Metternich, Klemens Wenzel Lothar von

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Ölbild von Th. Lawrence 1814/15

Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich (eigentlich Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Graf, ab 1813 Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein; Lebensrune.png 15. Mai 1773 in Koblenz, Erstes Reich; Todesrune.png 11. Juni 1859 in Wien, Kaisertum Österreich, Deutscher Bund), Graf von Schloß Königswart, seit 1818 Herzog von Portella, war ein deutscher Adliger und Staatsmann im Dienste des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, des Erzherzogtums sowie des Kaisertums Österreich. Der Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler galt als Verfechter der österreichischen Vorherrschaft innerhalb eines vereinten deutschen Reiches und war somit ein erbitterter politischer Gegner Preußens im Deutschen Dualismus.

Leben

Der Außenminister sowie Hof- und Staatskanzler des Kaisertums Österreich im Deutschen Bund Fürst von Metternich

Klemens Metternich stammte aus dem alten Adelsgeschlecht Metternich, aus der Linie Winneburg und Beilstein. Einer der Stammsitze der weitverzweigten Familiendynastie ist die Winneburg bei Cochem an der Mosel. Die Ruine wurde 1832 von ihm (in Gedenken an seine Familiengeschichte) erworben, aber nicht wieder aufgebaut und niemals von ihm bewohnt.

Metternich bei Napoleon in Dresden, 26. Juni 1813

Der Vater war Franz Georg Karl Graf Metternich-Winneburg-Beilstein (1746–1818). Die Mutter war Maria Beatrix Aloisia (geb. Gräfin Kageneck). Der Vater war zunächst Diplomat der Kurfürsten von Trier. Im Jahre 1791 wurde er Minister der österreichischen Niederlande und stand seither als Diplomat in römisch-deutschem und österreichischem Dienst.

Im Jahre 1803 wechselte er als österreichischer Gesandter von Dresden nach Berlin. Zwar wurde er von Friedrich Wilhelm III. und Königin Louise freundlich aufgenommen, aber die diplomatischen Aufgaben waren hier schwieriger. Der Versuch Metternichs, Preußen an Österreich und an eine antinapoleonische Koalition zu binden, scheiterte zunächst an der Neutralitätspolitik der Regierung. Zu den Reformkräften um Karl August von Hardenberg und Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein fand Metternich nur wenig Zugang. Im Jahre 1805 gelang es Metternich, eine Art Bündnisvertrag mit Preußen auszuhandeln, doch durch die Niederlage Österreichs und Rußlands in der Schlacht bei Austerlitz war der Vertrag wertlos geworden. Seine Einschätzung der politischen Zustände Preußens war ausgesprochen negativ, und er sagte dem System einen baldigen Untergang voraus. In Berlin hörte Metternich auch Vorlesungen von Johann Gottlieb Fichte und August Wilhelm Schlegel, die ihn beeindruckten.

Nach dem Preßburger Frieden 1805 standen Metternich erneut mehrere Optionen offen. Sowohl Kaiser Alexander I. von Rußland als auch Kaiser Napoleon wollten ihn als Gesandten an ihren Hof holen. Metternich entschied sich für Frankreich, da er diesen Posten für wichtiger hielt. Der offizielle Amtsantritt verzögerte sich aus verschiedenen Gründen. Als Metternich 1806 in Paris ankam, hatte Franz II. die Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niedergelegt, und Napoleon hatte den Rheinbund gegründet. Dazu schrieb von Metternich später:

„Napoleon erschien mir als die Fleisch gewordene Revolution, während ich in der Macht, die ich bei ihm zu vertreten hatte, die sicherste Hüterin der Grundlagen erblickte, welche allein die allgemeine Ruhe und das politische Gleichgewicht verbürgen.“

Als der Fünfte Koalitionskrieg ausbrach, kehrte von Metternich nach Wien zurück. In dieser Zeit schien er sich zeitweise neueren nationalen Ideen angenähert zu haben und plädierte für einen Volkskrieg gegen Napoleon ähnlich wie in Spanien. Als sich die Niederlage abzuzeichnen begann, sprach sich von Metternich dann aber rasch für die Beendigung des Krieges aus.

Befreiungskriege

Metternich, Klemens Wenzel Lothar von.jpg

Nach Napoleons Niederlage in Rußland hatte von Metternich im Frühjahr 1813 eine politische Schlüsselfunktion inne. Preußen und Rußland hatten zwar im Vertrag von Kalisch ein Bündnis geschlossen, eine Entscheidung für eine Weiterführung des Krieges war aber noch nicht getroffen. Die Entscheidung hing davon ab, wie sich Österreich positionierte. Da von Metternich nach wie vor auch eine russische Übermacht verhindern wollte, zögerte er die Entscheidung für oder gegen die Koalition lange hinaus. Dabei spielten verschiedene Gründe eine Rolle. Zunächst wollte er die österreichischen Rüstungen abschließen, außerdem wollte er den Krieg aus österreichischen Ländern fernhalten und zögerte auch, den formellen Bündnisvertrag mit Frankreich zu brechen. Einen unter Beteiligung höchster Kreise in Wien geplanten Volksaufstand gegen die Tyrannei des selbsternannten Kaisers aus Frankreich in den Alpenländern von Tirol bis in die Schweiz ließ Metternich niederschlagen und die Initiatoren verhaften, da dies seine Kabinettspolitik störte.

Ohne den Seitenwechsel zunächst äußerlich zu vollziehen, löste Metternich das Kaisertum Österreich nach und nach aus dem Bündnis mit Frankreich und ging über die Zwischenstufen der Neutralität und diplomatischen Vermittlerrolle zur antinapoleonischen Koalition über. Am 4. Juni 1813 vermittelte er den Waffenstillstand von Pläswitz. Es gelang ihm, die Koalition zur Annahme seiner Kriegsziele zu bringen. Im Vertrag von Reichenbach vom 17. Juni 1813 sagte er den Beitritt zur Koalition zu, wenn Napoleon nicht auf die von Metternich ausgearbeiteten Friedensbedingungen eingehen würde. Ein Versuch am 26. Juni 1813 in Dresden, in einem Gespräch mit Napoleon diesen zu Zugeständnissen in Polen, Preußen, Norddeutschland und Illyrien zu bewegen, scheiterte. Österreich trat daher am 11. August 1813 in den Krieg ein, und im Bündnisvertrag von Teplitz vom 9. September wurde, ganz den Zielen Metternichs entsprechend, als Kriegsziel die Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts festgelegt. Aus diesem Anlaß verlieh ihm der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 13. September 1813 den Schwarzen Adlerorden. Von Metternich war es gelungen, das österreichische Kaisertum zum Zentrum der Koalition und sich selbst zum ausschlaggebenden Politiker zu machen.

Seine Position war so stark, daß er eigenmächtig den Waffenstillstand von Pläswitz vom 10. Juli verlängern konnte. Metternich arrangierte außerdem die letztlich ergebnislose Friedenskonferenz in Prag. Nach dem Ablauf eines letzten Ultimatums ging der Befreiungskrieg nunmehr mit Unterstützung Österreichs weiter. Durch sein Taktieren gelang es ihm, den österreichischen Generalfeldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg zum Oberkommandierenden der Koalitionstruppen zu avancieren. Unmittelbar nach der Völkerschlacht bei Leipzig erhob Kaiser Franz I. den Grafen Metternich im Schloß zu Rötha in den Fürstenstand.

In der Folge sorgte seine Diplomatie im Hintergrund maßgeblich dafür, daß die Rheinbundstaaten von Napoleon abfielen. Für die politische Struktur Deutschlands im 19. Jahrhundert von zentraler Bedeutung war dabei der Vertrag von Ried vom 8. Oktober 1813 zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Bayern. Für den Anschluß an die Alliierten garantierte Österreich den Bestand und die Souveränität Bayerns. Damit erkannte der deutsche Kaiser die von Napoleon geschaffenen Staaten in Süddeutschland an. Der Vertrag von Ried war daher eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung des Deutschen Bundes. Gleichzeitig wollte Metternich Bayern durch diesen Vertrag stärker an Österreich binden. Es folgten ähnliche Verträge mit anderen Rheinbundstaaten. Damit verhinderte Metternich die vom Freiherren vom Stein geforderte Zerschlagung der Rheinbundstaaten. Von Steins Zentralverwaltungsdepartement konnte damit nicht zur Basis einer neuen deutschen Staatlichkeit werden.

Einen von Karl Freiherr vom Stein und Wilhelm von Humboldt ausgearbeiteten Verfassungsentwurf beim Wiener Kongreß für Deutschland strich er massiv zusammen, weil er meinte, der geplante Bund sollte zunächst nur als lockerer Rahmen verwirklicht werden, den man später weiter ausbauen könne. Um die Debatte um die Zukunft Deutschlands zu beschleunigen, berief von Metternich einen deutschen Ausschuß aus Vertretern der größeren deutschen Staaten ein. Die Einigung schien bereits greifbar, als von Metternich die Beratungen am 18. November 1814 zunächst aussetzte.

Sommerfeldzug 1815

Die Nachricht von der Rückkehr Napoleons verschaffte von Metternich wieder mehr Spielraum zur Durchsetzung seiner im Interesse Österreichs liegenden Ordnungsvorstellungen. Zwar verzichtete das Kaisertum Österreich auf die ehemals niederländischen Besitzungen, dafür setzte sich von Metternich aber hinsichtlich der Neuordnung in Deutschland – wenn auch unter Verzicht auf ein erbliches Kaisertum – durch. Unter Erhaltung der süddeutschen Rheinbundstaaten entstand mit dem Deutschen Bund ein Staatenbund, in dem Österreich als Präsidialmacht die ausschlaggebende Rolle spielte. Die Realisierung anderer Vorstellungen – etwa eine Rekonstruktion des alten Reiches und somit einer Wiederherstellung der Reichsherrlichkeit oder die Schaffung eines deutschen Nationalstaates – wurde nicht zuletzt durch Fürst von Metternich verhindert. Auch die Deutsche Bundesakte entsprach ganz dem Wunsch von Metternichs, nur einen groben Rahmen festzulegen, der später in Verhandlungen weiter präzisiert werden konnte. 1815 stimmte er der Heiligen Allianz zu.

Kleinstaaterei statt Reichsherrlichkeit

Die Repressalien gegen freiheitliche Deutsche u. a. nach dem Hambacher Fest geschahen insbesondere auf sein Drängen. In Frankfurt wurde eine Zentraluntersuchungsbehörde und in Mainz ein Zentralinformationsbüro mit einem Netz aus Spitzeln errichtet. Von Metternich selbst ließ sich die Berichte regelmäßig vorlegen und gab dem Polizeipräsidenten von Wien Josef von Sedlnitzky freie Hand.

Für Fürst von Metternich war der Deutsche Bund nun fast ausschließlich Instrument der politischen Repression und der Aufrechterhaltung der zu kontrollierenden Kleinstaaterei. Andere Aufgaben, wie die in Artikel 19 der Bundesakte festgeschriebene Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsraums, wurden dagegen vernachlässigt. Die Forderung etwa von Friedrich List nach einem Zollverein bekämpfte Metternich, da sie von ihm als programmatisches Anliegen der nationalen Bewegung erkannt wurde. Konsequenterweise beteiligte sich Österreich weder an den regionalen Zusammenschlüssen noch am deutschen Zollverein, so daß sich hier bereits eine Vorentscheidung für die kleindeutsche Lösung abzeichnete. Er galt in der Öffentlichkeit als Verkörperung der antiliberalen und antinationalen Kräfte.

Im Zuge der Deutschen Revolution 1848/1849 gelang es der Bewegung in Wien, von Metternich am 13. März 1848 zum Rücktritt und zum Verlassen des Landes zu zwingen. Er floh nach London, kehrte aber 1851 nach Wien zurück. Bis zu seinem Tode beriet er die kaiserliche Regierung unter Kaiser Franz Joseph I.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

„Wenn es gelungen wäre, Steins und Arndts und Scharnhorsts Ideen bis zur letzten Forderung durchzusetzen, hätte sich aus den Bränden des Kriegs ein Staat erhoben, dessen innere Kraft in ungeahnten Maße gefestigt war. Doch 1815 siegt das alte System: Wortführer der Reaktion ist Metternich, Staatskanzler Österreichs, heimlicher Drahtzieher aller Entschlüsse der kleindeutschen Höfe. Als Rheinländer war er in den Dienst des Donaustaates getreten. Ohne Zweifel hat seine Politik das habsburgische Österreich vor dem frühen Zerfall gerettet. Aber die Einigung Deutschlands, den heißesten Traum aller heißen Herzen, hat er damit für Jahrzehnte hinaus verhindert. Das neue freiere Wollen, das sich eben gegen Napoleon das geschichtliche Recht erstritten, wird nun als verderblich für die löbliche Ruhe und Ordnung verschrien. Die Männer, deren rastlosem Werk die Rettung Europas zu danken war, erscheinen in den schmählichen Winkelreden der Denunzianten als Träger des wildesten Aufruhrs. Und als sich gegen die Reaktion die gläubige Jugend erhebt, wirft Metternich ihr seinen Bannstrahl entgegen, weil sie voll Unruhe steckt und als einziges Ziel nur das einige Deutschland kennt.“[1]

Tod

Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein verstarb 1859. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in Böhmen auf seinem Gut, dem ehemaligen Kloster Plaß.

Zitate

Zitat von Metternich

  • „Napoleon faßte sich, und mit ruhigem Ton sagte er mir folgende Worte […]: Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Polen und die Deutschen geopfert. Ich habe in dem Feldzug von Moskau 300.000 Mann verloren; es waren nicht einmal 30.000 Franzosen darunter. Sie vergessen, Sire, rief ich aus, daß Sie zu einem Deutschen sprechen.“Deutsches Bekenntnis von Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Kanzler des Kaisertums Österreich, nach einer protokollierten Unterredung mit Napoleon am 26. Juni 1813

Zitate über Metternich

  • „Der Metternich, der Millionenhund, der Schuft, welcher gehenkt zu werden verdient, hat euch alle an der Leine und Leitseil, Schwerenot!“Gebhard Leberecht von Blücher[2]
  • „Metternich wird vielfach sehr zu unrecht völlig falsch beurteilt. Er hat versucht, einen Kadaver wieder zum Leben zu erwecken. Als österreichischer Staatskanzler und vom Standpunkt des Hauses Habsburg aus konnte er aber gar nicht anders handeln. Er diente dem Hause Habsburg und wollte es wieder zur früheren Größe führen, daher sein Bestreben, das alte Reich um jeden Preis wieder zu erwecken. Daß er sich dabei vielfach in den Mitteln vergriffen hat, kann man nicht bestreiten. Aber man muß seine Tätigkeit aus seiner Zeit heraus verstehen. Den Weg, den Bismarck später ging, konnte 1830–1840 niemand ahnen. Die Lösung hieß damals nicht Bismarck oder Metternich, sondern Staatskanzlei oder Bundestag, diese Zusammenfassung aller möglichen politischen Auffassungen. In Frankfurt ist nichts geschaffen worden und konnte auch nichts geschaffen werden. Das hat Metternich richtig beurteilt. Metternich hat schließlich das gleiche Ziel verfolgt wie Bismarck, er wollte es durch die Wiederherstellung Habsburgs erreichen, Bismarck durch die Vorschiebung Preußens. Eine parlamentarische Lösung haben beide abgelehnt. Bismarck hat das Ziel erreicht, während Metternich gestrauchelt ist. Man darf ihn aber daher nicht wie einen Verbrecher abtun.“Adolf Hitler[3]

Literatur

Verweis

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937
  2. Über von Metternich und seine Bestrebungen, den notwendigen „Marsch auf Paris“ deutscher Patrioten zu verhindern, was sich im Sommerfeldzug von 1815 rächen sollte. Zwar marschierten die Alliierten Ende März 1814 in Paris ein, aber der erste Pariser Friede vom 30. Mai 1814 war − wie von Fürst Metternich gewünscht − für Frankreich viel zu milde und beschädigte nicht dessen Position als europäische Großmacht. In: Nipperde: Bürgerwelt und starker Staat, S. 88 f.
  3. In: Monologe im Führerhauptquartier – die Aufzeichnungen Heinrich Heims, herausgegeben von Werner Jochmann, Wilhelm Heyne Verlag, München 1980, ISBN 3-453-01600-9 (Aufzeichnung vom 14.6.1943, Seite 401)