Rust, Carla

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Carla Rust als Berta in „Das schöne Fräulein Schragg
Carla Rust’ Grab
Bad Hindelang, Friedhof
Gedenktafel von Carla und Sepp Rist an der Friedhofsmauer in Bad Hindelang

Carla Rust, verheiratet Carla Rist (geb. 15. September 1908 in Burgdamm, heute zu Bremen; gest. 27. Dezember 1977 in Bad Hindelang) war eine deutsche Schauspielerin.

Leben

Carla Rust stammte von der Wasserkante. Sie wurde in Bremen geboren, jedoch in Hannover wuchs sie auf. Daß Carla Rust den Weg zur Bühne und dann zum Film fand, hatte seine tiefen Gründe. Freilich war sie insofern ein Außenseiter gewesen, als niemand aus ihrer Familie jemals einen künstlerischen Beruf ausgeübt hatte.

Nach der Schulzeit war Carla Rust die Tochter des Hauses, die gern kochte, Kuchen backte, Tennis spielte und zum Tanz ging. Die Herren Gymnasiasten von der Tanzstunde feierten in dieser Zeit das hundertjährige Bestehen ihres Gymnasiums und wollten aus diesem Anlaß ein Theaterstück mit den Namen „Schusters Lise“ aufführen. Diese Lise sollte Carla Rust spielen und sie hatten deshalb den Vater Carlas um die Erlaubnis gebeten; der Vater war einverstanden, aber als er fragte, ob sie denn schon mit seiner Tochter gesprochen hatten, mußten sie zugeben, daß sie das ganz vergessen hatten. Über diese offensichtliche Übergehung ihrer Person war Carla Rust erbost, aber sie spielte die Lise doch, denn das Theater lockte. Sie konnte eine Figur darstellen. Es war großartig, einmal auf einer Bühne zu stehen. Und hier treffen wir den tiefen Grund an, aus dem heraus Carla Rust nachher den Weg zu ihrem künstlerischen Beruf fand. Es hatte sie einfach gepackt.

Carla Rust ging nach dieser Schüleraufführung zu einer Schauspielerin des Theaters in Hannover, die sie sehr verehrte und von der sie annahm, daß sie ihr raten könnte. Sie sprach ihr vor, und die Schauspielerin konnte nur aus vollem Halse lachen. Ein Schulmädchen deklamierte einen Monolog aus der „Jungfrau von Orleans“, der ja immer herhalten muß. Sie sagte ihr, daß sie etwas anderes lernen und nach einigen Wochen noch einmal zu ihr kommen sollte. Das tat Carla Rust, und nun hörte sie, daß vielleicht eine Begabung vorhanden wäre, die auszubilden und zu nutzen sich lohne. Sie suchte den ersten Charakterspieler des Theaters, Hans Ebert, auf und er unterrichtete sie.

Carla Rust merkte sogleich, daß es nicht mit Rollen und schönen und verlockenden Dingen beginnt, sondern mit dem Simpelsten, das dazu noch sehr schwer war. Sie lernte über ein Jahr nichts anderes als Sprechen. Und ging zu ihrem Vater. Die erste Antwort des Vaters war ein minutenlanges Lachen. Aber dann sprach er ernst und lange mit seiner Tochter. Sie schlossen ein Abkommen: Carla durfte ihrer Neigung folgen, legte aber das Versprechen ab, sofort ins Elternhaus zurückzukehren, wenn sie einsehe, daß sie nicht weiterkomme. Nur um eine kleine Schauspielerin zu werden oder in der Statisterie zu bleiben, als Unbegabte ein klägliches Scheindasein als „Künstlerin“ zu fristen, sollte sie die vielen anderen Möglichkeiten nicht verscherzen, die das Leben jedem jungen Mädchen biete.[1]

Und Carla war einverstanden. Und lernte. Und begann nach ihrem Studium als Anfängerin am Stadttheater in Mainz. Im zweiten Jahr wurde sie 1930 nach Nürnberg verpflichtet und spielte dort die Franziska in „Minna von Barnhelm“, das Rautendelein, das Gretchen, das Kätchen und im naiven Rollenfach.

In Nürnberg spielte sie als Naive ihre ersten Rollen, noch ein kleines Mädel, mitten im Wachstum. — Später wurde sie dann „erste Liebhaberin“ an den Städtischen Bühnen der Frankenstadt und konnte sich über ihre Beschäftigung, die fast jede Woche eine neue Rolle brachte, nicht beklagen. Ein weiteres Engagement führte sie 1934 nach Dresden, und dort wurde sie auch für den Film entdeckt.[2]

Zu dieser Zeit war der bekannte Spielleiter Jürgen von Alten Schauspieldirektor des Komödienhauses. Carla Rust hatte dort nur ernste Rollen gespielt; und dann kam der Entschluß, nach Berlin zu fahren. Carla Rust glaubte, sicher genug zu sein, um es auch in der Reichshauptstadt zu versuchen. Kaum zwei Wochen in Berlin, spielte sie 1935 am Schiffbauerdamm in „Krach im Hinterhaus“.

Man wurde auch beim Film auf sie aufmerksam. Der Filmnachweis fragte bei ihr an, ob sie es nicht einmal beim Film versuchen wolle, natürlich nur in kleinen Rollen. Es kam zu Probeaufnahmen und bei der Euphono-Filmgesellschaft zu einer ersten Filmrolle in dem Kurzfilm „Der Streithammel“, in dem Walter Steinbeck und Willy Schaeffers mitwirkten. Der erste Schritt zum Film hin war getan, und es folgte der erste Spielfilm „Ein Lied klagt an“, in dem Louis Graveure die Hauptrolle spielte. Auch beim Film hat Carla Rust sich emporgearbeitet. Auch ihr war kein Erfolg ohne Fleiß und Mühe und immerwährende Arbeit in den Schoß gefallen. Es kam der Film „Der lachende Dritte“, und er war für die Künstlerin in einem privateren Sinne bedeutsam. Denn in ihm wirkte Sepp Rist mit, ihren späteren Gattin.

Carla Rust hatte sich verhältnismäßig rasch in den Vordergrund spielen können.

Im Mai 1939 hatten die bekannten Filmdarsteller Carla Rust und Sepp Rist den Bund fürs Leben geschlossen. Frau Rust war nun laut Standesamtsurkunde auch Frau Rist. In ihren Namen hatte sich nur ein Selbstlaut geändert. Aus „u“ wurde ein „i“.

Bei dem musikalischen Heimatfilm „Der rettende Engel“ von 1940 stand Carla Rust erneut mit ihren Ehemann Sepp Rist vor der Kamera. Sie erfreute das Publikum als leidgeprüfte Wäscherei-Besitzerin Lisbeth Boeckel, deren Ehemann Eduard (Harald Paulsen) in Paul Heidemanns Lustspiel „Weiße Wäsche“ (1942) durch die Erfindung eines Waschmittel mit grauenhaften Folgen alles durcheinander bringt.

Neben Käthe Dyckhoff, Ulla Gauglitz und Sonja Ziemann war sie eine der vier weiblichen Protagonistinnen in Peter Paul Brauers gefeierten Verfilmung von Gerhart Hauptmanns Lustspiel „Die Jungfern vom Bischofsberg“ (1943), mimte einmal mehr die Tochter von Heinrich George in Werner Klinglers Kriminalfilm „Der Verteidiger hat das Wort“ (1944). Ihren letzten Film während des Zweiten Weltkrieges drehte Carla Rust mit Regisseur Johannes Guter und spielte in der harmlos-turbulenten Komödie „Ein fröhliches Haus“ (1944) die hübsche „Briefkastentante“ Dr. Irene Müller, in die sich der Schwimmlehrer und Vater von drei kleinen Kindern Viktor Wernebach (Rolf Weih) verliebt.

Nach rund zehnjähriger Pause trat Carla Rust erst wieder 1954 in Wolfgang Liebeneiners Heimatstreifen „Die schöne Müllerin“ mit einer kleinen Rolle in Erscheinung. Die nächsten zwei Jahre wirkte sie mit eher unbedeutenden Rollen an der Seite ihres Ehemannes in weiteren, dem Heimatfilm-Genre zuzuordnenden Produktionen mit, so zuletzt in „Die Magd von Heiligenblut“ von 1956 und „Der Adler vom Velsatal“ von 1956. Danach zog sie sich vom Filmgeschäft zurück.

Die heute weitgehend vergessene Schauspielerin Carla Rust starb am 27. Dezember 1977 im Alter von 68 Jahren im Geburtsort ihres Mannes, im bayerischen Bad Hindelang (Oberallgäu), und wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Die Grabstelle, in der auch Sepp Rist seine letzte Ruhe fand, ist heute nicht mehr existent, eine Gedenkplatte an der Mauer erinnert an das Schauspielerpaar.

Filmographie

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 20, 19. Mai 1939
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 52, 27. Dezember 1936