Harbou, Thea von

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Thea von Harbou (1888–1954)
Grab von Thea von Harbou in Charlottenburg- Wilmersdorf, Trakehner Allee 1
Aufnahme:1996

Thea Gabriele von Harbou (Lebensrune.png 27. Dezember 1888 in Tauperlitz; Todesrune.png 1. Juli 1954 in Berlin) war eine deutsche Theaterschauspielerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Sie schrieb die Drehbücher zu einigen der bekanntesten deutschen Stummfilme und führte selbst auch zweimal Regie. 1940 wurde sie Mitglied der NSDAP. Harbou ist nach Leni Riefenstahl eine der bedeutendsten Frauen des frühen deutschen Films.

Leben

Jugend

Thea von Harbou wurde am 27. Dezember 1888 in Tauperlitz bei Hof (Saale) als Tochter des Forstmeisters und Landwirtes Theodor von Harbou und seiner Frau Clotilde Constance, geb. d’Alinge, geboren. Der Standfotograf Horst von Harbou (1879–1953) war ihr Bruder. Sie wuchs in Niederlößnitz auf und besuchte das Luisenstift im nahen Dresden. Schon als Schülerin unternahm die begeisterte Karl-May-Leserin schriftstellerische Versuche, verfaßte Tiergeschichten für Provinzzeitungen. 1902 erschienen im Selbstverlag erste Gedichte, 1905 druckte die Berliner Deutsche Zeitung ihren ersten Roman („Wenn’s Morgen wird“).

1906 hatte sie ihren ersten Auftritt als Schauspielerin am Düsseldorfer Schauspielhaus; es folgen Anstellungen am Hoftheater Weimar (1908–1910), den Vereinigten Stadttheatern Chemnitz (1911–1913) und am Stadttheater in Aachen (1913/14). Dort heiratete sie am 28. September 1914 den Regisseur und Schauspieler Rudolf Klein-Rogge.

Nach dem Publikumserfolg ihres Romans „Die nach uns kommen“ (1910) und vor allem der Novellensammlung „Der Krieg und die Frauen“ (1913) gab sie die Schauspielerlaufbahn auf und wurde freie Schriftstellerin. Ab 1915 lebte sie mit ihrem Mann in Nürnberg, 1918 zog das Ehepaar nach Berlin. Ihre Bücher erschienen nunmehr im Ullstein-Verlag.

Weimarer Republik

Thea von Harbou erfuhr auf einer Bahnfahrt durch eine Zeitungsnotiz, daß eins ihrer Bücher von einer Filmgesellschaft erworben worden sei und demnächst verfilmt würde. Daraufhin suchte sie ihren Verlag auf, um sich zu beschweren. Thea von Harbou sollte doch zum Filmproduzenten gehen und mit ihm über die Sache reden. Er überzeugte sie, daß sie auch das Drehbuch hierzu schreiben solle. Das erste Drehbuch für die Eiko-Film GmbH blieb allerdings unrealisiert, erst 1919, in der Zusammenarbeit mit der Joe May-Film GmbH, war sie – bei der Adaption einer eigenen Novelle – erstmals als Filmautorin tätig („Die heilige Simplicia“). Bei den Vorbereitungen ihrer Romanverfilmung „Das indische Grabmal“ schloß sie Bekanntschaft mit Fritz Lang, der zunächst für die Regie vorgesehen war. Für ihn schrieb sie von 1920 („Das wandernde Bild“) bis 1933 („Das Testament des Dr. Mabuse“) sämtliche Drehbücher.

Nach der Scheidung von Klein-Rogge, der fortan in vielen Lang-Filmen Hauptrollen erhielt, heiratete sie Lang am 26. August 1922. Außer für ihn schrieb sie für Friedrich Wilhelm Murnau („Der brennende Acker“ und „Phantom“, 1922), „Die Austreibung“ und „Die Finanzen des Großherzogs“, 1923), Carl Theodor Dreyer („Michael“, 1923/24) und Arthur von Gerlach („Zur Chronik von Grieshuus“, 1923–1925). Für Lang schrieb sie ihr erstes Drehbuch zu einem Tonfilm: „M“ (1931); ihr letzter gemeinsamer Film war „Das Testament des Dr. Mabuse“.

Drittes Reich

Fritz Lang und Thea von Harbou lebten seit Oktober 1931 getrennt, die Ehe wurde schließlich am 20. April 1933 geschieden. Bis ca. 1939 lebte Thea von Harbou mit dem Inder Ayi Tendulkar zusammen. Lang wanderte aus, und Thea von Harbou – ab Anfang 1933 Vorsitzende des Verbandes Deutscher Tonfilmautoren – etablierte sich als vielbeschäftigte Drehbuchautorin im Dritten Reich. In zwei Filmen führte sie selbst Regie: „Elisabeth und der Narr“ (1933) erzählt von einer kruden Mordgeschichte in einem Nonnenkloster; er wurde vor der Freigabe durch die Filmprüfstelle wegen vermeintlicher „Verletzung des religiösen Empfindens der Bevölkerung“ mehrmals umgeschnitten und in der Presse durchweg negativ besprochen. Auch das Märchenspiel „Hanneles Himmelfahrt“ (1933/34), nach einem Stück von Gerhart Hauptmann, war kein Erfolg. Ein drittes Projekt, „Karussell Berlin“, wurde daraufhin von der Aafa-Film aufgegeben. Neben zahlreichen Lustspielen („Hurra! Ich bin Papa!“) und Literaturverfilmungen (u. a. „Ein idealer Gatte“ und „Eine Frau ohne Bedeutung“ nach Oscar Wilde) schrieb sie in den folgenden Jahren für Hans Steinhoff den Fridericus-Rex-Film „Der alte und der junge König“ (1935), für Veit Harlan „Der Herrscher“ (1937), „Jugend“ (1937/38) und „Verwehte Spuren“ (1938). Die Filme „Fahrt ins Glück“ (R: Erich Engel) und „Via Mala“ (R: Josef von Baky), sogenannte „Überläufer“ wurden noch im Dritten Reich gedreht, aber erst nach Kriegsende uraufgeführt.

Nachkriegszeit

1945 wurde Harbou, ab 1940 Mitglied der NSDAP, von den britischen Besatzungsbehörden kurzzeitig interniert. Sie arbeitete auf dem Bau und in einer Fabrik, schrieb Ende der 40er Jahre Synchronbücher für die Deutsche London Film (u. a. zu „Der dritte Mann“, R: Carol Reed; „Ein idealer Gatte“, R: Alexander Korda; „Der Dieb von Bagdad“, R: Ludwig Berger). Es entstanden Fortsetzungsromane („Der Fernfahrer und der Teufel“, Berliner Morgenpost, 1952) und noch drei Drehbücher, die beispielhaft die Spannweite des deutschen Nachkriegsfilms umfassen: ein Antikriegsfilm („Es kommt ein Tag“, 1950), ein Arztfilm („Dr. Holl“, 1950/51) und ein Heimatfilm („Dein Herz ist meine Heimat“, 1953).

Zugleich engagierte sie sich im Vorstand des Verbandes der Filmschaffenden und der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft. Mit seinem Zweiteiler „Der Tiger von Eschnapur“ / „Das indische Grabmal“ war Fritz Lang 1958 der letzte Regisseur, der einen Stoff von ihr verfilmte; zugleich war es die dritte Adaption ihres Romans.

Bei einer Wiederaufführung eines auf ihrem Drehbuch basierenden Filmes stürzte Thea von Harbou im Jahre 1954 beim Verlassen des Kinos unglücklich. An den Folgen dieses Sturzes starb sie am 1. Juli 1954 in Berlin und wurde auf dem Friedhof Heerstraße beigesetzt.

Siehe auch

Werke (Auswahl)

Drehbücher

Romane

  • Die nach uns kommen (Ein Dorfroman). Stuttgart/Berlin 1910
  • Der Krieg und die Frauen. Stuttgart/Berlin 1913
  • Die Masken des Todes. Stuttgart/Berlin 1915
  • Der unsterbliche Acker. Ein Kriegsroman. Stuttgart/Berlin 1915
  • Die Flucht der Beate Hoyermann. Berlin 1916
  • Der belagerte Tempel. Berlin/Wien 1917
  • Adrian Drost und sein Land. Berlin/Wien 1918
  • Das indische Grabmal, Berlin/Wien: Ullstein 1918
    • Das indische Grabmal. Frankfurt am Main: Fischer 1986. (= Bibliothek der phantastischen Abenteuer. Fischer Taschenbuch 2705)
  • Legenden. Berlin 1919
  • Die unheilige Dreifaltigkeit. Heilbronn 1920
  • Das Haus ohne Tür und Fenster. Berlin 1920
  • Das Nibelungenbuch. Mit 24 Bildtafeln aus dem Decla-Ufa-Film „Die Nibelungen“. Drei-Masken-Verlag. München 1924
  • Die Insel der Unsterblichen. Berlin 1926
  • Metropolis. Berlin 1926
    • Metropolis. Roman. Hrsg. mit einem Nachwort von Herbert W. Franke. Frankfurt/M. u. a.: Ullstein 1984. (= Ozeanische Bibliothek; UTB 20447)
  • Mann zwischen Frauen. Novellen Leipzig 1927
  • Frau im Mond. Berlin 1928
    • Frau im Mond. Hrsg. von Rainer Eisfeld. München: Heyne 1989 (= Heyne SF 4676)
  • Spione. Berlin 1928
  • Liebesbriefe aus St. Florin. Leipzig 1935
  • Aufblühender Lotus. Berlin 1941
  • Gartenstraße 64. Berlin 1952

Verweise