiern zu schmücken.
  • Als Ostergebäck gibt es einen ungesalzenen Kuchen in Hasen- oder Lammform.
  • In Deutschland (einschließlich den Niederlanden) suchen die Kinder bunt bemalte, versteckte Eier und Süßigkeiten, die von einem „Osterhasen“ versteckt wurden.
  • Eier werden auch ausgeblasen, bemalt und zum Schmuck von Zimmern verwendet. Diese Eier wurden früher das ganze Jahr über aufbewahrt, auch um das Haus vor Unheil zu schützen. Das Hochwerfen und Auffangen eines rohen Eies, ohne daß es beschädigt wird, bringt dem Volksglauben nach Glück.
  • Große Osterfeuer werden auf Berghügeln entzündet.
  • Sonnenräder (Wagenräder aus Holz), mit Stroh und grünen Zweigen umwickelt, werden gebaut, am Osterfeuer entzündet und brennend von den Hügelkuppen zu Tal gerollt. Sie künden symbolisch den Sieg der Sonne über den Winter an und sollen die Kraft und die Wärme der Sonne auf die Erde bringen.
  • Die Feldweihe wird vielerorts durchgeführt. Dazu werden die Felder vom Bauern abgeschritten und an jeder Ecke des Ackers heilige Kräuter, meist Pfefferminze, Schlüsselblume und Äste des Weidenbaumes, oft zusammen mit einer Kerze in den Boden gesteckt. Während des Rituals bittet man um eine reichhaltige Ernte und um Schutz für die Felder.
  • Zum Osterfest geschöpftem Wasser (Osterwasser) sagt man eine reinigende, heilende und weihende Wirkung nach. In manchen Orten werden Brunnen festlich geschmückt und rituell einer Weihe unterzogen.

Ausländische Bezeichnungen für Ostern

In verschiedenen Sprachen bezeichnen Wörter, die Wortableitungen des aramäischen pas-cha sind, das Osterfest.

Beispiele:

  • dänisch: påske
  • finnisch: pääsiäinen
  • französisch: Pâques
  • griechisch: Πάσχα
  • isländisch: páskar
  • italienisch: Pasqua
  • niederländisch: pasen
  • portugiesisch: Páscoa
  • rumänisch: paşti
  • spanisch: pascua

Englischsprachige Literatur

  • Jonathan Pearce: The Ressurection: A critical Examination of the Easter Story. Onus Books, 2021, ISBN‎ 978-0993510281 [336 S.]

Verweise

Fußnoten