Bandenbekämpfung

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Bandenbekämpfung war im Zweiten Weltkrieg der militärische Kampf gegen Terroristen und kriminelle Mordbanden, die in der Militärgeschichte zumeist „Partisanen“ genannt werden.

Deutsche Feldjäger haben kriminelle Banditen gefaßt und führen diese ab, Ostfront 1942

Erläuterung

Die Aufgabe dieses schweren und blutigen Einsatzes übernahmen sogenannte „Jagdkommandos“, u. a. bei der Wehrmacht die Brandenburger sowie ausländische Freiwillige (auch antikommunistische russische Partisanenjäger), bei der Kriegsmarine die Marine-Infanterie, bei der Waffen-SS die SS-Jagdverbände, die SS-Sturmbrigade „Dirlewanger“ und verschiedene Einheiten der ausländischen Freiwilligen der Waffen-SS.

„Das Bandenunwesen im Osten hat in den letzten Monaten einen nicht mehr erträglichen Umfang angenommen und droht zu einer ernsten Gefahr für die Versorgung der Front und die wirtschaftliche Ausnützung des Landes zu werden. Bis zum Beginn des Winters müssen diese Banden im wesentlichen ausgerottet und damit der Osten hinter der Front befriedet werden, um entscheidende Nachteile für die Kampfführung der Wehrmacht im Winter zu vermeiden. [...] Es darf im bandengefährdeten Gebiet keinen Deutschen geben, der nicht aktiv oder passiv in die Bandenbekämpfung eingespannt ist.“Adolf Hitler, 18. Juni 1943

Jagdkommandos

Entführungsopfer der Banden in Italien Max Freiherr von Gablenz

Unter Jagdkommando versteht man seit den 1890er Jahren eine militärische Spezialeinheit, die besonders gefährliche Operationen ausführen sollte. Der Begriff kam in Deutschland in der Militärwissenschaft auf. In den 1890er Jahren wurden in einigen Grenzkorps der Preußischen Armee an der Grenze zu Rußland Jagdkommandos (Jäger) aufgestellt. Sie wurden in Preußen als Patrouillenkommandos bezeichnet. Auch während des Boxeraufstandes in China (1900) waren solche Spezialeinheiten der Schutztruppe eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg waren es zumeist Stoßtrupps der Reiterei, die solche Jagd-Kommandos ausführten.

Vater der mobilen Jagdkommandos im Zweiten Weltkrieg war General der Infanterie Franz von Roques, von 1941 bis 1943 Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes der Heeresgruppe Nord. Jagdkommandos wurden von Wehrmacht, Abwehr,[1] Waffen-SS, Ordnungspolizei, SS und SD aufgestellt.

„Bildung von Jagdkommandos ermöglicht eine aktive Bandenbekämpfung auch mit geringsten Kräften. Jagdkommandos sind außerdem besonders geeignet zur gewaltsamen Aufklärung. Sie sind bei allen in der Bandenbekämpfung tätigen Truppen und Dienststellen als Eingreifkräfte zur Verfügung zu halten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit einzusetzen. Zweckmäßig ist es, ein Jagdkommando als Dauereinrichtung bestehenzulassen. Jagdkommandos haben zu verhindern, daß die Banden zur Ruhe kommen. Sie erschweren den Aufbau der Banden und ihre Versorgung. Den eigenen Kräften, die in der Sicherung oder durch andere Aufgaben ortsgebunden sind, schaffen sie ein bandenfreies Vorfeld. Der Grundgedanke des Kampfverfahrens lautet: Durch Nachahmen der Kampfesweise den Banden möglichst unbemerkt nahe zu kommen und sie dann überraschend zu schlagen ...“ — aus: Handbuch Bandenbekämpfung, 1944

Noch heute haben die meisten Armeen der Welt solche Spezialverbände, die Jagdkommandos des Österreichischen Heeres (→ JaKo) und der Bundeswehr (innerhalb der Fallschirm- und Gebirgstruppe) sind u. a. für die Bekämpfung eindringender Fernspäher und Sonderkommandos des Feindes zuständig oder sie führen, wie z. B. auch die Jägertruppe der Bundeswehr, selbst den Jagdkampf im Rücken des Feindes.

Weina Luka

Stolzer Bandenbekämpfer SS-Oberscharführer a. D. Josef „Sepp“ Dorsch vom SS-Jäger-Bataillon 501 in der Nachkriegszeit

Im Herbst 1943 wurde Weina Luka (Banja Luka ) Zentrum der Bandenbekämpfung. Die 2. Panzer-Armee, die seit August 1943 für Zentral-Jugoslawien zuständig war, initiierte die Bandenjägerlehrgänge in Weina Luka für deutsche und kroatische Truppen. Die Ausbildung konzentrierte sich vorwiegend auf Einsätze in Volltarnung.[2] Lehrgangsleiter war ein Hauptmann Konopacki von den Panzeraufklärern (nicht unbedingt mit dem Ritterkreuzträger Günther Konopacki zu verwechseln, aber auch nicht ausgeschlossen), während die Ausbilder und Spezialisten von der Division „Brandenburg“ stammten.

Terror und Ergebnis

„Einen ‚Partisanenkampf ohne Partisanen‘ führten die Deutschen im ersten Jahr nach ihrem ‚Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941‘, gegen versprengte Rotarmisten und wehrlose Zivilisten - das behauptete die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Reemtsma-Instituts. Doch jetzt veröffentlichte das Zentralarchiv des russischen Sicherheitsdienstes FSB offiziell den Befehl Stalins Nr. 0428 vom 17. November 1941, der massenhafte Partisanentätigkeit anordnete: Um den deutschen Soldaten vor Moskau jede Möglichkeit einer Unterkunft zu nehmen, sollten ‚Jagdkommandos‘ im Rücken des Feindes 40 bis 60 Kilometer tief und auf beiden Seiten aller Straßen in einem jeweils 20 bis 30 Kilometer breiten Streifen verbrannte Erde schaffen. Jegliche Behausung sei mit Molotowcocktails zu zerstören - auch jede Scheune oder jeder Stall. Wie der Befehl umgesetzt wurde, geht aus weiteren FSB-Veröffentlichungen hervor, die neue Details, etwa über die Nationalheldin Soja Kosmodemjanskaja, 18, enthalten. Kosmodemjanskaja (Deckname: ‚Tanja‘) gehörte zur Diversionsabteilung Nr. 9903 mit 400 Agenten der sowjetischen Geheimpolizei. Zehn Tage nach dem Stalin-Befehl, in der Nacht des 27. November 1941, setzte die Partisanenkämpferin das Dorf Petrischtschewo nahe Moskau in Brand, zusammen mit zwei Genossen. Einen davon, den gleichaltrigen Wassilij Klubkow, fingen deutsche Soldaten. Im Verhör verriet er seine Mitkämpferin, die rasch gefunden und zwei bis drei Stunden lang mit Gummiknüppeln verprügelt wurde. Klubkow sah noch, wie sie bewusstlos hinausgetragen wurde. Wegen Brandstiftung wurde sie wenig später von den deutschen Wehrmachtsoldaten aufgehängt, Denunziant Klubkow von der Roten Armee ergriffen und als Verräter erschossen.“[3]

Nach 1942

Die nur annäherungsweise bestimmbare Anzahl der Partisanen wuchs von Januar 1942 bis Sommer 1943 von ca. 30.000 auf etwa 200.000. Die Banden kontrollierten häufig auch große landwirtschaftliche Nutzflächen. Dadurch fügten sie den deutschen Besatzungsbehörden auf dem Ernährungssektor empfindliche Schäden zu, da die deutschen Armeen aus dem besetzten Land versorgt werden sollten. Mit dem sogenannten Schienenkrieg fügten die Partisanen der Wehrmacht ebenfalls hohe Verluste zu. So wurden im rückwärtigen Gebiet der Heeresgruppe Mitte – dem hauptsächlichen Operationsgebiet der Banden – zwischen Juni und Dezember 1942 durchschnittlich fünf bis sechs Anschläge auf Bahneinrichtungen pro Tag verübt.

Im Jahr 1943 wurden insgesamt ca. 11.000 Gleissprengungen, 9.000 entgleiste Züge, 40.000 zerstörte Waggons und 22.000 vernichtete Fahrzeuge gezählt. Während der sowjetischen Sommeroffensive 1943 erreichten diese Sabotageakte ihren Höhepunkt. So beeinträchtigten die Partisanen die Verbindungslinien und damit die Versorgung der deutschen Truppen mit Personal und Gerät erheblich.

Die Versorgung mit Waffen und Gerät wurde zumeist durch die sowjetische Luftwaffe und aus deutschem Beutegut gesichert. Verpflegung und Kleidung waren zumeist nur durch Raub aus den jeweiligen Gebieten zu erhalten. Die Bevölkerung litt dabei erheblich unter den gewaltsamen Raubzüge, Erpressungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massakern durch Partisanen, die sich den Haß der Einheimischen zuzogen.

Jeder, der in Verdacht stand, deutsche Soldaten zu unterstützen, wurde ermordet, bestialische Gewalttaten gegen echte und vermeintliche „Kollaborateure“ waren an der Tagesordnung. Frauen, die im Verdacht standen, mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung zu haben, wurden in aller Öffentlichkeit abgeschlachtet. Ganze Dörfer wurden von den kommunistischen Banden ausradiert. Deutsche Landser wurden völkerrechtswidrig aus dem Hinterhalt überfallen und erschossen, unzählige Tausende (Militärhistoriker schätzen, daß im Partisanenkrieg 50.000 Deutsche fielen) verloren dabei ihr Leben.

Beim Massaker an der Via Rasella in Italien am 23. März 1944 fielen einem kommunistischen Sprengstoffattentat in Höhe des Palazzos Titonie 42 Polizeisoldaten (34 Tote bis 24. März, acht weitere in den Tagen danach) und fünf Zivilpersonen zum Opfer, über 60 Deutsche und Italiener wurden verwundet. Bei der üblichen von der Reichsregierung angeordneten Vergeltungsmaßnahme im Rahmen der Bandenbekämpfung wurden am 24. März 1944 nach dem Massaker gemäß der festgelegten Repressalienquote von 1 zu 10 von den italienischen Behörden ausgesuchte Geiseln, bei denen es sich überwiegend um verurteilte Gefängnisinsassen handelte, in den Ardeatinischen Höhlen erschossen.

Tote und gefangene Banditen

Für die Jahre 1943 und 1944 sprachen Erfolgsmeldungen deutscher Stellen von insgesamt ca. 150.000 getöteten und 91.000 gefangenen Banditen während der teilweise großangelegten „Bandenkampfunternehmen“.

Personen (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

Verweise

Englischsprachig

Fußnoten

  1. Die Division „Brandenburg“ der Abwehr stellte Jagdkommandos als Kommandoeinheiten für die Gefechtsführung hinter den feindlichen Linien auf. Diese wurden den Korps oder Armeen unterstellt, oft jedoch auch als Reserve (Vertruppung) gegen Feinddurchbrüche entgegen ihrem Auftrag eingesetzt, was häufig zu großen Verlusten oder zur Vernichtung führte.
  2. Bei der Halbtarnung wurden bei der Annäherung an das Objekt über der deutschen Uniform gegnerische Uniformteile oder Zivil getragen. Diese Tarnung wurde vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von Volltarnung sprach man, wenn vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wurde. Bei einer Mischtarnung traten nur einige der Soldaten in gegnerischer Uniform auf, während der größere Teil in deutscher Uniform von den Ersteren meist als angebliche deutsche Gefangene oder Deserteure durch die feindlichen Linien eskortiert wurde. Waffen und Munition versteckten die Abgeführten dann in oder unter ihrer Uniform. Zu Tarnzwecken wurden auch gegnerische Waffen und Fahrzeuge verwendet. Wie diese Mittel eingesetzt wurden, war den jeweiligen Einsatzführern überlassen, die allein für die Planung eines Unternehmens zuständig waren.
  3. Stalins Brandstifter (DER SPIEGEL 6/2000)