Tobis-Tonbild-Syndikat
Die Tobis Tonbild-Syndikat AG, später Tobis Industrie GmbH (Tiges) und Tobis Filmkunst GmbH, war eine große deutsche Filmproduktionsgesellschaft während der Zeit des Nationalsozialismus.
Geschichte
Wie vielseitig die Tri-Ergon-Erfindung ist, die unter Verwendung moderner Forschungsergebnisse der Elektrotechnik und Elektroakustik zustande kam (allerdings war damals der Rundfunk noch nicht eingeführt), geht daraus hervor, daß die drei Erfinder von 1919 bis 1922 rund 170 Patente beim Reichspatentamt anmeldeten, von denen 106 geschützt wurden. Am 19. September 1922 konnte ein kurzer Tonfilm der drei Forscher, der recht gute Ansätze zeigte, offiziell vorgeführt werden. Leider bestand damals in dem von Unruhen und Uneinigkeit zerrissenen Deutschland für diese geniale Erfindung, derer sich vorübergehend die UFA annahm, wegen der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage und politischen Verständnislosigkeit noch kein dauerndes Verwertungsinteresse. Die Verwaltung der Patentrechte wurde deshalb in der Mitte der 20er Jahre einer Schweizer Kapitalgruppe überlassen. Diese günstige Gelegenheit nutzte die amerikanische Fox-Case-Corporation aus, um die Tri-Ergon-Patente für die Vereinigten Staaten in Lizenz zu nehmen. Es wurde auf dieser Basis in Amerika das Movieton-Verfahren entwickelt, das Anfang 1927 der große amerikanische Elektrokonzern Western Electric übernahm und unter Investition großer Kapitalien so ausbaute, daß noch im selben Jahr mit der Großproduktion von Tonfilmen begonnen werden konnte.
In Europa, d. h. im engeren Sinne Deutschland, kam die Tonfilmproduktion erst in Gang, nachdem im August 1928 hier die Tobis (Tonbild-Syndikat) gegründet worden war, die die Erfindungen der Tri-Ergon-Gruppe mit anderen europäischen Tonfilmverfahren vereinigte. Als Tobis-Tonfilm-Syndikat AG war sie Patenthaltergruppe, das heißt, sie war Besitzerin aller wichtigen Tonfilmpatente in Deutschland. Die Tobis Filmkunst GmbH dagegen befaßte sich mit der Produktion und dem Vertrieb der auf der ganzen Welt bekannten Tobis-Filme. Die Tobis AG war zugleich Besitzerin der Ateliers in Johannisthal und Grunewald. Die Berliner Tobis, die sich – wie fast alle deutschen Filmproduktionsfirmen – 1936/37 am Tiefpunkt einer Rentabilitätskrise befand, wurde reorganisiert. Nach dem Aufkauf der Aktienmehrheit der Intertobis durch die Cautio Treuhand GmbH wurde die Filmproduktion in die Tobis Industrie GmbH (Tiges) überführt, die am 27. November 1937 in „Tobis Filmkunst GmbH“ umbenannt wurde. Der Schauspieler Emil Jannings wurde zum Verwaltungsratsvorsitzenden ernannt. 1942 wurde die Tobis in den UFA-Konzern eingegliedert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionseinrichtungen der Tobis Teil des neu gegründeten UFA-Konzerns. Mit dem Untergang dieses Konzerns im Jahre 1962 war auch die Geschichte der Tobis beendet.
Mitarbeiter
Schauspieler, die oft für die Tobis arbeiteten, waren z. B. Fita Benkhoff, Charlott Daudert, Elisabeth Flickenschildt, Gustav Fröhlich, Ilse Fürstenberg, Heinrich George, Käthe Haack, Heidemarie Hatheyer, Paul Henckels, Lucie Höflich, Emil Jannings, Eugen Klöpfer, Hilde Körber, La Jana, Günther Lüders, Else von Möllendorff, Harald Paulsen, Mady Rahl, Franz Schafheitlin, Sybille Schmitz, Olga Tschechowa, Eduard von Winterstein und der Kinderdarsteller Norbert Rohringer.
Hausregisseure der Tobis waren Karl Anton, Volker von Collande, Erich Engel, Veit Harlan, Paul Heidemann, Max W. Kimmich, Werner Klingler, Wolfgang Liebeneiner, Wolfgang Staudte, Paul Verhoeven und Hans H. Zerlett.
Herstellungsgruppenleiter: Karl Anton, Ludwig Behrends, Hans Bertram, Volker von Collande, Herbert Engelsing, Walter F. Fichelscher, Conrad Flockner, Heinrich George, Hermann Grund, Veit Harlan, Heinz Hille, Heinrich Jonen, Fritz Klotzsch, Fred Lyssa, Werner Malbran, Erich von Neusser, Willy Reiber, Bernhard F. Schmidt, Helmut Schreiber, Gerhard Staab, Robert Wuellner.
Kameraleute (Auswahl): Richard Angst, Friedl Behn-Grund, Georg Bruckbauer, Eduard Hoesch, Georg Krause, Bruno Mondi und Fritz Arno Wagner. Komponisten (Auswahl): Peter Kreuder, Leo Leux, Theo Mackeben, Norbert Schultze und Wolfgang Zeller.
Sprecher der Tobis-Wochenschau (Auswahl): Harry Giese.
Die Filme der Tobis
- Ein steinreicher Mann (Stefan Szekely, 1931/32)
- Truxa (Hans H. Zerlett, 1936/37)
- Jugend (Veit Harlan, 1937/38)
- Es leuchten die Sterne (Hans H. Zerlett, 1937/38)
- Ab Mitternacht (Carl Hoffmann, 1937/38)
- Zwei Frauen (Hans H. Zerlett, 1938)
- Verliebtes Abenteuer (Hans H. Zerlett, 1938)
- Skandal um den Hahn (Franz Seitz sen., 1938)
- Napoleon ist an allem schuld (Curt Goetz, 1938)
- Der Vierte kommt nicht (Max W. Kimmich, 1938/39)
- Der Stern von Tetuan. Marokkanische Romanze (Enrique Domínguez Rodiño, 1938/39)
- Das unsterbliche Herz (Veit Harlan, 1938/39)
- Ballade. Die Prinzessin kehrt heim (Peter Hagen, 1938)
- Wir tanzen um die Welt (Karl Anton, 1939)
- Wenn Männer verreisen (Georg Zoch, 1939)
- Verwandte sind auch Menschen (Hans Deppe, 1939)
- Tip auf Amalia (Carl Heinz Wolff, Heinz Paul, 1939/40)
- Stern von Rio (Karl Anton, 1939/40)
- Robert und Bertram (Hans H. Zerlett, 1939)
- Robert Koch, der Bekämpfer des Todes (Hans Steinhoff, 1939)
- Renate im Quartett (Paul Verhoeven, 1939)
- Mein Mann darf es nicht wissen (Paul Heidemann, 1939)
- In letzter Minute (Fritz Kirchhoff, 1939)
- Falstaff in Wien (Leopold Hainisch, 1939/40)
- Eine kleine Nachtmusik (Leopold Hainisch, 1939)
- Ein ganzer Kerl (Fritz Peter Buch, 1939)
- Donauschiffer (Robert A. Stemmle, 1939/40)
- Die unheimlichen Wünsche (Heinz Hilpert, 1939)
- Die goldene Maske (Hans H. Zerlett, 1939)
- Der letzte Appell (Max W. Kimmich, 1939)
- Der Weg zu Isabel (Erich Engel, 1939)
- Der Sündenbock (Hans Deppe, 1939/40)
- Der Fuchs von Glenarvon (Max W. Kimmich, 1939/40)
- Das Ekel (Hans Deppe, 1939)
- D III 88 (Hans Bertram, 1939)
- Aus erster Ehe (Paul Verhoeven, 1939/40)
- Trenck, der Pandur (Herbert Selpin, 1940)
- Mein Leben für Irland (Max W. Kimmich, 1940/41)
- Kampfgeschwader Lützow (Hans Bertram, 1940/41)
- Friedrich Schiller (Herbert Maisch, 1940)
- Die letzte Runde (Werner Klingler, 1940)
- Die drei Codonas (Arthur Maria Rabenalt, 1940)
- Die Geierwally (Hans Steinhoff, 1940)
- Der große König (Veit Harlan, 1940-1942)
- Das himmelblaue Abendkleid (Erich Engels, 1940)
- Bismarck (Wolfgang Liebeneiner, 1940)
- Zwei in einer großen Stadt (Volker von Collande, 1941)
- Wir erinnern uns gern (Werner Malbran, 1941)
- Ohm Krüger (Hans Steinhoff, 1941)
- Menschen im Sturm (Fritz Peter Buch, 1941)
- Krach im Vorderhaus (Paul Heidemann, 1941)
- Jakko (Fritz Peter Buch, 1941)
- Ins Grab kann man nichts mitnehmen (Wolfgang Staudte, 1941; Kurzfilm)
- Immer nur… Du! (Karl Anton, 1941)
- Ich klage an (Wolfgang Liebeneiner, 1941)
- Ein Windstoß (Walter Felsenstein, 1941/42)
- Die Sache mit Styx (Karl Anton, 1941/42)
- Die Nacht in Venedig (Paul Verhoeven, 1941/42)
- Der Fall Rainer (Paul Verhoeven, 1941/42)
- Das andere Ich (Wolfgang Liebeneiner, 1941)
- Weiße Wäsche (Paul Heidemann, 1942)
- Tolle Nacht (Theo Lingen, 1942/43)
- Titanic (Herbert Selpin, Werner Klingler, 1942/43)
- Symphonie eines Lebens (Hans Bertram, 1942)
- Romanze in Moll (Helmut Käutner, 1942/43)
- Philharmoniker (Paul Verhoeven, 1942–1944)
- Meine Freundin Josefine (Hans H. Zerlett, 1942)
- Meine Frau Teresa (Arthur Maria Rabenalt, 1942)
- Lache Bajazzo (Leopold Hainisch, 1942/43)
- Kollege kommt gleich (Karl Anton, 1942/43)
- Kohlhiesels Töchter (Kurt Hoffmann, 1942/43)
- Fritze Bollmann wollte angeln (Volker von Collande, 1942/43)
- Floh im Ohr (Paul Heidemann, 1942/43)
- Die große Nummer (Karl Anton, 1942)
- Die Wirtin zum weißen Röß’l (Karl Anton, 1942/43)
- Die Entlassung (Wolfgang Liebeneiner, 1942)
- Der große Schatten (Paul Verhoeven, 1942)
- Das Bad auf der Tenne (Volker von Collande, 1942/43; Farbfilm)
- Altes Herz wird wieder jung (Erich Engel, 1942/43)
- Akrobat schö-ö-ö-n… (Wolfgang Staudte, 1942/43)
- Um 9 kommt Harald (Carl Boese, 1943)
- Peter Voss, der Millionendieb (Karl Anton, 1943–1945)
- Meine vier Jungens (Günther Rittau, 1943/44)
- Leichtes Blut (Carl Boese, 1943)
- Jugendliebe (Eduard von Borsody, 1943/44)
- Ich werde dich auf Händen tragen (Kurt Hoffmann, 1943)
- Ich hab von Dir geträumt (Wolfgang Staudte, 1943/44)
- Herr Sanders lebt gefährlich (Robert A. Stemmle, 1943)
- Eine kleine Sommermelodie (Volker von Collande, 1943/44)
- Ein schöner Tag (Philipp Lothar Mayring, 1943)
- Ein glücklicher Mensch (Paul Verhoeven, 1943)
- Die Hochstaplerin (Karl Anton, 1943)
- Die Degenhardts (Werner Klingler, 1943/44)
- Der große Preis (Karl Anton, 1943/44)
- Der Verteidiger hat das Wort (Werner Klingler, 1943/44)
- Der Erbförster (Alois Johannes Lippl, 1943/44)
- Das Konzert (Paul Verhoeven, 1943/44)
- Wir seh’n uns wieder (Philipp Lothar Mayring, 1944/45)
- Solistin Anna Alt (Werner Klingler, 1944)
- Ruf an das Gewissen (Karl Anton, 1944/45)
- Meine Herren Söhne (Robert A. Stemmle, 1944)
- Leb’ wohl, Christina (Gustav Fröhlich, 1944/45)
- Glück muß man haben (Theo Lingen, 1944/50)
- Eine alltägliche Geschichte (Günther Rittau, 1944/48)
- Die Kreuzlschreiber (Eduard von Borsody, 1944/50)
- Die Jahre vergehen (Günther Rittau, 1944)
- Der große Fall (Karl Anton, 1944/49)
- Der Mann, dem man den Namen stahl (Wolfgang Staudte, 1944/45)
- Der Mann im Sattel (Harry Piel, 1944/45)
- Das kleine Hofkonzert (Paul Verhoeven, 1944/49 Farbfilm)
- Das Mädchen Juanita (Wolfgang Staudte, 1944/52)
- Das Dementi (Karl Anton, 1944/50)