Allgeier, Sepp
Josef „Sepp“ Allgeier ( 6. Februar 1895 in Freiburg im Breisgau; 11. März 1968 in Ebnet) war ein deutscher Kameramann, Fotograph, Regisseur, Schauspieler und Kriegsberichter. 1911 war er als Operateur(Kameramann) bei der Freiburger Express-Film-Gesellschaft tätig und unternahm erste Film- und Fotoreisen ins Ausland, darunter 1913 auf den Balkan, wo er den zweiten serbisch-türkischen Krieg fotografisch und filmisch dokumentierte. 1936 wurde er zum Reichskultursenator ernannt. 1939/40 dokumentierte er als Mitglied der Filmgruppe „Leni Riefenstahl“ den Polenfeldzug und war zwischen 1940 und 1945 Filmberichter bei der Wehrmacht wie auch Kameramann bei Spielfilmen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sepp Allgeier wurde am 6. Februar 1895 als Josef Allgeier in Freiburg, im Breisgau geboren. Sein Vater war Baumeister. In seiner frühester Jugend erwachte in ihm die große Liebe zur Natur. Sein Vater nahm ihn schon als Fünfjährigen mit hinaus in den Schwarzwald. Die schönen Berge und Wälder seiner Heimat erweckten in ihn große Freude am Bergsteigen, Zeichnen und Malen, und es dauerte viele Jahre, bis er sich zum Fotographieren entschließen konnte, da er glaubte, der Natur mit den Farben näherzukommen. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule beginnt er eine zweijährige Ausbildung als Textilzeichner bei der Firma August Gotthart.
1911 wird er von der Freiburger Filmgesellschaft Welt–Kinematograph als Operateur engagiert. Erste Aufnahmen macht er für Wochenschauen, er dreht die Kamera in Zeppelins, unternimmt ausgedehnte Filmreisen in die Schweiz, auf den Balkan und nach Südtirol, filmt in Albanien, Griechenland und Mazedonien oder wirft einen Blick auf Fußball–Länderspiele. Seit seiner Jugend ist Sepp Allgeier ein passionierter Skiläufer und Kletterer. Seinen ersten Film zu seinem Hobby drehte er 1912, der zugleich der wahrscheinlich erste Lehrfilm zum Thema Klettern ist. Es wurde sein bevorzugtes Spezialgebiet: Kameraführung in den Bergen, vorbei an Gletschern, Eisspalten und Steilwänden, unter erschwerten Bedingungen. Er war unter anderem 1913 an einer Hilfsexpedition in den Spitzbergen beteiligt, die er filmisch in dem Film „Die Tragödie der Schröder––Strantz–Expedition“ (1913) dokumentiert.
Im selben Jahr lernt er den junge Filmenthusiasten Arnold Fanck bei der Besteigung des Monte Rosa kennen. Zwischen beiden entstand eine langjährige und kontinuierliche Zusammenarbeit, die allerdings durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges aufgeschoben wurde. Sepp Allgeier meldete sich freiwillig und wurde als Soldat des Deutschen Heeres und Frontfotograf (Kriegsberichterstatter bei der 5. Armee) eingezogen.
Zwischenkriegszeit
Nach dem Ende des Krieges war der junge Kameramann zunächst arbeits– und mittellos. Er verdingte sich als Zeichner in einem Architekturbüro in seiner Heimatstadt. 1919 traf er Arnold Fanck wieder, der ein Jahr später die Freiburger Berg– und Sportfilm GmbH gründete. Die Firma wurde eine der wichtigsten Produktionsfirmen im Bereich des Berg- und Sportfilmes. Die Kameramänner, darunter Richard Angst, Hans Schneeberger und Albert Benitz, experimentieren mit Kameras, Winkeln und Objektiven, fanden immer neue Herausforderungen. Die Freiburger Schule wured zu einer der wichtigsten Ideengeber für innovative Kameraarbeit in Deutschland. Die Arbeiten von Sepp Allgeier waren maßgeblich für die herausragende bildliche Qualität der Filme von Arnold Fanck. Viele Filme, die sie drehten, waren zugleich Expeditionen in bis dahin filmisch nicht erschlossene Gebiete.
In den Walliser Alpen entstand „Im Kampf mit dem Berge“ (1921), der berühmte „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929) wurde unter schwierigsten Bedingungen gedreht. Filmreisen führte das Team nach Patagonien und ins Feuerland. Dabei fand das Kamerateam berauschende Bilder, die den poetischen Reiz der Winterlandschaft mit der Faszination des Skisports, die Unberührtheit der Natur mit dem Geschwindigkeitsrausch verbinden.
Sepp Allgeier arbeitet auch mit anderen Regisseuren zusammen, unter anderem stand er hinter der Kamera für Mario Bonnard und Luis Trenker. Unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst führte er die Kamera in „Tagebuch einer Verlorenen“ (1929). Selten stand er allerdings im Atelier, vielmehr galt der Kameramann als Spezialist für Außenaufnahmen und Expeditionsfilme. Er arbeitete auch im Ausland, stand in Großbritannien hinter der Kamera. Nach dem Wahlsieg der NSDAP war Sepp Allgeier bei den Reichstagsfilmen von Leni Riefenstahl beteiligt. Er wurde einer ihrer wichtigsten Kameramänner. Seine Arbeit setzte auch hier Maßstäbe, da er die Choreographie der Massen gekonnt in Szene setzen konnte.
Zweiter Weltkrieg
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, nahm er als Kriegsberichterstatter an den Feldzügen der Wehrmacht teil. Aufnahmen von ihm fanden sich unter anderem in den militaristischen Filmen Der Westwall (1939) sowie Der Feldzug in Polen (1940), beide unter der Regie von Fritz Hippler. Er arbeitet während dieser Zeit auch an Spielfilmen mit, unter anderem unter der Regie von Werner Klinger.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitet Sepp Allgeier zunächst frei, drehte in eigener Produktion Kulturfilme. Außerdem war er 1952 an dem offiziellen Olympia––Film in Helsinki beteiligt. Von 1953 bis 1955 war er Chefkameramann beim Südwestfunk in Baden-Baden und darüber hinaus für die Ausbildung des Film- und Fernsehnachwuchses zuständig. 1955 scheidet er auf eigenen Wunsch aus, blieb aber bis 1963 freier Mitarbeiter des Südwestfunk.
Tod
Sepp Allgeier starb am 11. März 1968 in seiner Heimatstadt Freiburg, im Breisgau. Sein Sohn Hans-Jörg Allgeier wurde ebenfalls ein Kameramann. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Freiburg-Günterstal.
Filmographie
Kamera
- 1912: Alpine Technik des Kletterns im Fels
- 1912: Alpine Technik des Kletterns im Fels
- 1913:4628 Meter hoch auf Skiern. Besteigung des Monte Rosa
- 1913: Über den Brenner von Innsbruck nach Meran
- 1914: In den Bergen Thessaliens
- 1916: Durchs Höllental und der Ravennaschlucht nach Titisee
- 1919/20: Das Wunder des Schneeschuhs, 1. Teil
- 1921: Im Kampf mit dem Berge
- 1921: Jiu-Jitsu. Die unsichtbare Waffe
- 1921/1922: Das Wunder des Schneeschuhs. 2. Teil
- 1922: Pömperlis Kampf mit dem Schneeschuh
- 1922: Die deutschen Kampfspiele 1922
- 1923: 1000 Dollar Belohnung
- 1923/24: der Berg des Schicksals
- 1924/25: Die weiße Kunst
- 1925/26: Der heilige Berg
- 1926/27: Milak, der Grönlandjäger
- 1927: Frau Sorge
- 1927: Im Luxuszug
- 1927: Alpentragödie
- 1927: Der große Sprung
- 1927/28: Das weiße Stadion
- 1928: Der Kampf ums Matterhorn
- 1928: Nordlandbilder
- 1929: Die weiße Hölle vom Piz Palü
- 1929: Ich lebe für Dich
- 1929: Tagebuch einer Verlorenen
- 1930: Stürme über dem Montblanc
- 1931: Berge in Flammen
- 1931: Les monts en flammes
- 1931/32: The Doomed Battalion
- 1932: Der Rebell. Die Feuer rufen
- 1932 The Rebel
- 1933 Der Sieg des Glaubens
- 1933/1934: The Legend of William Tell
- 1933/1934: Wilhelm Tell. Das Freiheitsdrama eines Volkes
- 1934: Der Springer von Pontresina
- 1934/1935: Triumph des Willens
- 1937 Goldmedaille der Pariser Weltausstellung und eine Auszeichnung beim Internationalen Filmfestival in Venedig
- 1935: Escape Me Never
- 1935: Die weiße Hölle vom Piz Palü
- 1935: Friesennot
- 1935: Training zum Skifilmen
- 1935/36: Freiburg im Breisgau, das Tor zum Hochschwarzwald
- 1936: Standschütze Bruggler
- 1936: Jugend der Welt. Der Film von den IV. Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen 1936
- 1936: Ewiger Wald
- 1937: The Great Barrier
- 1937: Peter im Schnee
- 1937: Schwarzwald-Melodie
- 1937: Der Berg ruft
- 1939 Der Westwall
- 1939/40: Das sündige Dorf
- 1939/40: Feldzug in Polen
- 1939/40: Ein Robinson. Das Tagebuch eines Matrosen
- 1940/41: Wetterleuchten um Barbara
- 1941: Schwarzwaldzauber
- 1949 Dröhnende Motoren
- 1949 Waldbauern
- 1949 Der große Bergpreis
- 1949/1950 Wintersonne über dem Schwarzwald
- 1949/50: Heimat, die uns blieb
- 1950: Skiflieger
- 1950: Helden der Landstraße
- 1950/51: Grenzstation 58
- 1951 Es steht eine Mühle ...
- 1951 Baden - der Garten Deutschlands
- 1951–54: Winterlicher Schwarzwald
- 1953: Kaiserstuhl, südliches Land am Oberrhein
- 1953: In der Heimat der Welse
- 1955: Ein Damm gegen die Sintflut
Regie
- 1912: Alpine Technik des Kletterns im Fels
- 1913:4628 Meter hoch auf Skiern. Besteigung des Monte Rosa
- 1924/25: Die weiße Kunst
- 1926: Wintersport im Schwarzwald
- 1935/36: Freiburg im Breisgau, das Tor zum Hochschwarzwald
- 1937: Schwarzwald-Melodie
- 1941: Schwarzwaldzauber
- 1949 Waldbauern
- 1949/50: Wintersonne über dem Schwarzwald
- 1949/50: Heimat, die uns blieb
- 1950: Helden der Landstraße
- 1950/51: Ritter der Pedale
- 1951–54: Winterlicher Schwarzwald
- 1954: In der Fremde zu Haus
Darsteller
- 1919/20: Das Wunder des Schneeschuhs, 1. Teil
- 1921/1922: Das Wunder des Schneeschuhs. 2. Teil
- 1926/27: Milak, der Grönlandjäger
Drehbuch
- 1949/50: Heimat, die uns blieb
- 1950: Helden der Landstraße
- 1951–54: Winterlicher Schwarzwald
Schriften
- 1931: Die Jagd nach dem Bilde
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Ehrenkreuz des Weltkrieges
- 1966: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1997: in Freiburg-Haslach wurde im Beisein von Sohn Hans-Jörg Allgeier eine von der Basler Straße abzweigende Straße als „Sepp-Allgeier-Straße“ benannt
- 1999: im Schwarzwälder Skimuseum in Hinterzarten fand eine Sepp-Allgeier-Ausstellung statt, an der noch lebende Mitarbeiter Allgeiers teilnahmen.