Reiterstandbild auf dem Heumarkt

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Reiterstandbild auf dem Kölner Heumarkt, seit 2009 vollständig restauriert

Das Reiterstandbild auf dem Heumarkt ist ein Denkmal für Friedrich Wilhelm III. auf dem Heumarkt in Köln, das am Sonntag dem 29. September 1878 durch Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, seit 1861 König von Preußen und ab 1871 in Personalunion erster Deutscher Kaiser) höchstpersönlich enthüllt wurde. Das Friedrich-Wilhelm-Denkmal für den König von Preußen war das eines „dankbaren Rheinlandes“ für die Befreiung vom Joch der Franzosenzeit während der Befreiungskriege und dem Sommerfeldzug von 1815. Die sechzehn Bronzefiguren und die vier aus mehreren Bestandteilen bestehenden Bildtafeln innerhalb der Sockelzone des Reiterstandbildes Friedrich Wilhelms III. künden von den Reformen und Errungenschaften während der Regentschaft des preußischen Königs.

Geschichte

Der Oberbürgermeister Joseph Hermann Stupp regte schon 1855 die Errichtung eines monumentalen Nationaldenkmales an, welches 1865 zum 50. Jahrestag der Befreiung des Rheinlandes und die Zuordnung zu Preußen nach der Deutschen Erhebung und dem Wiener Kongreß (seit 1822 als preußische „Rheinprovinz“) enthüllt werden sollte. Nach einer langen Diskussion über die Entwürfe mit den Künstlern und dem Hof von Wilhelm I. erfolgte aber erst 1864 die Vergabe des Auftrages an Gustav Hermann Blaeser (1813–1874) und Hermann Schievelbein (1817–1867), die beide jedoch die Fertigstellung nicht mehr erleben sollten. Alexander Calandrelli und Rudolf Schweinitz vollendeten schließlich die Arbeiten.

Quelle
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Die Entscheidung, das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. durch Sockelfiguren und Reliefplatten zu ergänzen, fiel bereits in der Planungsphase des Denkmals. Sicherlich kann das 1851 auf der Berliner Prachtstraße Unter den Linden aufgestellte Reiterstandbild Friedrichs II., speziell in Bezug auf die Sockelgestaltung als Impulsgeber für das Kölner Denkmal angesehen werden. Nachdem die Bildhauer Gustav Blaeser und Hermann Schievelbein am 23. Mai 1864 den Auftrag zur Gestaltung des Denkmals am Heumarkt erhalten haben, wurde festgelegt, dass Blaeser das bronzene Reiterstandbild - Schievelbein den Denkmalsockel gestalten sollten. Das Bildprogramm des Sockels zielte darauf ab, diejenigen namhaften Personen zu ehren, die sich in den Augen der Kölner Denkmalkommission um das Land besonders verdient gemacht hatten. Da jedoch Schievelbein bereits 1867 starb und die Kommission mit seinen Entwürfen nicht einverstanden war, wurde Blaeser auch mit der Gestaltung des Sockels beauftragt. Er zog die Bildhauer Alexander Tondeur, Alexander Calandrelli, Ludwig Drake und Karl Schuler zur Unterstützung für dieses Projekt hinzu. Da jedoch auch Blaeser am 20. April 1874 verstarb, vollendeten Alexander Calandrelli und Rudolf Schweinitz die Arbeiten an der Sockelzone.

Die Sockelfiguren hatten im Gegensatz zum Reiterstandbild den Zweiten Weltkrieg mit nur geringen Blessuren überstanden. Als heute noch sichtbare Kriegsschäden können die Delle im Kopf des Grafen von Bülow sowie diverse Löcher in den Sockelfiguren, die vermutlich auf Granatsplitter zurückgehen, genannt werden (vergleiche die Abbildungen in der Mediengalerie). Aufgrund der Materialengpässe der Nachkriegszeit geriet das beschädigte Denkmal zunehmend ins Visier von Metalldieben, so dass Teile der Sockelfiguren wie auch ganze Reliefplatten abmontiert und eingeschmolzen wurden. 1950 wurden der Heumarkt und die damit einhergehende Straßenerweiterung neugestaltet. Dies hatte zur Folge, dass der Denkmalsockel abgetragen und die noch erhalten gebliebenen Fragmente in Depots eingelagert wurden. Eine Rekonstruktion des Denkmals wurde wegen Finanzierungslücken immer wieder verschoben, sodass auch eine Darstellung verschiedener Sockelfiguren im Rahmen neu konstruierter Einzeldenkmäler zur Sprache kam. Am 26. November 1959 wurden verschiedene Figuren in eigene Personendenkmäler überführt und an verschiedenen Plätzen in Köln aufgestellt.

Erst nach dem Beschluss der Stadt Köln vom 21. August 1984, wurde ein neuer Betonsockel gegossen auf dem die originalen Sockelfiguren wieder vereint und in ihrer ursprünglichen Aufstellung positioniert wurden. 1992/93 ließ die Stadt auch die fehlenden Reliefplatten durch den Bildhauer Raimund Kittl rekonstruieren und ergänzen.

Die Sockelfiguren

Das durch Bombenterror zerstörte Reiterstandbild; Bei dem vielleicht schwersten Luftangriff auf Köln in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1943 („Peter-und-Paul-Angriff“) durch 608 Bomber der Royal Air Force stürzte die Druckwelle einer Luftmine Ross und Reiter von ihrem Denkmalsockel. Über 5.000 Kölner fielen den Terrorfliegern zum Opfer, überall Tote, überall verbrannte Leichen von Frauen und Kindern, notdürftig mit Dachpappe zugedeckt. Man konnte die Füße sehen, die grünlich von Phosphor schimmerten, 230.000 wurden obdachlos. Teile der Reliefs und Figuren wurden gestohlen oder in Altmaterialsammlungen und städtischen Depots eingelagert. Der Denkmalsockel wurde im Zuge der Umgestaltung des Heumarkts für den Straßenverkehr 1950 abgetragen. Die erhaltenen Sockelfiguren wurden in den Jahren 1974-1978 auf passende Orte im Kölner Stadtgebiet verteilt. So fanden z. B. die beiden Humboldt-Figuren eine längere Bleibe auf dem Schulhof des Kölner Humboldt-Gymnasiums am Kartäuserwall.

Der Sockel unterhalb der Reiterstatue König Friedrich Wilhelms III. fungiert als Bühne für die sechzehn ganzfigurig und überlebensgroß dargestellten Statuen berühmter Persönlichkeiten aus Militär, Staatswesen und Wissenschaft. Unterhalb dieser Personendenkmäler befinden sich vier bronzene Reliefplatten, in denen Szenen aus den Befreiungskriegen ebenso dargestellt wurden, wie aus dem unter der Regentschaft Friedrich Wilhelms III. blühenden kulturellen und wirtschaftlich-industriellen Leben. Bei den Sockelfiguren handelt es sich um folgende historische Personen (beginnend an der Frontfigur unter dem König, gegen den Uhrzeigersinn):

Das Reiterstandbild mit Sockelfiguren und Reliefplatten
  • Karl August Fürst von Hardenberg (1750-1822), preußischer Außenminister von 1804-1806 und Staatskanzler von 1810-1822. Er förderte die Gewerbefreiheit, die Bauernbefreiung und engagierte sich für die Juden.
  • Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (1759-1830), preußischer Generalfeldmarschall, schloss in der Konvention von Tauroggen am 30.12.1806 ohne das Wissen seines Königs mit Russland einen Vertrag zur Neutralisierung der mit Frankreich verbündeten preußischen Truppen.
  • Heinrich Theodor von Schön (1773-1856), preußischer Staatsmann und Mitarbeiter des Freiherren vom und zum Stein, arbeitete mit diesem an der Abschaffung der Erbuntertänigkeit der Bauern.
  • Ludwig Friedrich Victor Hans Graf von Bülow (1774-1825), preußisch-westfälischer Staatsmann, legte mit seiner Steuerreform den Grundstein für den Deutschen Zollverein, engagierte sich jedoch gegen die Abschaffung der Erbuntertänigkeit und befürwortete das Feudalwesen.
  • Marcus Carsten Nicolaus von Niebuhr (1817-1860) preußischer Kabinettsrat und Mitglied des Staatsrates. Fiel jedoch bei Friedrich Wilhelm IV. in Ungnade, als wichtige ihm anvertraute Unterlagen gestohlen wurden.

In der Tat zeichnen sich besonders die Vertreter des Militärs dadurch aus, dass sie sich ihrer antinapoleonischen Einstellung gegenüber höher verpflichtet sahen als ihrem König. Bezogen auf die Zivilisten stellt sich die Frage, wie gut die liberalen und reformwilligen Gesinnungen mit dem autoritären Selbstbild des Herrschers in Einklang zu bringen waren. So lässt sich folgern:

„Mit Ausnahme zweier Generäle habe sich keine der 16 Sockelfiguren der besonderen Gnade des Königs erfreut. Insbesondere Blücher, York, Scharnhorst, Gneisenau, Hardenberg, Stein, Humboldt und Ernst Moritz Arndt hätten Friedrich Wilhelm III. postum mit all dem konfrontiert, was dieser zeit seines Lebens unterdrückt habe. Ungewöhnlich für das vergangene Jahrhundert sei zudem, daß so viele Zivilisten (10 an der Zahl) zusammen mit einem König dargestellt seien.“[1]

Die Reliefplatten

Die unterste Ebene des Sockels und somit des gesamten Denkmals bilden vier bronzene Reliefplatten (beginnend an der Frontfigur unter dem König, gegen den Uhrzeigersinn):

Erste Reliefplatte

Die Reliefplatte an der Frontseite zeigt eine Kartusche mit der Inschrift DEM KOENIGE FRIEDRICH WILHELM III DIE DANKBAREN RHEINLANDE 1865. Die Kartusche ruht auf zwei Stufen, auf denen zwei weibliche Tugendpersonifikationen lagern. Die Justitia (Gerechtigkeit) hält ihre Attribute Schwert und Waage, während Temperantia (Mäßigung) die Zügel präsentiert.

Zweite Reliefplatte

Die zweite Reliefplatte auf der rechten Seite ist den bildenden Künsten Malerei und Bildhauerei, den Wissenschaften und der Musik gewidmet. Diese drei jeweiligen Themengebiete werden durch Säulen voneinander räumlich geschieden. Auffällig im ersten Bildfeld der Malerei und der Bildhauerei ist der Umstand, dass sich Gustav Blaeser selbst als Erschaffer des Heumarkt-Denkmals, ebenso wie seinen Lehrer Christian Daniel Rauch verewigt hat. Schemenhaft erkennt man auch das Reiterstandbild en miniature im Hintergrund. Die Malerei wird durch die Staffelei und die praktische Ausübung des Malens und Zeichnens dargestellt.

Die Figuren von links nach rechts: Christian Daniel Rauch (1777-1857), der Vertreter der Düsseldorfer Malerschule Eduard Julius Friedrich Bendemann (1811-1889), der Meister des Heumarktdenkmals Gustav Blaeser selber, der Begründer der Düsseldorfer Malerschule Friedrich Wilhelm von Schadow (1788-1862), Carl Friedrich Lessing als Maler der Romantik 1808-1880), der Historienmaler Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) und den Vertreter des Nazarener-Malstils Peter von Cornelius (1783-1867).

Das zweite Interkolumnium (die Fläche zwischen zwei Tempelsäulen, hier jedoch die thematisch voneinander zu unterscheidenden Flächen) beherbergt die Wissenschaften. Diese werden durch verschiedene „Denker“ verbildlicht: durch den Theologen und Philosophen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768-1834), den Schriftsteller Philipp Joseph von Rehfues (1779-1843), den Politiker Karl Sigmund Franz Freiherr vom Stein zum Altenstein (1770-1840), den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), den Juristen Ferdinand Walter (1794-1879), den Schriftsteller August Wilhelm Schlegel von Gottleben (1767-1845), den deutschen Rechtsgelehrten und Verfasser des Werkes „System des heutigen römischen Rechts“ von 1849, Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), den Philosophen und Gesandtschaftssekretär Christian August Brandis (1779-1867) sowie den königlichen Leibarzt Christoph Wilhelm von Hufeland (1762-1836).

Im dritten Interkolumnium wird die Musik durch folgende Komponisten repräsentiert: Bernhard Klein (1793-1832), Giacomo Meyerbeer (1791-1864), Carl Maria von Weber (1786-1826), Ludwig van Beethoven (1770-1827), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), Ferdinand Ries (1784-1838) und Carl Friedrich Zelter (1758-1832). An der oberen rechten Ecke befindet sich die Signatur Alexander Calandrellis (1834-1903), des Bildhauers, der zusammen mit Rudolf Schweinitz (1839-1896) nach Blaesers Tod am 20. April 1874 die Reliefplatten und Sockelfiguren fertigstellte.

Dritte Reliefplatte

Auf der dritten Relieftafel sind Szenen aus den Befreiungskriegen (1813-1815) dargestellt. Repräsentiert werden diese durch folgende Personen: Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), eigentlich Philosoph, hier aber im Kontext seines Widerstandes gegen Napoleon dargestellt, der in seinen „Reden an die deutsche Nation“ Ausdruck fand. Daneben wird der Schriftsteller Friedrich Rückert (1788-1866) gezeigt, dessen Sonette ebenfalls deutlich antinapoleonische Züge offenbaren. Innerhalb der Reliefplatte werden diese beiden Literaten auch in ihrer Funktion als Meinungsbildende Instanzen dargestellt, die den Widerstand gegen Napoleon im einfachen Volk – symbolisiert durch ein Mädchen – zu schüren wußten. Der Dichter Max von Schenkendorf (1783-1817) nahm an den Befreiungskriegen als Freiwilliger aktiv teil; gleich so der Dichter Theodor Körner (1791-1813), der im Lützowschen Freikorps kämpfte und - nachdem er gefallen war - als Nationalheld gefeiert wurde. Die Reliefplatte stellt den heroischen Abschied des Vaters Christian Gottlieb Körner (1756-1831, links im Bild) von seinem Sohn dar. Zwischen diesen beiden Personen reitet der Befehlshaber des bei den Franzosen gefürchteten Lützowschen Freikorps Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow in die Schlacht. Abseits des Schlachtfeldes spielte Justus von Gruner (1777-1820) eine wichtige und vielseitige Rolle für die Befreiung der deutschen Lande. Die Reliefplatte zeigt ihn in seiner Funktion als Polizeipräsident von Berlin, in der er 1809 die Abgabe von Silber gegen Papiergeld durchsetzte. Auch wenn Gruner sicherlich nicht persönlich das Silber, wie hier in Form eines Tabletts in Empfang nahm und gegen die Geldscheine in seiner Hand tauschte, wird er in dieser Darstellung als volksnaher Beamter idealisiert.

Vierte Reliefplatte

Die vierte Reliefplatte thematisiert die Industrie, die Baukunst und den Handel: Im ersten Interkolumnium wird die Eisenverarbeitende Industrie und Schmiedetätigkeit, die industriell genutzte Dampfkraft sowie die technisierte Weberei dargestellt. Repräsentiert wird dieses Feld durch verschiedene Unternehmer. So durch Franz Haniel (1779-1868), der im Bild damit beschäftigt ist, einen Eisenarbeiter am Dampfhammer anzulernen. Als weiteres Beispiel erfolgreichen Unternehmertums dient der Tuchfabrikant Friedrich Diergardt (1795-1869), beim Begutachten eines gewebten Textils im Webrahmen. Johann Friedrich August Borsig (1804-1854) beim Erstellen einer Konstruktionszeichnung für eine Dampfmaschine. Im Hintergrund ist eine Dampflokomotive zu sehen, wie sie von Borsigs Fabrik hergestellt wurde.

Im zweiten Interkolumnium wird die Baukunst thematisiert. Als Beispiel für diese wird Referenz genommen, auf die zweifelsohne wichtigste Kölner Bauunternehmung des 18. Jahrhunderts: den Dom. Interessanterweise wird hier ähnlich wie bei der Darstellung des Reiterstandbildes am Heumarkt (zweite Reliefplatte, Thema „Bildhauerei“) auf ein im Bild bereits existierendes Bauwerk verwiesen, das aber zur Zeit der Herstellung der Reliefplatten noch gar nicht fertiggestellt war. Darüber hinaus dient diese Darstellung dem Herrscherlob Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861), unter dessen Regierungszeit (1840-1861) am 4. September 1842 der Grundstein für die zweite Bauphase des Kölner Domes gelegt wurde. Da der Dom jedoch zu diesem Datum noch nicht seine beiden Türme besaß, wird hier die Vollendung des Bauwerkes bereits als Ergebnis des Mäzenatentums des preußischen Königs propagiert. Der Kölner Bevölkerung wird mittels des prominentesten Bauwerks der Stadt deutlich gemacht, dass die preußische Herrschaft über das Rheinland äußerst vorteilhaft ist. Neben dem König werden weitere Förderer des Kölner Doms geehrt: So die Brüder Melchior und Sulpiz Boisserée (1783-1854 sowie 1786-1851), die mit Ferdinand Franz Wallraf (1748-1842) eine Dreiergruppe bilden und den Grundriß des Doms betrachten.

Ferner sind dargestellt: der Oberlandesbaudirektor Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), der sich bei Friedrich Wilhelm IV. sehr für den Weiterbau des Doms eingesetzt hatte, der Dombaumeister Ernst Zwirner (1802-1861), der Präsident des Zentral-Dombau-Verein zu Köln Heinrich von Wittgenstein, während die Informationstafel am Reiterstandbild Heumarkt diese Figur fälschlicherweise mit dem Vater Johann Jakob von Wittgenstein (1754-1823) identifiziert, der jedoch am Dombauprojekt nicht beteiligt war. Ferdinand August von Spiegel (1764-1835) war von 1824 bis 1835 Erzbischof von Köln. Josef Rolshausen (1782-1861), Vorstandsmitglied und später zweiter Präsident des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln und Everhard von Groote (1789-1864), ebenfalls Vorstandsmitglied des Zentral-Dombau-Vereins.

Die Bildfläche des dritten Interkolumniums ist dem Handel gewidmet. Hier erinnert eine Lokomotive im Hintergrund an die erste, von einer deutschen Stadt ausgehenden, internationale Eisenbahnstrecke Köln-Welkenraedt, die von Köln über Aachen bis Antwerpen führte. Die Eisenbahn stellt für das 19. Jahrhundert die innovativste Möglichkeit dar, viele Waren schnell zu transportieren. Durch sie konnten Waren, im Bild durch Stoffballen und Fässer versinnbildlicht, in die Stadt gebracht und mittels eines Seilzuges in die Lagerhäuser eingelagert werden. Repräsentiert wird der Handel durch folgende Personen: den Bankier August von der Heydt (1801-1874), den Präsidenten der Seehandlungsgesellschaft Otto von Camphausen (1812-1896), dessen Gesellschaft für den preußischen Außenhandel zuständig war, ferner David Hansemann (1790-1864), der u. a. Vizepräsident der Rheinischen Eisenbahngesellschaft war, Mathias Stinnes (1790-1845), der 1831 die Zollfreiheit für die Rheinschiffe durchgesetzt und 1843 die Dampfschifffahrt auf dem Rhein eingeführt hatte und zuletzt der Kölner Kolonialwarenhändler und Bankier Peter Heinrich Merkens (1777-1854).

Fazit

Das Figurenprogramm des Sockels kann sowohl mit der Reiterstatue als auch mit dem Bildprogramm der Reliefplatten in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Leserichtung des Reiterstandbildes am Heumarkt ist ganz klar vertikal ausgerichtet und formuliert eine bestimmte Aussage: Ein umsichtiger Herrscher fördert Reformen, die durch fähiges Personal durchgesetzt werden. Diese Reformen wirken sich auf das Leben der Menschen im Lande aus, was im kulturellen, industriellen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt auch nationalen Leben und Bewusstsein der Menschen deutlich wird. Die Herrschaft der Könige von Preußen aus dem Hohenzollern-Geschlecht wird idealisiert und anhand gewisser sichtbarer Errungenschaften (neben der blühenden Kultur, Wirtschaft und Industrie, besonders der Bau des Doms und den Bau der Eisenbahnstrecke) für die Kölner Bevölkerung greifbar und erlebbar. Die Reliefplatten stellen überwiegend Personen des 19. Jahrhunderts - und somit bemerkenswerterweise auch zwei Personen dar, die zur Zeit der Planung und Herstellung des Denkmals noch lebten: Otto von Camphausen und Ferdinand Walter. Hinter der konzeptionellen Sinnebene jedoch wurde bereits zur Einweihung des Reiterstandbildes manchem Betrachter anhand des Denkmals vor Augen geführt, dass die absolutistische Herrschaftsauffassung nach der Befreiung von Napoleon so nicht mehr wiederhergestellt werden konnte. Der Machtverlust und die Abhängigkeit des Königs von Reformen und fähigem Personal werden durch dieses Denkmal besonders veranschaulicht, sodass der Rückgriff auf dieses tradierte Mittel der Herrschaftspräsentation fast anachronistisch anmutet.


Bildergalerie

Fußnoten

  1. www.zeit.de