Warlimont, Walter
Walter Eduard Josef Warlimont ( 3. Oktober 1894 in Osnabrück; 9. Oktober 1976 in Kreuth am Tegernsee, Oberbayern) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr, der Legion Condor und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie und Inhaber des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- Februar 1913 Abitur am Humanistischen Gymnasium Osnabrück
- 17.2.1913 Eintritt in das Niedersächsische Fußartillerie-Regiment Nr. 10, Straßburg
- August 1913 bis Mai 1914 zur Kriegsschule Danzig kommandiert
- 21.1.1916 stellvertretender Abteilungs-Adjutant im Niedersächsischen Fußartillerie-Regiment Nr. 10
- 24.3.1916 Abteilungs-Adjutant im Niedersächsischen Fußartillerie-Regiment Nr. 10
- 9.7.1916 Regiments-Adjutant des Niedersächsischen Fußartillerie-Regiments Nr. 10
- 27.2.1917 Adjutant des Artillerie-Kommandeurs der 239. Infanterie-Division
- 2.8.1917 Batterieführer
- 1919 im Freiwilligen Landesjägerkorps (Maercker)
- 9.7.1919 Ordonnanzoffizier im Stab des Kommandeurs des leichten Reichswehr-Artillerie-Regiments 16 der Reichswehr-Brigade 16, Weimar, der Vorläufigen Reichswehr
- 17.12.1919 Abteilungs-Adjutant im leichten Reichswehr-Artillerie-Regiment 16
- 1.5.1920 in das leichte Reichswehr-Artillerie-Regiment 10 der Reichswehr-Brigade 10, Hannover, der Vorläufigen Reichswehr versetzt
- 1.1.1921 in das 6. (Preußische) Artillerie-Regiment, Minden/Westfalen, versetzt
- 1.10.1921 Batterieoffizier in der I. Abteilung des 6. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Münster
- 1.10.1922 im Stab der Kommandantur von München, zur Führergehilfen-Ausbildung kommandiert
- 1.10.1923 im Stab der 6. Division, Münster
- 1924 in der 2. Batterie des 6. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Münster
- 1.5.1925 in der 8. Batterie des 6. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Hannover
- 1.10.1925 Referent in der Abteilung T 2 (Heeresorganisation/Truppenamt), Berlin
- 1.10.1926 nach 3monatigem Sprachurlaub in England als Hauptmann in den Generalstab versetzt
- 2. Adjutant beim Chef des Truppenamts, Werner von Blomberg; in der Wehrwirtschaftlichen Abteilung; vorübergehend in der Abteilung Fremde Heere des Reichswehrministeriums
- 1.10.1926 Etatstelle: 1. Eskadron des 2. (Preußischen) Reiter-Regiments, Lyck/Ostpreußen
- 1.10.1927 Etatstelle: 6. (Preußisches) Artillerie-Regiment
- 1.10.1926 Etatstelle: 1. (Preußisches) Artillerie-Regiment, Königsberg
- 1928 Chef der 9. Batterie des 6. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Wolfenbüttel
- 1.10.1928 im Heereswaffenamt (Berlin)
- 1.2.1929 Chef der 5. Batterie des 1. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Königsberg
- 1.5.1929 bis Mai 1930 zum Studium von Generaloberst Wilhelm Heye, dem Chef der Heeresleitung, in die USA kommandiert, um dort die wirtschaftliche Mobilmachung des US-amerikanischen Heeres zu studieren
- 1.10.1930 Chef der 7. Batterie des 1. (Preußischen) Artillerie-Regiments, Allenstein/Ostpreußen
- 1.4.1933 Gruppenleiter in der Wirtschafts-Abteilung des Heeres-Waffen-Amtes, Berlin
- 1934 bis 1939 mehrere Sprach- und Bildungsreisen nach Belgien, Holland, Frankreich und (zum zweiten Male) England
- 10.7.1934 Leiter der Wirtschafts-Abteilung des Heeres-Waffen-Amtes, Berlin
- 1.6.1935 Chef der Wehrwirtschaftlichen Abteilung des Wehrmachtsamtes, Berlin
- 31.8.1936 bis 6.11.1936 Bevollmächtigter des Reichskriegsministers bei General Franco in National-Spanien, zugleich nominell Befehlshaber der deutschen Militärmission (Legion Condor) in Spanien
- 3.12.1936 Rückflug nach Deutschland
- 8.12.1936 Chef der II. Abteilung des Artillerie-Regiments 34, Trier
- 1937 bereitet im Wehrmachtsamt des Reichskriegsministeriums einen Bericht vor, der die Reorganisation der Wehrmacht unter einem Führungsstab und einem Oberkommandierenden fordert; bildet damit die Grundlage für die Errichtung des OKW.
- 12.10.1937 Kommandeur des Artillerie-Regiments 26, Düsseldorf
- März 1938 im OKW/Abteilung L unter Oberst i. G. Alfred Jodl
- 10.11.1938 bis 22.8.1939 mit der Führung der Geschäfte des Chefs des Wehrmachtführungsamts im OKW beauftragt (für Alfred Jodl bis zu dessen Rückkehr); zu seinen bekanntesten Mitarbeitern gehörte Oberstleutnant Bernhard von Loßberg.
- 10.11.1938 bis 8.8.1940 zugleich Chef der Abteilung Landesverteidigung bzw. Chef der Abteilung „L“ (Chef L) im OKW
- Dezember 1939 Inspektionsreise in den Westen
- 8.8.1940 bis 31.12.1941 nach Umbenennung in Wehrmachtführungsstab jetzt: Chef OKW/WFSt, Abt. L
- 21.2.1941 regt die „Herausgabe von Richtlinien für Verhalten der Truppe gegen die Bolschewisten“ an
- März 1941 wird vom OKW beauftragt, beim Führer Weisungen zum geplanten Einsatz der Einsatzkommandos im kommenden Ostfeldzug zu erwirken
- 6.6.1941 unterzeichnet im Auftrag des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht den „Kommissar-Befehl“
- 14.12.1941 Stellvertretender Chef des Wehrmachtführungsamts (WFA)
- 1.1.1942 bis 6.9.1944 Stellvertretender Chef des Wehrmachtführungsstabs (WFSt)
- als Leiter des gesamten Stabes für Alfred Jodl von „unersetzlichem Wert“. Jodls Gesamturteil: „überragend“. Durch „Führerbefehl an Stellung gebunden“ (also auch bei Hitler hochgeschätzt)
- Mai 1942 Inspektionsreise zum Balkan
- 3.11.1942 bis 5.11.1942 vorübergehend durch Hitler (wegen dessen Streit mit Jodl, zu dem Warlimont treu stand) seines Amtes enthoben und durch Horst Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels ersetzt. Er kehrte kurze Zeit später nach erfolgreicher Fürsprache des Chefadjutanten beim Führer, Rudolf Schmundt, zu seiner Dienststelle zurück.
- Ab der Jahreswende 1941/42 glaubte der mittlerweile zum General der Artillerie beförderte Alfred Jodl nicht mehr an einen vollständigen Sieg. Er erkannte die Gefahr und drängte auf eine Verkürzung der Ostfront, denn, so seine Meinung, hatte der Führer den Fehler gemacht, die deutschen Kräfte zu überschätzen und nahm zuviel Einfluß auf die beanspruchte Gesamtkriegsführung. Zwischen Hitler und dem Chef des Wehrmachtführungsstabes Jodl kam es somit im Herbst 1942 zu schweren Auseinandersetzungen über operative Fragen. Hitler wollte ihn durch Friedrich Paulus ablösen lassen. Auch Jodl bemühte sich im Herbst 1942 mehrmals vergeblich um ein Frontkommando. Zusätzlich zu diesem Geschehen: Am 3.11.1942 traf im Führerhauptquartier ein Fernschreiben von Erwin Rommel ein, das vom diensttuenden Offizier der Operationsabteilung, Major i. G. Bogislaw von Bonin, nicht sofort weitergeleitet wurde, da er es nicht als wesentlich neu bezeichnete. Hitler fühlte sich irrtümlich nicht ausreichend über den bereits besprochenen und genehmigten Rückzug der Deutsch-Italienischen Panzerarmee informiert, war aufs äußerste empört und ließ den Major von Bonin (wenn auch nur für kurze Zeit) in den Mannschaftsstand degradieren. Später ließ er Warlimont durch Wilhelm Keitel mitteilen, daß er von seiner Stellung enthoben war. Am 5.11.1942 machte Hitler die Amtsenthebung Warlimonts rückgängig, weil sich kein gleichwertiger Ersatzmann hatte finden lassen und weil er zur Einsicht gelangte, daß Warlimont kein Verschulden am Versäumnis des 3. November anzulasten war.
- Warlimont trat einen Kurzurlaub am Tegernsee an.
- März 1943 Inspektionsreise nach Rom
- Mai 1943 zweite Inspektionsreise nach Rom
- Januar 1944 zweite Inspektionsreise auf dem Balkan
- 20.7.1944 in der Baracke der Wolfsschanze vom Attentat auf Hitler am Arm leicht verletzt, blieb zunächst im Dienst
- Anfang August 1944 besuchte Warlimont anläßlich der Invasion in der Normandie als Hitlers Emissär die Deutsche Westfront nach dem Scheitern des Gegenangriffs bei Mortain.
- Nachdem er aus der Normandie zurückgekehrt war, setzen Gleichgewichtsstörungen eingesetzt, die seine Bewegungs- und Arbeitsfähigkeit täglich mehr beeinträchtigen. Ärztliche Untersuchungen und ein neurologisches Gutachten ergeben Dauerschwindel im Gefolge von Knall- und Schleudertrauma in Verbindung mit nicht beachteter Gehirnerschütterung, die er sich beim Attentat zuzog.
- 14.8.1944 das Heerespersonalamt beantragt bei Keitel die Ablösung Warlimonts
- 6.9.1944 Krankheitsurlaub und Ausscheiden aus dem Dienst
- 15.11.1944 Führerreserve des OKW (HPA)
- Übersiedelt zur Familie nach Dürnbach-Finsternwald am Tegernsee.
- Mai 1945 von den US-amerikanischen Invasoren in seinem Haus in Dürnbach gefangengenommen. Im alliierten Kriegsgefangenenlager Camp Ashcan im Palace Hotel im luxemburgischen Bad Mondorf festgesetzt.
- November 1945 in Nürnberg interniert
- 5.2. bis 28.10.1948 OKW-Prozeß vor dem Nürnberger Tribunal
- in dem Schauprozeß wurde Warlimont gemäß Punkt II (Kriegsverbrechen gegen feindliche Kriegführende) und Punkt III (Kriegsverbrechen gegen Zivilpersonen) für schuldig gefunden und am 28. Oktober 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt. Man brachte ihn, zusammen mit anderen Verurteilten, in das Gefängnis in Landsberg/Lech.
- 31.1.1951 mit 88 anderen Kriegsgefangenen begnadigt; seine Strafe wurde auf 18 Jahre herabgesetzt.
- November 1952 Ein Verfahren vor der Spruchkammer München wurde eingestellt.
- 9.6.1954 nach Rottach-Egern zu seiner Familie entlassen
In der Nachkriegszeit war er auch in der britischen Fernseh-Dokumentarserie „Die Welt im Krieg“ zu sehen, wo er seine Interviews in perfektem Englisch gab. Er führte, wie zum Beispiel auch Franz Halder und Albert Speer, eine umfassende Korrespondenz mit Historikern und Fachjournalisten und war immer bereit, Auskünfte zu erteilen.
Familie
Walter war der Sohn des Verlagsbuchhändlers und Antiquars Louis Warlimont ( 24. September 1857; 24. Februar 1923) und dessen Frau Anna, geb. Rinck ( Oktober 1860; 30. Mai 1931). Er hatte zumindest zwei Geschwister, Bruder Eduard (1893–1916) und Bruder Paul (1896–1975).
Ehen
Am 9. Juli 1920 heiratete Oberleutnant Warlimont seine Verlobte Brigitte Zielke, aus der Ehe ist eine Tochter entsprossen ( 1921). Die Ehe wurde am 15. Januar 1923 geschieden und am 19. November 1923 gerichtlich für nichtig erklärt.
In zweiter Ehe heiratete Rittmeister Warlimont am 23. März 1927 Anita Freiin von Kleydorff (1899–1987), Tochter des Opernsängers Marian Eberhard Franz Emil von Kleydorff (Bühnenname: Franz Egenieff) und der deutschstämmigen US-Amerikanerin Paula Busch, einer Nichte des deutschamerikanischen Bierbrauers und Multimillionärs Adolphus Busch (1839–1913). Aus dieser Ehe sind zwei Töchter ( 1927 und 1929) und ein Sohn ( 1933) entsprossen.
Beförderungen
- 17.2.1913 Fahnenjunker
- 19.6.1914 Leutnant mit Patent vom 23.6.1912
- 16.9.1917 Oberleutnant
- 1.7.1922 neues RDA vom 16.9.1917 erhalten
- 1.5.1925 Hauptmann
- 1.10.1926 umernannt zum Rittmeister
- 1.10.1927 umernannt zum Hauptmann
- 1.2.1933 Major
- 1.8.1935 Oberstleutnant
- 1.2.1938 Oberst
- 6.1.1939 neues RDA vom 1.1.1938 erhalten
- 15.7.1939 neues RDA vom 1.10.1937 erhalten
- 1.8.1940 Generalmajor
- 8.4.1942 Generalleutnant mit RDA vom 1.4.1942
- 1.4.1944 General der Artillerie
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Militärverdienstkreuz (Österreich), III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Spanische Feldzugsmedaille
- Militär-Verdienstorden (Spanien), II. oder III. Klasse in Weiß (ggf. auch Rot)
- Spanienkreuz in Bronze mit Schwertern
- Dienstauszeichnung der Wehrmacht
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 30.9.1939
- Spange zum EK I am 30.4.1940
- Imperialer Orden vom Joch und den Pfeilen, Kommandeurkreuz am 20. März 1941 mit gleichzeitiger Ernennung zum „Ritter“
- Finnisches Freiheitskreuz, I. Klasse mit Schwertern am 25. März 1942
- Militärorden „Michael der Tapfere“, III. Klasse am 23. Dezember 1943
- Verwundeten-Abzeichen „20. Juli 1944“ in Schwarz
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern am 15. Februar 1945 als General der Artillerie und stellvertretender Chef des Wehrmachtführungsstabes im OKW
Schriften
- Einsatz der staatlichen Gewalten in die Führung des totalen Krieges. In: Militärwissenschaftliche Rundschau. Heft 3, 1936
- Das Deutsche Heer von 1920–1945, Generalsdenkschrift, 19. November 1945 (zusammen mit Walther von Brauchitsch, Erich von Manstein, Franz Halder und Siegfried Westphal)
- Im Hauptquartier der Wehrmacht 1939–1945, Bonn 1962 (2. Auflage, Frankfurt am Main 1964; 3. Auflage, München 1978)
- Inside Hitler's Headquarters 1939–1945, englischsprachige Ausgabe, London 1964 (US-amerikanische Auflagen u. a. New York 1965 und Novato, Kalifornien 1994)
- En el cuartel general de Hitler, spanischsprachige Ausgabe, Barcelona 1967
- Cinq ans au GQG de Hitler, Le Grand Livre du Mois, französischsprachige Ausgabe, Paris 2016
- General der Flieger Hellmuth Felmy und General der Artillerie Walter Warlimont: The Cossack Corps, US Army Historical Division, Hailer Publishing, 2007[1]
Verweise
- Warlimont, Walter, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1894
- Gestorben 1976
- Deutscher General der Artillerie
- Major (Reichswehr)
- Militärperson (Oberkommando der Wehrmacht)
- General der Artillerie (Heer der Wehrmacht)
- Person (Legion Condor)
- Leutnant (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes
- Träger des Militärordens „Michael der Tapfere“
- Träger des Finnischen Ordens des Freiheitskreuzes
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Kriegsgefangener