Bernhardi, Friedrich von

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General der Kavallerie Friedrich von Bernhardi war ein Schüler Heinrich von Treitschkes. Er warnte davor, daß Deutschland wegen der feindlichen Haltung der Entente ein Weltkrieg bevorstehen würde, wie z. B. auch der Alldeutsche Verband, auf den es nicht genügend vorbereitet gewesen ist. Tatsächlich brach er dann auch wirklich aus. Die Regierung Theobald von Bethmann-Hollwegs schlug aber vorher alle Warnungen in den Wind. Seine Bücher erschienen auch in englischer Übersetzung und erregten insbesondere in der angelsächsischen Welt große Aufmerksamkeit.

Friedrich Adam Julius Bernhardi, seit 1873 von Bernhardi (Lebensrune.png 22. November 1849 in Sankt Petersburg im Russischen Kaiserreich; Todesrune.png 11. Dezember 1930 in Kunersdorf bei Hirschberg, Provinz Niederschlesien), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Kavallerie und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ im Ersten Weltkrieg sowie Militärschriftsteller.

Werdegang

Friedrich von Bernhardi, vor 1910.jpg
General der Kavallerie Friedrich von Bernhardi, 1916.jpg
Bereits seit 1851 verlebte B. seine Jugendzeit in Kunnersdorf. Er wuchs früh in eine preußisch-patriotische, festgefügte Vorstellungswelt hinein, wurde 1869 aktiver Offizier im 14. Husarenregiment in Kassel und nahm als Leutnant am Feldzug 1870/71 mit Auszeichnung teil. Kommandierungen zur Kriegsakademie, zum Generalstab und nach Griechenland erweiterten den Gesichtskreis des jungen Kavallerie-Offiziers, der 1891-94 als Militärattaché der deutschen Gesandtschaft in Bern zugeteilt war. Nach kurzer Verwendung im Truppendienst wurde B. 1898 zum Chef der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs ernannt und begründete seinen Ruf als Militärschriftsteller. 1901 kehrte er wieder zur Truppe zurück, zunächst als Kommandeur der 31. Kavalleriebrigade in Straßburg, 1904 als Kommandeur der 7. Division in Magdeburg und 1908 als Kommandierender General des VII. Armeekorps in Münster. Im Jahre darauf nahm er als General der Kavallerie seinen Abschied und widmete sich schriftstellerischen Arbeiten politischen und militärischen Inhalts. 1911/12 unternahm B. eine Weltreise von England über Ägypten nach Ostasien und kehrte über die Vereinigten Staaten zurück mit dem Eindruck, daß Deutschland seine bisherige Weltpolitik aufgeben müsse, da sie die Kräfte überspanne. In zahlreichen Büchern und Schriften trat B. demgegenüber für den Gedanken einer Machtsteigerung Deutschlands in Europa ein. Er hielt einen Krieg mit Frankreich, Rußland und England seit der Marokkokrise von 1911 für unvermeidbar und forderte deshalb, auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens die Vorbereitungen dafür zu treffen. In diesem Sinne veröffentlichte er, „niedergeschrieben aus der überströmenden Fülle eines deutschen Herzens“, 1912 sein Buch „Deutschland und der nächste Krieg“, das im Ausland großes Aufsehen erregte und sieben Auflagen und Übersetzungen in zahlreichen Fremdsprachen erfuhr. Die darin enthaltenen friedensfeindlichen Kapitel („Die Pflicht zum Kriege“) und die der deutschen Politik scharf gestellte Alternative „Weltmacht oder Niedergang“ sind besonders während des ersten Weltkrieges von den Alliierten gegen Deutschland propagandistisch benutzt und unzutreffend als offizieller deutscher Standpunkt hingestellt worden. Das politisch unüberlegte Buch, dessen Verfasser als Exponent der nationalistischen und alldeutschen Bestrebungen angesehen wurde, hat außerhalb Deutschlands bis in die jüngste Zeit hinein viel Schaden gestiftet. - Im Weltkriege nahm B., zuletzt als Befehlshaber einer Armeegruppe, an den Kämpfen im Osten (bis 1917), anschließend im Westen teil und wurde mit dem Orden Pour le mérite ausgezeichnet.[1]

Kurzchronologie

  • 18.4.1869 Fähnrich
    • Eintritt in das 2. Hessische Husaren-Regiment Nr. 14 in Kassel
  • 9.12.1869 vom Unteroffizier zum Portepee-Fähnrich befördert
  • 2.9.1870 Sekonde-Leutnant
    • später Patent mit Rangdienstalter vom 8. Februar 1869 erhalten
    • 18.6.1872 in die 1. Kompanie/Rheinisches Dragoner-Regiment Nr. 5 in Hofgeismar versetzt
    • zum Militär-Reit-Institut kommandiert
    • 1.10.1873 Preußische Kriegsakademie in Berlin
  • 14.12.1875 Premier-Leutnant
    • 1.5.1879 Großer Generalstab in Berlin
    • 3.5.1881 Rückkehr in das Dragoner-Regiment „Freiherr von Manteuffel“ (Rheinisches) Nr. 5 in Hofgeismar
    • 1.10.1882 sechsmonatige kartographische Expedition in Griechenland
  • 13.3.1883 Rittmeister (im Generalstab als „Hauptmann“ geführt)
    • 15.3.1883 Großer Generalstab in Berlin (Topographische Abteilung)
    • 11.3.1886 Ia in der 15. Infanterie-Division in Köln unter Sigismund von Schlichting
    • 16.5.1888 Kompaniechef im Westfälischen Ulanen-Regiment Nr. 5 in Düsseldorf
  • 24.3.1890 Major mit Patent vom 22.3.1889
    • 21.2.1891 Militär-Attaché in Bern, Schweiz
  • 14.5.1894 Oberstleutnant
    • 14.5.1894 Kommandeur des 1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 in Karlsruhe
  • 22.3.1897 Oberst
    • 10.9.1897 Chef des Generalstabes des XVI. Armeekorps in Metz, Reichsland Elsaß-Lothringen unter von Haeseler
    • 20.7.1898 Großer Generalstab in Berlin (Chef der Kriegsgeschichtlichen Abteilung)
  • 12.8.1900 Generalmajor
    • 18.4.1901 Kommandeur der 31. Kavallerie-Brigade in Straßburg
  • 24.4.1904 Generalleutnant
    • Kommandeur der 7. Infanterie-Division in Magdeburg
    • 12.12.1907 Kommandierender General des VII. Armeekorps in Münster
  • 27.1.1908 General der Kavallerie
    • 11.8.1909 zur Disposition gestellt

Erster Weltkrieg

Von Bernhardi wurde am 2. August 1914 zum Stellvertretenden Kommandierender General des V. Armeekorps in Posen ernannt. Am 4. September 1915 wurde er Kommandeur der 49. Reserve-Division. Am 4. bzw. 6. Juni 1916 wurde er Kommandierender General des Korps „Bernhardi“ (nach anderen Quellen Gruppe „Bernhardi“), aus dem am 1. Oktober 1916 das Generalkommando z. b. V. Nr. 55 wurde. Dieses Generalkommando war als Teil der Armeegruppe „von Linsingen“ im Raum nördlich von Kowel maßgeblich an der Abwehr russischer Angriffe beteiligt, zeitweilig hatte es auch den Oberbefehl über die bis zum Pripjat-Gebiet führende k. k. Korpsgruppe Hauer. Ab dem 2. Dezember 1916 wurde das Generalkommando auch als „Abschnitt Kowel“ bezeichnet. Nach dem Waffenstillstand mit den Bolschewisten wurde das Generalkommando Mitte Februar 1918 an die Westfront abtransportiert. Während der Frühjahrsoffensive war das Korps im April 1918 in Flandern an der Schlacht bei Armentières beteiligt. Im Zentrum der 6. Armee (General von Quast) eingesetzt war dem Korps beim „Georgette-Angriff“ die 1. und 8. Bayerischen Reserve-Division unterstellt. Dahinter im zweiten Treffen stand die 8. und 16. Infanterie-Division. Zusammen mit dem XIX. Armee-Korps (Gruppe „Carlowitz“) gelang der Durchbruch im Abschnitt der 2. portugiesischen Division und am 10. April die Einnahme von Estaires. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne wurde die Demobilisierung des Generalkommandos am 23. November 1918 durchgeführt. Seine Mobilmachungsbestimmung wurde am selben Tag aufgehoben und von Bernhardi in den Ruhestand versetzt.

Familie

Friedrich von Bernhardis Vetter Dr. phil. Wolfgang Adolf Bernhardi (1840–1896), dessen Sohn Friedrich Otto Ludwig Richard Bernhardi (1886–1948) der Generalmajor 1901 als sein Erbe adoptierte und förderte. Das Gemälde stammt von Anna Maria Bernhardi, Tochter des Wolfgangs.

Friedrich stammte aus altem baltendeutschen Adel und wurde in Sankt Petersburg geboren, da die Familie erst 1851 wieder nach Deutschland übersiedelte. Sein Vater Felix Theodor von Bernhardi, der am 1. März 1873 in Berlin in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben wurde, war ein angesehener preußischer Historiker und Diplomat mit guten Beziehungen zu höchsten preußischen Adels- und Militärkreisen, seine Großeltern väterlicherseits waren Sophie, geb. Tieck, die Schwester von Ludwig Tieck, und der Sprachforscher, Sprachphilosoph und Schriftsteller Johann Christian August Ferdinand Bernhardi. Die Mutter Charlotte Friederike Julie, geb. von Krusenstern (1816–1881), war eine Tochter des Admirals in russischen Diensten Adam Johann von Krusenstern. Das Gut der Familie lag in Kunnersdorf in Schlesien.

Ehen

Premier-Leutnant von Bernhardi heiratete in Berlin am 19. Januar 1881 seine Verlobte Helene Agnes Armgard von Klitzing (1859–1890), die früh verstarb. Der Witwer heiratete am 19. Juli 1893 als Major in Kassel Katharina von Colomb (1854–1929). Am 21. Oktober 1901 adoptierte er Friedrich Otto Ludwig Richard Bernhardi (Lebensrune.png 17. Oktober 1886; Todesrune.png 1948), Sohn seines Vetters Dr. phil. Wolfgang Adolf Bernhardi (1840–1896), Verlagsbuchhändler und Schriftsteller in Berlin.[2] Der junge Friedrich wurde an diesem Tag in den Adelstand erhoben[3] und wurde später, wie sein Adoptivvater, Offizier in der Preußischen Armee.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Videant consules: nequid res publica detrimenti capiat, Verlag von Theodor Kay, Kassel 1890 (anonym veröffentlicht)
  • Delbrück, Friedrich der Große und Clausewitz. Streiflichter auf die Lehren des Prof. Dr. Delbrück über Strategie, Leist, Berlin 1892
  • Die Schlacht bei Prag, in: „Militär-Wochenblatt“, 1895
  • Zur Schlacht von Vionville, 1899
  • Unsere Kavallerie im nächsten Kriege. Betrachtungen über ihre Verwendung, Organisation und Ausbildung (1899) (PDF-Datei)
  • Cavalry in future wars (1906) (PDF-Datei)
  • Cavalry in war and peace (1910) (PDF-Datei)
  • Vom heutigen Kriege
    • Band 1: Grundlagen und Elemente des heutigen Krieges
    • Band 2: Kampf und Kriegführung, E. S. Mittler & Sohn, Berlin, 1912
  • Deutschland und der nächste Krieg (1912) (Das Buch in einzelnen Abschnitten als PDF-Datei zum herunterladen)
  • Das Heerwesen, in: Philipp Zorn, Herbert von Berger (Schriftleitung): „Deutschland unter Kaiser Wilhelm II.“, Hrsg. von Siegfried Körte, Friedrich Wilhelm von Loebell u. a. 3 Bände. R. Hobbing, Berlin 1914
  • Die Heranbildung zum Kavallerieführer, Skopnik, Berlin-Zehlendorf 1914
  • Cavalry (1914) Volksausgabe (PDF-Datei)
  • How Germany makes war (1914) (Eine Zusammenfassung von Bernhardis Werk On war of today Vom heutigen Kriege) (PDF-Datei)
  • Germany and the next war (1914) (PDF-Datei)
  • Britain as Germany's vassal (1914) ([https:http://archive.org/download/britainasgermany00bern/britainasgermany00bern.pdf PDF-Datei])
  • Germany and England (1915) (PDF-Datei)
  • (Hrsg.): Wie Helden sterben. Erlebnisse an der Ostfront August/September 1915, von Frau C. L. Hirzel, Leipzig 1917
  • Eine Weltreise 1911–1912 und der Zusammenbruch Deutschlands. Eindrücke und Betrachtungen aus den Jahren 1911–1914 mit einem Nachwort aus dem Jahr 1919, Hirzel, Leipzig 1919
  • Vom Kriege der Zukunft. Nach den Erfahrungen des Weltkrieges, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920
  • The war of the future in the light of the lessons of the World War (1920) (PDF-Datei)
  • Deutschlands Heldenkampf 1914–1918 (1922) (PDF-Datei)
  • Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Nach gleichzeitigen Aufzeichnungen und im Lichte der Erinnerung, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1927

Literatur

Fußnoten

  1. Bernhardi, Friedrich Adam Julius von, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 122
  2. Friedrichs Mutter war Anna Ida Therese Bernhardi, geb. Bumcke. Er hatte sechs Geschwister, darunter die Künstlerin Anna Maria Bernhardi und Wolfgang Wilhelm Hermann Julius Bernhardi.
  3. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1909, S. 35
  4. Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1909, S. 72.