Kretschmer, Franz

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Franz Kretschmer (Lebensrune.png 5. Oktober 1918 in Eulau, Sudetenland; Todesrune.png 28. Mai 1987 in Essen) war ein deutscher Reserveoffizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant der Reserve des Heeres und Ritterkreuzträger der Sturmartillerie des Zweiten Weltkrieges.

Werdegang

Franz Kretschmer, Ritterkreuzträger.jpg
Kretschmer auf Heimaturlaub

Franz Kretschmer wurde am 5. Oktober 1918 als sechstes Kind des Schlossermeisters und späteren Bürgermeisters von Eulau Rudolf Kretschmer und dessen Ehefrau Marie, geborene Schiechel, in Eulau, Kreis Tetschen-Bodenbach/Sudetenland in der damaligen Donaumonarchie geboren. Er besuchte von 1924 bis 1933 die Volks- und Bürgerschule in Eulau und zuletzt von 1933 bis 1934 die Handelsschule in Bodenbach. Zwischenzeitlich wurde er als 14jähriger Mitglied der NS-Jugend, trat nach deren Verbot in die Jungturnerschaft ein und machte sich als Wettschwimmer und Skiläufer über ihren Kreis hinaus bald einen Namen.

Er trat 1934 eine kaufmännische Lehre im Buchhandel in der Versandbuchhandlung Arthur Heinrich & Co. in Bodenbach an. Anfang 1936 wurde er als 17 jähriger zusammen mit seinem Bruder als politischer Häftling in das tschechischen Gefängnis in Leitmeritz an der Elbe, danach in Pankraz eingeliefert und sechszehn Monate festgehalten. Trotzdem nahm er seine politische Tätigkeit nach der Haftentlassung wieder auf und arbeitete ab 1937 hauptamtlich als Angestellter beim „Bund der Deutschen in Böhmen“.

Nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich am 10. Oktober 1938 wurde er Jungbannführer der Hitlerjugend in Eger. Mit 20 Jahren meldete er sich freiwillig zum Militärdienst und wurde am 28. August 1939 als Kanonier zur 1. Batterie des Artillerie-Regiment 114 nach Eger eingezogen und dort als Fernsprecher und Funker (beritten) ausgebildet.

Zweiter Weltkrieg

Franz Kretschmer macht bei General der Panzertruppe Siegfried Henrici (rechts) Meldung

Nach dem Polenfeldzug wurde Kretschmer im November 1939 zur Feldeinheit der 1. Batterie des Artillerie-Regiments 114 nach Westfalen abgestellt und nahm mit der gleichen Einheit im Rahmen der fränkisch-sudetendeutschen 46. Infanterie-Division vom Mai bis Juni 1940 am Frankreichfeldzug teil. Nach siegreicher Beendigung des Westfeldzuges wurde er am 1. Juli 1940 zum Gefreiten befördert und machte im April 1941 den Balkanfeldzug mit. Als der Krieg mit der Sowjetunion begann, kam Gefreiter Kretschmer mit der 1. Batterie des Artillerie-Regiments 114 im Verband der fränkisch-sudetendeutschen 46. Infanterie-Division im Südabschnitt der Ostfront zum Einsatz. Hier wurde er am 1. August 1941 zum Unteroffizier und Offizieranwärter (O.A.) befördert und erhielt am 25. August 1941 das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Danach wurde er am 15. September 1941 zum 8. O.A.-Lehrgang an die Waffenschule nach Jüterbog abkommandiert. Es erfolgte am 1. Februar 1942 die Beförderung zum Feldwebel (O.A.) und gleichzeitig zum Leutnant der Reserve. Nach Abschluß eines Umschulungslehrgangs an der Sturmgeschützschule in Jüterbog wurde Leutnant d. R. Kretschmer im Juni 1942 als Zugführer zur Sturmgeschütz-Abteilung 197 wieder an die Ostfront abgestellt und auf der Halbinsel Krim eingesetzt. Nach einer kurzen Ruhezeit auf der Krim erfolgte am 30. Juli 1942 die Verlegung der Sturmgeschütz-Abteilung 197 in den Ram Woronesh und ihre Unterstellung unter das VII. Armeekorps. Nach Abwehr mehrerer starker sowjetischer Angriffe bekam er als Ordonnanzoffizier mit der Sturmgeschütz-Abteilung 197 am 23. August 1942 den Befehl zum Abmarsch. Die Abteilung wurde nunmehr in den Raum Orel verlegt und dort dem LIII. Armeekorps unter General der Infanterie Erich Clößner unterstellt. Sie hatten den Auftrag, die überraschend geführten Panzervorstöße der Russen in die deutsche Hauptkampflinie in „freier Jagd“ zu unterbinden und damit der Infanterie mehr Sicherheit zu geben. Anfang Oktober 1942 erfolgte die Verlegung der Abteilung in den Raum Spass Demenskoje. Sie wurde als Armeereserve im Abschnitt des LVI. Armeekorps eingesetzt. Nach wenigen Tage der Ruhe und Umbewaffnung auf Panzerjäger „Ferdinand“ (später als „Elefant“ bekannt) mit der überlangen 8,8-cm-Kanone wurde die Sturmgeschütz-Abteilung 197 mit Wirkung vom 1. April 1943 von der Sturmartillerie zur Panzertruppe versetzt und zur schweren Panzerjäger-Abteilung 653 umbenannt.

Es folgten weitere Einsätze dieser Abteilung bei Kursk und im Südabschnitt der Ostfront, für die ihm am 29. September 1943 das Panzerkampfabzeichen in Silber und am 11. Oktober 1943 das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen wurden. Als Zugführer warf er sich am 25. November 1943 im Brückenkopf Nikopol nach selbständigem Entschluß starken, in die deutsche Stellung eingebrochenen sowjetischen Panzerkräften entgegen. Dabei schoß er mit seinem Sturmgeschütz an einem Tage allein 21 schwere russische Panzer ab, wofür er am 26. November 1943 im Wehrmachtbericht genannt wurde. Für seine mutige Tat im Zuge der obengenannten Kämpfe erhielt er am 17. Dezember 1943 als Leutnant d. R. und Zugführer in der 3. Kompanie der I. Abteilung der schweren Panzerjäger-Abteilung 653 des schweren Panzerjäger-Regiment 656 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Diese hohe Auszeichnung wurde ihm noch im Dezember 1943 von seinem Abteilungskommandeur, Major Baumungk, auf dem Gefechtsstand in Nikopol persönlich ausgehändigt. Kretschmer war der erste Soldat aus dem Kreise Tetschen, der diese hohe Auszeichnung erworben hatte.

Am 1. Februar 1944 zum Oberleutnant der Reserve befördert, übernahm er im März 1944 als Chef die 3. Kompanie der schweren Panzerjäger-Abteilung 653 und nahm u. a. an den Abwehrkämpfen bei Tarnopol teil. Bei den Panzergefechten wurde Kretschmer im Oktober 1944 zum dritten Mal leicht verwundet und erhielt von seinem Abteilungskommandeur am 12. Oktober 1944 das Verwundetenabzeichen in Silber und am 16. Oktober 1944 das Panzerkampfabzeichen in Silber II. Stufe. Anschließend nahm er im November 1944 an einem Schießlehrerlehrgang an der Panzerschießschule in Putlos teil.

Nach erneuter Umbewaffnung auf 78 Tonnen schwere Jagdtiger mit einer 12,8-cm-Kanone bewaffnet kam er im Dezember 1944 als Chef zur 3. Kompanie der schweren Panzerjäger-Abteilung 653 an der Deutschen Westfront gegen die im Rahmen der Ardennenoffensive heranrückender Amerikaner zum Einsatz. Danach wurde er mit seiner Kompanie der schweren Panzerjäger-Abteilung 653 nach Steiermark verlegt, von wo aus sein Weg über Salzburg nach Oberbayern führte.

Schwere Panzerjäger

Kretschmer kämpfte zuletzt bei der schweren Panzerjäger-Abteilung 653, die im März 1943 aus der Sturmgeschütz-Abteilung 197 gebildet und mit 45 Jagdpanzern „Ferdinand“, später „Elefant“ ausgestattet wurde und beim Unternehmen „Zitadelle“ an die Kriegsfront geworfen wurde. Am 13. Juli 1943 hatte das Regiment 656 bereits 320 sowjetische Panzer vernichtet. Dagegen stand ein Verlust von 13 Jagdpanzern „Ferdinand“/„Elefant“ und 24 gefallenen und vermißten Besatzungsmitgliedern. 1944 wurde Kretschmer zum Kompanieführer ernannt. Seine 3. Panzerjägerkompanie bestand aus:

  • Gruppe Führer mit zwei Jagdpanzern VI „Jagdtiger“
  • 1. Panzerjägerzug mit vier Jagdpanzern VI „Jagdtiger“ (Führer Oberfeldwebel Issler)
  • 2. Panzerjägerzug mit vier Jagdpanzern VI „Jagdtiger“ (Führer Oberfeldwebel Schwarz)
  • 3. Panzerjägerzug mit vier Jagdpanzern VI „Jagdtiger“ (Führer Leutnant Goeggerle)
  • Kfz.-Instandsetzungsstaffel
  • Gefechtstroß I mit Bergepanzer und zwei Munitionspanzern
  • Gefechtstroß II
  • Gepäcktroß
„Aufgestellt am 31. März 1943 in Bruck bei Leitha aus der Sturmgeschütz-Abteilung 197 und mit dem Panzerjäger ‚Ferdinand‘ ausgestattet. Die Abteilung wurde dem XXXXI. Panzer-Korps unterstellt. Im August 1943 wurden von der schweren Panzerjäger-Abteilung 654 19 Panzerjäger ‚Ferdinand‘ übernommen. Im November 1943 verlegte die Abteilung in den Nikopol-Brückenkopf. Nach dem Ausfall der meisten Panzerjäger verlegte die Abteilung nach St. Valentin und nach Wien, um komplett neu aufgestellt zu werden. Hier empfing die 1. Kompanie 11 Panzerjäger ‚Ferdinand‘, die gegen die alliierte Landung in Anzio eingesetzt wurden. Die 2. Kompanie verlegte im April 1944 mit 30 ‚Ferdinand‘ nach Rußland, die 3. Kompanie folgte. Die beiden Kompanien wurden dem XXIV. Panzer-Korps unterstellt. Im August und September 1944 wurde die 2. und 3. Kompanie in Charkow aufgefrischt, die 1. Kompanie verlegte mit nur noch drei ‚Ferdinand‘ nach Wien. Im Oktober 1944 wurde die 2. Kompanie zur 7. Panzerjäger-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung. Die 1. und 3. Kompanie wurden mit Jagd-Tigern ausgestattet. Die 1. Kompanie nahm bei der 15. Armee an der Ardennen-Offensive teil, die 3. Kompanie bei der 17. SS-Panzergrenadier-Division. Die 2. Kompanie wurde zur Heeres-Panzerjäger-Kompanie 614. Im Februar wurde die Abteilung in Landau zusammengezogen. Bis zum März wurde die Abteilung auf 41 Jagdtiger aufgefüllt und in den Raum Hagenau verlegt. Im April 1945 wurde die Abteilung nach Salzburg verlegt, um mit fabrikneuen Jagdtigern ausgestattet zu werden. Bei Kriegsende unterstand die Abteilung der Heeresgruppe Süd bei Linz.“[1]

Im April führte die Abteilung, unter dem neuen Kommandeur Major Rolf Fromme, Rückzugskämpfe über Nordheim–Ludwigsburg–Crailsheim–Nürnberg durch. Danach zog sich die Abteilung kämpfend in Richtung München–Salzburg zur Alpenfestung zurück. Am 5. Mai 1945 ergaben sich Teile den VS-amerikanischen Truppen in Strengberg in Österreich. Der Rest kapitulierte am 8. Mai 1945.

Nachkriegszeit

Als der Krieg zu Ende war, geriet Oberleutnant d. R. Kretschmer am 10. Mai 1945 bei Teisendorf in Oberbayern in VS-amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Juli 1945 entlassen wurde. In der Nachkriegszeit konnte er nicht in seine geliebte Heimat Sudetenland zurückkehren und fand eine zweite Heimat in Augsburg, wo er von 1945 bis 1954 als Beifahrer, Kraftfahrer und Kaufmännischer Angestellter tätig war. Danach arbeitete er von 1954 bis 1967 als Vertreter der Firma „Denkhaus“ in Essen und ab 1967 als selbständiger Kunststoffhändler für den Bauschlosserbedarf.

Familie

Franz Kretschmer heiratete am 22. Januar 1945 seine Verlobte Elisabeth Kretschmer in Teplitz,Sudetenland. Aus dieser Ehe sind drei Kinder entsprosen: Lebensrune.png 1946, Lebensrune.png 1948 und Lebensrune.png 1957. Für Karlheinz Münch Buch „Combat History of Schwere Panzerjäger Abteilung 653“ stellte die Witwe von Franz Kretschmer dem Autor zahlreiches Material zu Recherchezwecke bereit.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten