Fall Achse
Fall Achse war der Deckname eines Unternehmens des Oberkommandos der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges. Er sah die Besetzung Italiens für den Fall vor, daß der Verbündete kapitulierte bzw. aus dem Krieg ausschied resp., wie es dann geschah, verräterisch die Fronten wechselte. Der Operationsplan trug zunächst den Namen Unternehmen „Alarich“ (nach Alarich I.), wurde dann aber nach der Verhaftung Mussolinis 1943 in Fall Achse umbenannt, der vom 8. bis 19. September 1943 stattfand.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereitschaft
Nach der alliierten Operation Husky, dem Einfall auf Sizilien, wurden ab dem 10. Juli 1943 zusätzlich zu den bereits in Italien befindlichen deutschen Verbänden Truppen der reaktivierten Heeresgruppe B an der Alpengrenze zusammengezogen.
Oberitalien August 1943
Am 1. August rückten Truppen der Heeresgruppe B mit italienischer Zustimmung über die Grenze und besetzten Oberitalien. Die 2. Fallschirmjäger-Division flog aus Frankreich ein und bezog Stellungen um Rom. In der Folge fand am 6. August eine Konferenz in Tarvis statt, bei der das gegenseitige Mißtrauen jedoch nur oberflächlich übertüncht wurde.
In der Tat hatten die Italiener zu diesem Zeitpunkt bereits Gespräche mit den Alliierten aufgenommen. Wenig später begannen die Vorbereitungen zur Evakuierung der auf Sizilien eingesetzten Truppen aufs Festland.
Durchführung des Unternehmens
Mit der Durchführung des Unternehmens in Süditalien wurde Generalfeldmarschall Albert Kesselring und in Norditalien Generalfeldmarschall Erwin Rommel betraut. Hauptziele der Operation waren:
- die Entwaffnung der italienischen Truppen
- die Festsetzung der italienischen Flotte
- die Beschlagnahmung von Waffen und sonstiger kriegswichtiger Ausrüstung
- die vollständige Räumung Sardiniens und Korsikas
- Stabilisierung der übrigen Fronten in Italien
Die Entwaffnung nach dem Waffenverrat
Am 3. September 1943 landeten zwei britische Divisionen bei nur minimalem Widerstand der Verteidiger auf dem italienischen Festland. Am gleichen Tag schloß die neue italienische Regierung den Waffenstillstand von Cassibile mit den Alliierten, der jedoch erst am 8. September bekanntgegeben wurde. Schon in der Nacht begannen erste deutsche Gegenmaßnahmen.
Am Morgen des 9. September 1943 wurde das Unternehmen dann offiziell und flächendeckend eingeläutet. Laut Bericht der Heeresgruppe B wurden allein vom 8. bis zum 19. September 1943 insgesamt 82 italienische Generäle, 13.000 weitere Offiziere und ca. 400.000 Soldaten entwaffnet und in Gefangenschaft genommen – hiervon waren 183.000 Soldaten bereits in Internierungslager in Deutschland überstellt worden.
Leibstandarte
Am 28. Juli 1943 begann der Eiltransport der Leibstandarte nach Italien als Antwort auf die Invasion auf Sizilien, es wurde ein langer Weg von Stalino nach Innsbruck und schließlich Norditalien. Rommel hatte den Auftrag mit acht Divisionen der Heeresgruppe B, zu denen die Leibstandarte gehörte, die italienischen Truppen im Norden zu entwaffnen. Für die Waffen-SS, die Ehre und Treue atmete und lebte, war der Verrat des Waffenbruders besonders schmerzlich. Joachim Peiper, mit seinem Adjutanten Werner Wolff und seinem zuverlässigen Kompaniechef Paul Guhl an seiner Seite, hatte mit seinem III. (gepanzerten) Bataillon in Reggio alle öffentlichen Gebäude, Bahnhöfe und Postämter besetzt. Am 10. September entwaffnete das Bataillon die gesamten Garnisonen von Alessandria und Asti. Die zahlenmäßig gewaltige italienische Armee im Norden war völlig überrumpelt.
Mailand
Kaum waren Truppenteile der Leibstandarte vor den Toren Mailands aufgefahren, entschied sich der Kommandierende General Vittorio Ruggero, Befehlshaber der Territorialverteidigung von Mailand und Kommandant der Garnison, ohne Gegenwehr die Waffen niederzulegen, obwohl er in der Stadt u. a. eine gesamte Infanterie-Division (5ª Divisione fanteria „Cosseria“) zur Verfügung hatte. Die Mailänder waren den Deutschen jedoch wohlgesonnen und auch deutlich weniger abtrünnig als die Süditaliener. Die Besetzung verlief entspannt und wenig martialisch.
Verona und Pavia
Garnisons-Kommandant General Guglielmo Orengo in Verona (östlich von Mailand) dachte nicht an Kapitulation, als er am 11. September 1943 das kleine aufgefahrene I. Bataillon der Leibstandarte unter SS-Hauptsturmführer Hans Becker vor den Toren der Stadt erblickte (hinzu kamen noch Teile des III. Bataillons und Einheiten der Sicherheitspolizei). Seine Truppen waren um ein vielfaches zahlreicher, die Italiener eröffneten das Feuer. Nach kurzem, heftigem Gefecht waren die Italiener geschlagen. Zwei Deutsche fielen, dagegen viele Italiener. 650 Offiziere und 16.599 Unteroffiziere und Mannschaften gerieten in Kriegsgefangenschaft. Auch in Pavia (südlich von Mailand) schoß die Garnisonsbesatzung auf Soldaten der Leibstandarte, wurde aber schnell und konsequent geworfen.
Kriegserklärung und Bandenterror
Die Waffenbruderschaft verratende Badoglio-Regierung erklärte am 13. Oktober 1943 dem Deutschen Reich völkerrechtswidrig den Krieg und kriminelle Banden bzw. Partisanen fingen an, deutsche Soldaten aus dem feigen Hinterhalt zu ermorden.
Italienische Waffenbrüder
Es gab aber auch 197.000 Italiener, die weiterhin mit Deutschland kämpften, auch als Freiwillige der Wehrmacht, der Waffen-SS oder, wie im Fall des Junio Valerio Borghese, gemeinsam mit der Kriegsmarine.
Zahlen
Männer
1.006.370 italienische Soldaten wurden entwaffnet, u. a.:
- 415.682 in Norditalien
- 102.340 in Süditalien
- 8.722 in Frankreich
- 164.986 in Jugoslawien
- 265.000 in Griechenland (Festland) und Ägäische Inseln
Material
Erhebliches, wenn auch oft veraltetes Waffengerät wurde konfisziert, u. a.:
- 1.285.871 Gewehre (viele davon nie gebraucht, nur einmal fallengelassen)
- 39.007 Maschinengewehre
- 13.906 Maschinenpistolen
- 8.736 Granatwerfer
- 2.754 Feldkanonen
- 5.568 Artillerie
- 16.631 Fahrzeuge
- 977 gepanzerte Fahrzeuge