Lüttichau, Hannibal von

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Hannibal von Lüttichau.jpg

Hannibal Siegfried Wolff Curt von Lüttichau auf Bärenstein (Lebensrune.png 2. Februar 1915 in Dresden; Todesrune.png 29. Januar 2002 in Bonn) war ein deutscher Freiwilliger der Reichswehr und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major des Heeres und Ritterkreuzträger der Panzertruppe im Zweiten Weltkrieg sowie u. a. Präsident der Deutschen Burgenvereinigung e. V. (DBV) zur Erhaltung historischer Wehr- und Wohnbauten in der Nachkriegszeit.

Werdegang

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Angelika von Lüttichau (1922-2015).png
Hannibal von Lüttichau-Bärenstein (rechts).png

Militär

  • 1. Oktober 1934 nach dem Abitur und dem Reichsarbeitsdienst Eintritt als Einjährig-Freiwilliger in das noch getarnte Reiter-Regiment 12 der Reichswehr in Dresden
    • Am 15. Oktober 1935 wurde das Regiment in Panzer-Regiment 3 umbenannt und der 2. Panzer-Division unterstellt.
    • 1. April 1935 nach seiner Bewerbung zum aktiven Offizier als Fahnenjunker angenommen
  • 15. Dezember 1935 Fahnenjunker-Unteroffizier im Panzer-Regiment 3
  • 1. Juli 1936 Fähnrich
  • 1. Oktober 1936 Oberfähnrich
  • 1. April 1937 Leutnant
  • 1. Oktober 1939 Oberleutnant und Kompaniechef im Panzer-Regiment 31/5. Panzer-Division
  • 1. April 1942 Hauptmann
    • 10. Dezember 1942 Abteilungs-Kommandeur
      • zuletzt Kommandeur der II. Abteilung des Panzer-Regiments 2/16. Panzer-Division
  • 16. Januar 1945 gleichzeitig mit der Verleihung des Ritterkreuzes Beförderung zum Major mit Wirkung vom 1. Dezember 1944
    • im März 1945 beim Endkampf um Deutschland an der Oderfront, wie auch Panzerkommandant Hauptmann Christian von Lucke (Chef der 5. Kompanie), erneut schwer verwundet. Beide erlebten das Kriegsende im Reservelazarett Tegernsee (in den Lazaretten in Wiessee, Tegernsee und Rottach lagen viele tausend Verwundete), wo sie in US-amerikanische Gefangenschaft gerieten. Zuvor hatte er jedoch, trotz der nachhaltigen Folgen seiner Gehirnoperation zur Entfernung eines Handgranatensplitters, mit den Invasoren verhandelt. Der US-Kommandant William Evans wollte „Entwaffnung des Volkssturms, weiße Fahnen an den Häusern beim Herannahen amerikanischer Truppen, keine Feindseligkeiten während und nach der Besatzung.“ Die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ unter SS-Oberführer Georg Bochmann hatte jedoch den Befehl, zu kämpfen, aber auch Bochmann sah nach den diplomatischen Bemühungen des Schweizer Vizekonsuls Dr. Paul Frei ein, daß die Zerstörung von Tegernsee sinnlos war und daß die Lazarettschutzzone Tegernseer Tal geschützt werden mußte. Mit dieser Information schlug sich Major von Lüttichau am 4. Mai 1945 unbewaffnet durch die Hauptkampflinie zum amerikanischen Gefechtsstand bei Gmund durch und erklärte den Amerikanern um 4 Uhr morgens, daß Tegernsee und das gesamte Seetal Tausende verwundeter deutscher Soldaten und rund 12.000 zivile Kriegsflüchtlinge beherbergten und amerikanisches Artilleriefeuer ungezählte ein Massaker in der überfüllten Stadt anrichten würde. Er versicherte, daß die deutschen Truppen sich bereits zurückgezogen hätten, aber die Amerikaner glaubten ihm nicht ganz. Um 6.15 Uhr konnte er jedoch mit seinen Begleitern als eine Art Schutzschild zurück nach Tegernsee fahren, die Amerikaner im Schlepptau.
    • Bei ihrem Rückzug morgens um 6.30 Uhr nach Kreuth und Glashütte sprengte die SS-Division vorher noch die Weißachbrücke und kämpfte verbissen weiter, aber außerhalb der Lazarettschutzzone. Vom Tegernsee, Bad Tölz und dem Inntal zogen die US-Truppen am 5. Mai 1945 Richtung Kreuth zum letzten deutschen Kampfverband, eingekesselt zwischen den Bergen. Am 9. Mai 1945 in Rottach-Egern erlebten die Divisionsreste die Kapitulation. In der Chronik der Hanns-Seidel-Stiftung über ihren Tagungsort Wildbad-Kreuth steht zu den letzten Kriegstagen:
„In der Nacht vom 4. auf 5. Mai 1945 schossen die Amerikaner das herzogliche Sudhaus in Brand, zerstörten es mit der ganzen Habe seines Jägers Carl Vögele, Kriegsgesinde raubte und plünderte im Bad, was nicht niet- und nagelfest war.“[1]

Schloß Bärenstein

Das Schloß Bärenstein bei Dresden war Stammsitz der Familie von Lüttichau seit Jahrhunderten. Die ursprüngliche Burg Bernstein wurde um 1250 (urkundlich erstmals genannt 1324) im Osterzgebirge zur Grenzsicherung gegen Böhmen errichtet. Ein steil aus dem Müglitztal ragender Basaltfels bot sich an leicht sperrbarer Stelle der Paßstraße hierzu an. Erbauer waren Vasallen des Markgrafen von Meißen, die sich nach der Burg benannten. Die Herren von Bernstein besiedelten von hier aus das Waldgebiet am Oberlauf der Müglitz und Weißeritz und begründeten im 15. Jahrhundert den Bergbau in diesem Gebiet (Geising/Altenberg). Der Umbau zum Schloß erfolgte 1516–1522 nach einem Brand. Der Bergfried wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erhöht. Als Besitzer folgten den Herren von Bernstein ab 1678 in weiblicher Stammesfolge die Herren von Lüttichau, Herren von Schönberg, Grafen von Holtzendorff, Grafen von Bünau und wiederum die Herren von Lüttichau (1816–1945). In der Nachkriegszeit wurde die Familie von Lüttichau von den Kommunisten enteignet, Schloß Bärenstein ging verloren.

Nachkriegszeit

Hannibal von Lüttichau wurde Land- und Forstwirt sowie selbständiger Kaufmann, war nach der Währungsreform Mitglied des Aufsichtsrats bei der Westdeutschen Ytong AG und gründete 1952 die Kontakt-Leuchten KG in Bonn (1969 verkauft an STAFF Leuchten). Außerdem hielt er Beteiligungen an den Firmen REMA GmbH und Riebesel & Lüttichau Saatzucht KG. Die Familie wohnte bis 1949 in Wistinghausen/Oerlinghausen, dann bis 1952 in Meerbusch-Büderich, bis 1954 in Remagen-Rolandswerth und schließlich auf dem Rodderberghof bei Bonn-Bad Godesberg. Seit 1959 war er ehrenamtlich im Präsidium der Deutschen Burgenvereinigung tätig, deren Präsident er von 1971 bis 1986 war. Im Jahr 1980 erhielt Hannibal von Lüttichau in Anerkennung seiner ehrenamtlichen Leistungen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Villa Lebensquell / Haus Rolandshöhe

Um 1953 erwarb Unternehmer Hannibal von Lüttichau, von dessen Sitz Schäfersruh (auf den Rheinhöhen zwischen Rolandseck und Mehlem) sich ein malerischer Blick bis hin zum rechtsrheinischen Rhöndorfer Rosengarten des Bundeskanzlers öffnete, die Villa „Lebensquell“ in Folge seines Umzugs nach Rolandswerth zwecks Arrondierung seiner Ländereien. Im März 1955 stellte das in dem Haus noch beheimatete Kurhaus (nach Kneippscher Lehre) seinen Betrieb ein. Anschließend bot Major a. D. von Lüttichau es dem Auswärtigen Amt als eine für am Regierungssitz Bonn tätige Diplomaten zu vermietende Luxus-Immobilie, die mit ihren ausladenden Empfangssalons und der sich zur Rheinseite hin anschließenden Terrasse nur noch mit Schloß Ernich (der Residenz des früheren französischen Botschafters Francois-Poncet) zu vergleichen ist, an.

„Daß er sich dem Auswärtigen Amt als Vermieter empfahl, ist keineswegs auf politische Ambitionen zurückzuführen; Hannibal von Lüttichau hegte keinen anderen Wunsch, als einen zahlungskräftigen Mieter zu finden, der die Villa Rolandshöhe wieder pfleglich herzurichten und zu bewahren vermag. Denn die freiherrliche Aufmerksamkeit wird ansonsten völlig von seiner Familie, dem Weidwerk, der Zucht leistungsfähigen Rindviehs und den Kontakt-Werkstätten Lüttichau KG (‚Meine Leuchten hängen auch im Bonner Presseclub ...)‘ in Anspruch genommen. Der erste, der sich auf Empfehlung des Auswärtigen Amtes dem adeligen Vermieter nahte, war der Sowjetmensch Senin. Er suchte den Freiherrn auf und eröffnete ihm, daß die Sowjets – und zwar wahrscheinlich er selbst und zwei andere Herren – dort einzuziehen gedächten, so man sich handelseinig werde. Der Freiherr war ein wenig verstört: ‚An gleich drei Familien hatte ich eigentlich nicht gedacht.‘ Er nannte den Mietpreis, der sich nach der Erinnerung des Senin um 2000 Mark monatlich für Haus und Wald bewegte, worauf der Botschaftsrat als pflichtbewußter Budgetverwalter erst einmal unterbot. Handelseinig wurde man sich an diesem Tage nicht. Senin war aber voller Zuversicht, daß gut Ding nur Weile haben müsse. Dieweilen der Botschaftsrat Senin in der Folgezeit sann, mit dem Freiherrn einen Mietpreis-Kompromiß zu schließen, hielt auch der türkische Botschafter Seyfullah Esin, von Moskau nach Bonn beordert, Ausschau nach einem neuen Domizil, denn des Türken Villa in Godesberg, Stürzenhofstraße 21, schien doch etwas klein. Botschafter Esin war deshalb hocherfreut, als er von der Villa Rolandshöhe hörte. Daß sein Nachbar Sorin hieß, konnte dieser Villa nur noch einen diplomatischen Mehrwert geben, hatte dem Botschafter Esin doch noch vor Jahresfrist die Pflege gutnachbarlicher Beziehungen zur Sowjet -Union oblegen. Esins Sekretär Juhre griff zum Telephon. Wenig später rollte der kaffeebraune Mercedes des Freiherrn Hannibal von Lüttichau bei den Türken in Godesberg vor. Als der Freiherr wieder einstieg, waren er und die Türken sich einig geworden. In der türkischen Botschaft, berichtete der Freiherr später, habe man eben keine Bedenken gegen seinen Mietpreis geltend gemacht. Kaum war dieses Arrangement Senin zu Ohren gekommen, zeigte auch er sich bereit, den ursprünglich geforderten Preis zu zahlen. Hoffnungsvoll setzte er auf das Recht des älteren Bewerbers – aber diesmal sagte der Freiherr nein. Türken-Botschafter Esin hatte es sehr eilig, in Rolandshöhe einzuziehen. Während die Handwerksleute aus Bonn-Endenich noch das Äußere des Hauses renovieren (es wird strahlend weiß gestrichen), kann er bereits aus den Fenstern seiner Privatgemächer im Obergeschoß den Blick auf den Rhein und in den einen Steinwurf weit unter ihm liegenden Hinterhof der Sowjet-Botschaft schweifen lassen. Wird Hannibal von Lüttichau näher befragt, ob es wirklich nur die Geldfrage gewesen sei, die die Türken das Rennen um die Villa Rolandshöhe habe gewinnen lassen und die interessierten Sowjetmenschen aus dem Felde schlug, meint der Freiherr nach einer Pause sinnend: ‚Wissen Sie, ich komme aus den Ostgebieten und bin enteignet worden ...‘“[2]

Nach dem Auszug des türkischen Botschafters wurde die Villa von der Alfred-Haupt-Stiftung (seit 1994 HLBS-Stiftung), einer Fördereinrichtung des Hauptverbands der Landwirtschaftlichen Buchstellen und Sachverständigen, übernommen. 1974 erwarb die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Liegenschaft, um dort eine vom Awo-Bundesverband zu betreibende Fortbildungseinrichtung zu eröffnen. Für diesen Zweck wurde das Gebäude umfassend saniert und um einen rückwärtigen Neubau erweitert. Die Tagungseinrichtung erhielt den Namen „Haus Humboldtstein“ nach Alexander von Humboldt, der bei seinen Reisen entlang des Rheins den Ausblick von Rolandseck und den Rolandsbogen als „einen der sieben schönsten Ausblicke der Welt“ pries. Das Tagungszentrum steht auch externen Kunden zur Verfügung.

Präsident der Deutschen Burgenvereinigung e. V. 1971 bis 1986

Hannibal von Lüttichau übernahm 1971 das Präsidium der DBV. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, den Vorstand eine neue Redaktion berufen zu lassen. Mit großem Ernst und unermüdlichem Eifer hat er als Präsident die Verantwortung für die Herausgabe der Zeitschrift „Burgen und Schlösser“ wahrgenommen und nach Kräften die Wünsche der Redaktion unterstützt.[3] Nach dem Ende seiner Amtszeit 1986 wurde er zum Ehrenpräsident des Vereins ernannt.

Familie

Hannibal war der Sohn des Siegfried Hannibal Erich Kurt von Lüttichau[4] (1884-1959) und der US-Amerikanerin (aus New Brighton, Staten Island, New York) Margaret Palmer, geb. Soutter, verwitwete Freifrau von Salza und Lichtenau, die zuvor (seit 12. Juni 1901) mit Rittmeister z. D. und Ehrenritter des Johanniterordens Hugo Freiherr von Salza und Lichtenau (1862–1909) aus Dresden verheiratet war. Hannibals Halbbruder war Nickel Freiherr von Salza und Lichtenau (Lebensrune.png 27. Januar 1903; Dipl.-Landwirt und Versicherungsdirektor), des weiteren hatte er zwei Halbschwester (Ursula und Anna). Seine Schwester Margarethe von Lüttichau (Lebensrune.png 20. September 1917 in Dresden) heiratete am 14. Juni 1941 auf Schloß Bärenstein Ferdinand Otto Wilhelm Bernhard Graf von Bismarck-Osten (1909–2004), mit dem sie drei Kinder hatte.

Ehe

Am 17. September 1943 (standesamtlich in Helpup, Lippe) und am 18. September 1943 (kirchlich in Wistinghausen) heiratete Hauptmann von Lüttichau seine Verlobte Angelika von Haniel (1922–2015), Tochter des Friedhelm Haniel und der Alice, geb. Bloem aus Wistinghausen bei Oerlinghausen, Lippe, mit der er vier Kinder haben sollte:

  • Bernhard Siegfried Hannibal Wolff Berthold (Lebensrune.png 10. Juli 1944 in Bärenstein;, Dipl- Wirtsch-Ing.)
  • Christian Hannibal Siegfried (Lebensrune.png 21. Dezember 1946 in Detmold; Dipl.-Kaufmann)
    • Christian war mit der Kran-Millionärin Ulrike M. Wertz-von Lüttichau (Lebensrune.png 8. Dezember 1967) verheiratet, das Paar hatte zwei Kinder, Leopold und Philipp. Am 9. Juli 2011 wurde die Ehefrau von ihrem Ehemann in der gemeinsamen Villa im Aachener Süden erschossen, es soll sich um einen Fall von Ehebruch gehandelt haben. Eine Hausangestellte entdeckte die Leiche der 43jährigen Ulrike und alarmierte die Polizei. Der 64jährige von Lüttichau hatte sich im Haus verschanzt und richtete die Waffe später gegen sich selbst. Die Haushälterin konnte den zweijährigen Sohn des Ehepaars in Sicherheit bringen. Als das Sondereinsatzkommando (SEK) das Haus stürmte, war von Lüttichau bereits lebensgefährlich verletzt. Er starb noch am Tatort. Der zweite, 13jährige Sohn war zu der Zeit nicht im Haus.
  • Wolff Friedhelm Hannibal (Lebensrune.png 5. Februar 1948 in Bielefeld; Kaufmann)
  • Hubertus Siegfried Hannibal (Lebensrune.png 14. Januar 1953 in Bonn)

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Das letzte Gefecht im Tegernseer Tal, Tegernseer Stimme, 4. Mai 2017
  2. Senins Versagen, Der Spiegel, 27. Juni 1956
  3. Hannibal von Lüttichau-Bärenstein – 70 Jahre, „Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege“, Band 26, Nr. 1, 1985
  4. Siegfried Hannibal Erich Kurt von Lüttichau, Stammbaum, S. 74–75