Werner, Paul-Hermann
Paul-Hermann Werner ( 19. März 1893 in Stade bei Hamburg; 30. Juni 1940 im Atlantik vor Brest an der Westspitze der Bretagne) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst der Panzertruppe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Paul-Hermann Werner wurde am 19. März 1893 in Stade bei Hamburg geboren und trat um 1912 als Fahnenjunker in die Preußische Armee ein. Am 2. August 1914 (Patent mit Wirkung vom 20. August 1912) erfolgte die Beförderung zum Leutnant im Königlich Preußischen Eisenbahn-Regiment Nr. 2/XVIII. Armeekorps in Hanau. Mit diesem zog er auch im Sommer 1914 in den Ersten Weltkrieg, diente während des Krieges im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 229 und wurde insgesamt viermal verwundet.
Reichswehr und Wehrmacht
Zunächst diente Werner bei der Reichswehr im 1. Pommerschen Reichswehr-Infanterie-Regiment Nr. 3. Danach war er Kompanieoffizier im 5. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Stettin, 1921 dann Eskadronoffizier im 5. (Preuß.) Reiter-Regiment in Stolp, später Verwendung in der 4. (MG-)Kompanie des 5. (Preuß.) Infanterie-Regimentes. 1924 erfolgte eine Führergehilfenausbildung im Stab der 2. Division der Reichswehr in Stettin, anschließend vom 1. Oktober 1924 bis 30. September 1925 Kompanieoffizier 2. Kompanie/2. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung.
Anschließend kam er in den Stab der 2. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung in Schwerin, wo er 1926 zum Hauptmann befördert und am 1. Februar 1928 zum Chef von dessen 2. Kompanie wurde. Am 1. Januar 1931 erfolgte, veranlaßt von Oberst Heinz Guderian, seine Versetzung ins Reichswehrministerium in Berlin, wo er als Sachbearbeiter der Inspektion der Verkehrstruppen (In 6) diente. Am 15. Oktober 1935 bis 12. Oktober 1937 war er dann Kommandeur Panzerabwehr-Abteilung 20 in Hamburg.
Am 1. Januar 1937 wurde Major Werner zum Oberstleutnant befördert, vom 12. Oktober 1937 bis 26. August 1939 war er Kommandeur der Panzerabwehrtruppen X (Wehrkreis X) in Hamburg. Am 26. August 1939 erfolgte die Ernennung zum Kommandeur des Panzer-Regiments 31, zuweilen auch als „Sudeten-Panzerregiment“ bezeichnet, das zur 5. Panzer-Division gehörte.
Zweiter Weltkrieg
Nach dem Polenfeldzug erfolgte seine Beförderung zum Oberst. Zu Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 führte Werner sein Regiment über Belgien gegen Arras im äußersten Norden Frankreichs (wo er im Ersten Weltkrieg das EK I erworben hatte). Die Vorausabteilung „Werner“ (von General der Infanterie Hermann Hoth des XV. Armee-Korps kurzfristig Generalmajor Erwin Rommel der 7. Panzer-Division unterstellt) nach am 12. Mai 1939 im Handstreich das wehr und die Schleusenanlage der Maasinsel bei Houx. Werners Spähtrupp aus Kradschützen erkannten erstaunt, daß die Schleuse Nr. 5, im Gegensatz zur Brücke bei Yvoir, nicht gesprengt war. Dies könnte der ersehnte Übergang sein, aber man vermutete eine Falle.
Die Schleuse befand sich an der Nahtstelle zwischen dem französischen II. und XI. Armeekorps. Der Spähtrupp wartete noch kurz, bis es dunkel geworden war, dann balancierten einige Freiwillige auf dem schlüpfrigen Wehr zur Insel hinüber, verharrten im Schutz der Bäume und schlichen dann über einen Schleusensteg ans andere Ufer. Kurz vor 23 Uhr erreichten sie als erste Soldaten der Heeresgruppe A das Westufer der Maas, sie waren die ersten deutschen Soldaten, die den Mittellauf der Maas überqueren konnten. Nur wenigen „Brandenburgern“ war dies, ähnlich dem Unternehmen „Morgenröte“, gelungen.
Am 23. Mai erstürmte die Vorausabteilung „Werner“ die „Lorettohöhe“. Dort konnten Werners Männer die berühmte Inschrift der Schlacht um die Loretto-Höhe 1915 (→ Lorettoschlacht) lesen:
- „Wer die Lorettohöhe besitzt, besitzt Frankreich.“
Am 3. Juni 1940 wurde ihm von Generaloberst Walther von Brauchitsch, Oberbefehlshaber des Heeres, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Die Verleihungsbegründung liest sich wie folgt:
- „Oberst Paul Hermann Werner hat als Kommandeur eines Panzerregiments durch sein entschlossenes, tapferes Verhalten und seine geschickte Führung den Vorstoß starker feindlicher Panzerkräfte gegen eine wichtige Vormarschstraße abgewiesen und verhindert. Später hat er selbständig den Entschluß gefaßt, die Festung Maubeuge [an der belgisch-französischen Grenze – Anm. des Autors] vom Süden her zu nehmen. Er besetzte mit Teilen seines Regiments die Zitadelle und zwei Forts und hielt sie bis zum Eintreffen weiterer Verstärkungen.“
Später überquerte Werner, wie stets an der Spitze seines Regiments, das von „Freund und Feind“ nach seinem Regimentsabzeichen, einem roten Teufelskopf, allgemein die „Roten Teufel“ genannt wurde, bei Amiens in der Picardie die Somme, und schloß zusammen mit der 7. Panzer-Division den Kessel bei Saint-Valery-sur-Somme an der Somme-Mündung in den Ärmelkanal. Nach einem Gewaltmarsch von 360 Kilometern erreichte er am 19. Juni 1940 als erster Offizier der Wehrmacht den französischen Kriegshafen Brest an der Westspitze der Bretagne.
Tod
Im Verlauf eines Badeunfalls im Atlantik erlag Ritterkreuzträger Oberst Paul-Hermann Werner am 30. Juni 1940 einem Herzinfarkt. Nachdem am 5. Juli 1940 in der Hamburger General-Litzmann-Kaserne (nach Karl Litzmann; heute Hanseaten-Kaserne in Hamburg-Horn) die Trauerfeier stattgefunden hatte, wurde er am folgenden Tag in Cambs bei Schwerin beigesetzt.
Beförderungen
- 1912 Fahnenjunker
- 2. August 1914 Leutnant (Patent mit Wirkung vom 20. August 1912)
- 18. Dezember 1917 Oberleutnant
- 1. Februar 1926 Hauptmann
- 1. Juli 1934 Major
- 1. Januar 1937 Oberstleutnant
- 1. Oktober 1939 Oberst
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- I. Klasse am 27. Dezember 1915
- Königlich Bayerischer Militär-Verdienstorden, IV. Klasse mit Schwertern, 1916
- Hamburger Hanseatenkreuz
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz und Silber bzw. Mattweiß
- Abzeichen für Verwundete in Mattweiß für dreimalige Verwundung am 6. Mai 1918
- Abzeichen für Verwundete in Mattweiß für viermalige Verwundung am 29. November 1918
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern am 20. Juni 1918
- Grenzschutzabzeichen (blaugelbe Schleife) am 18. August 1919
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer, 1934
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz mit Schwertern am Ring am 1. Dezember 1935
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- II. Klasse am 2. Oktober 1936
- I. Klasse am 26. März 1938
- Königlich Ungarische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern und Helm am 4. Februar 1937
- Königlich Schwedischer Wasaorden, Kommandeurskreuz II. Klasse am 30. April 1937
- Österreichische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern am 20. Dezember 1937
- Königlich Bulgarische Kriegserinnerungsmedaille am 10. Januar 1938
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Panzerkampfabzeichen in Silber (NICHT (!) posthum, wie teilweise militärhistorisch angegeben)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 3. Juni 1940 als Oberst und Kommandeur des Panzer-Regimentes 31/5. Panzer-Division (Generalleutnant Joachim Lemelsen)/XV. Armee-Korps/4. Armee (Generaloberst Günther von Kluge)/Heeresgruppe A (Generaloberst Gerd von Rundstedt) an der Westfront
Schriften (Auswahl)
- Der Heldentod meines Regimentskommandeurs, Schwerin 1924
- Von Oberleutnant Paul-Hermann Werner über den Tod des Pour-le-Mérite-Trägers Oberstleutnant Wilhelm von Thadden (1868-1918), Kommandeur des 229. Reserve-Infanterie-Regiments, der nach dem Gefecht von Dernancourt in der Picardie in Nordfrankreich am 5. April 1918 seinen Verwundungen erlegen ist
Literatur
- Hans Christern: Die „Roten Teufel“ und ihr Kommandeur, München 1941 (Christern diente als Major unter Oberst Werner)