Sperrle, Hugo
Hugo Sperrle ( 7. Februar 1885 in Ludwigsburg; 2. April 1953 in München) war ein deutscher Offizier der Württembergischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalfeldmarschall der Luftwaffe, Befehlshaber verschiedener Luftflotten und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Abitur trat Hugo Sperrle am 6. Juni 1903 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ (8. Württembergisches) in Straßburg ein und wurde dort am 19. Oktober 1903 zum Leutnant befördert. 1912 wurde er Oberleutnant und im Oktober 1913 zur Kriegsakademie abkommandiert.
Erster Weltkrieg
Im August 1914 wurde Oberleutnant Sperrle zur Feldfliegerabteilung 4 versetzt, wurde zum Flieger ausgebildet und am 28. November 1914 zum Hauptmann befördert. Bei einem Flugzeugabsturz zog er sich 1916 schwere Gesichtsverletzungen zu. Nach Genesung und Führung verschiedener Fliegerabteilungen wurde er Kommandeur der Fliegerbeobachterschule Köln. Als Kommandeur der Flieger der 7. Armee nahm er an den großen Durchbruchsschlachten des Jahres 1918 teil und erwarb hier neben dem Eisernen Kreuz beider Klassen das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern.
Zwischenkriegszeit
Nach dem Krieg war Sperrle zunächst Fliegerkommandeur beim Freikorps „von Lüttwitz“ u. a. während des Kapp-Lüttwitz-Aufstandes, bevor er von der Reichswehr übernommen und als Referent im Wehrkreiskommando V eingesetzt wurde. 1924 wurde er zur Kommandantur Berlin versetzt und 1925 in das Reichswehrministerium. Am 1. Oktober 1926 wurde er zum Major befördert. Es folgten ab 1. Februar 1929 Truppenkommandos beim 14. (Badischen) Infanterieregiment in Konstanz und als Oberstleutnant 1931 beim I.R. 8 in Frankfurt /Oder, dessen Kommandeur er als Oberst am 1. Oktober 1933 wurde.
Der erfahrene Weltkriegsflieger wurde erst Höherer Fliegerführer im Luftkreis II (Berlin) und nach Beförderung zum Generalmajor am 1. Oktober 1935 Befehlshaber des Luftkreises V (München). Am 6. November 1936 übernahm er das Kommando über die „Legion Condor“ (S/88), die zur Unterstützung General Francos im spanischen Bürgerkrieg nach Spanien geschickt wurde. Dem tatkräftigen Einsatz Sperrles war es zu verdanken, daß Tausende katholischer Nonnen, Mönche und Priester vor rotspanischer Verfolgung gerettet werden konnten (Franco und die spanische Kirche haben ihm das gedankt, indem sie ihn nach Kriegsende unterstützten, als er in armseligen Verhältnissen lebte). Als Generalleutnant, ausgezeichnet mit der spanischen „Medalla Militar“ und dem deutschen Spanienkreuz in Gold mit Brillanten kehrte er am 31. Oktober 1937 aus Spanien zurück. Am 1. November 1937 wurde er zum General der Flieger befördert und erhielt das goldene Fliegerabzeichen mit Brillanten. Am 4. Februar 1938 übernahm er das Kommando über die Luftwaffengruppe 3 (München).
Zweiter Weltkrieg
Aus der Luftwaffengruppe wurde die stets im Westen eingesetzte Luftflotte 3. Gemeinsam mit der Luftflotte 2 unter dem General der Flieger Kesselring erkämpfte sie bald die Lufthoheit über dem westlichen Kriegsschauplatz und mit ihren Stukas griff sie wirksam in die Erdkämpfe ein. Die Verleihung des Ritterkreuzes am 18. Mai 1940 und die Beförderung zum Generalfeldmarschall am 19. Juli 1940 waren die offizielle Anerkennung der Leistungen Sperrles.
Beim Unternehmen „Adlerangriff“ verfügten die Luftflotten 2 und 3 über ca. 2.600 Flugzeuge, sie erlitten aber trotz großer Tapferkeit große Verluste, von denen sich die Luftwaffe nie wieder erholen sollte. 1941 wurde das Schwergewicht des Luftwaffeneinsatzes in den Osten verlagert. Sperrle wurde Befehlshaber des Luftwaffenkommandos West, hatte aber nur noch 4 statt wie früher 44 Kampfgruppen zur Verfügung. Bei der alliierten Invasion in der Normandie konnte er gegen die ca. 10.000 Flugzeuge der Feindmächte nur knapp 500 eigene Maschinen einsetzen. Er wurde im September 1944 seines Kommandos enthoben.
Nachkriegszeit
Der sechzigjährige Generalfeldmarschall zog sich nach Süddeutschland zurück, wo er am 7. Mai 1945 von VS-amerikanischer Militärpolizei verhaftet und in ein Kriegsgefangenenlager gebracht wurde. Im sog. „Generalsprozeß“ wurde er mit anderen vor dem Internationalen Militärtribunal angeklagt, aber auf Grund von Aussagen eines britischen Fliegergenerals freigesprochen. 1949 mußte er sich noch einem Entnazifizierungsverfahren stellen, wurde auch hier als „nicht belastet“ freigesprochen.
Tod
Nach einer schweren Operation verstarb Generalfeldmarschall Hugo Sperrle am 3. April 1953 und wurde in aller Stille beigesetzt.
Beförderungen
- Eintritt in die Armee als Fahnenjunker (6. Juli 1903)
- Fähnrich (25. Februar 1904)
- Leutnant (18. Oktober 1904)
- Oberleutnant (18. Oktober 1912)
- Hauptmann (28. November 1914)
- Major (1. Oktober 1926)
- Oberstleutnant (1. Februar 1931)
- Oberst (1. August 1933)
- Generalmajor (1. Oktober 1935)
- Generalleutnant (1. April 1937)
- General der Flieger (1. November 1937)
- Generalfeldmarschall (19. Juli 1940)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[2]
- Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen mit Eichenlaub und Schwertern[2] am 18. Mai 1915
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern[2] am 31. März 1917
- Preußisches Militär-Flugzeugführer-Abzeichen[2]
- Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens am 21. Juni 1915[2]
- Ritterkreuz, I. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern[2]
- Reußisches Ehrenkreuz, III. Klasse mit Schwertern[2]
- Preußisches Flieger-Erinnerungs-Abzeichen
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Medalla de la Campaña
- Spanisches Kriegskreuz
- Flugzeugführerabzeichen für Angehörige der Legion Condor
- Medalla Militar Individual de España con Diamantes
- Militär-Verdienstorden (Spanien), IV. Klasse (Großkreuz) in Weiß
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten am 19. November 1937[3]
- Spanienkreuz in Gold mit Brillanten am 4. Juni 1939[4]
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 17. Mai 1940[5] als General der Flieger und Chef der Luftflotte 3
Eidesstattliche Versicherung
General der Flieger a. D. Stefan Fröhlich in seiner Aussage zu Generalfeldmarschall Hugo Sperrle:
Literatur
- Hugo Sperrle: Ein Leben für die Pflicht (Leseprobe)
- Prominente ohne Maske, FZ-Verlag 1986, ISBN 3924309019
Verweis
Fußnoten
- Geboren 1885
- Gestorben 1953
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Generalfeldmarschall (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Deutscher Luftfahrzeugführer
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Oberst (Reichswehr)
- Hauptmann (Württemberg)
- Militärperson der Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)
- Kommandeur des 8. (Preußisches) Infanterie-Regiments (Reichswehr)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Württembergischen Militärverdienstordens
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter)
- Träger des Friedrichs-Ordens (Ritter)
- Person (Legion Condor)
- Träger des Reußischen Ehrenkreuzes
- Kriegsgefangener