Prittwitz und Gaffron, Bernhard von (1896)

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Bernhard von Prittwitz und Gaffron

Bernhard Oskar Wilhelm von Prittwitz und Gaffron (Lebensrune.png 8. Januar 1896 in Breslau; Todesrune.png gefallen 25. April 1944 an der Ostfront) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst (posthum) und Ritterkreuzträger (posthum) im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Major Wilhelm von Prittwitz und Gaffron mit Sohn Bernhard, links als Junge, rechts als Leutnant.
Oberstleutnant von Prittwitz und Gaffron im April 1944 an der Ostfront
Kriegsgrab

Bernhard von Prittwitz und Gaffron entstammte dem alten und weit verzweigten schlesischen Adelsgeschlecht derer von Prittwitz. Wie sein Vater Wilhelm hatte er die Dresdner Kadettenanstalt besucht und anschließend beim Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 gedient. Im Ersten Weltkrieg wurde er zunächst an der Ostfront eingesetzt, wurde am 19. September 1914 zum Leutnant befördert und war dann 1918 an der Westfront eingesetzt, wo er als 22jähriger Regimentsadjutant in der Endphase des Krieges die ebenso zermürbenden wie letztlich aussichtslosen Grabenkämpfe miterlebt hat. Kurz vor Kriegsende wurde er gemeinsam mit anderen Kameraden aus seiner Einheit verschüttet und konnte erst nach 24 Stunden schwer verwundet und traumatisiert als einziger Überlebender ausgegraben und geborgen werden. Mit dem Charakter als Oberleutnant wurde er schließlich aus dem aktiven Militärdienst entlassen.

Nach herben Verlusten, nämlich des Vaters (1931), des Familienbesitzes, der geliebten Ehefrau mit den drei Söhnen (1932) und der Pachtung Schwundnig (von 1924 bis Anfang 1933 Gutsherr) im niederschlesischen Kreis Oels fand er in Breslau, wo Februar 1933 über 480.000 Arbeitslose gezählt wurden, tatsächlich eine Anstellung: auf Provisionsbasis als Agent bei der Winterthur Versicherung.

1934 wurde er bei der Reichswehr mit dem Rangdienstalter vom 1. September 1934 als Hauptmann (E), ein Dienstgrad der Ergänzungsoffizieren,[1] beim Stab der W.E.I. (Wehr-Ersatz-Inspektion) in Breslau reaktiviert. 1936 war er Adjutant des Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner von Fritsch. Am 12. Oktober 1937 ist er laut Stellenbesetzung wieder im Stab der Wehrersatzinspektion Breslau. Am 1. Oktober 1938 erhielt er ein neues Rangdienstalter (RDA) als Hauptmann (E) vom 1. März 1934. Anfang 1939 ist er nach Jägerndorf im Sudetenland als Kommandeur des Wehrbezirks gekommen, das deutsche Truppen im Oktober 1938 befreit hatten. Ab seiner Versetzung ins Sudetenland hat er sich mit dem festen Gedanken getragen, an der Kriegsfront kämpfen zu wollen. Was auch immer ihn dazu bewogen hat. Überliefert ist diese Aussage von ihm:

„Meine Kameraden sterben an der Front und ich sitze in der warmen Stube in Jägerndorf herum.“

Am 1. Februar 1940 wurde er zum Major (E) befördert. Am 28. Oktober 1941 wurde er mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäfte als Kommandant des Stammlagers III C beauftragt. Dem Gesuch des 46Jährigen wurde schließlich stattgegeben, er wurde dem Stab der 320. Infanterie-Division, der „Herz-Division“, zugeteilt, zuerst als Stabsoffizier für Marschüberwachung. Im Herbst 1942 kam er an die Ostfront. Am 1. Juni 1943 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 15. Februar 1944 wurde er mit der stellvertretenden Führung des Grenadier-Regiments 586 beauftragt. Das Regiment entstand am 15. Oktober 1942 durch die Umbenennung des Infanterie-Regiments 586 und der 320. Infanterie-Division unterstellt. Das Regiment wurde im August 1944 bei der Heeresgruppe Südukraine vernichtet.

Tod

1944 fiel Regimentsführer Oberstleutnant von Prittwitz und Gaffron an der Ostfront je nach Quelle östlich von Kischinau bzw. westlich Speyas in Bessarabien, ca. 25 km nordwestlich Tiraspols bei Grigoropol. Posthum wurde ihm auf Vorschlag von Generalleutnant Postel das Ritterkreuz verliehen und er wurde zum Oberst (mit Wirkung vom 1. April 1944) befördert.

Nach Rückzugsgefechten der Deutschen hatte sich der Krieg im Osten nach Moldawien und Rumänien verlagert. Die 320. Infanterie-Division, bei der mein Großvater Bernhard für das Grenadier-Regiment 586 verantwortlich zeichnete, musste sich aus ihren Stellungen nordwestlich von Kirowograd zurückziehen. Man überquerte den Bug und stieß Ende März 1944 süd-ostwärts von Balta auf übermächtige russische Truppen. Durch hohe Verluste stark geschwächt, versuchten die verbliebenen Männer nun, einen Übergang über den Dnjestr zu finden und russische Truppen, die mit ihren Verbänden ebenfalls diesem Fluss zustrebten, daran zu hindern, Brückenköpfe auf dem Westufer zu gewinnen. Die Kampfhandlungen sind im Einzelnen heute kaum mehr nachvollziehbar. Fest steht, dass die deutschen Truppen immer weiter zurückgedrängt wurden und bei Tiraspol – seit 1990 Hauptstadt der Transnistrischen Moldauischen Republik – zum Stehen gekommen waren. Besonders heftige Kämpfe sind am Ostufer des Dnjestr ausgebrochen. So auch am 25. April 1944 nahe der Stadt Grigoropol in Bessarabien, damals noch dem mit Deutschland verbündeten Rumänien zugehörig, dem heutigen Moldawien. Um 6.00 Uhr morgens haben die Russen eine Offensive gestartet, bei der das Regiment vollständig überrannt wurde, das links neben dem Grenadier-Regiment 586 stand; also der Einheit, die mein Großvater damals befehligte. Er entschloss sich zum Gegenstoß. Trotz anhaltenden Artillerie- und Granatwerferbeschusses sollte es ihm und seinen Männern zunächst gelingen, die Lage am Nordflügel stabil zu halten. Doch der Gegner ließ nicht nach. Gegen 14.00 Uhr traf meinen Großvater auf seinem Regiments-Gefechtsstand ein Granatschuss. Er war auf der Stelle tot. Generalleutnant Georg-Wilhelm Postel hat nicht nur dafür Sorge getragen, dass mein Großvater posthum zum Oberst befördert und mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde. Er ließ meiner Ur-Großmutter Eleonore außerdem ein ungewöhnlich langes und sehr einfühlsames Kondolenzschreiben zukommen, das er drei Tage nach Bernhards Tod an der Front diktiert hatte. Hier Auszüge aus seinem Schreiben mit Datum vom 28. April 1944:
„Ehe ich Ihnen, meine gnädigste Frau, Näheres schreibe, möchte ich Ihnen und den Söhnen unseres Berndels, wie wir ihn immer nannten, zugleich im Namen meiner gesamten Herz-Division das herzlichste Beileid übermitteln. Möge Ihnen, sehr verehrte gnädige Frau, unser Herrgott die Kraft geben, diesen schweren Schicksalsschlag zu tragen. Wir Menschen sind armselige Tröster, besonders wenn wir selbst, wie ich, durch den Tod eines Sohnes am Feind den Ritterschlag dieser großen Zeit erhalten haben. Mich persönlich trifft dieser Verlust umso härter, als ich in ihrem Sohn nicht nur einen vorzüglichen Soldaten besaß, sondern auch einen Menschen von besonderer Tiefe und Ritterlichkeit. Da wir beide aus einem Jahrgang stammten, waren wir uns menschlich so nahe gerückt, dass ich heute sagen möchte, Berndel ist mir zum Freund geworden.
Die Division hat schwere Kämpfe hinter sich. Sie hat sie alle siegreich bestanden, dabei aber diesmal besonders harte Kommandeur-Verluste erlitten. Außer Ihrem Sohn beklage ich den Heldentod des Kommandeurs von Grenadier-Regiment 585, Oberstleutnant Koch, des Kommandeurs des Grenadier-Regiments 587, Oberstleutnant Kynast und des Kommandeurs des Divisions-Füsilier-Bataillons 320, Major Weidemann. Außerdem ist noch eine Reihe prächtiger Bataillons- und Abteilungskommandeure am Feind geblieben. Ich bin dankbar dafür, dass ich all‘ die Kommandeure kurz vor ihrem Opfer sprach. […] So wie ich Berndel kennengelernt habe, gnädige Frau, ist es, glaube ich, nicht in seinem Sinne, wenn wir in Trauer verharren würden. Vielmehr entsprach es seiner ganzen Art, den Blick geradeaus zu richten und nun erst recht voller Zuversicht zu sein. Was mir an ihrem Sohn immer besonders gefallen hat, war seine ritterliche, offiziersmäßige Haltung. Kein Wunder auch bei der großen Tradition seines Geschlechts! Ich bin stolz und dankbar, Bernhard von Prittwitz in meiner Division besessen zu haben. Sein Name wird immer einen besonders guten Klang behalten.“[2]

Familie

Bernhard war der Sohn des Gutsherrn und Majors a. D. Wilhelm Ferdinand Emil von Prittwitz und Gaffron (1864–1931) und dessen am 20. Juni 1891 in Breslau geheiratete Ehefrau Eleonore Marie Wanda, geb. Freiin von Buddenbrock-Hettersdorff (1872–1953). Er hatte zwei ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder: Carl-Wilhelm. Wie in der Familie üblich schlug Vater Wilhelm von Prittwitz und Gaffron zunächst eine militärische Laufbahn ein: Kadettenanstalt in Dresden, danach diente er, wie schon sein Vater Bernhard Ernst Moritz (1828–1897), im Schlesischen Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ Nr. 1. Hier hat er im Rang eines königlich preußischen Majors eine Eskadron angeführt und bei einem Manöver offenbar einen schweren Reitunfall erlitten.

1890 ist mein Ur-Großvater dann sprichwörtlich aus der Reihe getanzt. Er übernahm Funktionen, die in der Familiengeschichte derer von Prittwitz beispiellos sind. 26-jährig zunächst das Amt des Ersten Vortänzers an der Großen Schlesischen Provinzial-Ressource in Breslau, eine anfangs vornehmlich dem Militärstand vorbehaltene, 1800 gegründete Gesellschaft, die dem kulturellen und geselligen Leben der Stadt wichtige Impulse gegeben hat. 1890 stieg er dort wie einst Molière – dieser freilich am Hof des Sonnenkönigs – zum „Vergnügungsdirektor“ auf. Damit oblag ihm die Organisation von Geselligkeiten, Bällen und großen Feierlichkeiten wie etwa das 100-jährige Jubiläum der Schlesischen Provinzial-Ressource mit 800 geladenen Gästen, einem Festakt im Staatstheater und einem feierlichen Diner im Breslauer Zwinger. Von seiner Funktion hätte ich nie erfahren, wären im Nachlass meines 2015 verstorbenen Vaters nicht mehrseitige Schriftstücke aufgetaucht, die mein Ur-Großvater Ende der 1920er Jahre zu einer Zeit verfasst hat, als er infolge der Inflation in großer Sorge um den Familienbesitz Mühnitz gewesen ist und Ablenkung beim Verfassen seiner Erinnerungen an „bessere Zeiten“ gesucht hat. Dazu ein Zitat aus seinen „Erinnerungen an glückliche Jagdtage“: „Blau ringelt sich der Rauch der Zigarre zur Decke, das ist ja so recht die Stunde zum Träumen, zum behaglichen Zurückerinnern an leider verklungene glückliche Tage und liebe Menschen, die nun auch schon zum Teil der grüne Rasen deckt. Leise murmelt man vor sich hin: ‚Es war einmal.‘ Dann aber taucht man die Feder ein und erlebt noch einmal beim Niederschreiben alles, was in jener Zeit das Herz höherschlagen ließ.“ Mein Ur-Großvater war Zigarrenraucher, ein passionierter Jäger und ein begeisterter und herausragender Tänzer, der die seinerzeit gängigen Gesellschaftstänze perfekt beherrscht hat. Ein Mann mit leisem Humor und konservativer Einstellung, dem die neuen Verhältnisse in der Weimarer Republik – wie vielen anderen Adligen, die der Kaiserzeit nachtrauerten – zu schaffen gemacht haben. In seiner Ära als Vergnügungsdirektor der Schlesischen Provinzial-Ressource ist ihm etwa bitter aufgestoßen, dass sich die Ball-Etikette im Verlauf der 1920er Jahre gelockert hatte: „Der militärische Charakter nahm nach und nach sein Ende. Die begeisterten Galopp-Walzer hörten auf. – Wie viele Meilen mag ich diesen Walzer getanzt haben? – Die Schiebetänze setzten ein. Schön und packend für Tingel-Tangel, als Gesellschaftstänze nur möglich, wenn sie wirklich vornehm getanzt werden. Temperament und Eigenart kommen so bei Tänzern, noch mehr bei den Tänzerinnen, zur Geltung. Tanzkarten gibt es nicht mehr. Nur die von den Herren gekannten Damen, einige schöne und besonders elegante oder kokette, tanzen. Ein Drittel schimmelt oder sitzt einzeln mit ihren Herren in den Nischen herum. Kein Mensch kümmert sich darum, ob die Damen tanzen oder nicht. So kann es passieren, dass Familien weither nach Breslau kamen, und das Töchterchen hatte keinen Tanz getanzt. So etwas darf nicht vorkommen! Der Arrangeur hat mit größter Energie dafür zu sorgen, dass genügend Herren auf den Bällen sind, und dass diese auch tanzen.“ Nachdem mein Ur-Großvater ein Einsehen hatte, dass „seine Erziehung mit der Nachkriegszeit nicht in Einklang zu bringen war“, legte er sein Amt 1926 nieder. – Seine letzten fünf Lebensjahre hat er in schlechter gesundheitlicher Verfassung verbracht. – Schwer vorstellbar, dass der tanzfreudige Herr zuletzt auf einen Rollstuhl und die unermüdliche Pflege meiner Ur-Großmutter Eleonore angewiesen war.[3]

Carl-Wilhelm (Bruder)

Carl-Wilhelm von Prittwitz und Gaffron (zuweilen auch Karl Wilhelm; Lebensrune.png 6. Mai 1899 in Breslau; Todesrune.png 4. November 1972) war Kadettenschüler, diente im letzten Kriegsjahr als Leutnant (mit Patent vom 28. August 1916) des Leib-Kürassier-Regiments „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 an der Kriegsfront. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er widerwillig auf das väterliche Gut in Mühnitz zurück, hatte er doch, anders als sein Bruder Bernhard, eine Karriere als Berufssoldat bevorzugt. Er heiratete Barbara Wanda Hedwig Cosima Elisabeth Gräfin von Haslingen gen. von Schickfus (Lebensrune.png 7. Oktober 1899 in Jerschendorf) und gründete eine Familie. Nach dem Tode des Vaters am 14. Januar 1931 wurde er, statt dem älteren Bruder, neuer Herr auf Mühnitz (Schlesien). Carl-Wilhelm wurde Reserveoffizier der Wehrmacht und nahm als solcher am Zweiten Weltkrieg teil. Er wurde Ritter des Eisernen Kreuzes beider Klassen, trug das Infanterie-Sturmabzeichen in Silber, erhielt am 11. März 1943 als Major der Reserve und Kommandeur des III. Bataillons/Grenadier-Regiment 375 das Deutsche Kreuz in Gold. 1944 wurde er als Oberstleutnant Kommandeur des Sicherungs-Regiments 375 bei der 454. Sicherungs-Division unter Generalleutnant Hellmuth Koch bzw. ab dem 1. Mai 1944 unter Generalmajor Johannes Nedtwig. Von Januar bis Juni 1944 war die Division zu Sicherungseinsätzen in Galizien eingesetzt. Nach dem Beginn der russischen Offensive gegen die Heeresgruppe Nordukraine Mitte Juli 1944 zog sich die Division über Dobno in den Raum Brod zurück. Hier wurde die Division sowie das Regiment im Kessel von Brody weitgehend zerschlagen und viele Divisionsangehörige einschließlich des verwundeten Kommandeurs Nedtwig gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Am 5. August 1944 wurde die Division aufgelöst.

Carl-Wilhelm von Prittwitz und Gaffron galt zuerst als vermißt, zuweilen galt er als gefallen. Aber ihm gelang es, trotz seiner Verwundung, im Juli 1944 mit dem Rest seiner Männer aus dem Kessel auszubrechen. Er vereinigte sich mit dem Rest der Korps-Abteilung C unter Generalleutnant Wolfgang Lange. Er erhielt das Verwundetenabzeichen, aber vor allem für dieses Husarenstück am 7. Dezember 1944 die Ehrenblattspange des Heeres. Ein weiterer Fronteinsatz ist unbekannt. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft hatte auch er alles verloren. Das Gut geraubt, die Ehefrau tot. Später heiratete er Dorothea von Loesch, geb. Strache (1912–1969), die Witwe von Egbert Georg Christian von Loesch (Lebensrune.png 5. Oktober 1912 in Lorzendorf), der als Hauptmann am 16. Mai 1940 im Kampf um Brüssel beim Westfeldzug gefallen war. Von Prittwitz und Gaffron leitete größere Beiträge zu Langes Buch „Korpsabteilung C“ (Kurt Vowinckel Verlag, Neckargemünd 1961), wofür ihm auf Seite 9 gebührend gedankt wurde.

Das Gutshaus in Schwundnig

Ehe

Bernhard von Prittwitz und Gaffron mit seinen drei Söhnen

Am 1. November 1921 heiratete Oberleutnant a. D. Bernhard von Prittwitz und Gaffron in Rostock seine Verlobte Helene Emma Bernhardine von Jagow (Lebensrune.png 19. Juni 1902 in Marienwerder; Todesrune.png 3. Januar 1969 in Vastorf), Tochter von Ernst Ludwig von Jagow. Aus der am 24. Juni 1932 geschiedenen Ehe sind drei Kinder entsprossen:

  • Wilhelm Paul Wolf-Sixt (Lebensrune.png November 1922; Todesrune.png 12. August 1943)
    • Wilhelm, der wie sein Vater „Dicki“ genannt wurde, trat der Kriegsmarine bei und wurde schließlich Leutnant zur See. Als Wachoffizier der U-Boot-Waffe fuhr er auf U 639 unter Oberleutnant zur See Walter Wichmann (Lebensrune.png 28. August 1943 in Succase, Kreis Elbing). U 639 lief am 11. August 1943 von Narvik zur vierten Feindfahrt aus. Nach der Übernahme von Minen in Tromsö, operierte das Boot im Nordmeer, der Kara See und legte 24 Minen vor der Ob-Mündung. Nach 17 Tagen wurde U 639 in der Kara See nordöstlich von Mys Zelanija, durch drei Torpedos des sowjetischen Unterseebootes S 101, versenkt. Nachdem das sowjetische U-Boot, Kapitänleutnant Trofimow, U 639 im Horchgerät angepeilt hatte, sichtete S 101 das über Wasser laufende U-Boot und griff es mit drei Torpedos an. U 639 sank innerhalb weniger Sekunden. Alle 47 Mann sind auf See geblieben.
  • Hans-Hoyer Ernst Bernhard (Lebensrune.png 15. Mai 1927; Todesrune.png 1. Oktober 2019)
    • Hans-Hoyer von Prittwitz und Gaffron trat 1962 als Pädagogischer Assistent in den Dienst der Pädagogischen Hochschule Lüneburg ein. Drei Jahrzehnte hat er an der Hochschule und später der Universität gewirkt, unter anderem auch als Praktikums- und Studienleiter. Als Akademischer Oberrat am Fachbereich Erziehungswissenschaft war er auf den Gebieten Schulpädagogik und Mediendidaktik tätig, bevor er 1992 in den Ruhestand eintrat.[4]
  • Krafft-Erdmann Matthias (Lebensrune.png 7. Juli 1928)[5]
    • „Bü“ (Brüderchen), wie er genannt wurde, wurde mit 17 Jahren eingezogen, sollte gemeinsam in den letzten Tagen des Krieges den Rügendamm sprengen, kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft und schlug sich nach seiner Entlassung zu Fuß nach Melkof durch, wo er schuftete, um zu überleben.

Skandal und Scheidung

Der erstgeborene Sohn, den alle nur liebevoll „Dicki“ nannten, war keine zwei Jahre alt, da schuf Helene von Jagow 1924 vollendete Tatsachen und stieß damit alle vor den Kopf. Heimlich ließ sie sich mitsamt Kleinkind vom Kutscher zum Bahnhof in Peterwitz bringen. Dort bestieg sie einen Zug, der sie nach Brandenburg an der Havel brachte, wo ihre Eltern inzwischen lebten. 1922 hatte Reichpräsident Paul von Hindenburg Ernst Ludwig von Jagow an das dortige Domkapitel berufen. Groß war das Entsetzen, als man ihre Flucht bemerkte. Ein Skandal unvorstellbaren Ausmaßes in der damaligen Zeit. Eine Ehrverletzung sowohl für die von Jagows als auch für die Familie von Prittwitz. Das Sakrament der Ehe war dem alten von Jagow, Oberpräsident a. D. und von Hindenburg bestallter Domherr, heilig. Er kannte kein Pardon und beförderte seine Tochter mitsamt Dicki stante pede und somit auf der Stelle auf das Gut Mühnitz zurück. Man sah sich zur Schadensbegrenzung gezwungen. Mit harten Konsequenzen für Sohn und Ehemann Bernhard, dem erstgeborenen Sohn und mutmaßlichen Erben von Mühnitz. Entschieden wurde, daß das Paar das Gut verlassen und eine kleine Pachtung übernehmen solle, die 130 Kilometer entfernt lag.[6] Der letzte deutsche Kronprinz Wilhelm von Preußen besaß im dreißig Kilometer entfernt gelegenen Oels einen Landsitz, den er nach seiner Rückkehr aus dem holländischen Exil im Jahr 1923 gerne mit seiner Frau Cecilie und den gemeinsamen sechs Kindern besuchte.[7]

Am 19. April 1930 war Ernst Ludwig von Jagow verstorben (Angeführt hat den Trauerzug Reichskanzler Paul von Hindenburg). Neun Monate später schloß Wilhelm von Prittwitz und Gaffron im Alter von 67 Jahren seine Augen für immer. Für seinen Sohn Bernhard kam es nach dem Tod der beiden alten Herren knüppeldick. Noch kurz vor seinem Ableben hatte Vater Wilhelm entschieden, Mühnitz nicht ihm, dem Erstgeborenen (sein Herz hing an dem Land, das man 1785 von Johanna Helene von Tschammer, einer geborenen von Prittwitz, geerbt hatte), wie es Tradition gewesen ist, sondern, wegen des Skandals um die Ehefrau Helene, seinem jüngeren Bruder Carl-Wilhelm zu vermachen.

„Viel ist über die Beweggründe meines Ur-Großvaters spekuliert worden. Zumal allen bekannt gewesen ist, dass Bernhard ein leidenschaftlicher Landwirt war, dessen Herz am Gutsbesitz hing, und Carl-Wilhelm sich eher zum Militär hingezogen fühlte. Vermutlich wollte sich mein Ur-Großvater mit der geänderten Erbfolge bei Bolko Graf von Haslingen-Schickfus erkenntlich zeigen, dessen Tochter Barbara mit Carl-Wilhelm verheiratet war. Ohne dessen finanzielle Zuwendungen wäre Mühnitz, der Familiensitz der Prittwitze in Niederschlesien, während der Inflation nicht zu halten gewesen. Jedenfalls soll Bernhard zeitlebens unter der Entscheidung gelitten haben, dass nicht er, sondern sein jüngerer Bruder Mühnitz geerbt hat. Tiefen Schmerz hat ihm zudem seine Frau Helene bereitet, die nach dem Tod der beiden alten Herren ihre Chance gekommen sah, die Ehe endlich zu beenden. Sie verließ Schwundnig, wo das Paar mit Kindern seit ihrer Verbannung gelebt haben, und kam mit den Söhnen Dicki, Bü und Hoyer bei ihrer Mutter in Brandenburg an der Havel unter. Geschieden wurde die Ehe meiner Großeltern am 6. Juli 1932 vor dem Landgericht in Oels.“[8]

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. In das E-Offizierkorps konnten Jahrgänge ab 1882 aufgenommen werden, und es wurden somit auch ehemalige Offiziere eingestellt, die die für den Dienst in der aktiven Truppe geforderten körperlichen oder sonstigen Eignungen nicht mehr erbringen konnten. E-Offiziersanwärter erhielten bei ihrer Übernahme in das E-Offizierkorps, in der Regel nach einer Probezeit von sechs Monaten, oft einen höheren als ihren letzten aktiven Dienstgrad, wenn die Berechnung des Rangdienstalters dies zuließ. E-Offiziere waren Soldaten im Sinne des Wehrgesetzes. Sie führten hinter ihrem Dienstgrad den Zusatz (E). Dieser Zusatz fiel mit Erlaß vom 15. Dezember 1938 fort; der Begriff E-Offizier blieb jedoch bestehen. Zwar unterlag ihre Eigenschaft als Vorgesetzte keinen Einschränkungen, aber es wurde weitestmöglich vermieden, aktive Offiziere E-Offizieren zu unterstellen. Da der Bedarf an E-Offizieren mit der schnellen Aufrüstung stark anstieg – ihre Zahl stieg von 3.073 im Jahre 1935 auf 4.592 im Herbst 1937 und auf 6.009 im Jahre 1939 – befahl der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner von Fritsch, die schnelle Eingliederung der E-Offiziere in das aktive Offizierskorps, und ab 10. Dezember 1937 gehörten die im dauernden aktiven Wehrdienst stehenden E-Offiziere zum aktiven Offizierkorps des Heeres. Sie dienten vorwiegend bei Ergänzungseinheiten (E-Einheiten erfaßten Personen ohne vorherige militärische Ausbildung. Von diesen wurde ein Teil zu Lehrgängen von zwei bis drei Monaten einberufen und dann in E-Einheiten zusammengefaßt), Stäben und in der Verwaltung und ersetzten aktive Offiziere in der Mehrzahl aller Stellen außerhalb des eigentlichen Truppendienstes. 1939 dienten im Oberkommando der Wehrmacht 37 Truppen- und 107 E-Offiziere. Ähnliche Relationen bestanden in den meisten höheren Stäben bis hinab zu den Divisionen; erst in den Regimentsstäben dominierten Truppenoffiziere.
  2. Gesine von Prittwitz: Achte Etappe: Am Ostufer des Dnjestr, 16. Dezember 2019
  3. Gesine von Prittwitz: Vierte Etappe: Abschied von den alten Herren und Verblüffendes über meinen Ur-Großvater Wilhelm, 4. Dezember 2019
  4. Hans-Hoyer von Prittwitz und Gaffron, Traueranzeige I; Traueranzeige II
  5. Gesine von Prittwitz: Wie kam meine Familie nach Melkof? Dritte Etappe: Verbannung nach Schwundnig, 2. Dezember 2019
  6. Gesine von Prittwitz: Wie kam meine Familie nach Melkof? Zweite Etappe: Mühnitz und ein handfester Skandal, 29. November 2019
  7. Enge Beziehungen zur kaiserlichen Familie bestanden durch Bernhards ältere Schwester Anna Elisabeth Erdmann von Prittwitz und Gaffron (1892–1963), „Anneli“ in der Familie genannt. Sie hatte 1915 in die Familie von Cramon eingeheiratet, die wiederum enge Beziehungen zum Hof von Kaiser Wilhelm II. pflegte.
  8. Gesine von Prittwitz: Wie kam meine Familie nach Melkof? Fünfte Etappe: Ein Unglück kommt selten allein, 10. Dezember 2019