Chamisso, Adelbert von

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Dr. phil. h. c. Adelbert von Chamisso

Adelbert von Chamisso (auch: Ludwig von Chamisso; ursprünglich: Louis Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt; Lebensrune.png 30. Januar 1781 auf Schloß Boncourt bei Ante, Châlons-en-Champagne, Frankreich; Todesrune.png 21. August 1838 in Berlin) war ein französischer Naturforscher und Dichter, der sich in Deutschland niedergelassen hatte. Er war Offizier der Preußischen Armee, Assistent, später Kustos am Herbarium und am Botanischen Garten, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Deutschen Akademie für Naturkunde (Leopoldina). Der achtfache Familienvater war katholisch getauft, neigte aber später einem liberalen Protestantismus zu.

Leben

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Büste von Adelbert von Chamisso am Eingang des Monbjouparks in Berlin-Mitte. Sie wurde 1888 von Julius Moser geschaffen.

Der neunjährige Adelbert von Chamisso, der aus einer ursprünglich lothringischer, seit Ende des 16. Jahrhunderts in der Champagne ansässigen Adelsfamilie stammte, wanderte 1790 mit seinen Eltern auf der Flucht vor den Schrecken der französischen Revolution aus Frankreich aus und kam nach manchem erduldeten Elend endlich nach Preußen, wo er 1798 unter Friedrich Wilhelm III. in ein Infanterieregiment Berlins eintrat. Als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehrten, blieb er in Berlin.

Mit Eifer widmete er sich den versäumten Jugendstudien, namentlich dem Studium der griechischen Sprache und der Naturforschung. Bei der Übergabe Hamelns an die Franzosen war Chamisso einer der Offiziere, die an dem Verrat des preußischen Kommandanten keinen Anteil hatten. Entrüstet nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienst und ging mit der Aussicht auf eine Professur am Gymnasium zu Napoléonville in sein Vaterland zurück. Diese Aussicht ging nicht in Erfüllung. Im Herbst 1812 wieder nach Berlin zurückgekehrt, fing er erst eigentlich das akademische Studium an, fühlte sich aber hier während der Freiheitskriege, in denen er weder mit seinen Freunden gegen sein Vaterland noch mit dem Vaterland gegen die Freunde kämpfen konnte, so unbehaglich, daß er einen ihm vom russischen Reichskanzleramt gemachten Antrag, als Naturforscher an einer Weltumseglung teilzunehmen, mit Freuden annahm.

Im Oktober 1818 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung am botanischen Institut, verheiratete sich und wurde einige Jahre später zum Vorsteher der königlichen Herbarien befördert. Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1835 zu ihrem Mitglied.

Einführung in Leben und Schaffen

Kurze Einführung in Leben und Schaffen aus dem Buch „Deutsche Geisteshelden – Aus dem Leben deutscher Dichter“:[1]

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Chronologie

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  • 1792-94 Konfiskation der elterlichen Besitzungen; Irrfahrt der Familie durch die Revolutionswirren (Luxemburg 1792, 1793/94 Lüttich, Den Haag, Trier).
  • 1793 Schloß Boncourt wird von den Revolutionären zerstört.
  • 1794-95 Familie in Düsseldorf, Würzburg, Bayreuth. Unterhalt der Familie durch den Verkauf selbstverfertigter Miniaturmalereien.
  • 1796-98 Umzug der Familie nach Berlin; Maler in der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin; Page bei Königin Friederike Luise; Besuch des Französischen *Gymnasiums.
  • 1798 Eintritt in das Infanterie-Regiment No. 19 (1702/1), dessen Chef seit 1794 Generalmajor/Generalleutnant Karl Ludwig Bogislav von Goetze (1743–1806) war; Fähnrich in der Stadtgarnison.
  • 1799 Autodidaktische Studien (Rousseau, Voltaire, Diderot, Klopstock, Schiller).
  • 1801 Beförderung zum Leutnant; Rückkehr der Eltern und der Geschwister (außer Eugène) nach Frankreich. Intensive Beschäftigung mit der deutschen Sprache und Literatur.
  • 1802-03 Frankreich-Aufenthalt: Von Chamisso führt den schwer erkrankten Bruder Eugène zu den Eltern in die Champagne zurück; Tod des Bruders. Reisen in Frankreich, um das verlorene Vermögen wiederzuerlangen.
  • 1803 Rückkehr nach Deutschland zum Unverständnis der Eltern. Verkehr in den literarischen Salons (Rahel Levin, Fanny Hertz); Mitglied des Nordsternbundes (romantischer Dichterkreis: Varnhagen, Fouqué, Hitzig u. a.); Freundschaft mit Eduard Hitzig; Besuch der Vorlesungen A. W. Schlegels; Von Chamisso beginnt auf deutsch zu schreiben.
  • 1803 Leidenschaft für die junge französische Witwe Cérès Duvernay.
  • 1804-06 Mitherausgeber des „Grünen Musenalmanachs“ (zusammen mit Varnhagen).
  • 1805 Studium des Griechischen; Okt.: Marschbefehl für von Chamissos Regiment (Hessen).
  • 1806 März: Das Regiment wird nach Hameln verlegt. Freundschaft mit Fouqué. Aug.: Cérès gibt von Chamisso aus Paris brieflich den Laufpaß. Okt.: Tod der Mutter; Nov: Tod des Vaters. Nov.: Nach der Niederlage der Preußischen Armee gegen Napoleon kampflose Übergabe der Festung Hameln und Kriegsgefangenschaft. Dez.: Reise nach Frankreich als Gefangener auf Ehrenwort.
  • 1807 Aufenthalt in Paris und der Champagne; Cérès schlägt von Chamissos Heiratsantrag aus. Identitätskrise; Sept.: Rückkehr nach Deutschland. Okt.: Zusammen mit Varnhagen Fußreise nach Hamburg.
  • 1808 Jan.: Entlassung aus dem Militärdienst.
  • 1809 Privatlehrer.
  • 1810 Jan.: Reise nach Frankreich, um eine Stelle als Griechisch-Lehrer an einem Lyzeum in Napoléonville (Bretagne) anzutreten; von Chamissos Hoffnung zerschlägt sich. Aufenthalt in Paris (August Wilhelm Schlegel, Alexander von Humboldt, Ludwig Uhland). Liaison mit der verheirateten Schriftstellerin Helmina von Chézy; Juli - Okt.: Aufenthalt bei Madame de Staël auf den Schlössern Chaumont und Fossé.
  • 1810-11 Okt. - März.: Anstellung beim Baron Barante in der Vendée, um diesen in die deutsche Literatur einzuführen. Entschluß zur Rückkehr nach Deutschland.
  • 1811-12 Apr. - Aug.: Aufenthalt bei Madame de Staël auf Schloß Coppet bei Genf; erste Beschäftigung mit botanischer Forschung. Aug.: Alpenreise zu Fuß: Montblanc, Col de la Seigne, Courmayeur, Col Ferret, Großer St. Bernhard, Martigny, Interlaken, Berner Oberland, Grimsel, Furka, St. Gotthard nach Zürich und Schaffhausen.
  • 1812 Sept.: wieder in Berlin; Entschluß, sich der Botanik zu widmen; Okt.: Studium der Medizin und der Botanik an der Universität Berlin.
  • 1813 Während der Freiheitskriege in Kunersdorf im Oderbruch bei der gräflichen Familie Itzenplitz. Okt: Rückkehr nach Berlin, Wiederaufnahme des Studiums.
  • 1814 Fortführung der Studien.
  • 1815-18 Die Teilnahme als Naturforscher an der russischen Pazifik- und Arktisexpedition (Romanzoffsche Expedition) unter Kapitän Otto von Kotzebue auf dem Expeditionsschiff Rurikbegründet Ch.s wissenschaftlichen Ruf: Teneriffa - Brasilien - KapHorn - Chile - Osterinsel - Salas y Gomez - Südsee - Kamtschatka - Behringstraße - San Francisco - Hawaii - Behringstraße - Südsee - Manila - Kap der Guten Hoffnung - St. Helena - London - St. Petersburg.
  • 1819 Ehrendoktor der Universität Berlin; Zweiter Kustos im Botanischen Garten in Berlin. - Sept.: Heirat mit der 19jährigen Antonie Piaste (1800-1837)
  • 1820 Bezug eines Gartenhauses in Schöneberg. Geburt des ersten Sohnes Ludwig Deodatus, gen. Ernst.
  • 1821 Sept.: Verhältnis mit Marianne Hertz (Sohn: Wilhelm Ludwig Hertz, späterer Verleger Fontanes).
  • 1822 Juli: Brand des Gartenhauses; Umzug in die Lindenstraße
  • 1823 Exkursion nach Greifswald und Rügen.
  • 1824 Harzreise (zu Fuß). - Mitglied der Mittwochsgesellschaft.
  • 1825 Okt.: letzte Paris-Reise (Emigrantenentschädigung); Rückkehr über Brüssel, Köln, Bonn.
  • 1826 Jan.: Ankunft in Berlin.
  • 1827 Juni: Geburt der Tochter Adélaide.
  • 1829 März: Geburt der zweiten Tochter Johanna.
  • 1830 Bekanntschaft mit Heinrich Heine.- Geburt des Sohnes Adolph.
  • 1831 Cholera-Erkrankung.
  • 1832 Okt.: Geburt des Sohnes Hermann.
  • 1832-38 Redaktion des „Deutschen Musenalmanachs“ (zusammen mit Gustav Schwab).
    • Als erster Band der Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1836 das im Winter 1834/35 niedergeschriebene „Tagebuch“ der Weltreise. Nach seiner Aufnahme in die Berliner Akademie der Wissenschaften legte er dort, Wilhelm von Humboldts Arbeiten über die Kawi-Sprache ergänzend, Untersuchungen zur hawaiischen Sprache vor.
  • 1833 April: Erster Kustos am Königlichen Herbarium. - Mai: Schwere Grippe; von da an ständige Kränklichkeit.
  • 1835 Jan.: Geburt des Sohnes Adelbert. - Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; schwere Lungenerkrankung; Juli: zur Kur nach Bad Reinerz (Schlesien).
  • 1836 Aug.: Kuraufenthalt in Bad Charlottenbrunn in Schlesien; Erkrankung der Ehefrau.
  • 1837 Mai: Tod der Gattin (Blutsturz). Herbst: Reise nach Leipzig auf der neuen Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden.
  • 1838 März: Gesuch um Pensionierung als Aufseher im Botanischen Garten der Berliner Universität. Aug.: Versetzung in den Ruhestand.

Tod

Adelbert von Chamisso verstarb am 21. August 1838 in Berlin an einer heftigen chronischen Bronchitis, mit der er jahrelang gekämpft hatte. Am 23. August 1838 wurde er in seiner Wahlheimat in Berlin-Kreuzberg auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde beigesetzt. Sein Nachlaß ist im Besitz des Deutschen Literaturarchivs Marbach.

Werke

  • Adelberts Fabel, 1806
  • Fortunati Glückseckel und Wunschhütlein, 1806
  • Peter Schlemihls wundersame Geschichte, Nürnberg 1814 (Vertonung: P. Ronnefeld, Ballett 1956)
  • Bemerkungen und Ansichten einer Entdeckungsreise, 1821
  • Die Sonne bringt es an den Tag (Ballade), 1827
  • Salas y Gomez (Ballade), 1829
  • Frauen-Liebe und Leben, Liederzyklus, Berlin 1830 (Vertonung: Robert Schumann, 1840 und Carl Loewe)
  • Gedichte, Leipzig 1831
  • Hrsg. Der deutsche Musenalmanach, seit 1832 (zus. mit Gustav Schwab)
  • Reise um die Welt in den Jahren 1815–1818 (Tagebuch), 1836
  • Über die Hawai'sche Sprache, 1837

Literatur

Verweise

  • Kurzbiographie, einige Gedichte und Erzählungen auf zeno.org (Keine direkte Einbindung, da von dort aus auf die linksextreme Wikipedia verwiesen wird)

Fußnoten