Bräuer, Bruno
Bruno Oswald Bräuer ( 4. Februar 1893 in Willmannsdorf, Landkreis Jauer, Schlesien; 20. Mai 1947 in Chaidari bei Athen, Griechenland) war ein deutscher Unteroffizier der Preußischen Armee sowie des Deutschen Heeres (mit Portepee), Offizier der Vorläufigen Reichswehr, der Polizei und der Wehrmacht, zuletzt General der Fallschirmtruppe der Luftwaffe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Die Griechen verurteilten den verdienten General Bräuer gemeinsam mit dem General der Infanterie Friedrich-Wilhelm Müller zum Tode durch Erschießen. Das völkerrechtswidrige Urteil wurde am 20. Mai 1947 in Athen vollstreckt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Militärische Anfänge
Bruno Bräuer wurde 1905 Schüler im Militär-Knabenerziehungsinstitut zu Annaberg.[2] Anschließend besuchte er die Unteroffiziers-Vorschule und die Unteroffiziersschule. Am 1. April 1912 wurde er in das 7. Westpreußische Infanterie-Regiment Nr. 155 kommandiert und dort am 1. Juli 1912 zum Unteroffizier befördert. Mit diesem Regiment nahm er am gesamten Ersten Weltkrieg teil.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze verliehen. Bräuer war 1916/17 Mitglied der Sturmkompanie „Ravenstein“. Als Angehöriger dieser Elitetruppe waren solche Auszeichnungen unter all den Besten besonders schwer zu bekommen. Am 7. August 1919 wurde er bei der Vorläufigen Reichswehr zum Leutnant befördert.
Reichswehr
Als Leutnant wurde Bräuer nach dem Kriege als Zugführer im Reichswehr-Schützen-Regiment 9 eingesetzt. Zur Jahreswende 1919/20 wurde er aus dem aktiven Dienst entlassen. Dafür wurde er als Leutnant in die Schutzpolizei übernommen. Ab 1922 gehörte er dann zur Schutzpolizei in Berlin und war Reviervorsteher eines Polizeireviers im Stadtteil Schöneberg.
Drittes Reich
Als Hauptmann der Polizei wurde er dann 1933 als Kompaniechef zur Polizei-Abteilung z. b. V. „Wecke“ versetzt. Als Kommandeur des I. Bataillons der Landespolizeigruppe „General Göring“ wurde er am 1. Juni 1935 zum Major der Polizei befördert. Am 15. Oktober 1935 wurde er als Major in die Luftwaffe übernommen, sein Bataillon wurde zum I. Bataillon vom Regiment „General Göring“.
Im Spätsommer 1937 wurde er zum Kommandeur des IV. (Fallschirmschützen-) Bataillons des Regiments. Am 1. Januar 1938 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 1. April 1938 wurde er dann zum Kommandeur des I. Bataillons (das ehemalige IV./RGG) vom Fallschirmjäger-Regiment 1 ernannt. Am 1. Januar 1939 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst zum Kommandeur des Fallschirmjäger-Regiments 1 ernannt.
Zweiter Weltkrieg
Oberst Bräuer führte das Fallschirm-Jäger-Regiment 1 bei Beginn des Zweiten Weltkrieges im Sommer 1939 in den Polenfeldzug. Dabei wurde ihm die Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse verliehen. Im Frühjahr 1940 führte er sein Regiment in den Westfeldzug. Für die Leistungen seines Regiments bei der Eroberung der Maasbrücken bei Moerdijk (unter dem Kommando von Fritz Prager), des Flugplatzes von Waalhaven und der Eroberung von Doderecht wurde ihm am 24. Mai 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen, nachdem er vorher die Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse bekommen hatte.
Während der Kämpfe nach der Landung auf Kreta u. a. an der Seite der Fallschirmjäger des Luftlande-Sturm-Regiments 1 wurde er gleichzeitig Führer der Kampfgruppe Ost auf Kreta. Am 9. Juni 1941 wurde er namentlich im Wehrmachtbericht genannt:
- „Die unter Führung von Generalmajor Meindl, Oberst Heidrich, Oberst Bräuer, Oberst Ramcke und Oberst Sturm stehenden Fallschirmverbände schufen in harten Kämpfen die entscheidenden Voraussetzungen für die Eroberung von Kreta.“
Am 1. September 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 13. April 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 6. September 1942 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am gleichen Tag wurde er in die Führerreserve versetzt und dort Offizier z. b. V. Bräuer wurde mit der Führung der Geschäfte des Kommandanten der Festung Kreta und des Befehlshabers des Luftgaues Kreta betraut. Am 23. Februar 1943 wurde der Generalleutnant dann zum Kommandanten der Festung Kreta und zum Befehlshaber des Luftgaues Kreta ernannt.
Chania
1944 erhielt Bruno Bräuer den Befehl, alle Juden der Stadt Chania festzunehmen. In der Nacht vom 20. auf den 21. Mai umstellten seine Einheiten das jüdische Viertel der Stadt. Wer sich versteckte oder zu fliehen versuchte, wurde auf der Stelle erschossen. Nur vier der in Chania lebenden Juden entkamen. Die übrigen wurden am 5. Juni auf einen Frachter gebracht, der auf der Überfahrt von Chania zum griechischen Festland (höchstwahrscheinlich durch Feindeinwirkung) sank.
Endkampf
Am 1. Juni 1944 wurde Bräuer wieder in die Führerreserve versetzt. Zu diesem Tag wurde er auch zum General der Fallschirmtruppe[3] befördert. Am 2. März 1945 wurde er zum Kommandeur der 9. Fallschirmjäger-Division ernannt, erkrankte aber am 10. April 1945 schwer und kam nicht mehr zur Truppe.
Tod
Bei Kriegsende geriet er im Mai 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Er wurde kurz darauf an Griechenland überstellt und in Athen durch die Siegerjustiz wegen der Deportation der Juden auf Kreta zum Tode verurteilt. Am 20. Mai 1947 wurde er um 5 Uhr zusammen mit General Friedrich-Wilhelm Müller standrechtlich erschossen.
Das Grab des famosen Fallschirmjäger-Generals befindet sich inmitten seiner Kameraden auf dem 1974 neugestalteten Deutschen Soldatenfriedhof Maleme auf Kreta.
Mythos
Bruno Bräuer ist der unter den alten Kameraden der Fallschirmjäger legendäre „Fallschirmjäger Nr. 1“, denn am 11. Mai 1936 hatte er während der Fallschirmausbildung an die Fliegerschule Döberitz als erster Soldat der Fallschirmtruppe den ersten Absprung von einem Flugzeug gewagt.[4] Bräuer begann seinen militärischen Aufstieg im Regiment „General Göring“.
Beförderungen
- Gefreiter (1. Dezember 1911)
- Unteroffizier (1. Juli 1912)
- Feldwebel (1. Oktober 1915)
- Vizefeldwebel (1. Dezember 1916)
- Offiziers-Stellvertreter (1. Oktober 1917)
- Leutnant (7. August 1919)
- Polizei-Leutnant (1. Januar 1920)
- Polizei-Oberleutnant (29. September 1923)
- Polizei-Hauptmann (4. April 1928)
- Polizei-Major (1. Juni 1935)
- Major der Wehrmacht (15. Oktober 1935)
- Oberstleutnant (1. Januar 1938)
- Oberst (1. Januar 1939)
- Generalmajor (1. September 1941)
- Generalleutnant (6. September 1942)
- General der Fallschirmtruppe (1. Juni 1944)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 14. Oktober 1914
- I. Klasse am 1. April 1917
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Dienstauszeichnung der Wehrmacht, IV. bis I. Klasse (25 Jahre)
- Fallschirmschützenabzeichen der Luftwaffe am 4. Juli 1936 als Major und Kommandeur des IV. Luftwaffen-Fallschirm-Bataillons/Regiment „General Göring“
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 20. Oktober 1939
- Spange zum EK I am 23. Mai 1940
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 9. Juni 1941
- Ärmelband „Kreta“
- Erdkampfabzeichen der Luftwaffe ohne Zahlen
- Deutsches Kreuz in Gold am 13. April 1942 als Generalmajor und Kommandeur des Fallschirm-Jäger-Regimentes 1
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 24. Mai 1940 als Oberst und Kommandeur des Fallschirm-Jäger-Regimentes 1
Siehe auch
Literatur
- Franz Thomas/Günter Wegmann: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939–1945 Teil II: Fallschirmjäger, ISBN 3-7648-1461-6
- Hans-Georg Schnitzer: General am Fallschirm. In: Der SA.-Führer. Heft 11. 1942. S. 30–40
Fußnoten
- Geboren 1893
- Gestorben 1947
- Deutscher General der Fallschirmtruppe
- Deutscher Fallschirmjäger
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Angehöriger der Reichswehr
- General der Fallschirmtruppe (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Kriegsgefangener