Bendow, Wilhelm
Wilhelm Bendow ( 29. September 1884 in Einbeck; 29. Mai 1950 ebenda; eigentlich Wilhelm Emil Boden) war ein deutscher Schauspieler und erfolgreicher Komiker, der zu Lebzeiten von seinem Publikum auch liebevoll Onkel Wilhelm oder Mann im Mond genannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wilhelm Bendow wurde am 29. September 1884 als Wilhelm Emil Boden als Sohn eines Brauereibesitzers in der niedersächsischen Hansestadt Einbeck geboren. Seine ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte er ab 1907 an Berliner Theatern, stand dann ab 1914 in Hamburg unter anderem am Deutschen Schauspielhaus auf der Bühne und kehrte 1917 nach Berlin zurück, wo er in den 20er Jahren beispielsweise am Residenz-Theater sowie am Deutschen Theater auftrat. In den 1930er Jahren leitete er in Berlin sein eigenes Kabarett „Bendows bunte Bühne“ am Kottbusser Tor, spielte während des Dritten Reiches an diversen Berliner Bühnen und zählte bis Kriegsende zum Ensemble der Deutschen Soldatenbühne.
Der vielseitiger Darsteller machte sich einen Namen in der Berliner Operetten- und Revueszene, war auch im Rundfunk erfolgreich und machte vor allem mit seinem Sketch „Auf der Rennbahn“ Furore; bis heute ist dieser Sketch untrennbar mit dem Namen Wilhelm Bendow verbunden, viele Humoristen haben Bendows „...ja, wo laufen sie denn?“ kopiert und auch Loriot widmete 1970 einen seiner Trickfilme dieser berühmten Szene.
Zum Film kam Wilhelm Bendow bereits 1913, er spielte eine kleinere Rolle in dem Stummfilm „Eine Nacht im Mädchenpensionat“, in den 20er Jahren folgten weitere Nebenrollen. Erst mit Beginn des Tonfilms konnte Wilhelm Bendow sein komödiantisches Talent auch auf der Leinwand, wenn auch überwiegend in Chargenrollen, beweisen, die er jedoch zunehmend mit präziser, komischer Technik zu anerkannten Sketchstandards ausarbeitete, auf die das Publikum stets wartete. Seinen letzten Leinwandauftritt hatte Bendow 1947 in der Komödie „Herzkönig“ mit seiner Rolle des Pupopawitsch.
Nach einem Unfall im Jahre 1948 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Stets wirkte Bendow mit seinen Rollen etwas umständlich und zerstreut, entwickelte seine Filmfiguren aber dennoch penibel, so daß sie gänzlich unheroisch wirkten. Mit geziertem Gestus, beleidigt-weinerlicher Stimme und weichem, bebrilltem Gesicht gab er den Unsicheren, der das Gegenüber herausfordert, um dann mit pfiffiger Schlagfertigkeit zurückzuschlagen. Seine „Mischung aus ängstlicher Resignation und fahrlässiger Unerschrockenheit“, so einmal Loriot, diente letztlich Charakteren, die hinter aufgesetzter Naivität korrekte Nervensägen sind.
Wilhelm Bendow verstarb am 29. Mai 1950 mit 65 Jahren in seiner Geburtsstadt Einbeck.
Filmographie
- 1921: Der verlorene Schatten
- 1922: Kinder der Zeit
- 1922: Lebenshunger
- 1923: So sind die Männer
- 1923: Die Fledermaus
- 1923: Bohème - Künstlerliebe
- 1925: Ein Sommernachtstraum
- 1925: Die Frau mit dem Etwas
- 1926: Die keusche Susanne
- 1926: Wir sind vom K. u. K. Infanterie-Regiment
- 1926: Rosen aus dem Süden
- 1926: Die Brüder Schellenberg
- 1927: Der falsche Prinz
- 1927: Faschingszauber
- 1927: Im Luxuszug
- 1927: Eine tolle Nacht
- 1927: Meine Tante - deine Tante
- 1928: Casanova
- 1928: Anastasia, die falsche Zarentochter
- 1928: Luther – Ein Film der deutschen Reformation
- 1928: Liebfraumilch
- 1929: Ihr dunkler Punkt
- 1929: Gestörtes Ständchen
- 1930: Hokuspokus
- 1930: Die Marquise von Pompadour
- 1930: Nur Du
- 1930: Eine Freundin so goldig wie Du
- 1930: Der Herr auf Bestellung
- 1930: Alraune
- 1930: Die blonde Nachtigall
- 1930: Der falsche Feldmarschall
- 1930: Die zärtlichen Verwandten
- 1931: Kaiserliebchen
- 1931: Liebeskommando
- 1932: Ein toller Einfall
- 1932: Die erste Instruktionsstunde
- 1932: Aus einer kleinen Residenz
- 1932: Stürme der Leidenschaft
- 1933: Der Nächste, hopp hopp!
- 1933: Manolescu, der Fürst der Diebe
- 1933: Welle 4711
- 1934: Ein Walzer für dich
- 1934: Am Telefon wird gewünscht
- 1934: Die beiden Seehunde
- 1935: Die selige Exzellenz
- 1935: Warum lügt Fräulein Käthe?
- 1935: Wer wagt - gewinnt
- 1935: Familie Schimek
- 1935: Alles hört auf mein Kommando
- 1935: Knockout - Ein junges Mädchen, ein junger Mann
- 1935: Das Einmaleins der Liebe
- 1936: Der Bettelstudent
- 1936: Die letzte Fahrt der Santa Margareta
- 1936: Der schüchterne Casanova
- 1937: Die Umwege des schönen Karl
- 1937: Der Unwiderstehliche
- 1937: Die göttliche Jette
- 1937: Land der Liebe
- 1937: Vor Liebe wird gewarnt
- 1938: Frühlingsluft
- 1938: Das Ehesanatorium
- 1939: Irrtum des Herzens
- 1939: Kongo-Express
- 1939: Kitty und die Weltkonferenz
- 1939: Meine Tante – deine Tante
- 1940: Frau nach Maß
- 1940: Alles Schwindel
- 1940: Die keusche Geliebte
- 1941: Immer nur Du
- 1941: Tanz mit dem Kaiser
- 1941: Quax, der Bruchpilot
- 1942: Meine Freundin Josefine
- 1942: Wir machen Musik
- 1942: Meine Frau Teresa
- 1942: Fünftausend Mark Belohnung
- 1942: Dr. Crippen an Bord
- 1942: Die Sache mit Styx
- 1943: Münchhausen
- 1943: Floh im Ohr
- 1943: Ich vertraue dir meine Frau an
- 1943: Kollege kommt gleich
- 1943: Die goldene Spinne
- 1944: Ein fröhliches Haus
- 1945: Die tolle Susanne
- 1946: Sag' die Wahrheit
- 1947: Eine verblüffende Neuheit
- 1947: Kein Platz für Liebe
- 1947: Herzkönig
Tondokumente (Auswahl)
- Rennbahngespräche (1926) – mit Paul Morgan
- Prosit Neujahr (1926) – mit Paul Morgan
- In der Oper (1929) – mit Paul Morgan
- Silvesterfeier (1930) – mit Max Ehrlich
- Faust in der Garderobe (1930) – mit Paul Morgan
- Achtung! Tonfilmaufnahme, oder: Wilhelm Bendow im Löwenkäfig (1931)
- Nur nicht unterkriegen lassen (1932) – mit Paul Morgan
- Der Säugling bei der Taufe / Feuchtfröhliche Kindertaufe (1933)
- Mies und Munter im Theater (1936) – mit Bruno Fritz
- Mies und Munter im Schlafwagen (1936) – mit Bruno Fritz
- Auf der Rennbahn (1946) – mit Franz-Otto Krüger
Die Originalaufnahmen erschienen auf Schellackplatten, zumeist unter den Labeln Parlophon und Odeon. Um 1980 veröffentlicht auf LP: Wilhelm Bendow – Ein Komiker läßt grüßen... (Electrola 1C 050-28988), ein zweiter Teil (1986) Wo laufen sie denn... enthält zusätzlich Rundfunkaufnahmen sowie die vollständige Fassung von Auf der Rennbahn (Electrola 1C 038-156298 1).
Literatur
- Wilhelm Bendow und Marcellus Schiffer: Der kleine Bendow ist vom Himmel gefallen: Enthüllungen in Wort und Bild vom unentwickelten Knaben bis zum überreifen Manne. Berlin: Efra 1925.
- Wilhelm Bendow - Schauspieler und Kabarettist: eine Dokumentation zu seinem 100. Geburtstag. Hrsg. von der Stadt Einbeck; Bearbeiter Erich Plümer. Einbeck 1984
- Diskographie Wilhelm Bendow in: Manfred Weihermüller: Discographie der deutschen Kleinkunst, Band 1. Bonn: Brigit Lotz-Verl. 1991 ISBN 3-980-26560-9