Scherer, Fritz

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Ritterkreuzträger Fritz Scherer

Fritz Scherer (zuweilen ohne Beleg auch als Friedrich „Fritz“ Scherer angegeben; Lebensrune.png 26. August 1910 in Mannheim; Todesrune.png 8. Mai 1998 in Adenau, Eifel) war ein deutscher Unteroffizier der Reichswehr und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann (ggf. Major) des Heeres und Ritterkreuzträger der Sturmartillerie des Zweiten Weltkrieges sowie Offizier der neu gegründeten Bundeswehr.

Werdegang

Artillerie-Oberfeldwebel Fritz Scherer als Fahnenträger

Scherer trat der Reichswehr 1931 bei, war u. a. Fahnenträger im Artillerie-Regiment 35, besuchte die Kriegsschule, wurde aktiver Offizier, diente an der Schutzwall und beim Westfeldzug 1940, und wurde schließlich Batteriechef und Abteilungskommandeur an der Ost- sowie an der finnischen Eismeerfront.

Sturmartillerie an der Ostfront

Studioportrait

Als im Juli 1943 die 2. Batterie der Sturmgeschütz-Abteilung 236 mit Chef Fritz Scherer Blönsdorf bei Jüterbog verlassen mußte, schrieb ein Angehöriger der Batterie:

„Um 09.00 Uhr stehen wir zum Abmarsch bereit. Es kommt der Augenblick, welcher uns trotz aller freudigen Erwartung, mit der wir dem kommenden Einsatz entgegensehen, das Herz schwer macht. Die Blönsdorfer haben die 2. Batterie zu sehr in ihr Herz geschlossen, als daß ihnen der Abschied hätte leicht fallen können. Zur Verabschiedung ist auf dem Parkplatz in Linie die Batterie und ihr gegenüber unter Führung des Ortsgruppenleiters die Bevölkerung angetreten. Erst spricht der Chef, dann der Ortsgruppenleiter in herzlich gehaltenen Worten. Manchem Blönsdorfer stehen Tränen in den Augen. Blumenbekränzt fährt die Batterie noch eine Runde ums Dorf, währen die Bevölkerung Spalier bildet. Dann verlassen wir den gastlichen Ort endgültig.“

Nun ging es für die Abteilung schnellstens an den Mius-Abschnitt, wo die Luft regelrecht brannte. Die 2. Batterie ging in einer Obstbaum-Plantage bei Belojarowka in Bereitstellung, was sich in jeder Hinsicht als vorteilhaft erwies, denn die Tarn- und Deckungsmöglichkeiten waren gut und es gab Obst in rauhen Mengen, aber vorsichtshalber wurden noch Deckungslöcher gegraben. Und am 21. Juli 1943 ging es nun wirklich in den Einsatz, da es der Russe geschafft hatte, durch einen Großangriff aus dem Brückenkopf nordwestlich von Kuibyschewo einen tiefen Einbruch in die deutsche Hauptkampflinie zu erzielen und den Mius zu überschreiten. Inzwischen war die Sturmgeschütz-Abteilung 236 der 16. Panzer-Grenadier-Division (Windhund-Division[1]) unter dem Eichenlaubträger Generalleutnant Graf von Schwerin unterstellt worden; der Ia der Division war Oberstleutnant i. G. Kurt Ritter und Edler von Kienle (1905-1970).

Die 1. Batterie hatte ihren ersten Gefallenen – Kopfschuß. Am Abend kamen die Geschütze zurück, da die HKL bei Jelisawetinskij zurückgenommen wurde. Die Abteilung hatte ihre sehr beachtliche Feuertaufe erhalten. Die Divisionsgeschichte der 16. Panzer-Grenadier-Division meldete für den Tag:

„Auch die übrigen durchgebrochenen Panzer werden im Hintergelände durch unsere Panzerabwehr fast alle abgeschossen; hieran hat die Sturmgeschütz-Abt. 236 ihren besonderen Anteil.“

Am 22. Juli 1943 morgens löste Scherers 2. Batterie/Sturmgeschütz-Abteilung 236 mit sechs Geschützen die 1. Batterie der StuG.Abt. 243 auf Höhe 196 ab. Es gelang der 2. Batterie, in der neuen Richtung die feindlichen Panzer trotz deren erheblichen Überlegenheit zu erledigen. Das Schlimmste war damit abgewendet. Leider mußte jedoch die Höhe infolge infanteristischer Unterlegenheit geräumt werden. Die Batterie deckte den Rückzug der Infanteristen, der fast ohne Verluste gelang. Der Russe konnte nur noch mit einzelnen Panzern nachstoßen, die auf kürzeste Entfernung abgeschossen wurden. Leider verlor die Batterie beim Rückzug das Geschütz 254 von Leutnant Kettl, das ein T 34 in Brand geschossen hatte. Die Bedienung konnte sich, bis auf den Panzerfahrer Unteroffizier Kurt Dittmann (Lebensrune.png 8. Juni 1914 in Niederorau), retten und kam mit Verbrennungen zweiten Grades und Prellungen davon. Da der Beförderungsantrag des Unteroffizier Dittmann zum Wachtmeister schon vorher schriftlich eingereicht war, sprach der Kommandeur die Beförderung posthum aus. Die 2. Batterie betrauerte in Wachtmeister Dittmann ihren ersten Gefallenen,[2] einen tüchtigen Soldaten und beliebten Kameraden. Es gelang der Batterie an diesem Tage 26 Panzer „T 34“ abzuschießen und etliche andere Feindwaffen zu vernichten. Die gesamte StuG.Abt. 236 erzielte 139 Panzerabschüsse.

Am 23. Juli 1943 griffen die Sowjets aus Ssemenowskij mit starken Panzer- und Infanteriekräften an, konnten aber gemeinsam von 2. und 3. Batterie abgeschlagen werden. Vom 23. Juli 1943 datiert das nachfolgende Anerkennungsschreiben des Divisions-Kommandeurs Generalleutnant Graf von Schwerin:

„Ich spreche der Abteilung meine Bewunderung und meinen großen Dank für ihre hervorragende und entscheidende Unterstützung der schwer ringenden Infanterie aus. Der gewaltige Erfolg der gestrigen Panzer-Vernichtungs-Schlacht ist eine unerhörte Leistung der Sturmgeschütze. Die 16. Pz.-Gren.-Div. ist besonders stolz, eine so erfolgreiche Abteilung, wie die Sturmgeschütz-Abteilung 236, zu den ihrigen zu zählen.“

Gleichzeitig wurden auf Grund der Erfolge die Chefs der 2. und 3. Batterie – Hauptmann Scherer und Oberleutnant Walter Mohr (als Leutnant noch bei der Sturmgeschütz-Abteilung 184) – zur Verleihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen. Scherer erhielt bekanntlich die Ehrenblattspange, anzunehmen ist, wenn auch unbelegt, Mohr ebenfalls.

Wegen der Erkrankung von Hauptmann Scherer wurden drei Geschütze der 2. Batterie am Ostufer des Olschowtschik Oberleutnant Mohr (Chef der 3./236) unterstellt. Er selbst befand sich mit jeweils einem Geschütz der 2. und 3. Batterie etwa 1,5 km südöstlich davon am Mius. Oberleutnant Walter Ruprecht Mohr (Lebensrune.png 20. August 1914 in Kaiserslautern) fiel am 6. August 1943 bei Marinowka

Chronologie

Offizierskorps der Sturmgeschütz-Abteilung 189; erste Reihe, vierter von rechts Oberleutnant Fritz Scherer
  • 13. April 1931 Eintritt in die Reichswehr bei der II. Abteilung/Artillerie-Regiment 5 (Ulm)
  • 1. August 1935 Versetzung zur III. Abteilung/Artillerie-Regiment 35 (Karlsruhe)
  • 1. September 1936 Besuch der Kriegsschule in München
  • 1. November 1937 nun der II. Abteilung/Artillerie-Regiment 35 zugeteilt (Rastatt)
  • 9. Juli 1941 als Leutnant Zugführer in der Sturmgeschütz-Abteilung 185 (ggf. doch 189)
    • spätestens Herbst 1942 Chef der 3. Batterie/Sturmgeschütz-Abteilung 189
  • 20. November 1942 nach Verwundung und Genesung der Sturmgeschütz-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 300 zugeteilt (Neisse, Oberschlesien)
  • 17. März bzw. 1. Mai 1943 (Datum der offiziellen Aufstellung der Abteilung) Batteriechef der 2./Sturmgeschütz-Abteilung 236 (zuerst Blönsdorf/Niedergörsdorf 14 km westlich von Jüterbog, dann ab 15. Juli 1943 Verladung gen Ostfront)
    • am 14. Februar 1944 wurde die Sturmgeschütz-Brigade 236 durch die Umbenennung der Sturmgeschütz-Abteilung 236 aufgestellt, es blieb jedoch bei Stab, Stabsbatterie und drei Sturmgeschützbatterien
    • am 10. Juni 1944 erfolgte eine erneute Umbenennung in Heeres-Sturmartillerie-Brigade 236, es kam nun eine vierte StuG-Batterie hinzu
  • 27. Juli 1943 erstmalig zum Ritterkreuz eingereicht
  • 12. November 1943 von Hauptmann und Abteilungskommandeur Rolf Brede erneut und diesmal erfolgreich zum Ritterkreuz eingereicht
  • April 1944 Führer/Kommandeur der Sturmgeschütz-Brigade 236 bzw. ab dem 10. Juni 1944 der Sturmgeschütz-Brigade 236
    • zuweilen wird angegeben, daß Hauptmann/Major Scherer nur im Februar 1944 die als Brigade bezeichnete Abteilung in Vertretung für Hauptmann (ab März 1944 Major) Rolf Brede (am 14. Juli 1944 Deutsches Kreuz in Gold) führte
  • 18. Juni 1944 bis September 1944 Kommandeur der Sturmgeschütz-Brigade 303 in Finnland mit insgesamt 446 Mann sowie 27, dann 31 Sturmgeschütze und Sturmhaubitzen (StuG III Ausf. G, StuG IV und StuH 42)
    • eine schwere Verwundung ist nicht auszuschließen
  • 18. März 1945 Führerreserve OKH, gleichzeitig zum Abteilungsführer-Lehrgang für Artillerie kommandiert (ggf. als Lehrer)

Nachkriegszeit

Hauptmann Fritz Scherer, Ritterkreuzträger der Bundeswehr und Kompaniechef im September 1958

Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft trat Scherer als Hauptmann der Bundeswehr bei und diente bis 31. März 1960. Er soll zuletzt Oberstleutnant gewesen sein, da er jedoch im September 1958 noch Hauptmann war, erschient eine derart schnelle Beförderung unwahrscheinlich. Ggf. wurde er als Major verabschiedet, ggf. diente er aber länger als nur bis März 1960, möglicherweise als Reserveoffizier.

Tod

Oberstleutnant a. D. Fritz Scherer verstarb am 8. Mai 1998.

Familie

Fritz Scherer, Sohn eines Platzmeisters aus Mannheim, war mit Eleonore Scherer verheiratet, zuletzt im Zweiten Weltkrieg in Karlsruhe in der Hardtstraße 54b wohnhaft.

Beförderungen

  • 1. Oktober 1937 Leutnant
  • 1. Februar 1942 Oberleutnant
  • 30. April 1943 Hauptmann [mit Wirkung vom 1.2.1943 und Rangdienstalter vom 1.1.1943)
  • 1944 nach manchen Quellen, wenn auch unbelegt, als Major geführt, nach anderen Quellen keine Beförderung bis Kriegsende

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie (Akten, Urkunden, Kriegsberichte)

Fußnoten

  1. Gerhard Graf von Schwerin schrieb in der Zeitschrift in „Der Windhund“ (2. Jahrgang, Kameradengruß, Dezember 1953, Nr. 4) zur Entstehungsgeschichte des „Windhundes“ als Truppenkennzeichen: „In der Oktoberausgabe unserer Familienzeitung habe ich eine Darstellung hierüber gelesen, die nicht ganz den Tatsachen entspricht. So möchte ich Euch erzählen, wie es war. Als ich im Herbst 1942 die Führung unserer Division übernahm, marschierte diese unter dem Zeichen des altgermanischen dreiarmigen Hakenkreuzes, von dem mir berichtet wurde, daß dieses historisch gesehen ein Vorläufer des vierarmigen Hakenkreuzes der NSDAP sei. Kurz vor Weihnachten wurde mir eines Tages ein halb verhungerter junger Windhund ins Quartier gebracht. Ich sah sofort, daß es ein sehr edles Tier sein mußte, und die Männer des Feldgendarmerietrupps, die es in der Steppe herrenlos umherstreifend aufgegriffen hatten, bestätigten dies. Es sei eine echte reinrassige kalmückische Windhündin. Sie wurde Sascha getauft, obgleich dieser Name eigentlich ganz verkehrt war, denn es ist ein männlicher russischer Vorname. Die Landser mochten ihn aber gern, und so blieb es dabei. Mit der Zeit entdeckte ich an dem Hund sehr bemerkenswerte Eigenschaften. Sascha war unerhört schnell und ausdauernd. Sie konnte mit dem fahrenden Pkw im 35-km-Tempo spielend über eine halbe Stunde lang mithalten ohne irgendein Anzeichen von Müdigkeit oder Erschöpfung. Die Kalmücken erzählten, daß sie die Windhunde als Jagdhunde auf das flüchtende, schnelle Steppenwild züchteten. Seltsamerweise jagte Sascha nicht mit der Nase am Boden, wie unsere Jagdhunde. Sie hob sich mit mächtigen Sprüngen hoch über das mannshohe Steppengras und erspähte mit ihren sehr scharfen Augen so das flüchtende Wild in der Ferne. Bei einem solchen Sprung konnte sie sich in der Luft um 180 Grad abdrehen. Das Tier war unglaublich wendig und elegant in seinen Bewegungen. Es war ein ästhetischer Genuß der schönen Gestalt zuzusehen, wenn sie wie ein Pfeil spielend dahinschoß. Sascha war unerhört stolz, sehr tapfer – und ebenso klug. Nie wieder habe ich einen Hund mit so klugen Augen gesehen, dazu unergründlich tief und verschwiegen – wie die Steppe, der sie entsprang, wie die unendliche Weite Rußlands und wie Asien, an dessen Schwelle wir damals standen. Stundenlang konnte Sascha dahinjagen, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie bellte nicht, wenn sie jagte. Sie bellte nicht einmal, als ich sie auf Urlaub zum Reiten mitnahm. Sie war auch anhänglich und treu, aber sehr zurückhaltend und sehr beherrscht im Ausdruck ihrer Gefühle. Klug, schnell, tapfer, ausdauernd, zähe, verschwiegen und treu, rassig, stolz und schön – waren das nicht die Eigenschaften, denen wir selbst nachstrebten? Da machte ich Sascha zu unserem Wappentier. Die Division übernahm den kalmückischen Windhund als Divisionszeichen. Und so hat sie unser Kurt Wendt gezeichnet, der Ic-Zeichner beim Divivisions-Stab war. Später kam noch ein Windhundrüde aus deutscher Zucht hinzu, und viele, viele von Euch habe sich in unserem Genesenden-Lazarett an den Beiden erfreut. Niemand weiß, wo sie nach 1945 geblieben sind, aber ihr Zeichen ist es, das uns immer an gemeinsam erlebte Zeiten erinnert, die niemand von uns vergessen wird.“
  2. Kurt Dittmann ruht auf der Kriegsgräberstätte in Charkow; Endgrablage: Block 12, Reihe 29, Grab 5159.