Gefallene
Gefallene sind Soldaten, die im Krieg, vornehmlich im Kampf, ihr Leben verloren haben. Soldaten, insbesondere der Infanterie, „fallen vor dem Feind“ und gelten somit als „vor dem Feind geblieben“ bzw. „auf dem Ehrenfelde ...“ oder „auf der Wahlstatt geblieben“. Angehörige der Marine sind während einer Feindfahrt „auf See geblieben“.
Noch Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Kriegskunst Ritterlichkeit forderte, sprach man von einem toten Soldaten, vorwiegend einem jungen Offizier, er sei „im Treffen geblieben“. Gefallene oder verstorbene Soldaten, vornehmlich hohe Offiziere, werden poetisch „zur großen Armee abberufen“, während Staatsoberhäupter „zum himmlischen Wachregiment versammelt“ werden.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Bei besonderen Schlachten und Kriegen erhielten die deutschen Gefallenen einen Zusatz, z. B. für die Befreiungskriege „Gefallene der Deutschen Erhebung“ oder für den Ersten Weltkrieg „Gefallene des Großen Krieges“. Unzählige Millionen sind seit der Hermannschlacht gefallen
- für die Freiheit,
- mit Gott für König und Vaterland,
- für Volk und Vaterland,
- für Kaiser, Volk und Vaterland,
- für Führer, Volk und Vaterland und inzwischen auch
- als Angehöriger der Bundeswehr für das BRD-Besatzungskonstrukt im Dienste USraels.
Ehrenbezeichnung
Die Ehrenbezeichnung Gefallene ist grundsätzlich von dem allgemeinen Begriff „Kriegstoten“ zu unterschieden, die z. B. als Nichtkombattanten oder Zivilisten auch Opfer von Bombenterror, Vertreibung, Folter oder Kriegsgefangenschaft geworden sind.
Kriegsgefangene, die noch während eines Krieges aus der Gefangenschaft fliehen und dabei vom Feind z. B. erschossen werden, gelten kriegsrechtlich als gefallen.
An Kriegsverwundungen Verstorbene
Verstorbene Soldaten sind auch dann Gefallene, wenn sie mittelbar an ihren schweren Verwundungen sterben, z. B. in einem Lazarett, genealogisch mit – †⚔ bzw. ᛣ⚔ – gekennzeichnet. Dies ist jedoch militärhistorisch Gegenstand von Debatten, da manche den Begriff gefallen ausschließlich im engeren Sinne „im Kampf“ auslegen wollen. Die Nato weicht seit Ende des 20. Jahrhunderts von dieser Tradition ab, bei ihr gelten nur dann an Verwundungen Verstorbene als Gefallene, wenn sie vor dem Tode nicht in ein Feldlazarett oder ähnliches eingeliefert wurden.
Symbolik
Gefallene werden in Genealogien und Lexika (z. B. nach Siglenverzeichnis der brandenburgisch-preußischen Armee) vor dem Todesdatum durch zwei diagonal gekreuzte Schwerter – ⚔ – symbolisiert, an Verwundung Gestorbene ebenfalls vor dem Todesdatum durch zwei diagonal gekreuzte Schwerter, allerdings zusätzlich mit einem kleinen Kreuz zwischen den Griffen. Auf Landkarten werden Schlachten resp. Schlachtfelder ebenso vorwiegend mit ⚔ markiert. Vermißte werden mit (⚔) gekennzeichnet.
Vermißte
In den Verlustzahlen von Schlachten und Kriegen werden stets Gefallene, Vermißte, Verwundete und ggf. Gefangene aufgeführt. Vermißte gehören zumeist zu den Gefallenen, die jedoch nicht aufgefunden oder geborgen werden können, da der Leichnam sich z. B. hinter den feindlichen Linien befindet oder ohne Markierung verscharrt wurde. Allerdings gibt es nicht selten Fälle, insbesondere im Zweiten Weltkrieg, wo totgeglaubte Vermißte vom Feind aufgelesen und in ein Kriegsgefangenenlager gesteckt wurden. Allerdings war dies kein Garant für Sicherheit und Überleben, da die Vermißten dann oft in Gefangenschaft (durch Krankheit, Hunger, Folter oder Mord) starben.
Geschichte
Germanentum
In der Germanischen Mythologie bergen die Walküren die Gefallenen vom Schlachtfeld und bringen sie nach Walhall.
Befreiungskriege
- „Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen,
- Wachse empor über unseren Leichen,
- Vaterland, höre den heiligen Eid!
- Vergeßt der treuen Todten nicht und schmücket
- Auch ihre Urne mit dem Eichenkranz!“ — Theodor Körner während der Deutschen Erhebung
Märzgefallene
Märzgefallene nennt man die 187 während der deutschen Revolution von 1848/1849 beim Barrikadenkampf am 18. März 1848 in den Straßen Berlins Gefallenen, die am 22. März auf einem besonderen Friedhof („Friedhof der Märzgefallenen“) im Friedrichshain bestattet wurden. Die öffentliche Trauerfeier für 183 Revolutionäre fand am 22. März auf dem Gendarmenmarkt statt.
Aufbahrung der Märzgefallenen
Adolph Menzel hat sie in seinem Gemälde „Aufbahrung der Märzgefallenen“ festgehalten. Der Trauerzug pausierte danach auf dem Schloßplatz, wo das Königspaar den Toten die letzte Ehre erwies. Weitere Opfer, die später ihren Verletzungen erlagen, wurden in den nächsten Wochen beigesetzt, insgesamt liegen 254 Märzgefallene auf dem Friedhof.
Gedichte (Auswahl)
Freund
Der junge Dichter Christian Gotthold Spindler schrieb in „Unschuldige Jugend-Früchte“ (Leipzig, 1745) über einen Hauptmann, der 1743 im Österreichischen Erbfolgekrieg auf dem Feld der Tapferkeit gefallen ist:
- Freund!
- Falsches Bley, verhaßter Schuß!
- Der empfindlich treffen muß.
- So gehts im Soldaten-Stande,
- Wenn man seinem Vaterlande,
- Aus besondrer Redligkeit,
- Leben, Muth und Blut geweyht.
- Wenn so Bomb als Mörser knallen,
- Wenn gehäuffte Feuer-Ballen
- In erthönten Lüfften glühn,
- Steigen, rauchen, blitzen, sprühn.
- Wenn das widrige Geschicke,
- Wenn die offt geladnen Stücke
- Feuer, Dampff und Hagel speyn,
- Und der Weg zur Baare seyn.
- Also können auch die Waffen
- Uns ein Bett der Ehren schaffen;
- Ist die Brust mit Blut benetzt,
- Hat sie gleich ein Bley verletzt,
- So muß dieses Beyspiel lehren,
- Dieses heißt ein Bett der Ehren.
- Dieses hast du nun erlangt,
- Da dein siegend Herze prangt
- Vor dem Thron der Cherubinen,
- Die dem Sieges-Fürsten dienen.
- So erlangst du durch den Krieg,
- Freund! den ewig frohen Sieg,
- Ja das längst erwünschte Gosen,
- Lorber, Palm und Sieges-Rosen,
- In der höchsterwünschten Ruh,
- O du Wohlgestorbner du!
- Bist du vor dem Feind geblieben,
- Wird dir auf den Sarg geschrieben:
- Unser Freund starb in dem Feld,
- Als ein tapffrer Herr und Held.
Uns aber ruft der Krieg!
- Nicht der Klage zuviel!
- Groß war der Gefallene.
- Seiner würdig sein Tod,
- Wird ihm der Hügel geschichtet.
Weitere Lieder und Gedichte
- Abschied vom Leben
- Altdeutsches Grablied
- Der Kamerad
- Gruß an die toten Kameraden
- Sie liegen in aller Welt (Gedicht)
- Gefallener Soldat
- Ihr toten deutschen Soldaten
- Klage um drei junge Helden
- Langemarck-Rede
- Schmach und Betrug
- Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen
Die Generäle des Zweiten Weltkrieges
In keiner kriegerischen Auseinandersetzung der letzten hundert Jahre hatte die deutsche Generalität einen so hohen Blutzoll zu leisten wie im Zweiten Weltkrieg. Während in den Jahren 1914 bis 1918 63 deutsche Generäle den Tod auf dem Schlachtfeld fanden oder an einer dort erlittenen tödlichen Kriegsverwundung starben, belief sich die entsprechende Zahl, wie die 1953 in 3. Auflage erschienene Dokumentation „Opfergang der Generale“ von Josef Folttmann und Hanns Möller-Witten detailliert namentlich ausweist, für den Zweiten Weltkrieg auf nicht weniger als 289 gefallene oder an Verwundung gestorbene Generäle bzw. Admiräle aller Wehrmachtsteile (einschließlich Waffen-SS und Polizei). Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch fiel 1939 im Polenfeldzug, Generalleutnant Hermann Ritter von Speck im Westfeldzug 1940.[3]
Herausragende Ordensträger
Unter diesen Toten befanden sich u. a. Offiziere, die während des Ersten Weltkrieges mit dem damals höchsten preußischen Kriegsorden für Offiziere, dem Pour le Mérite, ausgezeichnet worden waren, so zum Beispiel Generalleutnant Otto Gabcke und Generalmajor z. V. Kurt Kühme, aber auch sechs gefallene Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes:
- Generalfeldmarschall Fedor von Bock (1880–1945),
- Generalleutnant Otto Lancelle (1885–1941),
- Generalmajor Karl Rothenburg (1894–1941)
- Generalmajor Siegfried Runge (1884–1945),
- Generalmajor Wolff von Stutterheim (1893–1940) und
- Generalmajor Horst von Wolff (1886–1941).
Gefallenenbeisetzung auf der Kriegsgräberstätte Halbe (2017)
Am 10. Oktober 2017 wurden auf würdige Weise 90 deutsche Gefallene der Kesselschlacht von Halbe vom April 1945 auf der Kriegsgräberstätte Halbe beigesetzt. Drei Bundeswehr-Ehrenabordnungen von jeweils zwei Dutzend Soldaten brachten die Särge ihrer gefallenen Landsleute zu einem Leutnant und einem Oberleutnant, die sie ehrenvoll in den märkischen Sand betteten. Der Militärattaché des Bundesheeres der Republik Österreich legte einen der 22 Kränze nieder, und Oberst Detleffsen (Kommandeur der Havelland-Kaserne in Potsdam-Eiche) hielt andächtige Worte. Zum Schluß erfolgte mit musikalischer Begleitung das Absingen des Gefallenenliedes „Der gute Kamerad“.
Etwa 200 Trauergäste, darunter viele Reservisten, der Amtschef der Wehrmachtauskunftstelle (Deutsche Dienststelle) und die aktive Präsidentin des Landtages Brandenburg und ihr Vorgänger sowie zahlreiche Bürgermeister und Landräte geleiteten die Gefallenen mit zur letzten Ruhe. Die CDU-Landtagsfraktion und eine FDP-Kreistagsfraktion legten als einzige Parteien Kränze nieder. Das einzige Gesteck von Überlebenden der Kämpfe bei Halbe wurde von Veteranen der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ niedergelegt. Vaterlandstreue und Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Königs Wusterhausen versahen jeden Sarg mit Blumen.
Zitate
- „Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie. Eines weiß ich, das ewig lebt: Der Toten Taten und Erfolge!“ — Edda
- „Der dem Tod ins Angesicht schauen kann, der Soldat allein ist der freie Mann.“ — Friedrich Schiller, Wallensteins Lager: Reiterlied (1797)
- „So ist alle Tapferkeit auf den Tod bezogen, alle Tapferkeit steht im Angesichte des Todes. Tapferkeit ist im Grund die Bereitschaft zu sterben, genauer gesagt, die Bereitschaft zu fallen, das heißt: im Kampfe zu sterben. Jede Verwundung des natürlichen Seins ist auf den Tod hin. So nährt sich aus der Todesbereitschaft wie aus seiner tiefsten Wurzel jedes tapfere Tun, mag es, von außen gesehen noch so weit entfernt scheinen selbst von jeglichem Gedanken an den Tod. Eine ‚Tapferkeit‘, die nicht hinabreicht bis in die Tiefe der Bereitschaft, zu fallen, ist in der Wurzel verdorben und ohne Wirklichkeitsmacht. Bereitschaft erweist sich im Einsatz, und die Tapferkeit vollendet sich im Blutzeugnis.“ — Josef Pieper[4]
Gefallene Gebrüder (Auswahl)
Siehe auch
- Heldengedenken
- Heldengedenktag bzw. Volkstrauertag
- Heldenhain
- Kriegsgräberstätte
- Kriegsversehrte
- Deutsche Kriegshelden
- Kriegerdenkmal
- Siegesdenkmal
- Gefallen für Deutschland
Literatur
- Philipp Witkop (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten (1918)
Verweise
- Gräbersuche im Weltnetz des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge
- Netzprojekt: Verlustlisten Deutscher (1702–1945)
- Netzprojekt: Gefallenendenkmäler
Fußnoten
Besonders lesenswerte Artikel sind außergewöhnlich gelungen und umfassend. Verbesserungen und Erweiterungen sind dennoch gern gesehen. Umfangreichere strukturelle und inhaltliche Änderungen sollten zuvor diskutiert werden. |